Aufgeblähter Bauch

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein aufgeblähter Bauch wird als unangenehm empfunden und schlägt häufig sehr auf das Gemüt. Allerdings ist es auch ein Tabuthema und selbst beim Arzt möchte man nicht gerne darüber sprechen. In der Regel haben Blähungen eine harmlose Ursache, können aber auch auf eine ernstere gesundheitliche Störung hinweisen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein aufgeblähter Bauch?

Ein aufgeblähter Bauch ist sehr unangenehm. Eine häufige Ursache ist eine schwer verdauliche Mahlzeit.

Ein aufgeblähter Bauch wird durch eine Gasansammlung im Magen-Darm-Bereich hervorgerufen. Tritt das Gefühl eines Blähbauches sofort nach der Nahrungsaufnahme auf, handelt es sich oft um eine schwer verdauliche fettreiche Mahlzeit, die länger braucht, um den Magen zu verlassen. Die Magensäure reagiert mit den Fettsäuremolekülen und setzt dabei Kohlendioxid frei.

Wenn die Blähungen einige Stunden nach der Nahrungsaufnahme entstehen, ist das ein Zeichen für eine verstärkte Gasbildung um Darm, die durch Fäulnis- oder Gärungsprozesse hervorgerufen wird. Allerdings kann ein aufgeblähter Bauch auch unabhängig von der Nahrungsmittelzusammensetzung und ihrer aufgenommenen Menge sein.

Ursachen

Für einen aufgeblähten Bauch gibt es vielfältige Ursachen. Oftmals ist es gar nicht so einfach, einen Zusammenhang zwischen Nahrung und den Bauchbeschwerden herzustellen, besonders wenn die Blähungen mehrere Stunden nach der Nahrungsaufnahme auftreten.

Weit gefasst bedeutet ein aufgeblähter Bauch eine Gasansammlung im Magen-Darm-Bereich. Diese Gasansammlung kann durch verstärkte Gasbildung im Verdauungssystem (besonders im Darm), durch vermehrten Gaseintrag durch Luftschlucken (Aerophagie) oder durch eine verringerte Resorption des Gases durch das Blut entstehen.

Des Weiteren kann auch eine Hemmung des Gasabganges durch eine Verkrampfung des Darmes vorliegen. Diese Verkrampfung des Darms wird meist durch psychische Prozesse ausgelöst und ist häufig Ausdruck des sogenannten Reizdarmsyndroms. Auch Luftschlucken ist häufig eine Erscheinung einer hektischen und nervösen Lebensweise. Es tritt beispielsweise bei zu hastigem Essen auf.

Eine verstärkte Gasbildung im Darm deutet gelegentlich auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Zöliakie oder Laktoseintoleranz), Störungen der Enzymbildung bei Bauchspeicheldrüsen-, Leber- oder Gallenerkrankungen oder auf eine veränderte Darmflora hin.

Dabei werden verschiedene Nahrungsmittelbestandteile vom Körper nicht richtig verdaut. Diese unterliegen dann den Fäulnis- oder Gärungsprozessen der Darmbakterien. Bei veränderter Darmflora wiederum gewinnen oft Fäulnisbakterien die Oberhand und tragen zur Gasbildung bei.

Letztlich kann ein aufgeblähter Bauch auch infolge des verringerten Abtransports von Darmgasen durch das Blut bei Kreislaufstörungen, Herzschwäche und Lebererkrankungen hervorgerufen werden.

Verschiedene Magenerkrankungen als Ursachen eines aufgeblähten Bauchs.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Ein aufgeblähter Bauch stellt sich im Laufe des Lebens bei jedem Menschen ein. Es ist nicht immer ein Zustand, der zu einem Besuch bei einem Arzt führen muss.

Findet die Nahrungsaufnahme übereilt und hastig statt, wird häufig zu viel Luft verschluckt. Dies verursacht einen aufgeblähten Bauch. Mit einer fortschreitenden Verdauung und ausreichender Bewegung verschwinden die Beschwerden nach einigen Stunden.

