Hyperventilation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Hyperventilation bezeichnet den gesteigerten Bedarf der Lungen nach Luft. Das lateinische ventilare bedeutet in etwa fächeln, und hypo stammt aus dem Griechischen und ist ein Wort der Steigerung im Sinne von "über". Gemeint ist ein deutlich gesteigerter (wenn auch unnötiger) Bedarf, seine Lungen zu belüften.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hyperventilation?

Eine Hyperventilation hat meist eine psychische Ursache. Angst, Schmerzen, Erregung oder Panik können diese Störung der Atemregulation hervorrufen.

Bei der Hyperventilation müssen die Lungen verstärkt mit Sauerstoff versorgt werden. In dieser Situation passieren chemisch im Körper bestimmte Abläufe: der pH-Wert des Blutes steigt etwas an (das Blut wird alkalischer) als Folge der Abnahme des CO2-Gehalts (Kohlenstoffdioxid-Partialdruck).

Verursacht werden kann eine solche Störung der Aremregulation nicht nur durch körperliche Dysfunktion, sondern in vielen Fällen kann sie auch psychisch bzw. psychosomatisch begründet sein. Hyperventilation hat aber nichts zu tun mit einem erhöhten Atmungsbedarf bei körperlicher Anstrengung (Arbeit, Sport).

Ursachen

Die Ursache einer Hyperventilation ist eine sehr oft psychisch bedingte Störung der Atemregulation, ausgelöst z. B. durch Panik, Erregung, Schmerz, Angst, oder manchmal auch durch eine Depression.

Im Fall einer körperlichen Ursache kann diese oft im Kopfbereich lokalisiert werden, z. B. bei Hirntumor, Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Hirnentzündung, aber es kommen auch Störungen im Elektrolythaushalt, Infektionen oder Vergiftungen in Frage. Ein vermehrter Bedarf an Sauerstoff, der durch hochfrequente Atmung versucht wird zu erzielen, kann auch bei Erkrankungen der Lunge oder bei Herzinsuffizienz auftreten.

Das quantitative Maß für die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff bezeichnen die Mediziner als "Atemminutenvolumen". Dieser Wert erhöht sich immer dann, wenn sich die CO2-Konzentration in den Arterien erhöht. Zur Messung dieser Gaskonzentration verfügt unser Körper extra über Chemorezeptoren z. B. im Hirnstamm. Bereits bei normaler (flacher) Atmung ist unser Blut schon fast mit Sauerstoff gesättigt (Sättigungsgrad ca. 97%), insofern bedeutet eine Hyperventilation nicht unbedingt eine deutliche Steigerung des Sauerstoffgehalts.

Stattdessen führt das ebenfalls beschleunigte Ausatmen zu einer erhöhten Abgabe von CO2, dessen Konzentration sich nun im Blut verringert mit der Folge einer respiratorischen Alkalose, also einem Anstieg des pH-Wertes des Blutes. Dies löst wiederum eine Störung des Elektrolythaushaltes aus, was insbesondere eine (relative) Abnahme des im Blut gelösten Calciums nach sich zieht. Die Wirkung dessen betrifft besonders das Nervensystem, in dem sich daraus ein Zustand der Übererregbarkeit auch mit Auswirkungen auf die Muskulatur ergibt (Verkrampfungen).

Es sind nun insbesondere die Gefäße im Gehirn, die leider etwas paradox auf diese Situation reagieren. Die CO2-Abnahme wird so interpretiert, dass eine Sauerstoffübersättigung vorliegt (was aber nicht der Fall ist). Die Hirngefäße steuern dem mit einer Verengung (Konstriktion) entgegen und bewirken damit genau eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff.

Krankheiten

  • Panikstörung
  • Hirnentzündung

Wann zum Arzt?

Tritt Hyperventilation in Zusammenhang mit anderen Problemen auf, ist ein baldiger Arztbesuch anzuraten. Häufige Beispiele hierfür sind eine Verkrampfung der Muskulatur und der Lippen oder Missempfindungen wie Kribbeln in Händen, Füßen oder Gesicht. Des Weiteren kann es zu Lähmungserscheinungen, Zittern oder Muskelschmerzen kommen. Auch bei auftretendem Herzrasen oder einem unregelmäßigen Pulsschlag sollte baldmöglichst ein Arzt aufgesucht werden.

Manche Patienten haben jedoch bereits Erfahrung mit der Hyperventilation und können adäquat auf diese Situation reagieren. Kommt es auf ihre selbst ergriffenen Maßnahmen hin zu einer Besserung der Symptomatik, kann hier gegebenenfalls auf eine Vorstellung beim Arzt verzichtet werden. Ist eine Beseitigung des Problems innerhalb weniger Minuten jedoch nicht möglich, sollte medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.

In jedem Fall unumgänglich ist eine ärztliche Vorstellung, wenn nach dem Ende der Hyperventilation weiterhin Probleme wie Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Unregelmäßigkeiten des Herzschlages bestehen bleiben. Auch bei einem länger bestehenden Engegefühl in der Brust nach erfolgter Hyperventilation oder einer stattgefundenen Ohnmacht ist die schnellstmögliche Konsultation eines Arztes unerlässlich.

Symptome und Verlauf

Was also hinsichtlich der Symptomatik von Hypervenilation zu beobachten ist, das ist die schnelle Atemfrequenz (Tachypnoe), wobei der Betroffene aber gleichzeitig Luftnot und den Drang nach tiefen Atemzügen und Gähnen hat. Hinzu kann ein Gefühl der Beengtheit in der Brustregion kommen gepaart mit Herzklopfen und Herzstechen, was oftmals einen Herzinfarkt vermuten lässt. Parallel dazu kann auch ein Reizhusten entstehen.

