Entwicklungsstörungen bei Kindern

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Entwicklungsstörungen bei Kindern entstehen entgegen einer weitverbreiteten Meinung, nicht durch Komplikationen oder Risikofaktoren in der Schwangerschaft. Die Belastung, die die Erziehung eines Kindes, dessen Entwicklung abweichend von der Norm verläuft, muss also nicht durch Selbstvorwürfe zusätzlich erschwert werden. Aber was versteht die Wissenschaft überhaupt unter dem Begriff "Entwicklungsstörungen bei Kindern" und wie viel können Eltern zur Lebensqualität und zur Verbesserung beitragen?

Inhaltsverzeichnis

Was sind Entwicklungsstörungen bei Kindern?

Häufig führen Hörprobleme zu Entwicklungsstörungen bei Kindern. Eine Sprachtherapie hilft die Sprachentwicklung zu fördern.

Unter dem Begriff Entwicklungsstörungen bei Kindern versteht die Medizin eine deutliche Abweichung von der normalen Entwicklung eines Kindes, die entweder die Motorik oder die geistigen Fähigkeiten des Kindes betreffen. Diese können motorische Störungen sein, die entweder nur phasenweise in verschiedenen Altersstufen auftreten oder lebenslang bestehen bleiben.

Sprachentwicklungsstörungen oder Intelligenzdefizite zählen ebenfalls zu den Störungen wie auch die tiefgreifenden Entwicklungsstörungen bei Kindern, die verschiedenen Formen des Autismus.

Ursachen

Entwicklungsstörungen bei Kindern, gerade die schweren geistigen oder körperlichen Funktionsstörungen, beruhen nicht selten auf genetischen Abweichungen. Beim Edwards-Syndrom, das sich in körperlichen Fehlbildungen und Organschäden zeigt, hat jede Körperzelle drei Stück des 18er Chromosoms, das normalerweise paarweise besteht. Wie dieser Fehler in der Zellteilung entsteht, kann die Wissenschaft nicht mit Sicherheit sagen.

Ein weiterer Gendefekt, bei dem die Nervenzellen während der Schwangerschaft an die Oberfläche des Gehirns wandern, ist ausschlaggebend dafür, dass die Zellen es nicht bis zur Großhirnrinde schaffen. In Folge fehlen die Gehirnwindungen und es kommt zu schweren Organschäden. Diese Störung ist unter dem Namen Lissenzephalie bekannt.

Bei den wohl bekanntesten Entwicklungsstörungen bei Kindern, den verschiedenen Arten des Autismus sind die Ursachen noch breit gefächerter und kann die Medizin nur an Hand von Erfahrungswerten und Langzeitstudien vermuten, was zu den risikoerhöhende Faktoren zählen könnte.

Ob und mit welcher Sicherheit nun ein reiferes Alter des Vaters bei der Zeugung ausschlaggebend ist oder eine Rötelinfektion der Mutter in der Schwangerschaft, ist Spekulation. Beim Autismus dürften vielmehr gehäufte Chromosomenveränderungen ursächlich sein diese Art der Entwicklungsstörungen bei Kindern auslösen.

Wann zum Arzt?

Manche Kinder entwickeln sich langsamer als andere - das kann normal sein, kann aber auch auf Entwicklungsstörungen hindeuten. Je kleiner Kinder sind, desto schwerer ist das für die Eltern als wichtigste Bezugspersonen zu erkennen. Deswegen ist es nicht falsch, mit einem Kind lieber einmal zu oft als zu selten den Kinderarzt aufzusuchen und zu fragen, ob eine Entwicklung im zeitlich zu erwartenden Rahmen verläuft.

