Herzrhythmusstörungen nachts

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Ursachen von Herzrhythmusstörungen nachts sind vielfältig. Generell ist zu klären, ob die Rhythmusstörung tatsächlich nur nachts auftritt oder ob sie tagsüber nur nicht wahrgenommen wird. Nicht jede Herzrhythmusstörung ist behandlungsbedürftig. Dennoch ist eine ärztliche Diagnostik unumgänglich, um eine Herzerkrankung auszuschließen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Herzrhythmusstörungen?

Herzrhythmusstörungen liegen dann vor, wenn das Herz unregelmäßig, also nicht im normalen Rhythmus, schlägt. Diese können in vielen verschiedenen Formen auftreten. So kann ein zu schneller Herzschlag genauso auftreten wie ein zu langsamer Herzschlag oder ein Herzstolpern. Auch die Ursachen der Herzrhythmusstörungen sind vielfältige. Diese werden im weiteren Verlauf genauer beschrieben. Das Auftreten der Rhythmusstörungen des Herzen kann entweder über den ganzen Tag verteilt oder gehäuft zu einer bestimmten Tageszeit vorliegen.

Ein Auftreten der Beschwerden in der Nacht kann, neben dem tatsächlich au diese Tageszeit beschränkten Auftreten, auch dafür sprechen, dass die Herzrhythmusstörungen tagsüber aufgrund körperlicher Aktivität nicht wahrgenommen werden. Nachts kommt der Körper zur Ruhe, der Mensch liegt im Bett und der Herzschlag verlangsamt sich. Auch ein im Sinne einer Rhythmusstörungen verlangsamter Herzschlag fällt daher besonders nachts und im Liegen auf. Hieraus lässt sich nicht sofort ableiten, dass die Beschwerden tagsüber nicht bestehen, dies muss zunächst überprüft werden. Weiteres hierzu wird unter "Diagnose und Verlauf" aufgeführt.

Ursachen

Die Ursachen nächtlicher Herzrhythmusstörungen sind wie bereits erwähnt vielfältig. Häufig liegen die Rhythmusstörungen auch am Tage vor, werden von Patienten aber nur während der nächtlichen Ruhephasen wahrgenommen. Dies ist auf den verlangsamten Herzschlag und das Erholen des Körpers zurückzuführen. Der Patient ist nicht durch körperliche Aktivität oder alltägliche Aufgaben abgelenkt.

Im Zusammenspiel mit dem aufgrund des Ausruhens verlangsamten Herzschlag erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, Herzrhythmusstörungen zu bemerken. Bei diesen Patienten ist zunächst abzuklären, ob die Rhythmusstörungen des Herzens tatsächlich nur in der Nacht auftreten.

Die möglichen Ursachen für eine Herzrhythmusstörung reichen von harmlosen Gegebenheiten bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen. Aus diesem Grund Bedarf eine Herzrhythmusstörungen -unabhängig davon, wann sie auftritt- immer einer ärztlichen Abklärung. Wie bereits genannt, steht hinter einer nachts im Liegen auftretenden Herzrhythmusstörung häufig ein generell verlangsamter Herzschlag. Das von vielen Menschen wahrgenommene "Herzstolpen" wird durch Extrasystolen ausgelöst. Auch Übermüdung, Alkohol- und Nikotinkonsum und die Einnahme bestimmter Medikamente (häufig gegen Herzprobleme wirksame Medikamente) können Herzrhythmusstörungen auslösen.

Generell können diverse Erkrankungen hinter diesen verschiedenen Rhythmusstörungen stehen. Zu nennen sind hier unter anderem angeborene Ursachen wie Kardiomyopathien, Ionenkanalstörungen und angeborene Herzfehler. Auch erworbene Ursachen sind häufig. So verursachen Herzmuskelschädigungen Herzrhythmusstörungen. Eine Herzmuskelschädigung kann beispielsweise durch einen Herzinfarkt, durch Erkrankungen des Herzens oder durch herzchirurgische Eingriffe entstehen. Weiterhin ist eine Entzündung des Herzmuskels eine mögliche Ursache für die Rhythmusstörung des Herzens. Auch andere Veränderungen des Herzmuskels können die Beschwerden verursachen.