Bei einer Lebensmittelunverträglichkeit kommt es neben Blähungen oder Schmerzen auch zu einem aufgeblähten Bauch. Treten die Beschwerden regelmäßig auf, ist die Auswahl der Nahrungsmittel zu überprüfen und umzustellen. Kann die Ursache nicht eigenständig ermittelt werden, ist ein Arzt aufzusuchen. Dieser führt einen Allergietest durch, der Klarheit über den ursächlichen Nährstoff gibt.

Ein aufgeblähter Bauch kann sich nach sportlichen Aktivitäten einstellen. Dies betrifft insbesondere Sportarten, bei denen wiederholt die Luft angehalten werden muss, wie beispielsweise Schwimmen oder Tauchen. Die Atemtechnik ist zu überprüfen und muss korrigiert werden. Häufig kann ein Trainer die richtigen Hinweise geben. Ist dies nicht der Fall, ist ein Arzt zu konsultieren.

Anhaltende Beschwerden über mehrere Tage oder Wochen sind einem Arzt vorzustellen. Es können psychosomatische Gründe vorliegen, bei denen eine ärztliche Unterstützung notwendig ist. Ebenfalls ist eine Erkrankung wie die Diabetes von einem Arzt abzuklären.

Diagnose und Verlauf

Ein aufgeblähter Bauch äußert sich oft als unangenehmes Spannungsgefühl im Bauch. Manchmal treten linksseitige gegebenenfalls auch rechtsseitige Bauchschmerzen auf. Oft ist ein Blähbauch mit Verstopfung verbunden. Bei sehr starker Gasbildung kommt es jedoch häufig auch zu Durchfällen. Ein aufgeblähter Bauch kann zu Unkonzentriertheit, erhöhter Reizbarkeit und Kopfschmerzen führen.

Die unterschiedlichen Begleitsymptome eines Blähbauches führen den Arzt zunächst zu einer Verdachtsdiagnose, welche durch Untersuchungen noch erhärtet werden muss. Dazu wird er eine ausgiebige Anamnese durchführen. So kann er z. B. bereits feststellen, ob eventuell Unverträglichkeiten gegen bestimmte Nahrungsmittel vorliegen.

Sollten hartnäckige Beschwerden vorliegen, muss durch Stuhluntersuchungen herausgefunden werden, ob die Darmflora in Ordnung ist. Des Weiteren sind andere Grundkrankheiten, die auch zu einem aufgeblähten Bauch führen können, differenzialdiagnostisch auszuschließen oder festzustellen.

Komplikationen

Ein aufgeblähter Bauch kann unterschiedliche Ursachen verschiedenen Schweregrads haben. Nach diesen Ursachen richten sich auf die Möglichkeiten der Behandlung und die Effektivität derselben. Komplikationen sind möglicherweise dort zu erwarten, wo Ursachen für die Aufblähungen nicht gefunden werden oder wo die Grunderkrankung nicht einfach zu therapieren ist. Sofern die Blähungen im Bauchbereich nicht durch spezielle Medikamente wirkungsvoll reduziert werden können, kann die Aufgasung des Bauchbereichs sehr raumfordernd werden.

