Kribbeln in den Beinen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. November 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Missempfinden, welches ein fortdauerndes Kribbeln in den Beinen verursacht, kennt wahrscheinlich jeder. Eingeschlafene Beine, die durch eine unvorteilhafte Sitzposition verursacht werden, sind eine vergleichsweise harmlose Variante. Ist die Ursache, die Sauerstoffunterversorgung der Nerven, durch Änderung der Position behoben, verschwindet das Kribbeln in diesem Fall recht schnell. Doch hinter dem Kribbeln in den Beinen können auch schwerwiegendere Gründe stecken.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Kribbeln in den Beinen?

Das Kribbeln in den Beinen gehört zu den Sensibilitätsstörungen bzw. Gefühls- oder Empfindungsstörungen. Kribbeln ist eine die Körperoberfläche betreffende Empfindung. Das Gefühl, das unangenehm bis schmerzhaft sein kann, wird mittels sensibler Nerven respektive in der Haut befindlicher Nervenendigungen vermittelt und über zugehörige Nervenbahnen bis zum Gehirn weitergeleitet.

Somit spielen beim Kribbeln in den Beinen verstärkte Nervenaktivitäten eine entscheidende Rolle. Ein direkter äußerer Reiz ist dabei in den meisten Fällen nicht erkennbar.

Ursachen

Es gibt eine ganze Reihe von Ursachen für Kribbeln in den Beinen. Neben den erwähnten "eingeschlafenen" Beinen können auch Druckschädigungen sowie Entzündungen des Rückenmarks oder des Gehirns, ein Raucherbein, ein Schlaganfall oder auch Multiple Sklerose ursächlich für ein Kribbeln in den Beinen sein. Deshalb sollte bei einem anhaltenden Kribbeln in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Wenn das Gefühl nur ein Bein betrifft, könnte ein Bandscheibenvorfall dahinter stecken, der zumeist auch sehr schmerzhaft ist. Kribbeln in beiden Füßen kann auf sogenannte Polyneuropathien, Erkrankungen der langen Nervenbahnen, hindeuten. Bei diesen ist die Leitfähigkeit der Nerven soweit gemindert, dass sie an die Muskeln nur noch schwache Befehle weitergeben können.

Auch das Schmerzempfinden ist weniger ausgeprägt. Häufig sind ältere Menschen von Polyneuropathien betroffen, jedoch können auch die Einnahme bestimmter Medikamente oder Alkoholsucht die Auslöser dafür sein.

Treten zusätzlich zum Kribbeln in den Beinen noch andere Symptome, z. B. Schwindel, Sehstörungen oder Gehstörungen auf, kann dies auf Multiple Sklerose hindeuten. Da bei dieser Krankheit die Gefühlsstörungen sehr unterschiedlich sind, ist es wichtig, sämtliche Anzeichen detailliert einem Neurologen zu schildern und sich umfassend untersuchen zu lassen.

Auch eine Erbkrankheit, die sogenannte tomakulöse Neuropathie, kommt als Ursache für das Kribbeln in den Beinen infrage. Die Nerven sind bei dieser Krankheit extrem anfällig für Druckstellen. Diese hinterlassen, wenn sie einmal da sind, Quetschungen, welche langfristige Schäden verursachen können.

Tritt das Kribbeln in den Beinen häufig nachts auf, dann könnte das Restless Legs-Syndrom vorliegen. Die davon Betroffenen spüren besonders bei körperlicher Ruhe den Drang, die Beine zu bewegen und erlangen auch nur dadurch Linderung. Ärzte sind der Überzeugung, dass die Einnahme starker Medikamente oder ein Eisenmangel verantwortlich für die Restless-Legs sind, jedoch können diese auch Vorboten einer Parkinson-Erkrankung sein.

Krankheiten

  • Restless Legs-Syndrom

Wann zum Arzt?

