Ingwer
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ingwer, dessen botanischer Name Zingiber officinale ist, gehört zur Familie der Ingwergewächse. Der verwendete Teil der Pflanze, das so genannte Ingwer-Rhizom, wächst unter der Erde und erinnert in seiner Form an eine Knolle. Ingwer wird beim Kochen zunehmend beliebter. Das liegt nicht nur an seinem würzigen Aroma, sondern vor allem an seiner Heilkraft. In asiatischen Ländern ist Ingwer seit Jahrtausenden als Gewürz wie auch als Heilpflanze bekannt und geschätzt was seine lange Tradition in der Ayurvedischen und der Traditionellen Chinesischen Medizin erklärt.
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Allgemeiner Überblick
Ingwer wird in tropischen und subtropischen Ländern angebaut. Der größte Ingwerproduzent ist Indien, wohingegen China der größte Ingwerexporteur der Welt ist; das weltweit größte Anbaugebiet befindet sich in Nigeria. Die Pflanze kann eine Wuchshöhe von weit über 1m erreichen und sieht durch seine dicken Stängel und langen Blättern schilfartig aus. Der eigentliche Ingwer, das in der Küche verwendete Rhizom, wächst als Knolle verzweigt unter der Erde.
Die Knolle des Ingwers ist von einer bräunlichen Haut umgeben, die abgeschält das gelbliche Fruchtfleisch zum Vorschein bringt. Geschält hat Ingwer einen sehr angenehmen Zitronenduft, schmeckt allerdings sehr scharf. Ingwer lässt sich auch ohne viel Aufwand auf der heimischen Fensterbank oder im Garten anpflanzen. Dafür reicht es aus eine normale Ingwerknolle im Handel zu kaufen.
Der Ingwer wird in mehrere einige Zentimeter dicke Stücke geschnitten und mit der Schnittfläche nach unten in Blumenerde gelegt und mit nur wenig Erde bedeckt. Die Knolle sollte an einem warmen Standort stehen, sodass die Temperatur stets über 20°C liegt und gleichmäßig feucht, aber nicht zu feucht, gehalten werden. Die beste Zeit für die eigene Anzucht ist das Frühjahr. Bei Anzucht im Garten ist zu beachten, dass die Ingwerpflanze nicht winterhart ist.
Vorkommen und Anbau
Ingwer hat eine große Bedeutung als Nahrungsmittel sowie als Heilpflanze. In der Küche wird Ingwer als Gewürz in vielen verschiedenen Variationen angewandt. Frischer Ingwer, zumeist fein gerieben oder in kleine Stücke geschnitten, wird als Gewürz für viele Gerichte verwendet. In Suppen, zu Fleisch oder Fisch und in Currys kommt die angenehm würzige Schärfe des Ingwers besonders zur Geltung und ist kaum noch wegzudenken.
Gemahlener Ingwer wird u.a. bei der Herstellung von Lebkuchen und Gingerbread verwendet. Das Getränk Ginger Ale erhält hat seinen Namen ebenfalls vom Ingwer. Besonders bekömmlich und beliebt ist die Zubereitung von Ingwer als Tee. Dafür wird ein geschältes Stück der Knolle in eine Tasse gegeben und mit heißem Wasser aufgegossen. Das Ingwerwasser kann warm oder kalt getrunken werden und nach Geschmack mit Zitrone oder ähnlichem verfeinert werden.
Anwendung und Wirkung
Vor allem Gingerol wirkt ähnlich wie Aspirin schmerz- und entzündungshemmend, antibakteriell und regt die Durchblutung an.
Ein weiterer Inhaltsstoff ist Cineol, das sich positiv auf die Atemwege auswirkt und unter anderem bei Erkältungen für Linderung sorgt, aber auch bei Heuschnupfen und Asthma wirkt. Daneben ist Ingwer eine wahre Vitamin C- Bombe und enthält eine Reihe von B- Vitaminen, ebenso wie die Mineralstoffe Eisen, Calcium, Magnesium, Kalium, Phosphor und Natrium.
Wogegen hilft Ingwer?
Ingwer als Heilpflanze
Ingwer ist scharf. Wenn man auf ein kleines Stück beißt, merkt man schnell wie die Zunge anfängt zu brennen, die Wangen sich röten oder die Nase plötzlich läuft. Manch einem schnellt ein plötzliches Wärmegefühl durch den Körper. Das liegt an den zahlreichen Scharfstoffen in der Knolle, die für die Aktivierung der Wärmerezeptoren sorgen.
Ingwer wird seit Jahrtausenden als Heilpflanze angewandt und hilft bei einer Vielzahl von Beschwerden. Eine der Hauptwirkungen des Ingwers ist die beruhigende Wirkung auf den Magen.
Die in der Knolle enthaltenen Stoffe wirken in dem Bereich des menschlichen Gehirns der für Übelkeit verantwortlich ist und kann nicht nur Übelkeit und Brechreiz bekämpfen sondern auch Magenschmerzen und Krämpfe lindern. Dieser Effekt kann auch unterstützend während einer Chemotherapie, mit all ihren Nebenwirkungen, beobachtet werden.
