Panikattacken
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Panikattacken oder Panikstörungen handelt es sich in der Regel um plötzlich einsetzende und zeitlich begrenzte Anfälle panischer Angst. Eine Panikattacke tritt meist ohne erkennbaren Anlass auf und äußert sich durch körperliche und psychische Reaktionen. Leitsymptom sind häufig akute, lebensbedrohliche Angstgedanken.
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Was sind Panikattacken (Panikstörungen)?
Viele Menschen wurden schon einmal von einer Panikattacke bzw. Panikstörung heimgesucht. Oft kommen die Beschwerden unvermittelt und dauern meist nur einige Minuten. Typisch für eine Panikattacke ist die Angst vor dem plötzlichen Kontrollverlust ("ich werde verrückt...") oder sogar vor dem Sterben. In diesem Fall verspüren Betroffene oft das Gefühl plötzlich in Ohnmacht zu fallen ("einfach umzukippen") oder einen Herzinfarkt zu erleiden.
Während einer Panikstörung nutzt der Mensch körpereigene Alarmmechanismen, die nur bei Gefahr aktiviert werden. Durch eine erhöhte Adrenalin-Auschüttung wird die Panik noch weiter verstärkt.
Ursachen
Nun wird nicht jeder Mensch, der derartigen Situationen ausgesetzt ist, von Panikattacken heimgesucht. Betroffene verfügen über eine niedrige Reizschwelle und eine hohe Angstbereitschaft. Ihre Reaktion auf Konflikte fällt daher oftmals verstärkt und manchmal unangemessen aus, da sie einer subjektiven Verstärkung unterliegt.
Neben solchen Merkmalen, die im Charakter und der Persönlichkeit des Betroffenen begründet sind, können aber auch körperliche Ursachen für Panikattacken verantwortlich sein. So sind bei einigen Menschen Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenunterfunktion, Erkrankungen der Leber oder Defizite im Mineralstoffhaushalt ursächlich für das Auftreten von Panikattacken.
Auch das Absetzen von Medikamenten, das zu einer plötzlichen Änderung der Gefühlslage oder des körperlichen Befindens führt, kann Panikattacken bedingen. Daneben sind Panikattacken oftmals auch eine Begleiterscheinung anderer psychischer Erkrankungen wie etwa Depressionen.
Wann zum Arzt?
Bereits bei dem Auftreten der ersten Panikattacke ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich im weiteren Verlauf wiederholt Panikattacken einstellen und die Abstände zwischen den einzelnen Attacken geringer werden. Oftmals ist es ein längerer Prozess, bis die Ursache der Attacke gefunden wird. In vielen Fällen gibt es sogar mehrere Gründe, die vorliegen und auf die eingegangen werden muss. Daher empfiehlt es sich, stets frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, sobald sich erste Anzeichen einer Panikattacke einstellen. Zu ihnen gehören Schwindel, Bewusstseinsstörungen, Schweißausbrüche oder Atemnot. Auch wenn die Beschwerden nur für wenige Minuten anhalten, ist das Risiko, dass sie ohne eine Behandlung zunehmen sehr hoch.
Zu den Vorboten einer Panikattacke gehören Schlafstörungen, eine starke Unruhe und ein gestiegenes Angstniveau. Es ist ratsam, bereits bei diesen Anzeichen einen Arzt zu konsultieren. Treten die Panikattacken in großen Zeitabständen auf, ist ebenfalls ein Arztbesuch notwendig. Sofern die Auslöser nicht ermittelt wurden, kann es jederzeit zu einer Änderung der gewohnten Abstände kommen.
Spontan auftretende Panikattacken, die ohne eine ersichtliche Ursache eintreten, weisen auf schwere psychische Erlebnisse hin, die nicht verarbeitet wurden. Im Normalfall kommt es zu weiteren Beschwerden, wie ein vermindertes Leistungsniveau und einem Gefühl der Überforderung, wenn kein Arzt konsultiert wird.
Symptome und Verlauf
Das subjektive Empfinden der Betroffenen kann bei solchen Panikattacken bis zur letalen Bedrohung reichen und sich dabei auch in körperlichen Symptomen manifestieren. Typische Symptome sind u.a.:
Besonders bedrohlich sind auch die mit Panikattacken verbundenen Gefühle wie Ohnmacht oder die Furcht vor einem Kontrollverlust. Aus diesem Grunde werden die Betroffenen oftmals auch von einer Angst vor Panikattacken (der Angst vor der Angst) erfüllt.
Dies bringt sie dazu, Situationen und Lokalitäten aus dem Weg zu gehen, die sie mit dem Auftreten von Panikattacken verbinden. Panikattacken gehen nach einiger Zeit vorüber, in der Regel liegt ihre Dauer unter einer Stunde.
Diagnose
Zu Beginn der Diagnose einer Panikstörung liegt die körperliche Untersuchung. Durch sie werden physische Ursachen wie zum Beispiel Herzerkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion oder Asthma ausgeschlossen, die ähnliche Symptome wie eine Panikstörung hervorrufen können. Welche Untersuchungen vorgenommen werden, wird dabei im Einzelfall entschieden, dazu zählen EKG, Blutuntersuchungen oder neurologische Untersuchungen.