Neben den genannten möglichen Ursachen sind auch extrakardiale, also außerhalb des Herzens zu findende, Ursachen möglich. Zu diesen zählen eine Schilddrüsenüberfunktion, Elektrolytstörungen, eine Mangelversorgung mit Sauerstoff, ein durch Alkoholkonsum ausgelöster Vorhofflimmern, ein Stromschlag, das Karotissinussyndrom und Gasansammlungen im Magen-Darm-Trakt. Weiterhin sind psychische Ursachen möglich. Hierzu zählen vor allem Stress, Übermüdung und Angst. Auch eine Vagotonie, ein Ungleichgewicht der paradympathischen zur sympathischen Aktivität zu Gunsten des Parasympathikus, kann Herzrhythmusstörungen auslösen. Auch andere Ursachen sind möglich.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

In den meisten Fällen sind nächtliche Herzrhythmusstörungen harmlos und nicht therapiebedürftig. Manchmal sollte aber der Arzt unbedingt konsultiert werden. Das gilt unter anderem, wenn neben den nächtlichen Herzrhythmusstörungen auch noch andere Herz- oder Gefäßkrankheiten vorliegen. Wenn die Herzrhythmusstörungen zusammen mit starken Atembeschwerden und Brustschmerzen auftreten, muss ebenfalls dringend ein Arzt gerufen werden.

Ein Notfall, der sofortiger ärztlicher Hilfe bedarf, liegt auch vor, wenn die Herzfrequenz sehr stark steigt. Dieser Zustand ist sehr bedrohlich und zeigt oft Kammerflattern oder gar Kammerflimmern an. Das Leben des Patienten kann hier häufig nur im Rahmen eines notärztlichen Einsatzes gerettet werden. Aber auch bei ständig vorkommenden nächtlichen Herzrhythmusstörungen sollte ein Arzt konsultiert werden, um eventuelle gefährliche Grundkrankheiten auszuschließen.

Auch wenn die nächtlich auftretenden Herzrhythmusstörungen oftmals harmlos sind, führen sie doch häufig zu Schlafstörungen. In diesen Fällen ist ebenfalls ärztlicher Rat gefragt, weil sich chronische Schlafstörungen sehr stark gesundheitlich auswirken können. So kann chronischer Schlafmangel im Sinne eines Teufelskreises die Herzprobleme noch verstärken. Der Arzt sollte auch zurate gezogen werden, wenn die Herzrhythmusstörungen vom Patienten als bedrohlich empfunden werden, obwohl keine ernsthafte Erkrankung zugrunde liegt. In diesen Fällen kann der Arzt dazu betragen, den Patienten zu beruhigen. Andererseits bedürfen psychologisch bedingte Herzrhythmusstörungen einer Beratung durch einen Psychologen.

Diagnose und Verlauf

Beim Vorliegen jeglicher Herzrhytmusstörungen, somit auch nächtlicher Herzrhythmusstörungen, ist eine umfassende ärztliche Diagnostik notwendig. Diese besteht zunächst aus einer ausführlichen Anamnese. Hier soll geklärt werden, in welchem Zusammenhang die Beschwerden auftreten. Alleine aus der Anamnese lässt sich noch keine sichere Diagnose stellen, es können jedoch Hinweise auf bestimmte Ursachen der Herzrhythmusstörung gegeben werden. Berichtet der Patient beispielsweise über ein Auftreten der Herzrhythmusstörung im zeitlichen Zusammenhang mit einer gestiegenen Arbeitsbelastung, liegt die Vermutung nahe, dass die Beschwerden durch Stress verursacht werden.

