Nekrotisierende Enterokolitis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die nekrotisierende Enterokolitis ist eine schwere, oft tödlich verlaufende Erkrankung des Darms bei Neugeborenen. Besonders häufig sind jedoch Frühgeborene betroffen. Die Häufigkeit dieser Erkrankung liegt ungefähr bei 1-2 Fällen pro 1000 Neugeborene.
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Was ist nekrotisierende Enterokolitis?
Eine nekrotisierende Enterokolitis bezeichnet das Absterben von bestimmten Bereichen des Darms durch starke entzündliche Prozesse. Diese Erkrankung kommt hauptsächlich bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm zwischen der zweiten und vierten Lebenswoche vor. Allerdings können in geringerem Ausmaß auch Neugeborene mit einem höheren Geburtsgewicht betroffen sein. Da die nekrotisierende Enterokolitis eine äußerst ernste Erkrankung mit oft tödlichem Ausgang darstellt, sind beim Auftreten erster Symptome sofort ärztliche Notmaßnahmen erforderlich, um das Leben des Kindes zu retten.
Ursachen
Die Vorschädigung des Darms ergibt sich oft aus einer Unterversorgung bestimmter Darmabschnitte mit Sauerstoff und Nährstoffen aufgrund einer Störung des Blutkreislaufes, die zu einer Ischämie (Blutarmut) in den betroffenen Bereichen führt. Die dadurch geschwächten Darmabschnitte sind schließlich anfällig für Infektionen mit den unterschiedlichsten Erregern.
Die Ischämie kann durch Herzfehler, Volumenmangelschock, Erniedrigung des Blutdruckes, das Weiterbestehen des vorgeburtlichen Blutkreislaufes mit einer direkten Verbindung von Hauptschlagader zu Lungenarterie (offener Ductus arteriosus Botalli) oder anderen Risikofaktoren verursacht werden. So stellen unter anderem auch Nabelschnurgefäßkatheterisierungen, andere Infektionen,
Medikamente oder auch die Gabe von hoch konzentrierten Nährlösungen Risiken dar. Meist sind diese Faktoren jedoch ohne große Bedeutung, können aber im Einzelfall Auslöser einer schweren nekrotisierenden Enterokolitis sein.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome der nekrotisierende Enterokolitis:
Die nekrotisierende Enterokolitis ist in der Regel eine sehr schwer verlaufende Erkrankung, die ohne Behandlung oft tödlich endet. Zunächst macht sich die Erkrankung durch einen enorm aufgeblähten Bauch bemerkbar. Die Darmschlingen sind stark erweitert, sodass sie unter der Bauchdecke sichtbar werden. Die Darmbewegungen kommen zum Stillstand. Das führt zur vollständigen Verstopfung oder nur geringem Stuhlgang mit kleinen Blutbeimengungen.
Die betroffenen Säuglinge erbrechen außerdem galligen blutigen Magensaft. Wenn sich die Infektion ausweitet, kann es sogar zu einer lebensgefährlichen Sepsis (Blutvergiftung) kommen. Da bestimmte Darmabschnitte absterben können, entwickelt sich nicht selten eine Bauchfellentzündung (Peritonitis). Dabei treten Darminhalt und Darmgase direkt in die Bauchhöhle über, sodass es dort zu einer lebensgefährlichen Vereiterung des Bauchfells kommen kann.
Die Bauchdecke wird dadurch druckschmerzhaft und entwickelt eine starke Abwehrspannung. Des Weiteren treten massive Kreislauf- und Atemwegsbeschwerden auf. Die Haut sieht schmutzig-grau aus und wird nicht mehr richtig durchblutet. Die Prognose der nekrotisierenden Enterokolitis ist davon abhängig, wann die Behandlung beginnt.
Diagnose
Ein erfahrener Arzt wird bereits anhand der auftretenden Symptome die nekrotisierende Enterokolitis als eine Verdachtsdiagnose aufstellen. Besonders Verstopfung und Erbrechen weisen auf schwerwiegende Darmstörungen hin. Zur Sicherung dieser Diagnose wird der Arzt sofort körperliche und labortechnische Untersuchungen sowie Untersuchungen über bildgebende Verfahren durchführen.
Zur körperlichen Untersuchung gehört das Abtasten des Körpers. Eine starke Abwehrspannung der Bauchdecke ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das Bauchfell bereits betroffen ist. Ein Röntgenbild zeigt im Bauchraum erweiterte Darmschlingen und verdickte Darmwände. Gegebenenfalls sind Gasbläschen in der Darmwand als helle Punkte zu erkennen. Des Weiteren kann auch ein bereits erfolgter Gasaustritt in die Bauchhöhle abgebildet werden.
Ein anderes bildgebende Verfahren ist der Ultraschall. Auch über Ultraschalluntersuchungen können die verdickten Darmwände und Gasbläschen sichtbar gemacht werden. Letztlich werden noch durch Blut- und Stuhluntersuchungen die beteiligten Erreger ermittelt. Aufgrund der Schwere des Krankheitsbildes muss die Behandlung der nekrotisierenden Enterokolitis jedoch sofort nach Sicherung der Diagnose durch die bildgebenden Verfahren beginnen.
Behandlung und Therapie
Wenn die Diagnose "Nekrotisierende Enterokolitis" feststeht, muss die Ernährung sofort über Infusionen erfolgen. Bis zu zehn Tagen darf dann über den Magen-Darm-Trakt keine Nahrung mehr zugeführt werden. Da die Darmwand geschwächt ist, muss auch ihre Durchblutung verbessert werden. Das wird durch die Gabe von Infusionen erreicht. Zur Unterstützung des Kreislaufes hat sich des Weiteren auch der Einsatz von Dopamin in geringen Dosen bewährt. Begleitend zu diesen Maßnahmen muss sehr häufig auch eine künstliche Beatmung erfolgen.
Zur Bekämpfung der Erreger sowie die Behandlung einer eventuellen Sepsis werden Antibiotika verabreicht. Als Folge der Erkrankung kann sich unter Umständen das sogenannte Kurzdarmsyndrom entwickeln, wenn große Teile des Darms absterben. Bei diesem Syndrom fehlen große Teile des Dünndarms, was zu einer Malabsorption von Nährstoffen führen kann. So ist der Erfolg der Behandlung einer nekrotisierenden Enterokolitis maßgeblich von ihrem rechtzeitigen Beginn abhängig.
Vorbeugung
Eine Vorbeugung vor einer nekrotisierenden Enterokolitis ist nicht möglich. Meist sind Frühgeborene von dieser Erkrankung betroffen, da sie auch ein erhöhtes Risiko besitzen. Es gibt viele Risikofaktoren, die aber nur im Einzelfall krankheitsauslösend sind. Die beste Vorbeugung vor den Folgen einer nekrotisierenden Enterokolitis ist jedoch ihre schnelle und rechtzeitige Behandlung.
Quellen
- Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
- Schellenberg, I. et al.: Kinderkrankheiten von A-Z: Wo Naturheilverfahren wirken - wann Schulmedizin nötig ist, 2. Auflage, TRIAS, 2012
- Stauber, M., Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2014
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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