Linse

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 17. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Linse im menschlichen Körper ist ein durchsichtiger und klarer Körper, der konvex gekrümmt ist. In der Fachsprache wird die Linse im Auge auch als Lens crystallina bezeichnet. Sie verändert ihre Form, um Objekte in der Nähe oder Ferne scharf zu stellen (Akkommodation). Mit zunehmendem Alter verliert die Linse ihre Elastizität, was zu Sehstörungen wie der altersbedingten Weitsichtigkeit (Presbyopie) führt.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Aufbau des Augapfels. Die Linse bündelt das einfallende Licht in der Sehgrube. Dadurch wird es möglich scharf zu sehen.

Die menschliche Linse im Auge bündelt das eintretende Licht an der Hinterseite des Auges, sodass auf der Netzhaut schließlich in klares und scharfes Bild entstehen kann. Sie entwickelt sich durch so genannte Linsenbläschen welche wiederum aus unreifen Zellen bestehen. Die Linse ist für das menschliche Sehvermögen unerlässlich. Mit ihr ist es möglich verschiedene Dinge klar und deutlich sehen zu können.

Anatomie

Die dicke einer menschlichen Linse beträgt ca. 4 mm. Sie kann sich jedoch auf bis zu 6 - 8 mm ausdehnen. Für die Ausdehnung ist der so genannte Ziliarmuskel zuständig, doch dazu später mehr. Die reife und fertig entwickelte Linse besteht aus einer Kapsel, einer Linsenrinde und einem Linsenkern. Außerdem befindet sich auf der Vorderseite der Kapsel ein Epithel.

Auf der Äquatorregion der Linsenkapsel befindet sich die so genannte Wachstumszone. In dieser Zone werden in regelmäßigen Abständen neue Fasern gebildet. Die neu gebildeten Fasern ordnen sich ähnlich wie die Haut einer Zwiebel an, sodass die älteren Fasern nach und nach abgestoßen werden können.

Die Rinde der Linse wird sich mit zunehmenden Alter verkleinern, was zu einer Sehschwäche führen kann aber nicht zwingend so sein muss. Der Kern der Line ist keineswegs elastisch und wird mit hohem Alter nämlich immer starrer. Da die Linse sich beispielsweise jedoch bei Nahsicht krümmen muss, brauchen viele ältere Menschen eine Lesebrille.

Die Linse selber besitzt als Organ keinerlei Nerven oder Blutgefäße. Sie wird lediglich mit Kammerwasser mit verschiedenen Nährstoffen, wie Elektrolyten und anderen Substanzen versorgt. Auf diese Weise wird die glasklare Durchsichtigkeit der gesamten Augenlinse gewährleistet. Aufgehängt ist die Linse im menschlichen Körper am Ziliarkörper, der seitlich in den Äquator der Linsenkapsel befestigt ist.

Funktion

Mit Hilfe der Augenlinse wird es uns ermöglicht verschiedene Dinge scharf zu sehen. Dabei wird das einfallende Licht im Auge auf einen möglichst kleinen Punkt gebündelt und fixiert. Bei diesem Punkt handelt es sich um den so genannten "gelben Fleck" oder auch Fovea genannt. Dies ist die Stelle auf der Netzhaut, an der sich verschiedene Sinneszellen sammeln und aus dem Licht Impulse umwandeln.

Ist der Ziliarmuskel der Linse entspannt, so wird die gesamte Linse in die Länge gezogen. In dem Fall ist die Brechkraft optimal für die Fernsicht und Gegenstände die sich in der Ferne befinden, werden dann scharf und klar dargestellt. Um in die so genannten Nahsicht umzuschalten, muss sich dieser besagte Ziliarmuskel anspannen. Dabei dehnt sich der Muskel in einer Ringform in Richtung der Augenlinse aus, sodass der gesamte Muskel angespannt wird.

Dadurch werden die eintreffenden Lichtstrahlen von unterschiedlichen Gegenständen auf die Makula projiziert. Somit ist die menschliche Linse im Gegensatz zu einer künstlichen Linse dazu in der Lage, zwischen verschiedenen Distanzen das Bild anzupassen und scharf zu stellen.