Auch Hinweise auf durch Medikamente oder eine bestehende Vorerkrankung ausgelöste Herzrhythmusstörung lassen sich in der Anamnese erfassen. Eine weitergehende Diagnostik ist jedoch in jedem Falle absolut notwendig, um schwerwiegende organische Ursachen ausschließen zu können. Zu dieser Diagnostik zählt in jedem Fall das Schreiben eines Elektrokardiogramms (EKG). Mit Hilfe des EKGs kann die elektrische Aktivität der Herzmuskelfasern erfasst werden. Herzrhythmusstörungen lassen sich hier eindeutig erkennen.

Zumeist ist auch ein Langzeit-EKG von Nöten, um zu erfassen, wann genau die Rhythmusstörungen auftreten. Hiermit ist es auch möglich, zu erfassen, ob die Rhythmusstörung tatsächlich nur nachts auftritt, oder tagsüber schlicht nicht bemerkt wird. Auch ein zu schneller oder ein zu langsamer Herzschlag lassen sich im EKG erkennen. Weiterhin kann die Ergometrie zu diagnostischen Zwecken bei Verdacht auf Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. Mit dieser wird die körperliche Leistungsfähigkeit gemessen. Auch eine Echokardiografie, eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Herzens, kann zum Einsatz kommen. Weiterhin stehen pharmakologische und elektrophysiologische Methoden zur Verfügung, die allerdings nicht in jedem Fall zum Einsatz kommen.

Komplikationen

Herzrhythmusstörungen nachts können zu Schlafproblemen führen. Der Schlafmangel führt beim Betroffenen zu Müdigkeit, Gereiztheit und zu [[Konzentrationsstörungen|Konzentrationsschwierigkeiten, sowie einer starken Leistungsabnahme. Daneben kann es bei längerem Schlafmangel zu einer verschwommenen Sicht und zu Halluzinationen und Wahnvorstellungen führen. Bei chronischem Schlafmangel können sich die Symptomatik der Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschlimmern zum Beispiel durch Erhöhung des Blutdrucks und sogar bis zu einem Herzstillstand führen. Dazu kann chronischer Schlafmangel psychischen Problemen wie Depressionen auslösen, die den Schlafmangel meist begünstigen.

Allgemein können auch die Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) zu verschiedenen Komplikationen führen. Bei einer erhöhten Herzfrequenz (Tachykardie) aber auch einer erniedrigten Herzfrequenz (Bradykardie) kann es dazu kommen, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird und es so zur Müdigkeit kommt, sowie zu einer Abnahme der Leistungsfähigkeit.

Ein Vorhofflimmern kann zu einem Stillstand des Blutes im Vorhof führen, dieses kann gerinnen und so ein Blutgerinnsel bilden, welches sich lösen kann und mit dem Blutstrom verschleppt wird. Dies kann zu einer gefährlichen Lungenembolie führen, der Betroffene leidet dabei unter Atemnot und Brustschmerz. Eine andere Folge könnte ein Schlaganfall sein, dessen Symptomatik je nach Lokalisation unterschiedlich ist. Das Kammerflimmern ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der nicht schnellstmöglich behandelt zu einem Herzinfarkt oder sogar zum unmittelbaren Herztod und Kreislaufstillstand führen kann.

Behandlung und Therapie

Zunächst ist die Ursache der Herzrhythmusstörung zu ermitteln. Anschließend stellt sich die Frage, ob eine Therapie der Herzrythmusstörung notwendig ist. Bei Herzkranken und bei akuten Erkrankungen wie einer Entzündung des Herzmuskels muss die ursächliche Erkrankung in jedem Falle therapiert werden. Liegt jedoch keine Herzerkankung vor, bedarf die Herzrhythmusstörung zumeist keiner Behandlung. Die bei vielen Menschen vorzufindenden Extrasystolen stellen keine eigene Erkrankung und in den meisten Fällen auch keine Bedrohung für die Gesundheit oder das Leben des gesunden Patienten dar. Treten sie also nicht im Rahmen einer Herzerkrankung oder einer Grunderkrankung auf, bedürfen sie keiner Behandlung.

