Gefühlsstörung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die klassischen Symptome des Krankheitsbilds einer Gefühlsstörung beziehungsweise Empfindungsstörung kennen viele: Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl treten auch bei großen Temperaturunterschieden auf. Allerdings können diese Erscheinungen auch ernsthafte Ursachen haben, die auf schwerwiegendere Erkrankungen hindeuten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Gefühlsstörung?

Mit Gefühlsstörungen wird im Allgemeinen eine Störung bezüglich des oberflächlichen Empfindens und Wahrnehmens bezeichnet. Fühlbare Reizungen der Haut wie beispielsweise Temperaturunterschiede, Berührungen und auch Schmerzreize werden bei einer Empfindungsstörung nicht mehr im herkömmlichen Sinn vom Patienten wahrgenommen. Dabei ist es möglich, dass Gefühle nur beeinträchtigt sind und Empfindungen weniger gut vom Patienten aufgenommen werden können. Allerdings ist es in vielen Fällen auch möglich, dass ein kompletter Verlust des Tastsinns eintritt.

Die am häufigsten auftretende Form einer Gefühlsstörung stellt das Kribbeln einzelner Körperteile (Kribbeln in den Händen, Kribbeln in den Beinen) dar. Außerdem sind viele Patienten von einer erhöhten Schmerzempfindung und teilweise von Taubheitsgefühlen betroffen. Diese Symptome treten von Fall zu Fall in unterschiedlich starker Ausprägung auf. Die Gefühlsstörung betrifft außerdem keinen bestimmten Körperbereich, sondern kann in sämtlichen Regionen auftreten.

Ursachen

Die Ursachen für das Aufkommen einer Gefühlsstörung können vielschichtig sein. Sie reichen von nur kurzzeitigen Beschwerden bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen. Eine Empfindungsstörung tritt so in den meisten Fällen aufgrund von Verletzungen auf, bei denen Nerven gereizt wurden.

So ist es möglich, dass Nervenstränge nach Unfällen eingeklemmt sind und absterben, was ein Taubheitsgefühl beim Patienten hervorruft. Im extremsten Fall treten in Folge dessen Lähmungserscheinungen auf.

Außerdem treten Gefühlsstörungen auch aufgrund der Erkrankung Multiple Sklerose auf, die einen chronischen Verlauf beinhaltet. Es ist auch möglich, dass einer Empfindungsstörung ein erhöhter Alkoholmissbrauch zugrunde liegt.

Vielfach liegen die Gründe in einem Mangel an bestimmten Vitaminen, der zu Problemen führt. Oft sind auch Gifte oder Infektionen ursächlich für lokale Taubheitsgefühle. In diesen Fällen ist die Erscheinung jedoch weniger schwerwiegend und in den meisten Fällen gut behandelbar und nur vorübergehend.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Eine körperliche Gefühlsstörung in den Extremitäten tritt häufig auf, sobald eine Position eingenommen wurde, die zu einer Störung der Durchblutung führt. Diese gilt als nicht besorgniserregend und reguliert sich durch die Veränderung der körperlichen Haltung innerhalb kurzer Zeit. Sobald ein Reizauslöser wie eine Berührung an einer anderen Stelle des Körpers wahrgenommen wird als sie eingewirkt hat, ist ein Arzt zu konsultieren.

Werden die Reizauslöser wie Temperatur oder Schmerz als ungewohnt intensiv erlebt, müssen ebenfalls weitere Untersuchungen eingeleitet werden. Es besteht die Gefahr einer ernsthaften Erkrankung, die abgeklärt werden muss. Breiten sich die Gefühlsstörungen auf mehrere Regionen des Körpers aus, ist ebenfalls ein Arzt aufzusuchen. Halten die Störungen ungewöhnlich lange über mehrere Tage an, besteht das Risiko einer Durchblutungsstörung, die medizinisch untersucht werden muss.

