Fieberkrampf

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Fieberkrampf kann in Verbindung mit hohem Fieber auftreten und wird meist bei kleinen Kindern beobachtet. Er kann zu Bewusstlosigkeit führen, ist aber in der Regel harmlos.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Fieberkrampf?

Fieberkrämpfe treten vorrangig bei hohem Fieber auf, etwa 4 Prozent der kleinen Kinder erleiden in ihrem Leben mindestens einmal einen solchen Krampf. Der Fieberkrampf tritt dabei häufig im Alter zwischen 5 Monaten und 5 Jahren auf. Die Symptome sind ähnlich wie bei einem epileptischen Anfall: Der Körper versteift sich und zusätzlich zur Verkrampfung der Gliedmaßen kommt es zu einem Verdrehen der Augen. In der Regel kommt es auch zur Bewusstlosigkeit. Noch konnten die Ursachen für Fieberkrämpfe nicht eindeutig geklärt werden, allerdings ist die Veranlagung für das Auftreten von Krampfanfällen vermutlich angeboren. Fieberkrämpfe treten vor allem bei plötzlichem und schnell ansteigendem Fieber auf, können generell jedoch in jeder fiebrigen Phase vorkommen.

Ursachen

Die Ursachen für Fieberkrämpfe konnten in der Medizin bislang nicht vollständig geklärt werden. Die Vermutung geht jedoch dahin, dass es sich bei einem Fieberkrampf um eine Abwehrreaktion des menschlichen Körpers handelt. Bei Krankheit werden von bestimmten Abwehrzellen so genannte Botenstoffe ausgeschüttet, die dann das Fieber hervorrufen. Zudem bewirken diese Botenstoffe im Gehirn für einen kurzen Zeitraum eine Veränderung des Stoffwechsels. Durch diese Veränderung des Stoffwechsels kann es dann zum Fieberkrampf kommen.

Es besteht nach Ansicht der Forschung eine erbliche Veranlagung für das Auftreten von Fieberkrämpfen. Einige Kinder erleiden zum Teil auch einen Fieberkrampf nach der kombinierten Impfung gegen die Kinderkrankheiten Mumps, Masern und Röteln (MMR-Impfung). Allerdings sollte die Neigung zu Fieberkrämpfen kein Ausschlusskriterium für diese Impfung sein, denn sie führt deutlich selteneren Fällen zu einem Fieberkrampf, als die Krankheiten selbst. Zu einem Fieberkrampf kann es aber auch bei ernsthafteren Erkrankungen wie Hirnhautentzündung kommen.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Ein Fieberkrampf ist in der Regel weder lebensbedrohlich, noch hinterlässt er bleibende Schädigungen des Organismus. Fieberkrämpfe sind charakteristisch für Infektionskrankheiten. Während des Infekts können sie mehrfach auftreten. Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn der Betroffene länger als fünfzehn Minuten nicht zu Bewusstsein kommt.

Ein Mediziner sollte auch zur Rate gezogen werden, wenn es sich bei dem Fieberkrampf um den ersten seiner Art gehandelt hat. In diesem Fall sollte, wenn nicht anders möglich, auch der Notarzt verständigt werden. Des Weiteren ist eine Vorstellung beim Arzt ratsam, wenn sich die Fieberanfälle nicht durch die Gabe von geeigneten Medikamenten, wie z.B. Diazepam, bändigen lassen. Bei Fieberkrämpfen die sich stark von den vorherigen Anfällen unterscheiden, sollte ebenso ein Arzt aufgesucht werden. Dies gilt auch, wenn der Fieberanfall länger als fünfzehn Minuten andauert.

Generell gilt der Leitspruch „Vorsicht ist besser als Nachsicht“. Wenn Unsicherheiten bezüglich der Ursache des Fieberkrampfes bestehen oder die Situation schwer einzuschätzen ist, sollten sich die Betroffenen zur Sicherheit in ärztliche Behandlung begeben. Langanhaltende, kompliziert ablaufende Fieberanfälle können ein Anzeichen für Epilepsie sein. Dies ist nur bei sehr wenigen Patienten der Fall. Bei Betroffenen mit familiärer Vorbelastung hinsichtlich dieses Krankheitsbildes ist es empfehlenswert diesbezüglich einen Arzt aufzusuchen.

