Leistenschmerzen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Leistenschmerzen können verschiedene Ursachen haben. Die Behandlung von Leistenbrüchen zählt in Deutschland zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen. Aufgrund anatomischer Gegebenheiten sind Männer etwa acht- bis neunmal häufiger von Leistenschmerzen betroffen als Frauen. Neben Leistenbrüchen gibt es zahlreiche andere Ursachen für Leistenschmerzen.
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Was sind Leistenschmerzen?
Schmerzen in der Leiste (Leistenschmerzen) können vielfache Ursachen haben, die über Reizungen, Entzündungen, und eingeklemmte Nerven bis zu einem Leistenbruch reichen. Als Leiste wird umgangssprachlich der Bereich unten seitlich am Bauch bezeichnet. Dieser Bereich grenzt an die Beckenkämme, die obere Grenze bilden die beiden Darmbeinkämme.
Unmittelbar unter der Leiste beginnen die Oberschenkel. Durch die Leistengegend ziehen sich verschiedene Sehnen und Bänder, die die Muskulatur in Logen unterteilen, außerdem Lymphknoten und eine ausgedehnte Gefäß- und Nervenversorgung.
Ursachen
Es handelt sich um einen vier bis fünf Zentimeter langen Spalt, der schräg am unteren Ende der Bauchwand entlang verläuft. Inneres Gewebe und Bauchorgane, die normalerweise von einer schützenden Schicht aus Bindegewebe, Sehnen und Muskeln umgeben sind, können sich nach außen stülpen, bis sie direkt unter der Haut liegen. Dort werden sie nicht mehr durchblutet und können absterben.
Eine weitere häufige Ursache von Leistenschmerzen sind Verdickungen der Lymphknoten. Sie schwellen an, wenn sie stark beansprucht werden. Auch Entzündungen, Infektionen oder rheumatische Erkrankungen können eine Verdickung der Lymphknoten hervorrufen. Die sogenannte "Sportlerleiste" ist auf Überbelastungen und Verletzungen von Muskeln und Sehnen in der Leistengegend zurückzuführen, die vor allem nach intensiver sportlicher Betätigung auftreten.
Auch die umliegenden Gelenke können Leistenschmerzen auslösen, zum Beispiel durch Fehlstellungen der Knie und Füße, Arthrose oder Verschleißerscheinungen an der Lendenwirbelsäule. Harnsteine, Bandscheibenvorfälle in der Lendenwirbelsäule, verschiedenste Entzündungen und Erkrankungen der Hoden können ebenfalls starke Leistenschmerzen nach sich ziehen. Manche Frauen verspüren während ihrer Periode ein Ziehen in der Leistengegend.
Wann zum Arzt?
Leistenschmerzen können sich nach intensiven sportlichen oder beruflichen Aktivitäten einstellen. Sobald eine körperliche Überlastungsstituation vorhanden ist, besteht die Möglichkeit, dass Leistenschmerzen auftreten. Häufig genügt es, wenn sich der Betroffene schont und ausreichend Ruhe gönnt. Einige Stunden Schlaf reichen oft aus, damit sich die Schmerzen zurückbilden. Halten die Beschwerden über mehrere Tage an, muss ein Arzt konsultiert werden.
Es empfiehlt sich bei regelmäßigen Leistenschmerzen einen Krankengymnasten aufzusuchen, um abzuklären, ob bestimmte Bewegungen beim Heben oder Tragen von schweren Gegenständen optimiert werden können. Vor der Einnahme eines Schmerzmedikamentes ist die Rücksprache mit einem Arzt zu suchen. Risiken und Nebenwirkungen müssen besprochen werden, bevor weitere unerwünschte Symptome auftreten.
Nehmen die Leistenschmerzen kontinuierlich an Intensität zu oder breitet sich der Schmerz in umliegende Regionen aus, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Es besteht das Risiko, dass eine chronische Erkrankung der Knochen vorliegt, die behandelt werden muss. Kommt es zu weiteren Beschwerden wie Schmerzen im Nacken oder im Rücken, muss ein Arzt konsultiert werden. Bei einer Fehlhaltung des Beckens, einem schiefen Gang oder einer Schräglage des Kopfes, ist der Weg zu einem Arzt ebenfalls notwendig. Es liegen Schäden der Skelettmuskulatur oder der Knochen vor, die korrigiert werden müssen. In einigen Fällen treten Nackenverspannungen oder Kopfschmerzen auf.
Diagnose und Verlauf
Bei starken Schmerzen in der Leistengegend sollte man so schnell wie möglich zum Arzt gehen, da es sich um eine möglicherweise lebensgefährliche Erkrankung handeln kann. Zunächst werden das genau Beschwerdebild und die Krankheitsgeschichte abgeklärt.
Gefäßpulse an Handgelenken und Beinen werden abgeprüft, der Blutdruck gemessen, Lungen und Herz abgehört, Bauch- und Leistengegend abgetastet. So kann der Arzt Leistenbrüche und Hodenerkrankungen oft schnell erkennen. Weitere Diagnosemittel sind Ultraschalluntersuchungen, Analysen der Blut- und Urinwerte, Röntgenaufnahmen und Gewebeproben. Es wird bei jedem Patienten individuell entschieden, welche diagnostischn Maßnahmen durchgeführt werden müssen.
Typische allgemeine Symptome sind Schmerzen in der Leistengegend und Schwellungen, die oft berührungsempfindlich sind. Beim Husten und im Stehen und können diese Beulen besonders gut sichtbar sein. Auch Rötungen und Erwärmungen der betroffenen Stelle können eintreten. Ein Leistenbruch muss sofort behandelt werden, da die nach außen gestülpten Organe nicht mehr durchblutet werden und absterben können. Das gilt auch für eingeklemmte Nerven und Gefäße.