Bleiben diese Untersuchungen ohne Befund, wird ein Psychologe versuchen, die Ursache für die wiederkehrenden Panikattacken herauszufinden. Diese Analyse dient auch dazu, andere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Phobien zu erkennen. Liegen derartige Erkrankungen vor, ist die Panikstörung in vielen Fällen eine Begleiterscheinung, entsprechend wird die Behandlung sich auf die Haupterkrankung konzentrieren.
Die Diagnose erfolgt in Gesprächen und mit Hilfe von Fragebögen, die vom Arzt abgefragt oder vom Patienten selbst ausgefüllt werden. Häufig ist eine bestimmte Situation, in der der Betroffene großem Stress ausgesetzt war, der erste Auslöser einer Panikstörung. Die Analyse des Auslösers, der Häufigkeit und der Begleitumstände der Panikattacken hilft dabei, die richtige Therapie auszuwählen.
Komplikationen
Panik ist eines der ursprünglichsten und stärksten menschlichen Gefühle. Bei psychischen Störungen und seltener bei körperlichen Erkrankungen kann Panik aufkommen, wenn es objektiv keinen Grund für sie gibt. Panikattacken sind höchst problematisch, denn Panik soll einen Menschen dazu in die Lage versetzen, entweder zu fliehen oder sich mit größtmöglicher Kraft zu verteidigen. Die erste Panikattacke ist oft die schlimmste, denn noch wissen Betroffene nicht, was mit ihnen passiert und dass sie gar nicht in Gefahr sind. Umso schneller können sie aber sich selbst und andere in Gefahr bringen, wenn sie auf die aufkommende starke Panik reagieren.
Wenn sie wissen, wie sie mit ihren Panikattacken umzugehen haben und was sie gegen diese tun können, sind sie bereits weniger gefährlich. Sie können sich rechtzeitig zurückziehen und wissen, was hilft, um sich wieder zu beruhigen. Komplikationen durch Panikattacken treten weiterhin in Verbindung mit anderen Erkrankungen auf. Obwohl die Panik objektiv unbegründet ist, handelt es sich doch um die gleiche körperliche Reaktion, wie wenn der Mensch tatsächlich einer Bedrohung ausgesetzt wäre. Hohe Mengen Stresshormone werden ausgeschüttet, der Blutdruck steigt und der Puls ebenfalls. Verkraftet der Mensch eine solche Stressreaktion des Körpers aufgrund einer anderen bestehenden Erkrankung nicht, könnte das diese Erkrankung verschlimmern oder die Symptome der Panikattacken werden als noch schlimmer wahrgenommen.
Behandlung und Therapie
Panikattacken werden meist mithilfe der Methoden der Verhaltenstherapie behandelt. Hierbei stellt die Konfrontationstherapie eine häufig eingesetzte verhaltenstherapeutische Maßnahme zur Behandlung von Panikattacken dar.
Bei der Konfrontationstherapie wird der Patient beabsichtigt in eine Situation versetzt, die bei ihm mit dem Auftreten einer Panik verknüpft ist. Unter Kontrolle wird ihnen hierbei verwehrt, dem angstauslösenden Moment zu entfliehen, sodass sie die Angst aushalten müssen. Hierbei können die Betroffenen sukzessive erlernen, dass ihre Befürchtungen unbegründet sind.
Die Folgen, die sie in ihrer Angst erwarten, treten ganz offensichtlich nicht ein. Dieser konfrontative Prozess läuft mit Unterstützung eines Psychologen oder Therapeuten ab. Die im Rahmen der Konfrontation erlebten Gefühle werden mit dessen Hilfe detailliert analysiert und aufgearbeitet.
Die mit Panikattacken verbunden körperlichen Symptome werden im Rahmen der Behandlung ebenfalls berücksichtigt, indem der Betroffene durch Konzentrations- und Entspannungstechniken lernt, diese eigenständig zu kontrollieren.
Durch die Konfrontationstherapie steigt die Reizschwelle und das Selbstbewusstsein des Betroffenen erhöht sich. Hierdurch wird er mit der Zeit in die Lage versetzt, auf Konfliktsituationen nicht mit Panikattacken zu reagieren.
Vorbeugung
Wesentlich ist hierbei die intellektuelle Verarbeitung und das Verständnis, dass die Angst objektiv betrachtet unbegründet ist.
Um dies zu erkennen ist es hilfreich die Situationen, die Panikattacken auslösen, nicht zu vermeiden, sondern sich ihnen zu stellen.
Der Erfolg lässt sich durch das Erlernen von Atemtechniken und bewusster Körperentspannung verstärken, sodass die Panikattacken erträglich werden oder ganz verschwinden.
Quellen
- Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
- Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
- Bergner, T. M. H.: Burnout-Prävention. Schattauer, Stuttgart 2012
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
- Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
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