Häufig tritt ein Kribbeln in den Beinen auf, nachdem der Betroffene eine lange Zeit in der Hocke, im sogenannten Schneidersitz oder mit überschränkten Beinen verbracht hat. Die Durchblutung wurde bei der Beinhaltung unterbrochen und die Versorgung der Haut war eingeschränkt. Nach einigen kreisenden Bewegungen der Füße und Beine fließt wieder ausreichend Blut durch die Gefäße. Innerhalb weniger Minuten verschwindet das Kribbeln. Ein Arzt wird nicht benötigt.

Zukünftig sollte jedoch auf eine ausreichende Bewegungsfreiheit geachtet werden, da sich Blutgerinnsel bilden können. Diese müssen schnellst möglich von einem Arzt untersucht werden, da sie einen lebensbedrohlichen Zustand auslösen. Tritt das Kribbeln in den Beinen regelmäßig und ohne einen erkennbaren Grund auf, ist ein Arzt aufzusuchen. Weitere Untersuchungen geben Auskunft über die möglichen Ursachen.

Das Kribbeln in den Beinen ist ein Hinweis auf eine allgemeine Durchblutungsstörung. Die Muskeln und die Nerven werden nicht ausreichend mit Nähr- und Botenstoffen versorgt. Kommt es zu weiteren Beschwerden wie Einschränkungen der Fortbewegung, Verlust der Kraft in den Beinen oder Schmerzen, ist ein Arzt zu konsultieren. Ein Arztbesuch ist ebenfalls notwendig, wenn die Beschwerden über mehrere Wochen fortdauern. Es können chronische Erkrankungen vorliegen, deren Verlauf ohne eine medizinische Versorgung häufig progressiv ist oder irreparable Schäden auslöst.

Diagnose und Verlauf

Bei Sensibilitätsstörungen ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Dieser kann die Beschwerden enger eingrenzen und mittels verschiedener Tests die Wahrnehmung von Wärme- und Kältereizen, Berührung oder Druck prüfen. Durch die Kontrolle des Vibrationsempfindens kann er beispielsweise Taubheitsgefühle an den Füßen beurteilen, um bei einem vorliegenden Diabetes mögliche Folgeschäden abzuklären.

Das Kribbeln in den Beinen als alleiniges Symptom ist oft zu ungenügend, um die genaue Ursache dafür festzustellen. Daher können gleichzeitig auftretende Beschwerden wie Hautverfärbungen, Schmerzen, Krämpfe und Bewegungsstörungen bei der Diagnosefindung helfen. Es ist auch von nicht geringer Bedeutung, zu welchen Zeiten und in welchen speziellen Situationen die Missempfindungen und deren eventuelle Begleitsymptome auftreten. Entsprechend der Verdachtsdiagnose wird der Hausarzt eine Überweisung zu einem Facharzt wie einem Neurologen, Internisten, Hautarzt oder Orthopäden ausstellen.

Komplikationen

Kribbeln in den Beinen kann aufgrund einer erhöhten inneren Anspannung entstehen. Dies tritt häufig vor der Bewältigung einer besonderen Lebenssituation auf. Zu ihnen gehören Prüfungen, das Halten einer öffentlichen Rede oder der Beginn einer neuen beruflichen Tätigkeit. Nervosität, innere Unruhe, Schweißausbrüche oder zittrige Knie sind weitere Symptome, die eintreten. Beruht das Kribbeln in den Beinen auf einer Durchblutungsstörung, werden die Extremitäten mit zu wenig Blut versorgt. Taubheitsgefühle in den Beinen und Füßen können auftreten und das Kribbeln breitet sich weiter aus. In besonders schweren Fällen können Einblutungen vorliegen oder ein Thrombus bildet sich innerhalb der Blutgefäße.

Bei Schädigungen der Nervenfasern ist das Kribbeln in den Beinen ein Warnhinweis. Die Fasern können dauerhaft beschädigt sein und der Nerv droht abzusterben. Damit ist die Versorgung der Haut und der Muskeln in den Beinen gefährdet. Bei einem chronischen Kribbeln in den Beinen können Stoffwechselprobleme oder eine Allergie vorliegen.

