Lokalanästhesie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Lokalanästhesie schaltet das Schmerzempfinden örtlich aus. Die Anästhesieform ist mit wesentlich geringeren Risiken verbunden als die Vollnarkose. Sowohl für kleinere Operationen, als auch in der Schmerztherapie kommen Lokalanästhetika zum Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Lokalanästhesie?

Bei jeder Anästhesie wird das Nervensystem gedämpft. Die Lokalanästhesie ist in diesem Zusammenhang eine reversible und kontrollierte Funktionsbeeinträchtigung der Nervenbahnen, die in einem lokal begrenzten Körperbereich das Schmerzempfinden betäubt. Das Verfahren ist auch als örtliche Betäubung bekannt und wird mithilfe von medikamentösen Lokalanästhetika durchgeführt. Die Lokalanästhesie hat verglichen mit der Vollnarkose viele Vorteile. Sämtliche Körperfunktionen werden durch Lokalanästhetika nur geringfügig beeinträchtigt. Vollnarkose ist im Vergleich dazu weitaus anstrengender für den Organismus und birgt dementsprechend höhere Risiken.

Anwendungsgebiete

Typische Anwendungsgebiete der Lokalanästhesie:

  • Operationen
  • Operationsschmerz

Die Lokalanästhesie kann in verschiedenen Zusammenhängen indiziert sein. In der Regel kommen Lokalanästhetika für Operationen zur Anwendung, damit der Patient den Operationsschmerz nicht spüren kann. Vor allem Patienten mit Lungenbeeinträchtigungen, Allergien gegen Vollnarkosemittel, übergewichtige Patienten, Patienten mit Herzkreislauferkrankungen oder konstitutionell anderweitig beeinträchtigte Personen sind Lokalanästhesien einer Vollnarkose vorzuziehen.

Für Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen geht die maschinelle Beatmung einer Allgemeinanästhesie immer mit einem Rückgang der funktionellen Lungenresidualkapazität und Compliance einher. Bei chronischen Lungenerkrankten treten bei der Vollnarkose daher oft respiratorische Komplikationen auf. Die Medikamente der Allgemeinanästhesie leiten außerdem eine Histamin-Ausschüttung ein, die für ein erkranktes Bronchialsystem gefährlich werden kann.

Auch Patienten mit Störungen des Säure-Basen-Haushalts oder des Stoffwechsels werden bevorzugt mit Lokalanästhesie operiert, da Allgemeinanästhesie auf diese Systeme wesentlichere Auswirkungen zeigt. Darüber hinaus ist es für unterschiedliche Operationen erforderlich, dass der Patient bei Bewusstsein bleibt. Das kann zum Beispiel für Operationen am Auge gelten, bei denen der Patient regelmäßig die Blickrichtung ändern muss. Teilweise kommen Lokalanästhetika auch in der Schmerztherapie zum Einsatz oder werden mit Allgemeinanästhesie kombiniert.

Welche Methoden und Verfahren gibt es?

In Abhängigkeit von der Applikationsart werden unterschiedliche Formen der Lokalanästhesie unterschieden. Auch die Größe des betäubten Körperareals spielt für diese Unterscheidung eine Rolle. Sowohl Oberflächenanästhetika, als auch Infiltrationsanästhetika schalten ausschließlich lokale Schmerzrezeptoren oder kleinere Hautnerven aus. Leitungsanästhesie betäuben ganze Körperregionen, indem sie die versorgenden Nerven vollständig ausschalten.

Bei der intravenösen Regionalanästhesie wird das Blut an einer Extremität mittels Manschette aufgestaut, sodass das Lokalanästhetikum direkt in eine Vene gegeben werden kann.

Bei zentralen Leitungsanästhesien wie der Spinalanästhesie oder der Periduralanästhesie werden in Nähe des Rückenmarks Spinalnerven ausgeschaltet, um einzelne Körpersegmente zu betäuben.

Was muss der Patient beachten?

Ein Patient kann unterschiedliche Kontraindikationen zur Lokalanästhesie stellen. Sollten zum Beispiel Entzündungen im geplanten Gebiet der Infektion vorliegen, ist die Lokalanästhesie solange zu verschieben, bis die Entzündung ausgeheilt ist. Entzündliche Vorgänge sind mit hohem Infektionsrisiko verbunden. Darüber hinaus muss der Patient dem Anästhesisten sämtliche Allergien gegen Lokalanästhetika mitteilen, von denen er weiß.

