Defibrillator

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Weist ein Herz in eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung auf, stellt ein Defibrillator den normalen Herzzustand durch Elektroschocks wieder her. Der implantierte Defibrillator (IDS) erkennt in den Herzkammern auftretende ventrikuläre Herzrhythmusstörungen und behandelt sie selbständig durch das Senden elektrischer Impulse zum Herzen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Defibrillator?

Neben dem implatierten Defibrillator gibt es auch mobile Defibrillatoren. Sie werden im Rettungsdienst verwendet. Sie unterbrechen das Herzkammerflimmern, indem sie eine große Anzahl an Zellen gleichzeitig durch Stimulation depolarisieren.

Der implantierbare Defibrillator ist auch unter Abkürzung ICD bekannt. Sie steht für die Bezeichnung „Implantierbarer Cardioverter Defibrillator“. In Krankenhäusern und im Rettungsdienst gehören Defibrillatoren zur herzchirurgischen Standardausrüstung, um Kammerflimmern und ähnlich schwere Herzrhythmusstörungen zu behandeln. Eine Schockbehandlung ist nur dann erfolgreich, wenn sie rechtzeitig erfolgt, denn im Falle eines drohenden Herztodes durch Kammerflimmern zählt jede Minute. Mit jeder Minute, die ohne Behandlung verstreicht, sinkt die Überlebenschance des Patienten um zehn Prozent.

Viele Menschen erleiden lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen, wenn sie alleine zuhause sind. Dieser Zustand tritt häufig unvermittelt und mit starken Beschwerden auf. Die Betroffenen sind nicht mehr in der Lage, einen Notarzt zu rufen. Im schlimmsten Fall erleiden sie einen Herztod, weil niemand da ist, der diese lebensbedrohlichen Beschwerden rechtzeitig behandelt.

An dieser Stelle setzt der implantierbare Defibrillator an, der lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen erkennt und im Bedarfsfall selbständig einen Elektroschock abgibt, um das Herz wieder in den richtigen Rhythmus zurückzuversetzen.

Anwendung und Funktion

Dieser Defibrillator kommt für Patienten infrage, bei denen eine besondere Prädisposition zum plötzlichen Herztod besteht. Menschen, die in der Vergangenheit bereits mehrfach massive Herzbeschwerden, Herzrhythmusstörungen sowie einen Kreislaufstillstand erlitten haben, kann dieser implantierte Defibrillator das Leben retten.

Plötzlich auftretende, wiederkehrende, chronische und lebensbedrohliche Beschwerden werden durch diesen internen Schockgeber langfristig erfolgreich behandelt. Der Unterschied zu einem Herzschrittmacher besteht darin, dass ein Defibrillator das Herz durch einen kurzen elektrischen Stromimpuls wieder in den normalen Rhythmus zurückversetzt, während der Herzschrittmacher eine regelmäßige und dauerhafte Kontraktion des Herzmuskels ermöglicht.

Methoden und Verfahren

Es handelt sich um ein kleines Gerät, das Ärzte dem Patienten unter die Haut oder den großen Brustmuskel einpflanzen. Der Defibrillator besteht aus einem Microcomputer und einer langlebigen Batterie, umgeben von einem optimal auf das Gewebe abgestimmten Titangehäuse. Der Herzmuskel ist mit zwei filigranen Leitungen, die auch als Sonden oder Elektroden bezeichnet werden, verbunden.

Erkennt der Cardioverter-Defibrillator bedrohliche Herzrhythmusstörungen, gibt er unterschiedlich starke elektrische Impulse an das Herz ab. Der Arzt passt das Gerät mit einem Programmiergerät durch die Haut an die individuelle Situation des Patienten an. Ein ICD reagiert auf einen verlangsamten Herzschlag genauso wie auf einen zu schnellen. Im ersten Fall sprechen Experten von einer antibradykarden, im zweiten von einer antitachykarden Stimulation.

In der Regel nimmt der Patient die abgegebenen Impulse nicht wahr. Abhängig von der elektrischen Aktivität der Herzmuskelzellen setzt das kleine Gerät gezielt einen schwachen Stromimpuls frei. Dieser Vorgang wird als Kardioversion bezeichnet. Dieser für den Patienten spürbare, aber nicht belastende Impuls soll den regelmäßigen Herzrhythmus wieder herstellen. Normalisiert sich der Herzrhythmus nicht, führt der Defibrillator umgehend eine Defibrillation durch.

