Insulinresistenz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Ursachen einer Insulinresistenz sind sehr komplex. Insulin ist ein sogenanntes Peptidhormon. Ist dessen Wirkung – aus welchen Gründen auch immer – in den peripheren Geweben stark reduziert oder gar komplett aufgehoben, spricht man in medizinischen Kreisen von einer Insulinresistenz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Insulinresistenz?

Um die Ursachen der Insulinresistenz, in spezifischen Fachkreisen auch als metabolisches Syndrom bezeichnet, nachvollziehen zu können, muss man sich als Laie weit in die Funktion und Aufgaben des Insulins und seinen Mit- und Gegenspieler hineinlesen.

Die Eigenschaft an sich, an solch einer Insulinresistenz zu erkranken, liegt laut der medizinischen Forschung vermutlich in einer genetischen Veranlagung, diese im Laufe des Lebens zu erlangen. Hauptsächlich soll demnach also eine genetische Disposition ursächlich für die Insulinresistenz sein.

Die Insulinresistenz ist eine Folgeerkrankung des metabolischen Syndroms.

Ursachen

Eine Insulinresistenz taucht nie als eigenständigen Erkrankung auf, sondern vielmehr als Begleitsyndrom einer oder mehrerer anderer komplizierten Krankheiten. Am Bekanntesten dürfte die Insulinresistenz im Zusammenhang mit der Volkskrankheit Diabetes, auch Zuckerkrankheit genannt, sein.

Insulinresistenzen verschiedener Genese lassen sich diagnostizieren bei vorhandenen Insulinrezeptoren erkennen, die entweder in ihrer Struktur oder Funktion einen Defekt aufweisen. Ein Beispiel hierfür ist wenn die Phosphorylierung der Tyrosinkinase vermindert ist.

Auch bei Insulinrezeptoren, die eine verminderte zelluläre Expression aufweisen, aber auch wenn der Organismus Autoantikörper gegen Insulin bildet oder verstärkt Insulin abbaut. Nicht selten führt eine Kumulation mehrerer ursächlicher Faktoren in ihrer Gesamtheit zur Diagnose Insulinresistenz.

Auch wenn eine genetische Disposition für die Erlangung einer Insulinresistenz vorhanden ist, taucht diese nicht schon zwangsweise mit der Geburt auf. Meist wird sie erst im Laufe des Lebens, wenn nach Ursachen bestimmter Symptome geforscht wird, entdeckt und nicht selten ist sie ein Zufallsbefund im Rahmen einer Diagnostik.

Diagnose und Verlauf

Den Hauptverdacht einer vorliegenden Insulinresistenz liefert ein Blutbild, indem erhöhte Insulinwerte, auch Hyperinsulinämie genannt, nachweisbar sind. Diese Hyperinsulinämie ist der Wegbereiter für die Entstehung des sogenannten metabolischen Syndroms. Hinzu kommt der Umstand, dass das Peptidhormon Insulin aus irgendeinem Grund nur vermindert seine Wirkung entfaltet, was den Regelkreis der Metabolisierung empfindlich herabsetzt und stört. Konsequenz hieraus ist zunächst eine als pathologisch zu bezeichnende Glukosetoleranz.

Nimmt die Insulinresistenz aus Unwissen über ihr Vorhandensein oder aus Gründen der Nicht- oder Fehlbehandlung weiter zu, entwickelt sich ein Diabetes mellitus des Typ 2, was durch die Schädigung der maximal stimulierten Betazellen weiter begünstigt wird. Patienten leiden meist unter einer abdominalen Fettvermehrung und das Blutbild weist neben der Erhöhung von Insulinwerten auch erhöhte Triglyceride und eine verminderte HDL-Fraktion auf. Ebenso lassen sich ein erhöhter systemarterieller Blutdruck und ein erhöhter Nüchternblutzucker feststellen.

Komplikationen

In der Regel wirkt sich eine Insulinresistenz sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus und kann diese deutlich verringern. Komplikationen treten dabei vor allem dann auf, wenn die Krankheit nicht behandelt wird und über einen längeren Zeitraum besteht. Die Betroffenen leiden dabei oft an einer staken Müdigkeit und Abgeschlagenheit, die dabei nicht durch Schlaf ausgeglichen werden kann. Vor allem bei Kindern können diese Beschwerden auch zu einer deutlich verzögerten Entwicklung führen. Weiterhin kommt es durch die Insulinresistenz auch zu einer Fettleibigkeit, die sich negativ auf die Gesundheit des Patienten auswirken kann. Dadurch wird eventuell auch die Lebenserwartung des Betroffenen verringert.