Die oben erwähnte Beeinträchtigung des Nervensystems beschert dem Betroffenen darüber hinaus auch noch Missempfindungen wie Ameisenkribbeln, Zittern, Muskelkater, die Hände verkrampfen zur so genannten Pfötchenstellung, auch die Lippen können sich zu einem "Karpfenmaul" verformen. Die zusätzlich möglichen Erscheinungen wie Schwindel, Sehstörungen oder Kopfschmerzen muten dabei eher als harmloser Nebenkriegsschauplatz an.

Lebenssituationen mit psychischer Belastung sind leider häufig langfristig angelegt, so dass Hyperventilation im Sinne einer psychosomatischen Erkrankung auch dauerhaft vorliegen und in ein chronisches Krankheitsbild übergehen kann, ggf. auch mit der Folge von Verdauungsstörungen (Reizdarmsyndrom). Der Entzug an Lebensenergie durch diese Erkrankung führt natürlich zu ständiger Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit und insgesamt zu einer ziemlich hohen Reizbarkeit einschließlich eines hohen Maßes an Wetterfühligkeit.

Komplikationen

Durch eine Hyperventilation werden vermehrt Säuren aus dem Körper abgeatmet. Dadurch erhöht sich der pH des Blutes, es entwickelt sich eine respiratorische Alkalose. Vor allem akut können beim Betroffenen dadurch Schwindel und Benommenheitsgefühle ausgelöst werden, da sich aufgrund des geringeren CO2-Spiegels im Blut die Gefäße im Gehirn verengen und dadurch weniger Blut in das Gehirn strömt. Das kann bis hin zu einem Kollaps des Betroffenen führen, welcher infolgedessen stürzen kann und sich dabei verletzen kann. Gefürchtet sind hierbei Schädelhirntrauma, welche lebensgefährlich sein können.

Daneben kann es auch zu epileptischen Anfällen kommen, wodurch die Verletzungsgefahr sich nochmal vergrößert. Auch kann das Gehirn dadurch bleibende Schäden davontragen. Daneben wird beim Muskel auch die Empfindlichkeit erhöht, er ist dazu geneigt zu verkrampfen. Beim Betroffenen lässt sich häufig eine Pfötchenstellung der Hände beobachten. Da die Ursache einer Hyperventilation häufig psychisch bedingt ist, kann es zu einer Somatisierung kommen. Betroffene suchen eine körperliche Erklärung für ihr Hyperventilieren und wollen erreichen, dass der behandelnde Arzt eine Therapie beginnt, die nicht zur Heilung beitragen kann. Auch ein Hirntumor kann zu einer Hyperventilation führen. Die Heilungschance hängt vom Stadium des Tumors ab. Während ein früh erkannter Tumor noch gut entfernt werden kann, ist es bei einem Tumor in den letzten Stadien schon meist zu spät.

Behandlung und Therapie

Kommen wir hinsichtlich Behandlung und Therapie zurück zur akuten Hyperventilation: als erste Maßnahme steht im Vordergrund, die Atmungsaktivität beim Betroffenen zu reduzieren, zu beruhigen, zu verlangsamen. Das ist leichter gesagt als getan, denn der Patient ist extrem erregt und voller Angst.

An dieser Stelle kommt die Papier- oder Plastiktüte zum Einsatz, ein einfacher Trick, mit dem man sich als Betroffener ggf. auch schnell selbst helfen kann. Die so genannte Rückatmung ohne Sauerstoffzufuhr bewirkt einen raschen Anstieg der CO2-Konzentration im Blut, wodurch sich nun die Gefäße im Gehirn langsam wieder weiten können.

Eine Papiertüte kann bei einer Hyperventilation dem Betroffenen helfen. Dies hat nicht nur eine beruhigende Wirkung, sondern führt auch durch die fehlende Sauerstoffaufnahme zur Erweiterung der Blutgefäße.

Zusätzlich helfen kann eine Sedierung des Patienten, also die Verabreichung eines Beruhigungsmittels (z. B. Benzodiazepin). Eine intravenöse Gabe von Calcium ist dann in der Regel nicht mehr erforderlich, aber im Prinzip auch möglich.


Aussicht und Prognose

Bei der Prognose ist stark zwischen akutem und chronischem Hyperventilationssyndrom zu differenzieren. Die Aussicht auf Besserung ist beim akuten Hyperventilationsanfall aufgrund der klar definierten Symptome und der oftmals psychosomatischen Ursachen positiv. Dabei kann sich dann auf die Erkennung und Eliminierung der auslösenden Reize fokussiert werden. Im Vordergrund der Therapie steht das bewusste Anwenden bestimmter Atemtechniken. Länger anhaltende Beeinträchtigungen sind im akuten Fall nur vorhanden, wenn zusätzlich organische Erkrankungen, wie etwa Herzerkrankungen, vorliegen.

Beim chronischen Hyperventilationssyndrom hingegen sieht die Prognose weniger günstig aus. Hier liegt die Heilungsquote von betroffenen Patienten bei 60 Prozent. Dies liegt daran, dass in diesem Fall die Symptome nur unscharf definiert sind und eine Verbindung zu einem psychischen Auslöser oft fehlt. Außerdem ist eine Reproduktion der Hyperventilation hierbei meist erfolglos, da der Körper bereits an die Symptome gewöhnt ist, anders als beim akuten Syndrom.

Vorbeugung

Die längerfristige Behandlung bzw. die Therapie im Falle des chronischen Hyperventilationssyndroms zielt dann ab auf die Einregelung des psychosomatischen Anteils dieser Erkrankung in Begleitung von Atemtherapien und Physiotherapien.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024

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