Der ICD trägt dazu bei, diese lebensbedrohliche Situation zu beseitigen und einen plötzlichen Herztod zu verhindern. Es gibt zwei Verfahren: den konventionellen und den subkutanen ICD. Der konventionelle ICD besteht aus dem Defibrillator mit einer Steuerung, einer Batterie sowie einer Elektrode. Eine venöse Elektrode wird unter Durchleuchtung in der rechten Herzkammer verankert. Bei dem subkutanen Verfahren werden die Elektroden unter der Haut neben dem Brustbein angebracht. Diese Implantationsmethode ist einfacher und verhindert eine Strahlenbelastung. Im Vergleich zur konventionellen Methode besteht ein geringeres Infektionsrisiko, es sind jedoch häufiger stärkere Stromstöße nötig, um den arithmetischen Herzschlag zu durchbrechen und einen drohenden Herztod zu verhindern.

Was muss der Patient beachten?

Vor der Operation bekommt der Patient Antibiotika verabreicht, um Komplikationen wie Infektionen zu vermeiden. Gerinnungshemmende Medikamente müssen gut eingestellt werden, eventuell werden diese ein paar Tage vor der Operation abgesetzt, um starke Blutungen während des Eingriffs zu vermeiden. Bei Bedarf werden Ersatzmedikamente mit einer ähnlichen, aber weniger starken Gerinnungswirkung verabreicht.

Bei den regelmäßigen Nachsorgeterminen kontrolliert der Arzt, ob die Einstellungen des ICD weiterhin korrekt sind und wie lange die Lebensdauer der Batterie bemessen ist. Stellt er Unregelmäßigkeiten fest, passt er die Funktionen an. Die aufgezeichneten Daten lassen sich über die Haut mittels eines Programmiergerätes abrufen und geben dem Arzt alle notwendigen Informationen für eine Nachbehandlung. Die Nachsorge erfolgt etwa alle drei bis sechs Monate.

Sobald der Verdacht auf Infektion des ICD-Systems besteht und der Patient eine irreguläre Schockabgabe, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche bemerkt, sollte er sofort einen Arzt aufsuchen. Damit die Haut über dem Defibrillator nicht beschädigt wird, sollte der Patient Kampfsportarten, Ballspiele und schwere Rucksäcke über der Schulter vermeiden.

Besondere Vorsicht ist geboten im Bereich von Sicherheitskontrollen in Supermärkten und Flughäfen, MRT-Diagnostik, Behandlung mit Reizstrom in der Physiotherapie, Schusswaffen, Sendeanlagen, Maschinen mit starken Vibrationen und Mobiltelefone.

Ablauf und Durchführung

Der Defibrillator wird dem Patienten wie ein Herzschrittmacher direkt unter der Haut eingesetzt. Dieser Eingriff erfolgt durch eine intravenöse Vollnarkose, eine Operation am offenen Herzen ist nicht notwendig. Ein kleiner etwa fünf Zentimeter langer Schnitt unterhalb des Schlüsselbeins ermöglicht das Einschieben einer Defibrillator-Elektrode über eine oberflächliche Vene oder eine Vene hinter dem Schlüsselbein bis in die rechte Herzkammer, wo sie fixiert wird.

Die am Ende der Sonde angebrachten Messfühler überwachen den Herzrhythmus der Kammern. Die aufgezeichneten Herzsignale werden an den Mikrocomputer weitergeleitet. Wertet dieser die eingehenden Daten als Kammerflimmern oder Kammerflattern, leitet die integrierte Elektrode schockartige Stromimpulse in die Herzkammer, bis sich der Rhythmus auf die hinterlegten Normwerte normalisiert hat.

Vor dem Einführen des Gerätes unter die Haut simuliert der Arzt einen Probeschock, um zu sehen, ob das Gerät richtig funktioniert. Danach führt er den Defibrillator in den Hautschnitt ein und vernäht ihn.


Wer übernimmt die Kosten?

Wenn die Implantation eines Defibrillators medizinisch alternativlos ist, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen diesen Eingriff.

Risiken, Gefahren und Komplikationen

Die Implantation eines Defibrillators gehört inzwischen zu den herzchirurgischen Routineeingriffen. In der Regel darf der Patient wenige Stunden später das Bett verlassen, um sich zu bewegen.

Er sollte jedoch keine plötzlichen Bewegungen von Schulter und Arm durchführen und keine schweren Gegenstände heben, damit die Operationsstelle gut verheilen kann.

Risiken können jedoch auftreten. Diese können in Blutungen, Infektionen, perforierten Herzwänden und Kabeldislokation bestehen. Mit der Entlassung aus dem Krankenhaus enthält der Patient einen Defibrillator-Ausweis, denn er stets bei sich tragen sollte, da er wichtige Informationen über die Funktionsweise enthält.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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