Unbehandelt treten im Laufe der Zeit weitere Symptome, wie Juckreiz, Atemnot oder Gewichtsveränderungen auf. Das Kribbeln in den Beinen kann zu einer Einschränkung der Bewegungsfreiheit führen. Das unangenehme Körpergefühl hat eine Änderung der Bewegungsabläufe zur Folge. Es besteht das Risiko einer einseitigen Belastung, die Muskelprobleme auslöst. Verspannungen des oberen Rückens, Nackens oder Kopfschmerzen setzen ein.

Behandlung und Vorbeugung

Die Behandlung von Kribbeln in den Beinen richtet sich jeweils nach dem vorliegenden Krankheitsbild. Heilung bzw. Linderung der Grunderkrankung stehen dabei im Vordergrund. Viele der ursächlichen Erkrankungen können mit Medikamenten behandelt werden. Ist eine Tumorerkrankung oder ein Bandscheibenvorfall Auslöser des Kribbelns in den Beinen, kann ein operativer Eingriff notwendig sein.

Da auch Medikamente als Nebenwirkung das Kribbeln auslösen können, ist durch den Arzt zu prüfen, ob durch die Umstellung auf ein anderes Präparat dieses Missempfinden vermieden werden kann. Ohne Anweisung des Arztes sollte kein Medikament einfach abgesetzt werden.

Durchblutungsstörungen, die als Hauptursache für das Kribbeln in den Beinen gelten, kann vor allem durch körperliche Bewegung und Verzicht auf Nikotin entgegengewirkt werden.

Haltungstraining und Sport helfen dabei, die Arm- und Beinmuskeln, die Rückenmuskulatur und den gesamten Körper zu stärken und wirken sich auch positiv auf die Nervensysteme aus. Die verbesserte Durchblutung kommt dem Herz und dem Gehirn zugute.

Diabetikern wird geraten, ihren Blutzuckerspiegel im normalen Bereich zu halten, um Gefäß- und Nervenschäden vorzubeugen. Ein gezieltes Bewegungstraining ist, auch bei schon eingetretenen Nervenerkrankungen, ein wichtiger Teil der Behandlung. Auch eine ausgewogene Ernährung und das Vermeiden von Stress und psychischen Belastungen können dabei helfen, das unangenehme Kribbeln in den Beinen zu vermeiden.


Aussicht und Prognose

Die Prognose und Krankheitsentwicklung für das Kribbeln in den Beinen ist abhängig von den vorliegenden Ursachen. Wurden die Beine stark angewinkelt oder für lange Zeit überkreuzt, ist die Durchblutung unterbrochen. Eine starre Körperhaltung muss verändert und durch eine ausreichende Bewegung entkrampft werden. In diesen Fällen verschwinden die Beschwerden innerhalb weniger Minuten vollständig.

Treten die kribbelnden Empfindungen im unmittelbaren Zusammenhang mit dem genutzten Schuhwerk auf, sollte dies dauerhaft ausgetauscht werden, damit eine Linderung erfolgt. Bei einer allergischen Reaktion setzt das Kribbeln nur dann ein, wenn ein Kontakt zu den auslösenden Reizen besteht. Die Beschwerdefreiheit kann daher von dem Betroffenen selbst gesteuert werden. Lösen Temperaturunterschiede die Beschwerden aus, reduziert sich das Kribbeln bei einer Änderung der Umgebungseinflüsse innerhalb kurzer Zeit.

Leidet der Betroffene unter allgemeinen Störungen der Durchblutung, ist mit wiederkehrenden Beschwerden zu rechnen. Verengen sich die Blutgefäße oder befindet sich ein Thrombus in den Adern oder Venen, besteht ein lebensgefährdender Zustand. Es kann zu einer schleichenden Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustandes kommen. Das Kribbeln breitet sich im Körper aus und weitere Beschwerden treten auf. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass eine akute Reaktion des Organismus auftritt. Diese bedarf ein sofortiges Handeln, damit das Leben des Betroffenen gesichert wird und eine Aussicht auf Heilung vorherbestimmt werden kann.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 6. November 2024

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