Schmerztherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. Dezember 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Schmerztherapie umfasst verschiedene Behandlungsmaßnahmen, die zur Bekämpfung von schmerzhaften Beschwerden dienen. Dazu gehören in erster Linie chronische Schmerzen.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Schmerztherapie: Reizstrom (Elektrotherapie) wird häufig zur Schmerzlinderung eingesetzt.

Schmerzen zählen zu den am häufigsten vorkommenden Beschwerden des Menschen. Sie können sowohl einen akuten als auch einen chronischen Verlauf nehmen. Dabei gilt der akute Schmerz als Alarmsignal, um auf Erkrankungen oder Verletzungen hinzuweisen. Bei chronischen Schmerzen erfüllt der Schmerz jedoch seine biologische Funktion nicht mehr und bedarf einer speziellen Schmerztherapie, die sich über mehrere medizinische Ressorts erstrecken kann.

Funktion, Anwendung und Ziele

Die Ziele der Schmerztherapie bestehen in der Verminderung oder Linderung von Schmerzen aller Art. Dabei stehen die Dauer, die Häufigkeit sowie die Intensität der Beschwerden im Vordergrund.

Bei chronischen Schmerzen ist das Erreichen einer völligen Schmerzfreiheit allerdings nicht immer möglich. In solchen Fällen dient die Schmerzbehandlung dazu, dem Patienten Wege aufzuzeigen, mit dem Schmerz richtig umzugehen. Außerdem werden die Betroffenen zum Ausschöpfen ihrer Ressourcen angeregt, um ihre Lebensqualität steigern zu können.

Ein weiteres wichtiges Ziel der Schmerztherapie ist die körperliche Mobilisation des Patienten. So besteht das Risiko, dass sich durch das Einnehmen von Schonhaltungen oder Passivität die Schmerzen noch verschlimmern.

Von Bedeutung sind ferner die emotionalen, sozialen und beruflichen Aspekte. So leiden zahlreiche Schmerzpatienten zusätzlich unter psychischen Belastungen, die die Schmerzen mitunter noch verstärken können. Daher ist es oft hilfreich, die Schmerzbehandlung durch eine Psychotherapie zu unterstützen. Kommt es zu wiederholten Schmerzanfällen, erlernt der Betroffene, deren auslösende Momente zu beeinflussen.


Die Behandlung von Schmerzen erfolgt durch unterschiedliche Therapiemaßnahmen. Diese umfassen:

Die Medikamententherapie

Zu den wichtigsten Behandlungsmaßnahmen der Schmerztherapie gehört die Gabe von schmerzstillenden Analgetika. Diese Schmerzmittel sind in der Lage, Einfluss auf das Schmerzempfinden zu nehmen. Sie stehen in Form von Tabletten, Infusionen, Spritzen, Tropfen oder Pflastern zur Verfügung. Eine wichtige Rolle für den Erfolg dieser Präparate spielt die passende Dosis, die weder zu hoch, noch zu niedrig ausfallen darf. Besonders verbreitet sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac, Ibuprofen, Paracetamol, Metamizol oder Indometazin. Sie entfalten sowohl schmerzlindernde als auch entzündungshemmende Effekte.

Nehmen die Schmerzen einen stärkeren Verlauf, ist auch die Gabe von intensiver wirkenden Opioiden möglich. Die Grundlage der Opioid-Analgetika beruht auf Prototypen wie Fentanyl, Methadon und Morphin. Dabei gilt es zwischen schwächer wirkenden Opioiden wie Codein, Tilidin und Tramadol sowie stärker wirkenden Mitteln wie Fentanyl, Remifentanil, Sufentanil, Hydrocodon, Pethidin und Morphin zu unterscheiden.