Erkrankungen

  • Altersweitsichtigkeit
  • Aphakie
  • Pseudophakie
  • Linsenluxation

Eine häufige Erkrankung der Linse ist der graue Star, oftmals auch als Katarakt bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Trübung der gesamten Linse. Obwohl diese Erkrankung in vielen Industrieländern durch einen kleinen Eingriff behoben werden kann, gilt der graue Star als die häufigste Erblindungsursache weltweit.

Krebserkrankungen der Linse kommen hingegen nicht vor. Mit zunehmenden Alter wird die Linse starrer und ist nicht mehr so flexibel wir in jüngeren Jahren. Dadurch ist die Linse nicht mehr dazu in der Lage zwischen Nah- und Fernsicht umzustellen. Sie bleibt somit auf Fernsicht gestellt und nahe Gegenstände können nicht mehr klar und deutlich erkannt werden.

In Einzelfällen kann es sogar vorkommen, dass Menschen ohne eine Linse geboren werden. In so einem Fall spricht man von einer Aphakie. Dies kann jedoch in der Medizin durch eine Kunstlinse behoben werden. Bei einem natürlichen Verlust der Linse oder nach einer Entfernung spricht man von einer Pseudophakie. Es kann zudem passieren, dass die Linse von ihrer ursprünglichen Position in die Vorderkammer rutscht oder in den Glaskörper des Auges. Passiert dies, so ist die Rede von einer Linsenluxation.

Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen, dass die Linse ein sehr unempfindliches Organ ist. Krankheiten und schwächelndes Sehvermögen treten häufig lediglich im Alter auf, was natürlich unerlässlich ist. Krankheiten oder Infektionen die unheilbar sind und gleichzeitig mit der menschlichen Linse zu tun haben, sind bis zum heutigen Tage nicht bekannt.

Grauer Star (Katarakt)

Der Graue Star, medizinisch als Katarakt bezeichnet, ist eine Augenerkrankung, bei der die Linse des Auges trübe wird. Dies führt zu einer schrittweisen Verschlechterung des Sehvermögens, da das Licht nicht mehr ungehindert auf die Netzhaut fällt. Die Katarakt tritt überwiegend bei älteren Menschen auf, kann jedoch auch durch andere Faktoren verursacht werden.

Ursachen

Der Graue Star entwickelt sich meist im Alter aufgrund natürlicher Alterungsprozesse der Linse, bei denen die Proteine in der Linse verklumpen und die Durchsichtigkeit verlieren. Weitere Ursachen können sein:

  • Erbliche Veranlagung
  • Langfristige UV-Strahlenbelastung
  • Langfristige Einnahme von Medikamenten (z.B. Kortison)
  • Rauchen und Alkohol

Symptome und Verlauf

Die Symptome des Grauen Stars entwickeln sich schleichend und umfassen:

  • Verschwommenes Sehen oder ein Gefühl von Nebel vor den Augen
  • Schwierigkeiten beim Lesen oder Erkennen von Details
  • Farben erscheinen blasser
  • Schlechteres Sehen bei Nacht

Im Verlauf der Erkrankung wird die Sehfähigkeit immer weiter eingeschränkt, bis es zu nahezu vollständiger Erblindung kommen kann, wenn der Graue Star unbehandelt bleibt.

Wann zum Arzt?

Ein Arztbesuch ist notwendig, wenn:

  • Das Sehvermögen deutlich nachlässt oder verschwommen ist.
  • Nachtfahrten oder das Lesen schwieriger werden.
  • Sie eine zunehmende Lichtempfindlichkeit verspüren oder Lichthöfe um Lichtquellen sehen. Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, die Beschwerden zu lindern und rechtzeitig eine Behandlung zu beginnen.

Komplikationen

Unbehandelt kann der Graue Star zur vollständigen Erblindung führen. Außerdem kann es in seltenen Fällen zu einem sogenannten Hyperreifen Star kommen, bei dem die Linse stark anschwillt, was einen erhöhten Augeninnendruck und in extremen Fällen ein Glaukom (Grüner Star) verursachen kann.

