Konservative Therapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. November 2020
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Leidensdruck durch Krankheiten und Verletzungen lässt sich oft mit konservativen Mitteln (Konservative Therapie) eindämmen oder sogar gänzlich beheben. Nicht immer spricht das Risiko-Nutzen-Verhältnis für den Einsatz eines Chirurgen. Vor allem bei leichten und mittleren Fällen profitieren Patienten langfristig auf den Verzicht von operativen Eingriffen. Allerdings beansprucht dieser Weg Zeit. Die folgenden Beispiele zeigen gängige Therapieansätze bei Rücken- und Knieproblemen, Arthrose sowie Frakturen auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine konservative Therapie?

In der Orthopädie sind physiotherapeutische Behandlungen (Krankengymnastik) ein wesentlicher Bestandteil der konservativen Therapie.

Die konservative Therapie setzt in erster Linie bei der Behandlung von Krankheiten, Schmerzen und Verletzungen auf die Anwendung von Medikamenten. Hinzu kommen unterstützende Maßnahmen wie stabilisierende Bandagen, Massagen, physiotherapeutisches Training zur Stärkung des Körpers.

Mediziner müssen stets den Nutzen der gewählten Therapie für ihre Patienten abwägen. Den Vorzug erhalten häufig die effektivsten und zugleich verträglichsten Ansätze. Besteht die Gefahr möglicher Komplikationen durch einen operativen Eingriff, rät der Arzt in der Regel zunächst zu einer konservativen Alternative. Eine klare Trennlinie zwischen beiden Varianten existiert nicht, da jeder Krankheitsfall eine individuelle Gewichtung besitzt.

Die Folgen einer unerwarteten Entwicklung unterliegen beim konservativen Ansatz meist einer besseren Kontrolle. Eine nachträgliche Operation als letzte Wahl bleibt immer noch möglich. Gezieltes Bewegungstraining und Arzneimittel unterstützen den Körper in der konservativen Therapie bei seinem natürlichen Regenerationsprozess.

Die persönliche Erwartung von Patienten bezüglich der Behandlungsdauer spielt bei der Wahl des Verfahrens ebenfalls eine Rolle. Naturheilkunde gehört im engeren Sinne ebenfalls zu dieser Therapieart. Zur exakten Abgrenzung sprechen Schulmediziner von einer evidenzbasierten Behandlung.

Chirurgische und konservative Ansätze schließen sich nicht zwangsläufig aus, sondern bleiben beliebig miteinander kombinierbar. Zur effektiven Bekämpfung von Krebsgeschwüren greifen Mediziner zum Beispiel auf eine Operation mit anschließender Chemotherapie zurück. Patienten übernehmen bei der Ausübung der konservativen Therapie oft eine aktivere Rolle. Von deren Teilnahme hängt der Erfolg der Behandlung daher ebenfalls ab.

Konservativen Behandlungen nach Erkrankungen

Bandscheibenvorfall

Ein Bandscheibenprolaps geht mit massiven Bewegungsbeeinträchtigungen einher. Eine Operation ist allerdings oft nicht erforderlich, um die Bandscheiben in ihre ursprüngliche Position zu rücken.

Die konservative Behandlung basiert auf zwei Grundelementen. Beide dienen der Stärkung der Rückenmuskulatur und der Linderung des durchaus stark ausgeprägten Schmerzempfindens aufgrund der verschobenen Bandscheiben. Anfangs nimmt die Befreiung vom akuten Leidensdruck große Priorität ein. Zu diesem Zweck verschreiben Ärzte entzündungshemmende Schmerzmittel zur oralen Einnahme.

Bleiben befriedigende Resultate aus, stellt eine direkte Injektion von Schmerzmitteln oder Kortison eine mögliche Alternative dar. Verkrampfungen in der angespannten Muskulatur wirkt die Applikation von Wärme entgegen.

Bestrahlung über Rotlichtlampen kurbelt den Blutkreislauf im Wirkungsbereich wieder an und führt zu einer Lockerung der Muskeln. Die erhöhte Durchblutung fördert den Heilungsprozess. Wärmeflaschen sind für die Anwendung im privaten Umfeld ebenfalls nützlich.