Die Weltgesundheitsorganisation teilt die Schmerztherapie mit Medikamenten in drei Stufen ein. In Stufe 1 werden nicht-opioide Analgetika verabreicht, die sich auch mit Adjuvanzien ergänzen lassen. Reicht deren Wirksamkeit nicht aus, folgt Stufe 2, in deren Rahmen schwache Opioide dargereicht werden. Dabei ist eine Kombination mit nicht-opioiden Schmerzmitteln möglich. In Stufe 3 erfolgt die Gabe von starken Opioiden.

Anästhesie

Eine besondere Rolle nimmt die Anästhesie in der Schmerztherapie ein. Sie dient ausschließlich zur Behandlung von akuten Schmerzzuständen und gelangt nur über einen kurzen Zeitraum zur Anwendung. Sie wird in Krankenhäusern in der Regel von einem spezialisierten Anästhesisten vorgenommen und erfolgt vor einem diagnostischen oder chirurgischen Eingriff wie einer Operation.

Die Medizin unterscheidet zwischen einer örtlichen Anästhesie sowie einer Allgemeinanästhesie (Vollnarkose). Für eine Lokalanästhesie kommen lokalanästhetische Wirkstoffe wie Bupivacain, Lidocain, Ropivacain oder Mepivacain zum Einsatz. Sie verfügen über die Eigenschaft, das Entstehen oder Weiterleiten von Schmerzreizen zu hemmen. Dabei findet eine Blockade der vegetativen, sensiblen und motorischen Nerven statt.

Zur Anwendung gelangt die Lokalanästhesie als Infiltrationsanästhesie, Oberflächenanästhesie für Wunden und Schleimhaut, Leitungsanästhesie zum Umspritzen von peripheren Nerven oder als Rückenmarksanästhesie. Um sehr schwere Schmerzen im Rahmen einer Operation oder eines Verbandwechsels kurzfristig zu umgehen, wird eine Vollnarkose verabreicht.

Physiotherapie

Unter dem Begriff Physiotherapie werden physikalische Maßnahmen zusammengefasst, die sich positiv auf die sensiblen Nerven von Hautarealen auswirken. Aber auch sensible Reize der Skelettmuskulatur, Knochenhaut oder des Bindegewebes lassen sich mit der Physiotherapie behandeln, sodass sie sich schmerzlindernd auswirken.

Eine bewährte physiotherapeutische Behandlung stellt die Massage dar. So entspannt sie die Muskeln und verbessert die Durchblutung, wodurch die Schmerzen abnehmen. Teil der Physiotherapie sind außerdem Wärme- und Kälteanwendungen wie die Thermotherapie und Kryotherapie. So hilft Wärme u. a. bei muskulären Verspannungen und chronischen Entzündungen, während sich Kälte zur Behandlung von akuten Verletzungen und Entzündungen eignet.

Die Muskeln lassen sich auch mit einer Elektrotherapie reizen. Dabei wird durch den Fluss von elektrischem Strom durch die Reflexbögen eine Schmerzlinderung der inneren Organe erzielt. Das Verfahren eignet sich zur Behandlung von schmerzhaften Beschwerden wie Sportverletzungen, Arthrosen, Störungen der Durchblutung, Frakturschmerzen, Nervenschmerzen, Myalgien oder Wirbelsäulen-Syndromen.

Akupunktur

Bei der Akupunktur handelt es sich um einen Teilbereich der Traditionellen Chinesischen Medizin. Dabei wird davon ausgegangen, dass unterschiedliche Meridiane (Längsbahnen) von der Lebensenergie des Körpers durchzogen werden und die Körperfunktionen beeinflussen. Kommt es zu Störungen des Energieflusses, machen sich diese durch Beschwerden wie Schmerzen bemerkbar. Die Akupunktur geht gegen diese Gesundheitsprobleme vor, indem sie spezielle Akupunkturpunkte, die sich auf den Meridianen befinden, reizt. Ausgeführt wird die Behandlung durch Nadelstiche oder Vibration. Ähnlich funktioniert die Akupressur, bei der der Therapeut Druck auf die Akupressurpunkte ausübt.

