Plattenepithel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einem Plattenepithel wird ein Epithel verstanden, das an zahlreichen inneren und äußeren Oberflächen vorkommt. Seine oberste Schicht setzt sich aus überaus stabilen Zellen zusammen.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Das Plattenepithel (Epithelium planocellulare) ist ein spezielles Epithel, welches sich an verschiedenen inneren und äußeren Oberflächen finden lässt. Die oberste Plattenepithelschicht setzt sich aus flachen Zellen zusammen. Unter diesen besteht eine Verbindung untereinander, wodurch sie eine besondere Stabilität erhalten.

Plattenepithelien gibt es in mehreren Formen. Sie haben lediglich gemeinsam, dass sie über eine platte oberste Zellschicht verfügen, die sich aus mosaikähnlichen geformten Zellen, die eine unregelmäßige Form aufweisen, zusammensetzen. Deren stabile Verankerung findet durch Zellkontakte wie Tight junctions sowie Proteine statt.

Anatomie

Anatomen unterscheiden bei Plattenepithelien zwischen einschichtigen und mehrschichtigen Epithelien. Kommt es zum Absterben von Keratinozyten, bei denen es sich um hornbildende Zellen handelt, lagern sich die Zellkörper auf einer Plattenepitheloberfläche ab, wodurch sich eine Hornschicht bildet. Dieser Verhornungsvorgang dient auch als Differenzierungsmöglichkeit. So gibt es verhornendes und nicht verhornendes Plattenepithel.

Das Gewebe von Plattenepithelien setzt sich aus Zellen zusammen, die sich einzeln aneinandereihen. Je nachdem, an welcher Stelle des Körpers das Plattenepithel vorkommt und welche Funktion es ausübt, fallen sein Umfang und seine Form unterschiedlich aus. Die Epithelzellen liegen in der Regel flach.

Dabei besteht untereinander eine starke Verbindung, sodass sie eine Schutz- und Deckschicht bilden können. So wird das Plattenepithel als sehr stabil und widerstandsfähig eingestuft. Im Zentrum der Plattenepithelzelle befindet sich ein Zellkern. Im Zellplasma sind wiederum die Zellorganellen enthalten. Diese kümmern sich um die Stoffwechselfunktion der einzelnen Zellen.

Innerhalb des Zellkerns kommt das Genom vor, welches die Erbinformationen als DNS-Strang enthält. Zu den typischen Zellorganellen des Plattenepithels gehören der Golgi-Apparat, die Mitochondrien, die Ribosomen sowie das endoplasmatische Retikulum.

In bestimmten Organstrukturen ist das Plattenepithel in der Lage, sich ausgezeichnet anzupassen, wodurch anatomische Bezeichnungen entstehen, die funktionsspezifisch sind. Zum Beispiel trägt das Plattenepithel des Urogenitaltraktes die Bezeichnung Urothel, während das Epithel des Respirationstraktes Zylinderepithel genannt wird.

An seiner kompletten Haut verfügt der Mensch über mehrschichtiges verhornendes Plattenepithel. Dieses erhält durch die Anreicherung von Kollagenfasern zusätzliche Stabilität für seine Schutzfunktion.

Funktion

Zu finden ist das Plattenepithel an den unterschiedlichsten Organen sowie in verschiedenen Erscheinungen und Varianten. Zu seinen Aufgaben gehören der Schutz und die Abdeckung der jeweiligen Organe, Strukturen und Gefäße. Einschichtiges unverhorntes Plattenepithel ist im häutigen Labyrinth des Innenohrs, dem Mesothel sowie in den Lungenalveolen zu finden.

Ohne das Plattenepithel könnten die Alveolen (Lungenbläschen) kein Gas austauschen, weil es ihnen sonst an Oberflächenspannung mangeln würde. Im Labyrinth des Innenohrs hat das Plattenepithel wichtigen Anteil an dem Gleichgewichtssinn sowie am Weitergeben der Schallwellen.

Mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel kommt in der Mundhöhle, der Speiseröhre, den Stimmfalten, der Harnröhre, der weiblichen Vagina sowie dem Analkanal vor. In der Mundhöhle sorgt das Plattenepithel für den Schutz vor Keimen sowie das ständige Benetzen der Mundstrukturen mit Speichel. In der Speiseröhre ist es an dem gefahrlosen Transport des Nahrungsbreis beteiligt.

Auf der Oberhaut (Epidermis) siedelt sich mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel an. Dort wehrt es das Eindringen von schädlichen Keimen ab.


Erkrankungen

  • Urothelentzündung
  • Speiseröhrenkrebs

Aufgrund seiner stark ausgeprägten Proliferationsrate und Mitose gilt das menschliche Plattenepithel als anfällig für Störungen. Das Plattenepithel muss allerdings voll funktionsfähig sein, um seine schützenden Aufgaben erfüllen zu können. Bereits bei kleineren Defekten an der Schleimhaut besteht das Risiko, dass Krankheitskeime sie als Einlass in den Organismus benutzen und gefährliche Infektionen auslösen.

Dazu zählen neben Defekten an der Oberhaut auch Störungen am Plattenepithel im Inneren des Körpers. Besonders betroffen ist das Plattenepithel von Entzündungen. Diese machen sich durch Schwellungen, Rötungen und Störungen der physiologischen Funktionen bemerkbar.

Im Falle einer Lungenentzündung kann der Gasaustausch beeinträchtigt werden, während bei einer Urothelentzündung Beschwerden beim Wasserlassen auftreten.

Zu den schwersten Erkrankungen des Plattenepithels gehört das Plattenepithelkarzinom, auch Stachelzellkrebs oder verhornender Plattenepithelkrebs genannt. Das Karzinom stellt den zweithäufigsten bösartigen Hauttumor dar. Als Ursache für die Krebserkrankung gelten schwere Lichtschädigungen der Haut, Verbrennungsnarben oder chronische Wunden.

In den meisten Fällen ist die übermäßige Einstrahlung von Sonnenlicht für das Plattenepithelkarzinom verantwortlich. Als besonders anfällig gelten Menschen, bei denen eine Schwächung des Immunsystems besteht, weil sie nach einer Organverpflanzung Immunsuppressiva einnehmen müssen.

Zu den häufigsten Plattenepithelkarzinomen zählen auch das Vulvakarzinom im weiblichen Genitalbereich, das Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) sowie das Ösophaguskarzinom (Speiseröhrenkrebs).

In 90 Prozent aller Fälle liegt bei diesen Krebserkrankungen ein Plattenepithelkarzinom vor. Wird die Krankheit frühzeitig erkannt, ist eine Heilung durchaus möglich. Allerdings besteht die Gefahr von Metastasenbildung.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
  • Abeck, D. & Cremer, H.: Häufige Hautkrankheiten im Kindesalter: Klinik - Diagnose - Therapie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2006

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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