Gefühlsstörungen, die sich auf emotionaler Ebene einstellen, müssen einem Arzt vorgestellt werden, sobald sie die alltägliche Lebensführung beeinträchtigen. Möglich sind Emotionslosigkeit oder ein auffällig aggressives Gefühlserleben. Halten die Gefühlsstörungen über einen längeren Zeitraum an oder werden sie besonders ausgeprägt erlebt, ist ebenfalls ein Arztbesuch notwendig. Treten zu einer Gefühlsstörung weitere Beschwerden auf, sind diese von einem Mediziner abzuklären. Zu ihnen können Herz-Kreislauf-Beschwerden, Störungen des Bewegungsablaufes oder Kopf- und Gliederschmerzen gehören.

Diagnose und Verlauf

Beim Auftreten einer Gefühlsstörung ist sofortige Hilfe durch einen Arzt anzuraten. Es sollte möglichst frühzeitig abgeklärt werden, ob sich hinter den Beschwerden des Patienten eine vorübergehende Problematik oder aber eine schwerwiegende Erkrankung verbirgt. Anzuraten ist der Gang zu einem Neurologen, der die besten Voraussetzungen hat, eine derartige Beschwerde korrekt zu behandeln.

Da Taubheitsgefühle auch Warnzeichen für schwere akute Probleme wie beispielsweise einen Schlaganfall sein können, ist schnelle Behandlung nötig. Neben Blutuntersuchungen nehmen Ärzte zunächst neurologische Untersuchungen wie Sensibilitätsprüfungen am Patienten vor. Auf diese Weise ist die Schwere der Problematik rasch feststellbar. Oft folgen weitere Untersuchungen wie zum Beispiel Computertomographie, Röntgenaufnahmen, Abklärung der Sprachfähigkeit, Allergietests oder Elektroneurographie. In aller Regel werden auch diverse Vorerkrankungen oder kürzlich stattgefundene Unfälle und Verletzungen des Patienten abgeklärt, um eine Diagnose stellen zu können.

Komplikationen

Bei einer Gefühlsstörung können Schädigungen der Nerven vorhanden sein. Die Beschädigungen breiten sich ohne ein rechtzeitiges medizinisches Eingreifen schrittweise weiter aus. In schweren Fällen kommt es zu einem Absterben des betroffenen Nervs oder mehrerer Nervenbahnen. Im Kieferbereich hat dies den Verlust der Zähne zur Folge. Menschen, die unter einer Gefühlsstörung leiden, sind besonders anfällig für Unfälle jeder Art. Ihnen ist es nicht möglich, ein normales Temperatur- oder Schmerzempfinden wahrzunehmen. Damit können Verbrennungen oder stumpfe Verletzungen sowie deren Schweregrad häufig erst sehr spät erkannt werden. Es kommt zu Irritationen der Wahrnehmung und starken Fehleinschätzungen des aktuellen Gesundheitszustandes.

Bei emotionalen Gefühlsstörungen treten eine Änderung des Verhaltens und Stimmungsschwankungen auf. Weitere psychische Erkrankungen sind möglich. Zu ihnen gehören eine Apathie, Depression oder Melancholie. Eine Wandlung der Persönlichkeit ist ebenfalls denkbar. Körperliche Gefühlsstörungen lösen Bewegungsunsicherheiten oder Gangprobleme aus. In einigen Fällen kommt es zu einer Fehlhaltung des Körpers. Dies führt zu Muskelverspannungen und Steifheit. Durch die Verspannungen treten im Schulter- oder Nackenbereich weitere Symptome wie Kopfschmerzen, Kiefer- oder Sprachprobleme auf. In zwischenmenschlichen Beziehungen führen Gefühlsstörungen zu Spannungen. Berührungen werden je nach der vorliegenden Grunderkrankung als unangenehm, schmerzhaft oder gar nicht wahrgenommen. Dies löst ein Unwohlsein beim Betroffenen wie auch bei dessen Lebenspartner aus.