Wissenschaftlich anerkannt ist die Akupunktur nicht, da es keine Beweise für Meridiane, Akupunkturpunkte und Lebensenergien gibt. Daher ist die Akupunktur als Behandlungsverfahren gegen Schmerzen unter Ärzten umstritten.

Multimodale Schmerztherapie

Von einer multimodalen Schmerztherapie ist die Rede, wenn die Behandlung der Schmerzbeschwerden kombiniert durch wenigstens zwei unterschiedliche Fachgebiete der Medizin erfolgt. Sie richtet sich gegen chronische Schmerzen wie Leiden der Wirbelsäule oder Tumore. Bei einer der unterschiedlichen medizinischen Disziplinen muss es sich um eine psychologische, psychosomatische oder psychiatrische Fachrichtung handeln.

Die multimodale Schmerztherapie dauert mindestens sieben Tage und richtet sich nach einem ärztlichen Behandlungsplan. So zählt sie zu den biopsychosozialen Therapieformen. Die einzelnen Behandlungen der unterschiedlichen Fachrichtungen werden miteinander sinnvoll verbunden. Daran beteiligt sind Ärzte, Psychotherapeuten, Pflegekräfte und Physiotherapeuten aus den verschiedenen Ressorts. Es finden regelmäßige Besprechungen des interdisziplinären Behandlungsteams statt, die den Verlauf der Behandlung dokumentieren und kontrollieren.

Psychotherapie

Schmerzhafte Erkrankungen wirken sich oftmals auch negativ auf die Psyche aus. Darunter leidet häufig das Selbstwertgefühl der Betroffenen, was sich durch eine Zunahme an Druck und Stress bemerkbar macht. Infolgedessen verstärken sich die Schmerzen oft noch. Nicht selten reagieren die Patienten aggressiv oder ängstlich.

Die Psychotherapie umfasst u. a. eine Schmerzbewältigungstherapie, die zur Verhaltenstherapie gehört. Sie hilft den Erkrankten dabei, besser mit dem Schmerz umzugehen, indem sie erlernen, welche Verhaltensweisen sich verstärkend auf den Schmerz auswirken und welche eher lindernd wirken.

Eine bedeutende Rolle spielen Entspannungsmethoden, da der Schmerz durch Entspannung abnimmt. Bewährte Verfahren sind das autogene Training, die progressive Muskelentspannung sowie Hypnose bzw. Selbsthypnose.

Ebenfalls zu den schmerzlindernden Methoden der Psychotherapie zählen achtsamkeitsbasierte Verfahren, die dabei helfen, den Schmerz zu akzeptieren, sowie die kognitive Therapie, in deren Rahmen der Patient Gedanken erkennt, die den Schmerz fördern und sie durch hilfreichere Gedanken ersetzt.

Neurochirurgie

Zu den letzten Mitteln der Schmerztherapie zählt die Neurochirurgie. Sie kommt erst dann zum Einsatz, wenn alle anderen Methoden nicht zur Besserung der Schmerzen führen. Sie umfasst operative Maßnahmen wie die Chordotomie, in deren Rahmen die Schmerzbahnen, die sich zwischen Thalamus und Rückenmark befinden, chirurgisch durchtrennt werden.

Ein weiteres Verfahren ist die Koagulation des Ganglion Gasseri. Dabei handelt es sich um einen Hirnnerv, der das Gesicht sensibel versorgt. Bei einer Trigeminusneuralgie wird einer der Äste des Nervs durchtrennt.

Wer übernimmt die Kosten?

Die Kosten für eine Schmerztherapie werden in der Regel von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen.

Komplikationen und Nebenwirkungen

Manche Schmerzbehandlungen haben das Risiko, unerwünschte Nebenwirkungen auszulösen. Dies gilt vor allem für medikamentöse Therapien. Durch nicht-steroidale Medikamente besteht die Gefahr von Schädigungen der Magenschleimhaut, während die Einnahme von Opioiden zu Abhängigkeit führen kann. Ferner sind Übelkeit, Müdigkeit und Verstopfung möglich.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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