Komplikationen
Im Zusammenhang mit Leistenschmerzen können verschiedenen Komplikationen auftreten. Ein Leistenbruch kann eine Ursache für Leistenschmerzen sein. Wird der Bruch allerdings nicht behandelt, können Darmabschnitte, die durch den Leistenkanal verlaufen, eingeklemmt und weniger durchblutet werden. Der Darmabschnitt kann sich entzünden und nach einiger Zeit auch absterben. Beim Mann können der Samenstrang mit Gefäßen eingeklemmt und sogar durchtrennt werden. Folglich entstehen weitere Schmerzen. Zudem kann die Fruchtbarkeit eingeschränkt werden.
Auch Harnsteine können Leistenschmerzen verursachen. Die Harnwege können sich komplett verschließen. Es kann zu einem Rückstau des Urins in der Niere kommen. Zudem kann eine Infektion entstehen. In schlimmen Fällen können sich die Bakterien ausbreiten und eine Urosepsis auslösen. Eine Urosepsis kann tödlich verlaufen. Im Zusammenhang mit Leistenschmerzen können auch die Nieren betroffen sein. Es kann zu einer Nierenschwäche und einer Niereninsuffizienz kommen. Zudem können - verursacht durch Infektionen in der Leiste - Lymphknoten anschwellen. Die Infektionen können sich verteilen und den Betroffenen in eine lebensbedrohliche Situation bringen.
Behandlung und Therapie
Je nach Ursache unterscheiden sich die Therapiemaßnahmen bei Leistenschmerzen. Ein Leistenbruch erfordert eine operative Behandlung. Dabei wird das verlagerte Bauchraumgewebe wieder in die richtige Position gebracht und die Bruchpforte durch Nähte oder ein Kunststoffnetz geschlossen. Die Nähte und das Netz verwachsen mit dem Gewebe und lösen sich allmählich wieder auf.
Bei Hüftgelenksarthrosen wird oft ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt. Bei Leistenschmerzen, die durch Fehlstellungen ausgelöst werden, muss die korrekte Körperhaltung und Gehweise mit einem Therapeuten trainiert werden. Auch gezielte Dehnungen und Übungen zum Muskelaufbau können bei bestimmten Krankheitsbildern helfen.
Bei Beinlängenunterschieden können orthopödische Schuhe mit einer ausgleichenden Absatzhöhe oder speziellen Einlagesohlen helfen. Mittlerweile können Beinlängenunterschiede auch operativ ausgeglichen werden. Eine Überlastung der Leiste durch Sport erfordert eine Trainingspause. Dazu können Kälte- oder Wärmetherapie, Aquatherapie, spezielle Übungen und entzündungshemmende Medikamente kommen. Auch eine Laser- oder Ultraschallbehandlung kann in Frage kommen.
Entzündungen und Erkrankungen der Lymphknoten können mit Medikamenten, Antibiotika, Ruhigstellung der betroffenen Gegend und eventuell chirurgischen Eingriffen behandelt werden (zum Beispiel bei einem vereiterten Lymphknoten). Bei Hodenerkrankungen wird ein verlagerter Hoden wieder geradegerückt, ist er bereits zu sehr krankhaft verändert worden, muss er entfernt werden.
Bestimmte Schwellungen in der Leistengegend heilen von selbst wieder aus. Ob es sich um ein entsprechendes Krankheitsbild handelt, kann aber nur ein Facharzt feststellen.
Aussicht und Prognose
Der weitere Verlauf von Leistenschmerzen hängt relativ stark von der Ursache dieser Schmerzen ab. Allerdings kommt es in den meisten Fällen nicht zu einer Selbstheilung, sodass auf jeden Fall eine Untersuchung und Behandlung durch einen Arzt in diesem Fall notwendig ist. Sollten die Leistenschmerzen durch einen Leistenbruch auftreten, so kommt es in den meisten Fällen zu einem positiven Krankheitsverlauf, wenn die betroffene Region ruhig gestellt und nicht mehr belastet wird.
Meistens werden die Leistenschmerzen dann auch von einer starken Schwellung begleitet und schränken den Alltag des Betroffenen deutlich ein. Weiterhin können die Schmerzen auch durch Beschwerden oder Infekte der Harnwege auftreten. Dabei muss ebenfalls eine Behandlung eingeleitet werden, da es nicht zu einer Selbstheilung kommt. Die Infekte können sich nicht selten auch auf das Wasserlassen negativ auswirken und dabei zu Schmerzen führen. Ebenso können sich die Leistenschmerzen auch in andere Regionen des Körpers ausbreiten und auch dort zu Beschwerden führen. Auch treten bei Frauen während des Wachstums Leistenschmerzen auf, die allerdings ein gewöhnliches Symptom darstellen. Weiterhin können Frauen während des Wachstums auch an Menstruationsbeschwerden leiden, welches die Leistenschmerzen verursachen. Hier kann eine postive Prognose gestellt werden.
Vorbeugung
Eine ausgewogene, gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sind dafür wichtig. Sportler sollten auf korrekte Bewegungsabläufe achten und sich nicht überlasten. Es ist empfohlen, zumindest zu Beginn mit einem erfahrenen Trainer zu arbeiten.
Das richtige Schuhwerk ist ebenfalls wichtig, um Fehlstellungen zu vermeiden. Schweres Heben sollte so weit es geht vermieden werden. Bei Harnsteinen ist eine Ernährungsumstellung hilfreich, wie genau diese aussehen soll, ist in jedem Fall individuell mit dem Arzt abzuklären.
Quellen
- Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
- Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
- Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
- Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2024
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