Behandlung und Therapie

Da Gefühlsstörungen die unterschiedlichsten Ursachen zugrunde liegen können, kann die Therapie der Problematik sehr unterschiedlich ausfallen. Liegt der Grund einer Empfindungsstörung in einer sehr schweren und komplexen Erkrankung des gesamten Nervensystems wie es zum Beispiel bei multipler Sklerose der Fall ist, ist eine langzeitige und intensive medikamentöse Behandlung meist unumgänglich. Der Verlauf ist hier chronisch und muss dauerhaft intensiv durch medizinische Hilfe betreut werden. Auch ein Akutfall wie ein Schlaganfall erfordert schnelle intensivmedizinische Hilfe, um Folgeschäden zu verhindern beziehungsweise zu minimieren. Bei Verdacht ist hier umgehend ein Notarzt hinzuzuziehen, da das Nichtbehandeln schlimme Folgen bis hin zum Tod des Patienten nach sich ziehen kann.

Wird bei Untersuchungen eine weniger schwere Ursache festgestellt, ist ein unkomplizierter Heilungsverlauf wahrscheinlicher. Eingeklemmte Nerven nach Verletzungen können ohne Folgen behandelt werden. Zu diesem Zweck sind meist operative Eingriffe nötig, um das Taubheitsgefühl zu beseitigen.

Bei Gefühlsstörungen durch Blockaden der Wirbel oder ähnliches ist auch eine manuelle Behandlung durch Physiotherapeuten möglich, wobei in den meisten Fällen auch ohne ärztliche Eingriffe gute Erfolge erzielt werden können.

Des Weiteren sollten gemeinsam mit dem behandelnden Arzt sämtliche Medikamente besprochen werden, um auszuschließen, dass diese die Gefühlsstörungen auslösen oder gar verstärken und damit den Heilungsverlauf blockieren.

Bei einer entsprechenden Ursache können vom Arzt auch fehlende Vitamine und Mineralstoffe in Tabletten- oder Pulverform verabreicht werden. In vielen einfach verlaufenden Fällen verschwinden die Gefühlsstörungen nach einiger Zeit auch völlig selbstständig nach einer Zeit.


Aussicht und Prognose

Eine Gefühlsstörung kann durch viele verschiedene Faktoren oder Erkrankungen bedingt sein, sodass ein allgemeiner Krankheitsverlauf in den meisten Fällen nicht vorausgesagt werden kann. Dieser hängt in der Regel von der Grunderkrankung ab. In einigen Fällen müssen die Betroffenen ihr gesamtes Leben lang mit einer Gefühlsstörung leben, wenn diese zum Beispiel durch einen Unfall verursacht wurde und dabei irreversibel ist. Die Beschwerden können damit auch nicht eingeschränkt werden und die Lebensqualität der Betroffenen wird durch die Gefühlsstörung deutlich verringert.

Sollte die Gefühlsstörung durch einen eingeklemmten Nerv auftreten, so verschwindet diese in der Regel wieder nach einem sehr kurzen Zeitraum. Auch eine Störung durch eine extreme Temperatur kann in der Regel gut geheilt werden. Sollte die Gefühlsstörung durch eine psychische Krankheit ausgelöst werden, so kann es ebenfalls zu einem positiven Krankheitsverlauf kommen, obwohl dieser nicht garantiert werden kann. Nicht selten kann sich eine Gefühlsstörung auch in die benachbarten Regionen ausbreiten, sodass diese ebenfalls gelähmt werden. Weiterhin führt eine Gefühlsstörung nicht selten auch zu psychischen Beschwerden oder zu Depressionen.

Vorbeugung

Eine Gefühlsstörung grundsätzlich zu umgehen und zu verhindern, ist bei nicht schweren Erkrankungen grundsätzlich möglich. Hierzu sollte selbstverständlich ein gesunder Lebensstil gepflegt werden, der eine vollwertige und vitaminreiche Ernährung sowie genügend frische Luft und Bewegung beinhaltet. Anzuraten sind außerdem entsprechende Vorsorgeuntersuchungen wie die regelmäßige Untersuchung des Blutbilds. Um folgenschweren Verletzungen vorzubeugen, sollten außerdem Gefahrenquellen im privaten Bereich wie auch im Berufsleben möglichst beseitigt oder gemindert werden. Trotz allem sind schwerwiegende Erkrankungen als Ursache für Gefühlsstörungen immer möglich, weshalb ärztliche Hilfe in akuten Fällen immer nötig ist.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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