Bandscheibenvorfälle stehen häufig mit einem schlecht trainierten Rücken in Zusammenhang. Neben gezieltem Training über sportliche Tätigkeiten trägt eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12, Folsäure und Uridinmonophosphat zur Reparatur von geschädigten Nervensträngen im Rückgrat bei.

Nach einem Bandscheibenvorfall verordnen Ärzte ihren Patienten eine Physiotherapie zum Aufbau der Rückenmuskeln. Massagen fördern zusätzlich die Durchblutung und Lockern verspannte Bereiche. Nur der regelmäßige Einsatz verspricht dauerhaft Erfolg. Ärzte legen Patienten deshalb die Ausübung der erlernten Techniken im privaten Umfeld nahe. Dadurch lässt sich die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalles gezielt reduzieren.

Kreuzbandriss

Primäre Ziele der Behandlung eines Kreuzbandrisses beinhalten die Stabilisation des Knies sowie die Vermeidung von Schmerzen und Schwellungen. Die schmerzhaften Bewegungseinschränkungen gehen bei optimaler Versorgung in der Regel zurück. Als erst Notfallmaßnahme verordnen Ärzte die Kühlung des Knies sowie das Anlegen eines Druckverbandes. Eine Schmerztherapie über Analgetika (Schmerzmittel) sowie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) lindert die Qualen von Betroffenen.

Der weitere Verlauf der Therapie hängt vom Alter, sportlicher Aktivität sowie Lokalisation des Kreuzbandrisses ab. Eine Operation muss nicht in jedem Fall zwangsläufig erfolgen. Betroffene ohne sportliche Ambitionen oder höheren Alters lassen sich über einen konservativen Ansatz gut behandeln. Allgemein liegen bei hinteren Kreuzbandrissen im Vergleich zu vorderen Rupturen die Prognosen günstiger.

Als Hauptmaßnahme der konservativen Behandlung steht gezieltes Aufbautraining der Oberschenkelmuskulatur im Fokus. Durch eine schonende Haltung und nachhaltige Stärkung dieses Bereiches lässt sich das Kniegelenk mittelfristig wieder stabilisieren. Patienten müssen dafür regelmäßige Sitzungen beim Physiotherapeuten absolvieren.

Außerdem greifen Ärzte auf eine abschwellende Therapie mithilfe von Kälteeinwirkung zurück. Während des Heilungsprozesses gilt der Gebrauch von entlastenden Gehhilfen als ratsam. Besonders in den ersten Wochen nach dem Unfall nutzen Betroffene Knieschienen und Krücken zur Vermeidung von Belastungsschmerzen. Wichtig bleibt die Zielsetzung, den normalen Belastungsgrad bei anschlagender Schmerztherapie so bald wie möglich wieder herzustellen.

Rückenschmerzen

Rückenschmerzen besitzen vielfältige Ursachen und gehen meist auf Verspannungen, Fehlhaltungen und überdehnte Sehnen zurück. Schmerzen neigen ohne gezielte Umstellung im Lebensalltag allerdings zur dauerhaften Manifestation. Die Behandlung akuter Schmerzzustände erfolgt meist auf medikamentöser Grundlage. Operationen an der Wirbelsäule gelten tendenziell als risikobehaftet. Häufig hilft bei leichten Leiden bereits die Gabe von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Arzneimitteln (Paracetamol, NSAR).

Von einer zu intensiven Bettruhe ist allgemein abzusehen. Meist erweist sich das stille Lagern ohne die alltägliche Bewegung sogar als kontraproduktiv für das Rückenproblem. Lässt das Schmerzniveau die Ausübung von Freizeitaktivitäten und Berufsleben zu, sollten Patienten diese konsequent weiter verfolgen.

Chronische Beschwerden bedürfen spezieller Wirkstoffe für den langfristigen Einsatz. Darunter fallen auch Antidepressiva zur Verminderung der Schmerzwahrnehmung. Chiropraktiker befreien Patienten mit gezielten Griffen von Blockaden einzelner Rückenwirbel und suchen gezielt nach Muskelverspannungen. Massagen dienen vor allem bei unspezifischen Schmerzen als zusätzliche Stütze.

Physikalische Therapien mit dem Fokus auf Bewegung Koordination und Mobilisation fördern den Genesungsvorgang und erhöhen zugleich die Belastbarkeit der Wirbelsäule.