Sobald das Kind älter wird, wird es einfacher, seine Entwicklung mit anderen Gleichaltrigen zu vergleichen. Hinkt es auffallend hinterher und entwickeln sich mehrere Dinge nicht so wie bei anderen Kindern im gleichen Alter, ist es ebenfalls sinnvoll, einen Arzt zu konsultieren. Entwicklungsstörungen sind schließlich nicht nur körperlicher, sondern manchmal auch seelischer Natur. Es kann beispielsweise sein, dass ein Kind nicht richtig gefördert wird und seine Entwicklung deswegen langsamer erfolgt als bei Gleichaltrigen.

Mit etwas ausgleichender Förderung kann sich eine beginnende Entwicklungsstörung schnell wieder geben und das Kind entwickelt sich normal. Bei aller gesunden Vorsicht sollten sich Eltern aber auch nicht dazu verleiten lassen, zu viel schnelle Entwicklung von ihrem Kind zu erwarten. Wenn ein dreijähriges Kind es noch nicht schafft, zur Toilette zu gehen, während das Kind vom Nachbarn schon monatelang trocken ist, ist das noch kein Hinweis auf eine Entwicklungsstörung, die der Arzt untersuchen muss.

Symptome und Verlauf

Genetisch bedingte Entwicklungsstörungen bei Kindern äußern sich vorwiegend in Fehlbildungen von Organen und Körperteilen, die dazu führen, dass die Fähigkeiten auf dem Stand von Säuglingen stehenbleiben. Eine intensive Betreuung dieser Kinder wird dadurch nötig, falls sie die ersten Monate überhaupt überleben. Eine Heilung ist, überhaupt wenn es sich um Fehlbildungen der Organe handelt, nahezu ausgeschlossen.

Bei Autismuserkrankungen sind in erster Linie die Fähigkeiten beeinträchtigt, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. Verzögerte Sprachentwicklung ist eine weitere Ausprägung dieser Entwicklungsstörung bei Kindern. Verminderte Intelligenz geht nicht zwangsläufig mit Autismus einher und können die Symptome allenfalls gemildert, aber nicht geheilt werden. Erkennbar ist dieser Krankheit am ausweichenden Blickkontakt, der sehr häufig vorkommt und dem Desinteresse an anderen Kindern und Menschen generell. Die sprachliche Entwicklung ist außerdem stark vermindert bzw. findet gar nicht statt, weil das Gehörte nicht verarbeitet werden kann.

Motorische Entwicklungsstörungen bei Kindern zeigen sich in ungeschicktem Verhalten und dem späten Erlernen von selbstständigem Gehen oder Essen. Sind Abläufe des Bewegungsapparates beeinträchtigt, spricht die Medizin von Störungen in der Grobmotorik. Funktionieren kleinere Bewegungsabläufe, wie beispielsweise das Führen der Gabel zum Mund nicht richtig, bezeichnet man diese als Störungen der Feinmotorik. Diese Art der Entwicklungsstörungen bei Kindern, sowie auch Lern- und Leseschwächen können bis ins Erwachsenenalter so weit gemindert werden, dass keine Auffälligkeiten mehr sichtbar sind.

Der Maßstab, was ein Kind in einem bestimmten Alter erlernt haben soll, darf nicht zu streng genommen werden und ein geringfügiges Abweichen als Entwicklungsstörung bei Kindern qualifiziert werden. Lernt ein Kind lediglich langsamer als andere Kinder, liegt nur eine Entwicklungsverzögerung vor, die jedoch als normal erachtet wird.

Komplikationen

In der Regel führen Entwicklungsstörungen bei Kindern zu starken Folgeschäden, im Erwachsenenalter zu verschiedenen Beschwerden führen können. In der Regel hängt der weitere Verlauf dieser Krankheit stark von den Störungen selbst ab, sodass ein allgemeiner Krankheitsverlauf in der Regel nicht vorausgesagt werden kann.