In den meisten Fällen kommt es durch die Insulinresistenz auch zu einem Muskelschwund und damit zu Schmerzen bei Bewegungen oder bei sportlichen Betätigungen. In der Regel kann die Insulinresistenz relativ einfach und ohne Komplikationen durch eine passende Diät behandelt werden. Damit werden die meisten Beschwerden eingeschränkt und verringert. Eventuell sind die Betroffenen auch auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen. In der Regel treten bei einer erfolgreichen Behandlung dieser Krankheit keine besonderen Komplikationen auf.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der Insulinresistenz hängt von ihrer Ursache und der Stärke, sowie deren Konsequenzen ab. Noch ist eine kausale Therapie der Insulinresistenz mit Allgemeingültigkeit nicht gegeben, da dieses Gebiet noch nicht gänzlich erforscht ist. Jedoch können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um das Ausmaß und die Symptome des metabolischen Syndroms deutlich zu mindern. Jedoch finden auch diese Maßnahmen keine allgemeine Gültigkeit bzw, gibt es aufgrund der noch fraglichen Genese der genetischen Disposition keine Garantie für Wirksamkeit bei jedem betroffenen Patienten. Um mehr Glucose in die Zellen zu schleusen, empfiehlt sich eine vermehrte körperliche Bewegung.

Bewegung ist indes überhaupt gesund für den Organismus, weil durch eine vermehrte Sauerstoffaufnahme auch das Gewebe deutlich besser durchblutet und mit Sauerstoff versorgt wird. Wer sich viel bewegt, fördert dabei eine weitere Maßnahme zur Verringerung der Konsequenzen des Metabolischen Syndroms: Bewegung fördert die Fettverbrennung und damit die Gewichtsreduzierung. Dies gilt vor allem dann, wenn bei betroffenen Patientinnen eine Infertilität aufgrund einer Insulinresistenz im Rahmen eines diagnostizierten „Polyzystischen Ovarial Syndroms“ festgestellt wurde. Die Gewichtsreduktion kann hier positiv dazu beitragen wieder einen für das Eintreten einer Schwangerschaft nötigen regelmäßigen Zyklus mit nachweisbaren Ovulationen, beizuführen.

Auch hier können unterstützend, wie bei allen an Insulinresistenz leidenden Patienten auch, Insulinsensitizer eingesetzt werden. Diese gehören zu den oralen Antidiabetika und sind u.a. unter den Namen Metformin und Glucophage bekannt. Auch wenn die Wirksamkeit im Rahmen der Behandlung des PCOS bei Frauen immer mehr wissenschaftlich belegt wird, geschieht die Therapie hier mit diesen Antidiabetika noch „off label use“, dies bedeutet, diese Therapieform wurde bislang noch nicht anerkannt, was zu Streitfällen bezüglich der Kostenerstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen führt. Denn eine Frau, die an PCOS leidet, ist keinesfalls automatisch an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt, für dessen erfolgreiche Therapie jedoch die Antidiabetika entwickelt wurden.


Vorbeugung

Menschen, die genetisch bedingt zu einer Insulinresistenz neigen, werden diese vermutlich im Laufe des Lebens auch zu spüren bekommen. Einen allgemeingültigen Schutz gibt es nicht, jedoch kann man vor Manifestierung der Auswirkungen seinen Teil dazu beitragen, diese in einem erträglichen Rahmen zu halten und eventuell erst gar nicht zu einer medikamentösen Behandlungswürdigkeit kommen zu lassen.

Eine gesunde Lebensführung mit ausgewogenen Mahlzeiten, regelmäßiger Bewegung, genügend Schlaf, Reduktion von Genussmitteln die der Körper nicht zwangsweise benötigt, Stressabbau und eine regelmäßige medizinische Kontrolle beim Arzt des Vertrauens helfen dabei, eine Insulinresistenz zu verhindern oder ihre Auswirkungen zu mildern.

Die Faktoren, die zum metabolischen Syndrom führen, bergen auch eine ganze Reihe an Gefahren in sich, an anderen, ernsthaften Leiden zu erkranken. Durchblutungsstörungen in den Gliedmaßen ist vermutlich – wenn auch unangenehm – noch ein harmloses Beispiel. Aber auch hier ist eine Steigerung bis hin zu Herzinfarkt oder Schlaganfall möglich.

Im Grunde kann aus evolutionstechnischen Gründen jeder Mensch an einer Insulinresistenz und somit an einem metabolischen Syndrom erkranken, daher empfiehlt sich eine gesunde Lebensweise nicht nur für jene Menschen, bei denen die genetische Disposition dafür ersichtlich ist, sondern auch für jeden anderen Menschen, und zwar am besten schon von Kindesbeinen an

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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