Diagnose

Die Diagnose des Grauen Stars erfolgt durch einen Augenarzt, der die Linse mittels Spaltlampenmikroskopie untersucht. Zusätzlich wird die Sehschärfe getestet und gegebenenfalls eine Augenspiegelung durchgeführt, um den Zustand der Netzhaut zu überprüfen.

Behandlung

Die einzige wirksame Behandlung des Grauen Stars ist ein chirurgischer Eingriff. Dabei wird die trübe Linse entfernt und durch eine künstliche Intraokularlinse ersetzt. Dieser Eingriff ist einer der häufigsten und sichersten Operationen weltweit und wird meist ambulant durchgeführt. In den meisten Fällen verbessert sich das Sehvermögen deutlich nach der Operation.

Prognose

Die Prognose nach einer Katarakt-Operation ist in der Regel sehr gut. Rund 90 % der Patienten haben nach dem Eingriff eine deutlich verbesserte Sehschärfe. Komplikationen sind selten und lassen sich meistens gut behandeln. Dazu zählen Infektionen, Nachstar (eine erneute Eintrübung der Kapsel, die die künstliche Linse hält) oder eine Netzhautablösung.

Prävention

Eine direkte Prävention des Grauen Stars gibt es nicht, aber einige Maßnahmen können das Risiko verringern oder das Fortschreiten verlangsamen:

  • Schutz vor UV-Strahlung: Tragen Sie Sonnenbrillen mit UV-Schutz.
  • Nichtrauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Katarakt.
  • Gesunde Ernährung: Lebensmittel mit hohem Gehalt an Antioxidantien (wie Vitamin C und E) können das Auge schützen.
  • Regelmäßige Augenuntersuchungen: Vor allem ab dem 60. Lebensjahr ist eine regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt ratsam, um frühzeitig Veränderungen festzustellen.

Zusammenfassung

Der Graue Star ist eine häufige und gut behandelbare Augenerkrankung. Dank moderner Operationstechniken können Betroffene nach dem Eingriff wieder klar sehen und ein weitgehend normales Leben führen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind jedoch wichtig, um Komplikationen zu vermeiden und das Sehvermögen bestmöglich zu erhalten.

Altersbedingte Weitsichtigkeit (Presbyopie)

Altersbedingte Weitsichtigkeit, auch Presbyopie genannt, ist ein natürlicher Teil des Alterungsprozesses und betrifft fast alle Menschen ab einem bestimmten Lebensalter. Sie führt dazu, dass das Sehen im Nahbereich zunehmend unscharf wird, was vor allem beim Lesen oder bei anderen Tätigkeiten, die auf kurze Distanzen fokussiert sind, auffällt.

Ursachen

Die Hauptursache der Presbyopie liegt im natürlichen Alterungsprozess der Augenlinse. Im Laufe der Zeit verliert die Linse ihre Elastizität und ihre Fähigkeit, sich auf nahe Objekte scharfzustellen (Akkommodation). Zudem kann der Ziliarmuskel, der die Linse steuert, mit zunehmendem Alter an Kraft verlieren. Diese altersbedingten Veränderungen machen es dem Auge schwerer, sich schnell auf unterschiedliche Entfernungen einzustellen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Presbyopie treten meist ab dem 40. bis 50. Lebensjahr auf und verschlechtern sich im Laufe der Jahre:

  • Unscharfes Sehen in der Nähe, insbesondere beim Lesen oder Arbeiten am Computer.
  • Ermüdung der Augen nach längeren Naharbeiten.
  • Kopfschmerzen oder Schwindel aufgrund der Überanstrengung der Augen.
  • Menschen halten Bücher, Zeitungen oder das Smartphone weiter von den Augen entfernt, um besser lesen zu können.

Im frühen Stadium treten diese Symptome oft nur nach längerer Belastung der Augen auf. Mit der Zeit wird die Nahsicht jedoch kontinuierlich schwieriger.

Wann zum Arzt?