Außerdem kann die Antikoagulanzienbehandlung eine Kontraindikation zur Lokalanästhesie stellen und ist dementsprechend mit dem Arzt zu besprechen. Besonders die rückenmarksnahe Leitungsanästhesie sollte an Patienten mit Antikoagulanzienbehandlung nicht stattfinden. Im Vorfeld zur Lokalanästhesie wird der Patient vom Arzt über alle Risiken aufgeklärt und genauestens auf Kontraindikationen beurteilt. Wichtig ist in diesem Vorgespräch die Offenheit des Patienten. Unwahrheiten sind im Vorgespräch absolut kontraproduktiv, da sie während der Anästhesie zu Komplikationen führen können.

In manchen Fällen treten Schmerzen bei der Lokalanästhesie auf, die dem Arzt unmittelbar mitgeteilt werden sollten. So kann er auf eine andere Art der Schmerzstillung umschwenken. Ein metallischer Geschmack oder Schwindel während der Anästhesie muss ebenfalls gemeldet werden, da es sich hierbei um Vergiftungsanzeichen durch Lokalanästhetika handeln kann. Bei der Nachsorge einer Lokalanästhesie ist es vor allem relevant, dass sich der Patient bei anhaltender Schmerzsymptomatik oder anderen Nachwirkungen umgehend an den betreuenden Arzt wendet, um Komplikationen wie Infektionen auszuschließen.

Durchführung - Wie läuft die Untersuchung ab?

Bei der Lokalanästhesie schaltet der Arzt durch Medikamente die Signalleitung von Nerven aus, damit Schmerzen nicht mehr bewusst wahrgenommen werden. Die Medikamente erreichen nicht den Blutkreislauf, sondern wirken lokal. Bei der Oberflächenanästhesie wird das betäubende Medikament auf die Haut oder die Schleimhaut aufgetragen, so in Form von Spray, Salbe und Lösung. Bei der Infiltrationsanästhesie wird das Lokalanästhetika ins Gewebe gespritzt und verteilt sich um die Nerven.

Bei der Regionalanästhesie spritzt der Arzt das Anästhetikum im Bereich des Rückenmarks oder der Leiste. Die meisten Lokalanästhetika wirken innerhalb von kürzesten Zeitspannen. Sobald die Wirkung eingesetzt hat, kann ein geplanter Operationseingriff durchgeführt werden. In einigen Fällen, so zum Beispiel bei Komplikationen, kann eine regelmäßige Anpassung der Medikamentendosierung durch den Anästhesisten erforderlich sein. Im Rahmen einer operationsbedingten Lokalanästhesie erhält der Patient vor dem Eingriff meist außerdem Beruhigungsmittel, damit er den Eingriff relativ entspannt miterlebt.

Vor allem für Angstpatienten, Kinder und Patienten größerer Operationen gehört die Gabe von Beruhigungsmitteln mit zum Standard. Je aufgebrachter der Patient ist, desto wahrscheinlicher sind unvorhergesehene Bewegungen während der Operation, die schließlich Komplikationen hervorrufen können. Bei der Dosierung der einzelnen Anästhetika richten sich Anästhesisten nach der Richmond Agitation Sedation Scale aus. So können sie die Dauer der Betäubung relativ genau planen.

Wer übernimmt die Kosten?

Die Lokalanästhesie ist eine Kassenleistung, die bei entsprechender Indikation sowohl von gesetzlichen, als auch privaten Krankenkassen in voller Höhe getragen wird. Die Kassen kommt die Lokalanästhesie sogar billiger als die Vollnarkose. Die Voraussetzung ist hierbei die Beurteilung des behandelnden Arztes. Sieht der Arzt keine Indikation, werden die Kosten nicht übernommen. Die Krankenkassen übernehmen keinerlei Kosten für Behandlungen, die aus medizinischer Sicht nicht notwendig sind. Daher wird eine Lokalanästhesie im Rahmen von rein kosmetischen Operationen genauso wenig übernommen wie die kosmetische Operation selbst.


Risiken, Komplikationen und Nebenwirkungen

Falls größere Mengen eines Lokalanästhetikums in den Blutkreislauf übertreten, kann dieser Prozess einen systemischen Effekt auslösen. In diesem Fall können Komplikationen wie Krampfanfälle oder Herzrhythmusstörungen eintreten. Dieses Szenario ist relativ selten und ist bei fachmännisch durchgeführten Lokalanästhesien fast schon ausgeschlossen. Auch Infektionen kommen nur noch selten vor. Jedoch können allergische Reaktionen auf Lokalanästhetika eintreten, die mit Juckreiz, Hautrötungen, Atemnot oder im Extremfall Kreislaufversagen vergesellschaftet sind.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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