Empfindungsstörungen im Arm
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Empfindungsstörungen im Arm können sowohl physische (insbesondere neurologische) als auch psychische Ursachen haben. Die Missempfindungen äußern sich meist durch ein kribbelndes Gefühl, das als unangenehm und in einigen Fällen sogar als schmerzhaft empfunden wird. Manchmal kommt es auch zu einem völligen Gefühlsverlust. Die Behandlung der Empfindungsstörungen hängt von der Ursache ab und reicht von konservativen Methoden bis hin zu Operationen.
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Was sind Empfindungsstörungen im Arm?
Empfindungsstörungen im Arm äußern sich durch eine Verringerung der Gefühls- bzw. Wahrnehmungsfähigkeit, die bis hin zu einem gänzlichen Verlust dieser Fähigkeit führen kann. Viele Betroffene berichten auch von einem unangenehmen Kribbeln auf der Hautoberfläche der Arme. Diese Störungen können durch äußere Umstände (z. B. einem Unfall) hervorgerufen werden. In Betracht zu ziehen sind aber auch neurologische Ursachen. Also solche, die mit den Nerven zusammenhängen. Insbesondere bei Schädigungen der Nerven stellen sich die Empfindungsstörungen oft als Parästhesie dar. Eine solche liegt vor, wenn Wahrnehmungen empfunden werden (z. B. ein Kribbeln, Kälte oder Wärme), die auf keinen von außen herrührenden adäquaten Verursacher zurückgeführt werden können. Sie sind ein Indiz für Schädigungen der Nerven.
Ursachen
- Die Entwicklung eines Karpaltunnelsyndroms: Hier liegt eine Schädigung des Mittelnervs (Nervus medianus), der sich im Kapalkanal befindet, vor. Das Syndrom äußert sich durch mittlere bis starke Schmerzen an den Armen, Kribbeln und Taubheitsgefühle.
- Physiologische Verletzungen des Arms, Verspannungen, Zerrungen oder Verrenkungen: Diese können insbesondere durch einen Schlüsselbeinbruch, Überbelastungen beim Sport sowie Verletzungen der Wirbelsäule oder der Halswirbelsäule (z. B. Bandscheibenvorfall) verursacht werden.
- Neurologische Ursachen wie ein Druck auf Nerven und Gefäße: Das Armgewebe umgibt Nerven. Kommt es zu Veränderungen dieses Gewebes (z. B. durch Quetschungen, Knochenbrüche, Muskelzerrungen, Sehnenrisse etc.), können diese Veränderungen Druck auf die Nerven und Gefäße auslösen. Dies führt zu einem Gefühlsverlust und einem Kribbeln. Auch kann ein Einklemmen der Nerven die Folge sein.
- Abgeklemmte Gefäße: Durch abgeklemmte Gefäße wird die Durchblutung stark beeinträchtigt. Auch das kann zu Empfindungsstörungen im Arm führen.
- Migräne: Ein Kribbeln in den Armen gilt auch als Anzeichen einer beginnenden Migräne.
Als psychische Ursachen kommen grundsätzlich sämtliche psychiatrische bzw. psychische Erkrankungen in Betracht, die Psychosomatosen auslösen können. Psychosomatosen sind Erkrankungen des Körpers, die ausschließlich auf psychologische Ursachen zurückzuführen sind. Zu psychischen Erkrankungen, die Psychosomatosen ausbilden können, zählen neben Angst- und Panikstörungen auch Belastungsstörungen.
Krankheiten
- Psychosomatosen
Wann zum Arzt?
Bei anhaltenden Empfindungsstörungen im Arm ist ein Arzt aufzusuchen. Es können körperliche oder psychische Probleme vorliegen, die abgeklärt werden müssen. Zu den physischen Erkrankungen können ein eingeklemmter Nerv oder eingeklemmte Blutgefäße gehören.
Eine anhaltende Stauung des Blutes kann zu einem Platzen der Gefäße führen. Einblutungen und eine erhöhte Herztätigkeit sind die Folge. Wird das Herz dauerhaft einer stärkeren Belastung ausgesetzt, droht ein Herzinfarkt. Ein eingeklemmter Nerv kann in schweren Fällen zum Absterben der Nervenfasern führen. Aus diesen Gründen ist rechtzeitig ein Arzt zu konsultieren.
Treten die Empfindungsstörungen im Arm plötzlich und unerwartet auf, ist auf weitere Symptome zu achten. Leidet der Betroffene innerhalb weniger Sekunden oder Minuten unter Atemnot, Sprachstörungen oder einem Verlust des Bewusstseins, sind ein Notarzt zu rufen und Erste-Hilfe-Maßnahmen einzuleiten. Es besteht ein akuter lebensbedrohlicher Zustand, bei dem sofortiges Handeln notwendig ist.
Zu den weiteren Ursachen der Empfindungsstörungen zählen Quetschungen, Zerrungen oder Brüche. In allen Fällen ist ein Arzt aufzusuchen, damit Therapiemaßnahmen ergriffen werden können. Menschen, die regelmäßig unter Migräne leiden, berichten davon, dass kurz vor dem Einsetzen der starken Kopfschmerzen oft Empfindungsstörungen im Arm eintreten. In diesem Fall ist individuell zu entscheiden, ob ein Arzt aufgesucht wird.