Starke Schmerzen für die Betroffenen, die den Alltag sehr einschränken, sind die Folge. In Extremfällen werden die Blähungen aber so stark, dass die Luftmassen im Bauch andere Organe beeinträchtigen. Können die Blähungen nicht auf natürlichem Wege abgehen, können auch lebensbedrohliche Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen auftreten. Es handelt sich hierbei um seltene, aber potentiell lebensbedrohliche Zustände. Bei starken Blähungen und Schwächegefühlen, Herzrasen oder Gefühlen von Herzstolpern ist deswegen sofort fachärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Betroffene sollten beim Arzt unbedingt erwähnen, dass sie aktuell unter einem aufgesagten Bauch leiden. Manchmal können auch erste Symptome von Blähungen fälschlicherweise als harmlos abgetan werden, sodass eine schwere Grunderkrankung wie ein drohender Darmverschluss übersehen worden ist.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung eines aufgeblähten Bauches ist oft einfach, weil meist harmlose und gut bekannte Ursachen vorliegen. Einer der häufigsten Ursachen stellt das Reizdarmsyndrom dar. Da Hirn und Verdauungssystem durch den Vagus-Nerv und den Sympathikus miteinander verbunden sind, werden bei Stress aller Art auch Signale an den Darm gesendet, die ihn unter Umständen zum Verkrampfen bringen. Dabei können dann überflüssige Darmgase nicht mehr so leicht über den Anus abtransportiert werden, sodass es zu Blähungen kommt. In diesen Fällen helfen Entspannung, Spaziergänge und auch entkrampfende Wirkstoffe und Arzneien. Bewährt zur Entkrampfung des Darms haben sich Kümmel und Fencheltee.

Da die Darmgase oft als Gasblasen in Form eines Schaums vorliegen, werden auch entschäumende Medikamente, wie Simeticon oder Polydimethysiloxan, empfohlen. Hat der Arzt andere Grunderkrankungen diagnostiziert, die den aufgeblähten Bauch hervorrufen, müssen diese konsequent therapiert werden.


Prognose

Ein aufgeblähter Bauch sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Er kann unter Umständen bei verspäteter oder ausbleibender Behandlung zu folgendem Krankheitsverlauf führen:

Ein anfänglich leichtes Spannungsgefühl kann sich schmerzhaft steigern. Häufig ist ein aufgeblähter Bauch auch mit einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Diarrhoe (Durchfall) verbunden. Andererseits kann es auch zu einer Constipation (Verstopfung) kommen.

Nicht selten werden im weiteren Verlauf auch Blutungen im Darm festgestellt. Auch ein Durchbruch der Darmwand sowie eine Darmperforation in der Form von einem Riss oder Loch, wobei sich der Kot in die freie Bauchhöhle entleert, ist möglich. Dadurch kann es zu lebensgefährlichen Entzündungen kommen. Ein extrem aufgeblähter Bauch begleitet von Fieber und Schmerzen sowie Kreislaufbeschwerden kann auf eine beginnende Colitis ulcerosa hindeuten. Ein schwerer Schub der Colitis ulcerosa kann zu einem toxischen Megakolon (maximale Dickdarmerweiterung) führen. Als mögliche Folge ist ein lebensbedrohlicher Darmverschluss möglich, der zu einem Durchbruch der Darmwand führen kann.

Zu den eventuell dauerhaften Folgeerscheinungen können krampfartige Schmerzen, geruchsarme oder geruchsintensive Blähungen sowie die bereits erwähnte Diarrhoe oder Constipation gehören. Um auch nur eine dieser schweren Verläufe zu vermeiden, ist eine schnelle und eingehende Anamnese und Diagnose unumgänglich.

Vorbeugung

Um einem aufgeblähten Bauch vorzubeugen, helfen manchmal kleine Veränderungen in der Lebensweise. Durch langjährige Erfahrung kann man häufig selber herausfinden, welche Lebensmittel individuell unverträglich sind. Durch das Weglassen dieser Lebensmittel ist es schon möglich, die ewigen Probleme mit dem Blähbauch in den Griff zu bekommen.

Weiterhin sollte auf regelmäßigen Stuhlgang geachtet werden. Denn wenn die Stuhlrückstände im Darm verbleiben, werden natürlich weiterhin Darmgase erzeugt. Außerdem fördern ballaststoffreiche Lebensmittel die Darmpassage.

Um den Darm in Bewegung zu halten, ist natürlich auch eigene körperliche Aktivität vonnöten, wobei ein täglicher Spaziergang schon Wunder wirkt. Nicht zuletzt tragen auch Stress- und Spannungsabbau dazu bei, sich den Tag nicht mehr so häufig durch einen aufgeblähten Bauch vermiesen zu lassen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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