Nicht selten leiden die Betroffenen allerdings an Hänseleien und an Mobbing, wodurch es zu einer aggressiven Grundhaltung oder zu einer Reizbarkeit kommen kann. Ebenso können die Entwicklungsstörungen bei Kindern auch die Motorik beeinflussen, sodass es zu motorischen Störungen kommt. Dabei kann der Patient möglicherweise im Leben auf die Hilfe anderer Menschen im Alltag angewiesen sein.

Ebenso treten nicht selten Sprachstörungen auf. Durch verschiedene psychische Beschwerden können die Kinder auch an Angststörungen oder an Depressionen erkranken. Die Lebensqualität des Patienten wird durch die Entwicklungsstörungen bei Kindern in der Regel stark eingeschränkt. Weiterhin können diese Störungen auch zu Selbstmordgedanken führen.

Die Behandlung von Entwicklungsstörungen bei Kindern findet in der Regel kausal und symptomatisch statt. Diese Störungen müssen sehr schnell wieder gelöst werden, damit es im Erwachsenenalter nicht zu weiteren Beschwerden kommt. Ob die Lebenserwartung durch diese Störungen beeinflusst wird, kann nicht allgemein vorausgesagt werden.

Behandlung und Therapie

Entwicklungsstörungen bei Kindern, die eine genetische Ursache haben, können meist nicht behandelt werden. Meist besteht bei schweren Organschädigungen nur eine geringe Lebenserwartung von wenigen Monaten. Überleben Kinder diese Phase, bleibt ihre Entwicklungsstufe auf der von Säuglingen stehen, was eine Intensivbetreuung nötig macht.

Bei der Behandlung von Autismus spielt ein individueller Behandlungsplan eine große Rolle und je früher damit begonnen wird, desto besser können sich sowohl die Kinder in der Welt zurechtfinden, als auch die Eltern möglichst früh zur Therapie beitragen. Liegen besonders aggressive Verhaltensweisen vor, ist neben der psychologischen Therapie auch eine Medikation sinnvoll, da es oft zu selbstverletzenden Verhaltensweisen kommt.

Entwicklungsstörungen bei Kindern, die die motorischen Lernfähigkeiten beeinträchtigen, können mit Krankengymnastik gut behandelt und nahezu geheilt werden. Oft wird eine Kombination mit der Ergotherapie empfohlen, bei der gezielt an der Erlernung einzelner Tätigkeiten gearbeitet wird.

Betreffen die Entwicklungsstörungen die sprachlichen Fähigkeiten, wird mithilfe der Logopädie therapiert. Das Sprachverständnis soll dabei verbessert werden. Von der Leseschwäche sind in Deutschland ca. 15% betroffen und nur selten wird diese als Entwicklungsstörung bei Kindern diagnostiziert, was eine frühzeitig nötige, gezielte Therapie lange verhindert.


Vorbeugung

Genetisch bedingten Entwicklungsstörungen bei Kindern kann nicht vorgebeugt werden. Lediglich der Verzicht auf den Kinderwunsch bei risikobehafteten Elternteilen schließt diese Erkrankungen aus. Beruhen hingegen die Störungen auf Ursachen, die die Entwicklung nach der Geburt beeinflussten, kann bei Risikobabys mit gezielter Beobachtung und sofortiger Therapie entgegengewirkt werden.

Verschiedene Impfungen gegen hirnschädigende Infekte sollen so schnell als möglich durchgeführt werden wie auch eine Überwachung der Neugeborenen, wenn davon auszugehen ist, dass es eventuell zu einem Sauerstoffmangel kommen könnte. Wenn auch die Wissenschaft nicht davon ausgeht, dass eine ungesunde Lebensweise der Mutter für die meisten Entwicklungsstörungen bei Kindern ausschlaggebend ist – Vergiftungserscheinungen durch Alkoholkonsum erhöhen das Risiko erheblich.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
  • Schellenberg, I. et al.: Kinderkrankheiten von A-Z: Wo Naturheilverfahren wirken - wann Schulmedizin nötig ist, 2. Auflage, TRIAS, 2012
  • Stauber, M., Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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