In vielen Fällen gelten die Beschwerden als hausgemacht. Rückenschmerzen durch falsche Körperhaltung am Arbeitsplatz oder während des Schlafens lassen sich durch die Anschaffung ergonomischer Möbel und schonender Matratzen entgegenwirken. Eine konkrete Anleitung zur Haltungskorrektur im Alltag mithilfe einer Rückenschule schärft bei Patienten das entsprechende Bewusstsein. Bei starkem Übergewicht raten Ärzte zudem zu einer Diät, um den Bewegungsapparat generell zu entlasten.

Arthrose

Arthrose betrifft vor allem ältere Menschen. Nicht-operative Maßnahmen zielen auf die Schmerzreduktion ab und bremsen den Krankheitsverlauf ab. Die Einhaltung eines gesunden Körpergewichtes verringert die Beanspruchung von bereits strapazierten Gelenken. Sportliche Betätigung mit schonendem Bewegungsarten wie Nordic Walking oder Schwimmen sorgt für eine bessere Durchblutung des Knorpels. Eine Absprache mit dem Arzt bezüglich sinnvoller Aktivitäten bleibt jedoch erforderlich.

Physiotherapien zielen auf eine Erhaltung und Förderung der Gelenkbeweglichkeit durch unterschiedliche Übungen ab. Diese Trainingseinheiten sollten Patienten in privater Umgebung zudem regelmäßig wiederholen.

Anwendung von Wärme und Elektrostimulation regt zusätzlich die Durchblutung der erkrankten Bereiche an. Kälte oder der Gebrauch von Tonerde wirkt abschwellend und hemmt entzündliche Vorgänge am Gelenkknorpel. Als Medikamente gegen entzündliche Schübe und generelle Beschwerden kommen nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz.

Konkret gegen Schmerzen helfen Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure. Zur kurzfristigen Überbrückung von Entzündungen dient gelegentlich auch die Gabe von kortisonhaltigen Mitteln in einem überschaubarem Zeitraum. Direkte Injektionen von Hyaluronsäure in die verschlissenen Gelenke gelten ebenfalls als konservativer Ansatz. Allerdings übernimmt die Krankenkasse aufgrund unklarer Auswirkungen keine Kosten für diesen Einsatz. Je nach Lokalisation schonen Einlagen, Schienen oder spezielles Schuhwerk den Bewegungsapparat.

Frakturen

Knochenbrüche benötigten für eine konservative Therapie über ausreichenden Kontakt. Außerdem bleibt eine korrekte Ausrichtung zueinander essenziell für die Genesung. Bei der funktionellen Behandlung dient der Knochen selbst als Stabilisierungsfaktor, während die Muskeln den Knochen in Position halten. Ein spezieller Druckverband stützt dabei den betroffenen Knochen und übt zusätzlich Druck auf die Muskulatur aus. Dadurch bleiben die Bruchenden an ihrem vorgesehenen Platz und der Heilungsprozess kann einsetzen. Sobald die Schmerzen zurückgehen, helfen leichte Bewegungsübungen bei der Aufrechterhaltung der Mobilität.

Der immobilisierende Ansatz priorisiert die komplette, dauerhafte Ruhigstellung der Fraktur. Angebracht ist dieses Verfahren bei verschobenen oder verkürzten Brüchen. Ein Gipsverband hält die Knochen in der gewünschten Position fest. Dabei bezieht er die benachbarten Gelenke mit ein.

Direkt nach der Verletzung besteht durch zu hohen Auflagedruck die Gefahr einer Schwellung und Thrombosebildung. Die Nutzung von zirkulären Gipsverbänden gilt daher manchmal als kontraindiziert. Gipsschienen sind in problematischen Fällen zu bevorzugen. Alternativ nimmt eine Spaltung des Gipsverbandes und eine ausreichende Polsterung den potenziell schädlichen Druck von dem darunterliegenden Gewebe.

Zur Vorbeugung von Blutgerinnseln verabreichen Ärzte je nach Beurteilung Heparin per Injektion. Kalte Eisbeutel wirken zusätzlich Schwellungen entgegen. Streckverbände dienen zur Ausrichtung des Knochens an der Längsachse und der Vermeidung von Verkürzungen. Bei Frakturen im Beinbereich dienen Gehhilfen wie Krücken der Entlastung des Körpers.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 26. November 2020

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