Diagnose und Verlauf
Gefühlsstörungen im Arm werden häufig von Hausärzten diagnostiziert. Diese sind die erste Anlaufstelle der Patienten. Die Allgemeinmediziner versuchen zunächst mit einer Befragung herauszufinden, wo genau die Gefühlsstörungen auftreten und wie diese sich äußern. Im Anschluss hieran können Tests bzw. körperliche Untersuchungen durchgeführt werden. So ist es möglich, etwa Prellungen oder offensichtliche Zerrungen als Ursache auszuschließen. Üblich ist es, Druck auf betroffene Stellen auszuüben. Hierdurch kann das Gefühls- bzw. Wahrnehmungsempfinden im Arm getestet werden.
Hierzu setzen einige Ärzte auch Kälte und Wärmereize ein. Ist es dem Hausarzt nicht möglich eine Ursache auszumachen, wird er an einen Facharzt verweisen. Zu den Fachärzten, die sich mit Empfindungsstörungen im Arm befassen, zählen Neurologen, Orthopäden und Hautärzte. Ein Neurologe wird gewählt, wenn ein Verdacht auf Verletzungen oder Schädigungen der Nerven besteht. An einen Orthopäden wird insbesondere bei Quetschungen, Zerrungen und ähnlichen Erkrankungen verwiesen. Die Fachärzte führen weitergehende spezielle Untersuchungen durch.
Auch ist es üblich, eine Reihe von Bluttests durchzuführen. Hierdurch können Infektionskrankheiten als potenzielle Ursache ausgeschlossen werden. Besteht der Verdacht einer Quetschung, kann es zur Anordnung eines MRT oder CT kommen. Nur wenn keiner der Fachärzte eine physische Ursache findet wird ein Psychiater, Psychologe oder Psychotherapeut hinzugezogen. Denn auf eine Psychosomatik wird erst nach Ausschluss sämtlicher realistisch in Betracht kommender physischen Ursachen geschlossen. Der Psychologe bzw. Psychiater wird versuchen, eine psychische Krankheit zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen anordnen.
Behandlung und Therapie
Wie die Empfindungsstörung im Arm behandelt wird richtet sich danach welche Ursache ihr zugrunde liegt. Auf eine Therapie kann auch gänzlich verzichtet werden, weil die Beschwerden von selbst abklingen. Das kommt häufig vor. Sofern neurologische Ursachen bestehen (z. B. eingeklemmter Nerv oder Druck auf den Nerv), kann versucht werden den Nerv zu befreien. Hierzu stehen Neurologen einige minimalinvasive Eingriffe zur Verfügung. Diese setzten jedoch stets voraus, dass der Nerv, der die Empfindungsstörung verursacht, noch lebt. Denn tote (d. h. abgestorbene) Nerven können nicht rekonstruiert werden. Damit bleibt insbesondere ein vollständiger Gefühlsverlust dauerhaft.
Auch abgerissene Nerven wachsen nur äußerst selten derart zusammen, dass ein vollständiger Funktionseintritt zu verzeichnen ist. Ist die Ursache der Empfindungsstörung eine Quetschung, eine Verzerrung oder eine Verspannung, wird Physiotherapie verordnet. Hier ist also eine konservative Behandlung möglich. Auch gezielte medizinische Massagen können zu Erfolgen führen.
Daneben besteht auch die Möglichkeit, Akupunkturtherapien durchzuführen. Diese kommen auch bei Schädigungen der Nerven zum Einsatz. Hier sind sie jedoch weniger erfolgreich. Die Behandlung psychisch bedingter Empfindungsstörungen im Arm richtet sich nach der zugrundeliegenden psychischen Haupterkrankung. So können neben Gesprächs- und Gruppentherapien, die auf die Haupterkrankung zugeschnitten sind, auch Medikamente verabreicht werden.
Aussicht und Prognose
Empfindungsstörungen im Arm ist ein weit verbreitetes Phänomen. Häufig steckt dahinter eine harmlose Ursache wie eine einseitige Belastung oder eine ungünstige Schlafposition, die den Arm einschlafen lässt. In all diesen Fällen ist die Prognose für ein schnelles und vollständiges Zurückbilden der Symptome grundsätzlich sehr gut.
Auch ein Krankheitsbild im Bereich der Halswirbelsäule oder der Schulter kann die Empfindungsstörungen im Arm wie ein Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl auslösen. Ein Beispiel dafür ist der mit einer Nervenschädigung verbundene Bandscheibenvorfall im HWS-Bereich. Hier hängt die Prognose davon ab, wie die von Orthopäden, Neurologen, Chirurgen oder Physiotherapeuten ergriffenen Maßnahmen wirken. Generell gilt in den meisten Fällen: Je eher sich Betroffene bei Empfindungsstörungen im Arm an den Arzt wenden und die Ursache diagnostiziert werden kann, umso besser ist in der Regel auch die Prognose. Steckt ein Tumor oder eine zentrale Erkrankung wie Multiple Sklerose hinter der Empfindungsstörung, sind der individuelle Verlauf und die Behandelbarkeit entscheidend für die jeweilige Prognose.
Manchmal ist auch der Patient in der Lage, seine eigene Prognose entscheidend mitzubestimmen. Das gilt für alle Fälle, in denen Empfindungsstörungen durch eine vom Patienten verursachte Fehlbelastung von Strukturen des Stütz- und Bewegungsapparates ausgelöst werden. Dazu gehören die falsche Matratze oder das falsche Kissen ebenso wie das Einklemmen des Telefonhörers zwischen Schulter und Kopf.
Vorbeugung
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
- Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 3. Oktober 2024
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