Diagnose und Verlauf

Die typischen Symptome eines Fieberkrampfs sind davon abhängig, ob es sich dabei um einen einfachen oder einen komplizierten Fieberkrampf handelt. Meist ist ein Infekt mit Fieber oberhalb von 38 ° C Auslöser für einen Fieberkrampf. In aller Regel verläuft ein Fieberkrampf bei Kindern ohne Komplikationen. Zwar wirken die Symptome wie Muskelzuckungen, verdrehte Augen und plötzliche Bewusstlosigkeit durchaus bedrohlich, sind aber fast immer harmlos. Man spricht bei einem einfachen Fieberkrampf auch von einem so genannten generalisierten Krampfanfall, der den ganzen Körper betrifft. Arme und Beine versteifen sich dabei und beginnen dann, krampfartig zu zucken. Ein solcher einfacher Fieberkrampf dauert in den meisten Fällen nur wenige Sekunden bis Minuten, die Symptome verschwinden von allein wieder. Das Kind zeigt im Anschluss meist noch einen Dämmerzustand und wirkt verschlafen.

Komplizierte Fieberkrämpfe sind hingegen sehr selten und machen sich dadurch bemerkbar, dass sie nicht den ganzen Körper betreffen, sondern oft nur örtlich begrenzt bleiben. Man spricht hier von der so genannten Herdsymptomatik. Die Symptome klingen dabei auch nicht nach wenigen Minuten wieder ab, sondern dauern oft mehr als 15 Minuten an. Außerdem kommt es zu so genannten Anfallsserien, es kommt also innerhalb von 24 Stunden zu mehreren Fieberkrämpfen.

Komplizierte Fieberkrämpfe liegen meist auch vor, wenn ein bereits bestehende Schädigung des Gehirns vorliegt, bei Krämpfen mit bleibenden EEG-Veränderungen, bei Lähmungserscheinungen nach dem Anfall (neurologische Symptome), Krämpfe unter einem Alter von 5 Monaten oder auch ab einem Alter von 5 Jahren sowie bei Epilepsie-Erkrankungen in der Familie. In etwa 4 von 100 Fieberkrampf-Fällen kann es im späteren Leben zu Epilepsie kommen.

Die Diagnose bei einem Fieberkrampf wird vor allem anhand der Krankheitsgeschichte und der von den Eltern beobachteten Symptome beim Krampf gestellt. Zudem wird der Arzt selbst noch einmal die Temperatur messen. Dauerte der Fieberkrampf länger als 10 Minuten, wird im Rahmen der Diagnosestellung auch ein EEG durchgeführt, mit dem die Gehirnaktivität des Kindes untersucht wird. Erfolgt diese Untersuchung direkt während des Fieberkrampfes, zeigen sich im EEG die typischen veränderten Werte eines Anfalls.

Ist der Fieberkrampf vorüber, normalisieren sich die Werte wieder. Sofern sich auch nach dem Fieberkrampf noch veränderte Werte zeigen oder der Krampfanfall mehr als 10 bis 15 Minuten dauert, müssen unbedingt auch die möglichen Ursachen abgeklärt werden, um ernsthafte Erkrankungen wie eine Hirnhautentzündung auszuschließen oder zumindest schnellstmöglich zu behandeln. Bei der Suche nach möglichen ursächlichen Erkrankungen erfolgt in der Regel auch eine Blutuntersuchung mit Bestimmung bestimmter Werte wie Blutzucker, Kalzium, Phosphat, Elektrolyte und alkalischer Phosphatase. Besteht der Verdacht auf eine Hirnhautentzündung, wird mittels Lumbalpunktion Liquor (Hirnflüssigkeit) entnommen, was vor allem bei Anfällen im ersten Lebensjahr unvermeidlich ist. Fieberkrämpfe nehmen jedoch in 90 Prozent der Fälle einen harmlosen Verlauf.

Komplikationen

Bei einem Fieberkrampf können je nach zugrunde liegender Ursache verschiedene Komplikationen auftreten. Fieberkrämpfe in Folge einer grippalen Erkrankung bedingen oftmals eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes, während Krämpfe, die in Folge einer Infektion oder Viruserkrankung auftreten, mit Herz-Kreislaufbeschwerden einhergehen können. Bei Fieberkrämpfen in Folge einer Gehirnhautentzündung oder der Masern, treten im Verlauf die jeweiligen Begleiterscheinungen ein, die ihrerseits zu vielgestaltigen Komplikationen führen.