Ist jedoch eine Therapie der Herzrhythmusstörung nötig, kann diese medikamentös, elektrisch oder invasiv erfolgen. Die medikamentöse Therapie besteht in der Regel aus der Gabe von Antiarrhythmika. Elektrisch kann bei zu langsamem Herzschlag ein Herzschrittmacher implantiert werden. Treten bedrohliche Herzrhythmusstörungen immer wieder auf, wird ein implantierbarer Defibrillator eingesetzt. Bei Vorhofflimmern kann ein äußerer elektrischer Reiz den normalen Herzrhythmus wiederherstellen. Hierbei wird von einer Kardioversion, bei stärkerer Energie von einer Defibrillation, gesprochen.

Die invasive Therapie besteht bei bösartigen Rhythmusstörungen im Rahmen der koronarer Herzerkrankung aus einer Verbesserung der Durchblutung des Herzens mittels Herzkatheter oder durch eine Bypass-Operation. Einige Formen der Herzrhythmusstörungen können durch die invasive elektrophysiologische Untersuchung beseitigt werden. Liegen extrakardiale Ursachen vor, gilt es diese zu behandeln. Werden die Herzrhythmusstörungen durch Stress ausgelöst, sollte dieser abgestellt werden. Generell lässt sich sagen, dass nicht jede Herzrhythmusstörung behandlungsbedürftig ist.


Aussicht und Prognose

Die Prognose der Herzrhythmusstörungen nachts hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die Art der Rhythmusstörung und deren Ursache, eine eventuelle Grunderkrankung sowie ernstere Begleiterkrankungen beim Patienten. Auch die Bereitschaft des Patienten durch verändertes Verhalten aktiv an einer Besserung der Symptomatik mitzuarbeiten, ist in vielen Fällen eng mit der Prognose von nächtlichen Rhythmusstörungen verbunden. Herzrhythmusstörungen in Form eines verlangsamten Herzschlages (Bradykardie) können in der Nacht durch das natürliche Absenken der Herzfrequenz im Schlaf noch ausgeprägter werden. Wenn der Arzt die Notwendigkeit eines Schrittmachers empfiehlt, kann durch diesen kleinen Taktgeber mit guter Prognose eine Besserung der nächtlichen Herzrhythmusstörungen erzielt werden.

Beim schnellen Herzschlag (Tachykardie) und unregelmäßiger Herzschlagfolge durch vereinzelte oder in Salven auftretenden Extrasystolen hängt die Prognose vor allem vom strukturellen Zustand des Herzens ab. Wenn eine Herzsschädigung (zum Beispiel eine Narbe durch eine durchgemachte Herzmuskelentzündung oder einen Herzinfarkt) oder eine Herzinsuffizienz vorliegt, ist die Aussicht auf Besserung eng damit verbunden, wie die vom Arzt vorgeschlagene Therapie beim Patienten anschlägt. Neben den Behandlungen durch die Mediziner kommt auch der Bereitschaft des Patienten zu Verhaltensänderungen (etwa Gewichtsabnahme, Nikotinverzicht) eine wichtige Rolle in Bezug auf die Prognose zu. Das Gleiche gilt auch für nächtliche Herzrhythmusstörungen durch zu üppige Mahlzeiten oder Stress. Hier kann der Patient durch Verhaltensänderungen selbst die Prognose entscheidend mitbestimmen.

Vorbeugung

Generelle Tipps zur Vorbeugung lassen sich nicht geben. Es ist jedoch hilfreich, Stress zu minimieren, da dieser durchaus Herzrhythmusstörungen verursachen kann. Auch der Verzicht auf Nikotin, eine Reduzierung des Alkoholkonsums und ein generell "gesunder" Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und Sport sind sinnvoll.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024

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