Muskelhypotonie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Muskelhypotonie ist eine Erkrankung der Muskulatur. Hierbei handelt es um eine verringerte Muskelspannung (Muskeltonus) bei gleichzeitigem Verlust von Muskelkraft. Sie tritt meist bereits im Kindesalter als ein Symptom einer anderen Grunderkrankung auf.
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Was ist Muskelhypotonie?
Muskelhypotonie setzt sich aus dem Wort „Muskeln“ und der lateinischen Bezeichnung „hypoton“ zusammen, was so viel wie „verminderte Kraft“ bedeutet. Muskelhypotonie bezeichnet in der Medizin einen niedrigen Muskeltonus, das heißt, Muskelspannung und Muskelstärke sind zu gering. Bei Säuglingen macht sich die Erkrankung zum Beispiel dadurch bemerkbar, dass sich das Kind weniger als Altersgenossen bewegt und den Kopf nicht altersgerecht halten kann. Bewegungen strengen die Betroffenen weitaus stärker an als Gesunde. Betroffen sind insbesondere Herz- und Skelettmuskulatur. Dies sind hauptsächlich die Muskeln, die für willkürliche, aktiv gesteuerte Bewegungen zuständig sind.
Ursachen
Außerdem kann erheblicher Alkoholgenuss während der Schwangerschaft neben geistigen Störungen und Minderwachstum auch eine Muskelhypotonie begünstigen. Bei Behinderungen aufgrund eines Chromosomendefekts, wie dem Down-Syndrom oder dem Williams-Syndrom, gehört die Muskelschwäche mit zu den Beschwerden. Selten tritt die Muskelhypotonie erstmals im Erwachsenenalter auf. Auslöser sind dann traumatische Schädigungen des Zentralnervensystems oder Autoimmunerkrankungen, wie Parkinson oder Multiple Sklerose.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome der Muskelhypotonie:
Unspezifische Symptome im Kindesalter können Funktionsstörungen der Muskeln, Entwicklungsverzögerungen oder Störungen der Koordination und des Gleichgewichtes sein. Die Gelenke sind beweglicher als bei gesunden Kindern, da die Muskelspannung zu gering ist. Neugeborene sind bei einer Muskelhypotonie allgemein schlaff. Sie liegen hauptsächlich flach auf dem Rücken, mit gespreizten Beinen und gebeugten Armen (Froschstellung).
Die Bewegungsaktivität ist stark vermindert. Bei Säuglingen wird die unnormale Gelenkbeweglichkeit deutlich. Die Arme können zum Beispiel regelrecht um den Hals gelegt werden, beim Sitzen klappt das Kind nach vorn, da es sich nicht halten kann. Es wird zwischen einer Hypotonie mit Kraftminderung bis hin zur Lähmung, und einer Muskelhypotonie mit ungestörter Muskelaktivität unterschieden. Dies kann durch Prüfung der Muskelkraft, zum Beispiel Bewegungen gegen die Schwerkraft, festgestellt werden.
Zusätzlich treten häufig Entwicklungsstörungen auf, die das Nervensystem betreffen und die Anzeichen einer geistigen Behinderung sein können. Als neurologische Symptome können Gleichgewichtsstörungen, unwillkürliche Bewegungen, Zittern oder Muskelsteife auftreten. Sind Muskeln von Kiefer und Mund betroffen, können Schluck- und Sprachstörungen hinzu kommen.
Der Verlauf einer Muskelhypotonie hängt von der Grunderkrankung und deren Behandlungsmöglichkeiten ab. Schwere Erkrankungen können zu einer zunehmenden schweren Behinderung mit geringerer Lebenserwartung führen.
Diagnose
Bei einem Verdacht auf eine Muskelstörung wird zunächst durch den Kinder- oder Hausarzt eine ausführliche Befragung der Eltern oder des Betroffenen durchgeführt. Es werden Symptome und mögliche Risikofaktoren erfragt. Die körperliche Untersuchung ist abhängig vom Alter des Betroffenen. Besonders beachtet werden die Körperhaltung beim Sitzen, Liegen und Stehen, die Bewegungsfähigkeit sowie die Ausdauer bei Bewegungsabläufen.
Die Beschaffenheit der Muskeln und die Bewegungsfähigkeit der Gelenke werden getestet. Durch Prüfen von Muskelreflexen, Temperaturempfindung, Lagegefühl und Berührungsempfinden kann festgestellt werden, ob Nerven beteiligt sind. Weitere Untersuchungsmethoden sind die Ultraschalldiagnostik, überprüfen der Nervenleitgeschwindigkeit oder die Blutuntersuchung.
Behandlung und Therapie
Neben der Behandlung der Grunderkrankung kann eine Muskelhypotonie gut mit Physiotherapie behandelt werden. Diese Maßnahmen zielen auf eine Verbesserung der feinmotorischen Bewegungen, verbesserte Kontrolle der Haltung und eine dosierte Kraftaufwendung ab. Regelmäßige Übungen stärken die Muskeln und geben so den Gelenken mehr Stabilität.
Sensorische Integrationstherapie nach Ayres ist eine Behandlungsmöglichkeit in der Ergotherapie. Vor allem zentralnervös bedingte Hypotonie wird damit behandelt. Dabei wird die Koordination unterschiedlicher Sinnessysteme trainiert und verbessert. So zum Beispiel Gleichgewichtsreaktionen, Auge-Hand-Koordination, die räumliche Körperwahrnehmung und Aufrichtung. Selbständigkeit, Sprache, Kommunikation und soziale Kompetenz werden mit einbezogen und die Planung von Handlungen und Bewegungskoordination werden trainiert.
Als Ergänzung zur sensorischen Integrationstherapie wird die neurophysiologische Therapie angewandt. Bei dieser Therapieform werden Bewegung über ein gezieltes Zusammenspiel von Nerven und Muskeln gebahnt. Manuell werden Muskelkontraktionen durch den Therapeuten beeinflusst. Mit den Händen werden flächig Muskelfunktionsbereiche stimuliert. Der Patient wird in einer Ausgangsposition gelagert und muss sich während der Behandlung nicht bewegen. Bestimmte Bewegungsmuster werden mit Druck, Zug, Dehnung und Widerstand kombiniert. Die Durchführung wird individuell an den Betroffenen angepasst. Zum Einsatz kommen auch Schwimmen, Krankengymnastik und heilpädagogische Frühförderung.
Vorbeugung
Da nicht alle Grunderkrankungen beeinflussbar und die Ursachen einer Muskelhypotonie vielfältig sind, gibt es keine spezielle Präventionsmöglichkeit. Wichtig ist, dass in der Schwangerschaft auf eine gesunde Ernährung geachtet und Alkohol gemieden wird. Kinder sollten in ihrer Bewegung gefördert und zu sportlichen Aktivitäten angehalten werden. Die jährliche Grippeimpfung wird empfohlen. Regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt, Hals-Nasen-Ohren-Arzt und Orthopäden sind ebenso wichtig, um Folgeerscheinungen rechtzeitig zu erkennen und zu vermeiden.
Quellen
- Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
- Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
- Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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