Rheuma und Arthrose
Ein weiteres Anwendungsgebiet des Ingwers ist die Behandlung von Rheuma und Arthrose. Für die entzündungshemmende Wirkung ist der Inhaltsstoff Gingerol verantwortlich. Diese Gingerole sollen im Körper das gleiche Enzym hemmen wie Acetylsalicylsäure und für Entspannung und Wohlbefinden sorgen.
Erkältung
Für viele ist der regelmäßige Genuss eines heißen Ingwertees während der Erkältungszeit ein Geheimtipp um gesund zu bleiben. Denn eine weitere Eigenschaft des Ingwers ist die Erweiterung der Gefäße und eine bessere Durchblutung des Körpers, wodurch die Abwehr gestärkt wird. Wer zu kalten Händen oder Füßen neigt, bekommt diesen Effekt nach dem Konsum von Ingwer schnell zu spüren; der Körper wird von innen gewärmt.
Schmerzen und Entzündungen
Dabei kann die scharfe Knolle noch einiges mehr. Denn die Heilpflanze enthält Stoffe, die eine ähnliche Wirkung aufweisen wie Acetylsalicylsäure. Diese hilft gegen Schmerzen, Entzündungen und Blutgerinnung. Vor allem die Schmerzlinderung wurde von verschiedenen Studien belegt, weshalb Extrakte aus Ingwer bei Rheuma oder Muskelbeschwerden eingesetzt werden. Ebenso haben Studien ergeben, dass Ingwerkonsum bei Sportlern Schmerzen durch Muskelkater verringert.
Brechreiz und Übelkeit
Dass Ingwer gegen Reiseübelkeit wirkt, ist inzwischen weitreichend bekannt. Auch Wissenschaftler vergleichen die Wirkung des Ingwers gegen Brechreiz und Übelkeit mit dem chemischen Wirkstoff Dimenhydrinat.
Durch Untersuchungen wurde belegt, dass die Wirkstoffe aus dem Ingwer die so genannten Serotonin-Rezeptor-Ionenkanäle angreifen. Diese seien mitverantwortlich für das Erbrechen. Kurios jedoch: Die Heilpflanze hilft zwar jenen, die Übelkeit im Auto, Flugzeug oder Zug bekommen. Wird jemandem auf dem Schiff schlecht, sei Ingwer weniger geeignet.
Studien konnten sogar die Heilwirkung des Ingwer bei der Chemotherapie belegen. Nehmen Patienten zusätzlich zu ihren chemischen Medikamenten gegen Brechreiz auch noch Ingwer ein, wird ihnen weniger übel.
Wird das Extrakt der Heilpflanze drei Tage vor und drei Tage nach der Chemotherapie eingesetzt, senke das die Beschwerden um bis zu 30-40 Prozent, so die Forscher. Eindeutig sind die Studien hierzu jedoch noch nicht. Es gilt also wie immer: Vor der Verwendung sollte dies stets mit einem Arzt abgestimmt werden.
Ingwer gegen Reiseübelkeit
Die Heilpflanze kann auch direkt eingenommen werden: Einfach ein frisch geschältes Stückchen der Knolle kauen. Wem das zu scharf ist, kann das Stück Ingwer mit heißem Wasser zu einem Tee aufgießen oder Zuckerbonbons lutschen. Auch damit gelangen die Inhaltsstoffe der Pflanze in Ihren Körper. Es ist allerdings nicht bekannt, wieviel davon direkt am Wirkort ankommt.
Vorsicht in der Schwangerschaft
Für Schwangere, die unter Übelkeit leiden, sei Ingwer jedoch nicht geeignet, da er die Wehen auslösen kann. Auch all jene, die einen empfindlichen Magen haben, sollten das Gewürz nur mit Bedacht einsetzen oder sogar ganz darauf verzichten. Ingwer bildet nämlich mehr Magensäure. Auch für Menschen mit Gallensteinen ist das Heilmittel tabu. Abgesehen davon wird die Knolle gut vertragen. Ingwer fördert außerdem die Verdauung. Eine vorbeugende Wirkung gegen Erkältungen, eine Hilfe beim Abnehmen oder der Schutz vor Krebs, sind wissenschaftlich bisher noch nicht belegt.
Kochen mit Ingwer
Frischer Ingwer passt besonders gut zu asiatischen Gerichten. Braten Sie ein Stück der Pflanze vor den anderen Zutaten kurz in heißem Öl an und nehmen Sie Ihn anschließend wieder heraus. Auf diese Weise schmeckt das Gericht nicht zu intensiv nach der scharfen Knolle. Stattdessen kommt ein feines Ingweraroma hinzu.
Quellen
- Hans Konrad Biesalski, Matthias Pirlich, Stephan C. Bischoff, Arved Weimann: Ernährungsmedizin. Thieme, 5. Auflage 2017.
- Bühring, U.: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde. Thieme, 4., überarbeitete Auflage 2014
- Vukovic, L.: 1001 natürliche Hausmittel: für Haus und Garten, Gesundheit und Körperpflege. Dorling Kindersley Deutschland GmbH, 2017.
- Hademar (u.a.) Bankhofer: Das große Buch der Hausmittel. München, 2003.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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