Fieberkrämpfe bei Kindern können in seltenen Fällen die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Treten im Kindesalter mehrfach Krämpfe auf, resultieren daraus mitunter neurologische Schäden, die bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Zu den Folgen zählen unter anderem Epilepsie (bei etwa ein bis drei Prozent der Patienten) und Nervenschädigungen, die vor allem bei komplizierten Fieberkrämpfen auftreten. Bei der Behandlung eines Fieberkrampfes sind ebenfalls Komplikationen möglich, etwa dann, wenn eine Allergie gegenüber den verabreichten Arzneimitteln vorliegt oder eine möglicherweise schwere Grunderkrankung nicht erkannt wird. Bei Fieberkrämpfen, die länger als 15 Minuten andauern, besteht das Risiko dauerhafter Sprachstörungen und Lähmungen. In sehr seltenen Fällen weist ein Fieberkrampf auf eine schwere Hirnerkrankung hin - mögliche Komplikationen können abhängig vom Grundleiden etwa Entwicklungsstörungen und weitere Fieberkrämpfe sein.

Behandlung und Therapie

Ein Fieberkrampf endet in der Regel ohne Behandlung von allein. Die Therapie besteht lediglich darin, das Fieber mit entsprechenden fiebersenkenden Mitteln zu senken. Während des Fieberkrampfs ist es jedoch wichtig dafür zur sorgen, dass sich das krampfende Kind nicht verletzt. Wenn der Fieberkrampf länger als 2 Minuten andauert, können unterstützend krampflösende Mittel verabreicht werden (z. B. Diazepam).

Bei Fieberkrämpfen sollte der Betroffene beruhigt werden. Anschließend helfen Wadenwickel das Fieber zu senken.

Dauert der Anfall noch länger an, sollte der Notarzt gerufen werden. Leidet ein Kind häufiger unter Fieberkrämpfen, kann eine Anfallsprophylaxe durchaus sinnvoll sein. So wird das Risiko eines Fieberkrampfes gesenkt. Meist erhalten Kinder dann bei jeder mit Fieber einhergehenden Erkrankung ein krampflösendes Medikament, um das Auftreten eines erneuten Fieberkrampfes zu verhindern.


Aussicht und Prognose

In der Regel entscheidet beim Fieberkrampf die grundlegende Erkrankung über den weiteren Verlauf dieser Beschwerde. Im Falle einer Grippe oder einer Erkältung kann der Fieberkrampf relativ gut behandelt werden und es treten in den meisten Fällen keine besonderen Komplikationen auf. Sollte es sich allerdings um eine schwerwiegende Krankheit handeln, so ist eventuell die Untersuchung oder Behandlung bei einem Arzt notwendig, um den Fieberkrampf wieder zu lösen. Ohne Behandlung kann es dabei auch zu Sprachstörungen oder zu einer Bewusstlosigkeit kommen. Dabei können sich die Betroffenen eventuell bei einem Sturz verletzen.

Nicht selten leiden die Betroffenen auch an Muskelkrämpfen und sind dadurch in ihrem Alltag extrem eingeschränkt und leiden an einer deutlich verringerten Lebensqualität. In einigen Fällen kann der Fieberkrampf auch lebensbedrohlich sein und unbehandelt zum Tode des Betroffenen führen. Ein Fieberkrampf kann in der Regel mit Hilfe von Medikamenten und anderen fiebersenkenden Mitteln relativ gut behandelt werden. Dabei stellt sich in den meisten Fällen ein positiver Krankheitsverlauf ein. Weiterhin ist auch die kausale Behandlung der zugrundeliegenden Krankheit notwendig.

Vorbeugung

Sofern ein erhöhtes Risiko für Fieberkrämpfe besteht, sollte immer vorbeugende Maßnahmen gegen dessen Auftreten ergriffen werden. Vor allem, wenn ein Kind bereits einen Fieberkrampf erlitten hat oder in der Familie Fälle mit Fieberkrämpfen bekannt sind, sollten präventive Maßnahmen bedacht werden.

In der Regel wird zur Vorbeugung das Fieber sofort mit fiebersenkenden Medikamenten behandelt. Dies kann in diesem Zusammenhang bei kleineren Kindern in Form von Fieberzäpfchen, bei älteren mit Fiebersaft erfolgen. Prophylaktisch – vor allem aber bei bestehenden Fällen von Epilepsie in der Familie – kann auch ein Antiepileptikum verabreicht werden, um so einen Fieberkrampf zu vermeiden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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