Ohrspeicheldrüse

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Ohrspeicheldrüse bildet die größte Speicheldrüse in der Kiefer-Mund-Region. Sie ist paarig angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Bei der Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea) handelt es sich um die umfangreichste Speicheldrüse im Körper des Menschen. Die paarige Drüse ist rein serös. Sie wird von Bindegewebssepten durchzogen. Von den Ausführungsgängen werden ein bis zwei Epithel getragen, die hochprismatisch sind.

In den Streifenstücken der Ohrspeicheldrüse befinden sich zahlreiche Mitochondrien. Innerhalb der Septen sind meist Nerven, Blutgefäße, Lymphfollikel und Ganglien vorhanden. Bei älteren Menschen kommen mitunter auch Fettzellen vor.

Von der Glandula parotidea werden rund 90 Prozent des Speichels im menschlichen Körper hergestellt. Innerhalb eines Tages entstehen ca. 1000 bis 1500 Milliliter Speichelflüssigkeit, was eine Sekretionsrate von 0,6 bis 1,1 Milliliter an Speichel in der Minute bedeutet.

Die Ohrspeicheldrüse produziert ca. 90% des menschlichen Speichels. Der Speichel unterstützt die Verdauung und reinigt die Oberflächen von Rachen- und Mundschleimhaut.

Anatomie

Größtenteils ist die Ohrspeicheldrüse in der Fossa retromandibularis lokalisiert. Ihre Begrenzungen erfolgen durch den Unterkiefer (Mandibula), den Musculus masseter, den Processos mastoideus, dem Musculus sternocleidomastoideus, den Processus styloides, den Musculus digastricus sowie den äußeren Gehörgang (Meatus acusticus externus).

In Richtung Hautoberfläche sorgt die Fascia parotidea für die Begrenzung. Dabei handelt es sich um eine Hülle aus Bindegewebe, von der die Drüse komplett umhüllt wird. Weiterhin stellt sie das tiefe und oberflächliche Blatt der Parotisloge dar.

Die Ohrspeicheldrüse weist ein Gewicht zwischen 20 und 30 Gramm auf. Ihre Unterteilung erfolgt durch die Vena retromandibularis sowie den Plexus parotideus, ein Nervengeflecht, das dem Nervus facialis angehört. Sie bilden einen oberflächlichen Teil, der Pars superficialis genannt wird, und einen tiefen Teil, der die Bezeichnung Pars profunda trägt.

Den Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse bildet der Ductus parotideus. Sein Verlauf reicht vom Musculus masseter über den Musculus buccinator. Schließlich endet er in der Mundhöhle. Das Gangsystem der Ohrspeicheldrüse trägt die Bezeichnung Azini. Deren Mündungen sind an verschiedenen Ausgangsbereichen innerhalb des Mundes zu finden. Durch sie fließt der Speichel hindurch.

Die parasympathische Innervation der Glandula parotidea wird von den Fasern des Nervus IX (Nervus glosspharyngeus) übernommen. Diese verlaufen über die Jacobson-Anastomose. Sie sind für die Regulierung der Speichelbildung zuständig. Innerhalb des Nervus salivatorius inferior befinden sich die Zellkörper des ersten Neurons. Dagegen sind im Ganglion oticum die Zellkörper des zweiten Neurons vorhanden. Des Weiteren besteht auch eine sympathische Innervation der Ohrspeicheldrüse.

Funktion

Die Glandula parotidea hat die Funktion, Speichel herzustellen. In früheren Jahren gab es die Annahme, dass es sich bei der Ohrspeicheldrüse um ein hormonelles Organ handelt. Diese Vermutung ließ sich allerdings nicht bestätigen. Über das Ausführungsgangsystem gelangt der Speichel an solitäre Drüsen, die sich in der Schleimhaut von Mundhöhle, Lippen und Rachen befinden. Die Lieferung findet ohne Unterbrechungen statt. Lediglich bei bestimmten Krankheiten ist ein Versiegen der Speichelherstellung möglich.

Während der Mahlzeiten steigt die Sekretion des Speichels auf die fünffache Menge an. Im Ruhezustand während der Nachtstunden entsteht dagegen die geringste Speichelmenge. Der Speichel setzt sich größtenteils aus Wasser zusammen. Weitere Bestandteile sind Enzyme, Eiweiße sowie Elektrolyte. Mithilfe der Enzyme wird die Verdauung von komplexen Zuckermolekülen gestartet.

Von den Proteasen des Ohrspeichels werden außerdem simple Eiweiße gespalten, was der weiteren Verdauung dient. Außerdem verflüssigt der Speichel die Nahrung, wodurch sie sich leichter schlucken lässt.

Des Weiteren verfügt der Speichel über eine schützende Funktion. So reinigt er die Oberflächen von Rachen- und Mundschleimhaut. Ebenso kann die Zahnsubstanz durch das Neutralisieren schädlicher Säuren und die Härtung des Zahnschmelzes vom Speichel profitieren.


Erkrankungen

  • Speicheldrüsenmischtumor
  • Warthin-Tumor

An der Ohrspeicheldrüse können unterschiedliche Erkrankungen auftreten. Dabei handelt es sich in erster Linie um Infektionen durch Viren oder Bakterien. Zu den bekanntesten viralen Erkrankungen zählt Mumps. Diese Kinderkrankheit entsteht durch das Mumps-Virus. Dank der Mumps-Impfung tritt die Erkrankung heutzutage nur noch selten auf. Nach etwa zwei Wochen kommt es zu ihrer Abheilung.

Als gefürchtete Komplikation gilt die Mumps-Orchitis. Diese hat eine schmerzhafte Hodenentzündung zur Folge, die sogar auf das Gehirn übergreifen kann.

Bakterielle Infektionen der Ohrspeicheldrüse treten zumeist zusammen mit Speichelsteinen oder einer veränderten Zusammensetzung des Speichels auf. Dadurch können sich schädliche Bakterien wie Streptokokken oder Staphylokokken leichter ansiedeln, die dann eine Entzündung hervorrufen, die mitunter sogar einen chronischen Verlauf nimmt.

Die Bildung von Speichelsteinen stellt eines der häufigsten Probleme der Ohrspeicheldrüse dar. Nehmen die Steine einen größeren Umfang an, bedarf es einer Entfernung durch eine Operation. Um Speichelsteine zu vermeiden, empfiehlt sich eine konsequente Mundhygiene, die genügende Zufuhr von Flüssigkeit sowie der Verzicht auf Tabak und Alkohol.

Ein weiteres Gesundheitsproblem ist das Auftreten von Tumoren in der Ohrspeicheldrüse. Zu etwa 80 Prozent handelt es sich dabei um gutartige Tumore wie den Speicheldrüsenmischtumor. Bei Menschen über 50 besteht die Gefahr eines bösartigen Warthin-Tumors.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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