Man sollte einen Augenarzt aufsuchen, wenn:

  • Das unscharfe Sehen das tägliche Leben beeinträchtigt.
  • Kopfschmerzen oder Augenbeschwerden durch Überanstrengung auftreten.
  • Bereits eine Fehlsichtigkeit (z. B. Kurzsichtigkeit) vorliegt, da die Kombination mit Presbyopie die Sehkraft stark beeinträchtigen kann.

Frühe Diagnosen helfen, geeignete Korrekturmaßnahmen wie Brillen oder Kontaktlinsen rechtzeitig zu finden.

Komplikationen

Die Presbyopie selbst verursacht in der Regel keine schwerwiegenden Komplikationen. Allerdings kann sie zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen, insbesondere bei Tätigkeiten, die Nahsicht erfordern, wie Lesen, Arbeiten am Computer oder Handarbeit. Unbehandelt kann die ständige Überanstrengung der Augen zu chronischen Kopfschmerzen oder Augenbeschwerden führen.

Diagnose

Die Diagnose der Presbyopie erfolgt durch eine umfassende Augenuntersuchung beim Augenarzt. Dieser misst mithilfe eines Sehtests die Sehkraft und prüft, ob eine altersbedingte Verhärtung der Linse vorliegt. Dabei wird auch festgestellt, welche Sehhilfen (z. B. Lesebrille) am besten geeignet sind, um das Sehvermögen zu korrigieren.

Behandlung

Die Presbyopie kann nicht geheilt, aber effektiv behandelt werden, um das Sehvermögen zu verbessern:

  • Brillen: Eine Lesebrille oder Mehrstärkenbrille (Bifokal- oder Gleitsichtbrille) hilft, sowohl in der Nähe als auch in der Ferne scharf zu sehen.
  • Kontaktlinsen: Multifokale Kontaktlinsen sind eine Alternative zu Brillen und bieten ähnliche Korrekturmöglichkeiten.
  • Operationen: Es gibt chirurgische Optionen, wie z. B. Laserbehandlungen oder Linsenersatzoperationen, die in bestimmten Fällen in Betracht gezogen werden können. Hierbei wird entweder die Form der Hornhaut verändert oder eine künstliche Linse eingesetzt.
  • Monovision: Eine Technik, bei der ein Auge auf Nahsicht und das andere auf Fernsicht eingestellt wird (durch Kontaktlinsen oder eine Operation), was jedoch eine gewisse Eingewöhnung erfordert.

Prognose

Die altersbedingte Weitsichtigkeit ist ein natürlicher Teil des Alterungsprozesses und wird sich im Laufe der Zeit weiter verschlechtern. Mit der richtigen Behandlung, insbesondere durch Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen, kann das Sehvermögen jedoch effektiv korrigiert werden, sodass alltägliche Tätigkeiten weiterhin problemlos ausgeführt werden können. Prävention

Da Presbyopie ein natürlicher Prozess ist, lässt sie sich nicht vollständig verhindern. Allerdings gibt es Maßnahmen, die die Augengesundheit fördern und das Fortschreiten möglicherweise verlangsamen können:

  • Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vitaminen (insbesondere Vitamin A, C und E) und Antioxidantien ist, um die Augenlinse zu schützen.
  • Augenübungen oder regelmäßige Pausen bei Tätigkeiten, die die Nahsicht erfordern, können Überanstrengung vorbeugen.

Zusammenfassung

Altersbedingte Weitsichtigkeit ist eine normale Veränderung, die fast jeden betrifft. Mit der richtigen Diagnose und Behandlung können die Symptome gut gemanagt werden, sodass die Lebensqualität erhalten bleibt. Regelmäßige Besuche beim Augenarzt und eine angepasste Sehhilfe sind der Schlüssel zur Bewältigung dieser altersbedingten Sehstörung.

Quellen

  • Grehn F.: Augenheilkunde. Springer Verlag. 30. Auflage 2008
  • Wutta, H.P., Brucker, K.: Theorie und Praxis der Augen-Akupunktur. Hippokrates Verlag, Stuttgart 2014
  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
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