Nikotin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. August 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Nikotin - auch Nicotin - meint eine Substanz, die vor allem in Tabakpflanzen natürlicherweise gebildet wird. Als Stimulans mit toxischem Potenzial findet es vor allem in Zigaretten Anwendung. Das Risiko, nach mehrmaligem Nikotinkonsum einer Sucht zu verfallen, ist hoch. Insgesamt hat Nikotin diverse Auswirkungen auf den menschlichen Körper, von denen einige gesundheitsschädlich sind.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Nikotin?

Nikotin ist ein Alkaloid, das in seiner reinen Form flüssig und farblos ist. Es läuft bei Raumtemperatur schnell bräunlich an. Der Stoff wird in vielen Pflanzen gebildet und dient primär der Abwehr von Fressfeinden. In Tabakpflanzen macht er bis zu fünf Prozent der Gesamtmasse aus, in getrocknetem Tabak noch etwa zwei Prozent.

Nikotin ist hochgradig brennbar und entsprechend ist der Nikotingehalt einer Zigarette deutlich höher als die angegebene Aufnahmemenge von Nikotin. Der Stoff wirkt, indem er die Acetylcholinrezeptoren stimuliert. Das bedeutet, dass vom Nikotin eine Signalwirkung in den entsprechenden Nerven ausgeht. Nikotin stimuliert vor allem das parasympathische Nervensystem und hemmt das sympathische Nervensystem.

Chemisch betrachtet ist Nikotin ein Doppelring mit der Summenformel C10H14N2. Er besteht aus einem Pyridin- und einem Pyrrolidinring.

Warum macht Nikotin süchtig?

Nikotin wirkt vor allem deshalb suchterregend, weil der Nikotinanteil im Gehirn schon binnen weniger Sekunden nach dem Inhalieren des Rauches stark ansteigt. Dort entfaltet das Nikotin seine Wirkung. Adrenalin, Dopamin und Serotonin werden für eine kurze Zeit vermehrt ausgeschüttet, was wohltuend, wachmachend und entspannend wirken kann. Der Konsument von Nikotin erlebt also ein wohliges Gefühl aufgrund des Konsums.

Hauptursächlich für die Sucht ist der erhöhte Dopaminspiegel während des und nach dem Rauchen. Sinkt er wieder ab, kommt es zu Entzugserscheinungen und der Konsument möchte wieder eine Hochstimmung erleben.

Zudem wird das Rauchen häufig von Menschen ritualisiert. Es findet zum Beispiel in Gesellschaft statt, wird mit Genuss verbunden und dient zur gelegentlichen Entspannung. Entsprechend spielt die Gewöhnung an die als angenehm empfundenen Situationen eine große Rolle bei der Sucht.

Wie wirkt sich Nikotin auf den Körper aus?

Nikotin hat diverse Auswirkungen auf den Körper. So verringert es den Appetit, regt die Verdauung an und kann die Adrenalinausschüttung begünstigen. Im Grunde genommen wirkt Nikotin deshalb wie viele Dopingmittel. Außerdem steigert es die Überlebensfähigkeit von Zellen nachweislich.

Die schädlichen Auswirkungen von Nikotin sind vor allem auf langjährigen Konsum zurückzuführen und beeinträchtigen die gesamte Gesundheit des Körpers. Die vielen anderen Stoffe, die in Zigaretten verwendet werden, spielen hier auch eine Rolle.

Folgen von Nikotin auf den menschlichen Körper.

Verschlechterung des Hautbilds

Nikotin verengt die Gefäße und steigert somit den Blutdruck. Somit wird die Haut schlechter durchblutet und es kommt zu einem Nährstoffmangel. Die Menschen, die viel rauchen, sind entsprechend anfälliger für den natürlichen Zelltod, denn die Hautregeneration bleibt teils einfach aus. Das Hautbild verschlechtert sich also schneller und zunehmends. Es kommt zu verfrühter Faltenbildung, zu ergrauter Haut und zu einer generell dünneren und anfälligeren Haut. Zudem kann die anfälligere Haut zum Beispiel die Pickelbildung begünstigen. Raucher können somit ihre Akne verstärken oder die Neubildung von entzündeten Stellen begünstigen.

Außerdem wirkt sich Nikotin auf die Produktion des Testosterons aus. Bei Frauen kann dies zu einer vermehrten Behaarung führen.

Schäden für das Herz-Kreislauf-System

Da Nikotin die Blutgefäße verengt und auch die Haut abkühlt (es kommt auch zu vermehrtem Schwitzen), wird das Herz sehr stark gefordert. Der erhöhte Blutdruck steigert auf Dauer das Risiko einer Gerinselbildung. Zudem wird der Herzmuskel übermäßig beansprucht.

Indirekt fördert Nikotin zudem die Entstehung von Arteriosklerose. So befinden sich im Tabakrauch zahlreiche Gase und Substanzen (zum Beispiel Stickstoffmonoxid), die sich in den Gefäßen ablagern und diese verhärten. So wird die Sauerstoffversorgung der Gefäße reduziert und es kommt zu Funktionsverlusten. Im weiteren Verlauf kann es zu einem kompletten Stopp der Blutversorgung einzelner Körperregionen kommen, was mitunter das Absterben von Körperteilen auslösen kann.

Da durch die Arteriosklerose auch das Herz in Mitleidenschaft gezogen wird, erhöht sich das Infarktrisiko.

Eine mangelnde Durchblutung des Gehirns erhöht das Schlaganfallrisiko und wirkt sich negativ auf die Gesundheit des Denkapparates aus.

Insgesamt leidet das Herz-Kreislaufsystem auch darunter, dass die roten Blutkörperchen Kohlenmonoxid aufnehmen anstelle des Sauerstoffs. So kommt es im gesamten Körper zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff, was unter anderem den Zelltod beschleunigt.

Rauchen schädigt Atemwege

Rauchen schädigt die Lunge. Das Teer in den Zigaretten verklebt die Flimmerhärchen der Atemwege. Die Lunge kann ihren Aufgaben nicht mehr nachgehen.

Die Atemwege werden durch Nikotin direkt wenig geschädigt. Es ist vielmehr der Akt des Rauchens an sich, der diese beeinträchtigt. Die vielen heißen Substanzen, die inhaliert werden, bedeuten für die Bronchien eine Notwendigkeit von Abwehrreaktionen. Die Flimmerhärchen, die eigentlich für den Schutz der Lunge zuständig sind, sterben allmählich ab. Es kann zu vermehrten Infektionen kommen. Ein Ergebnis einer stark beeinträchtigten Lunge ist zum Beispiel die COPD, die sich dadurch auszeichnet, dass Infektionen der Atemwege nicht mehr abgewehrt werden können.

Raucher können entsprechend dauerhaft unter Atemnot leiden und kämpfen schließlich öfter mit Infektionen im entsprechenden Bereich. Es kann in diesem Zusammenhang auch zur Schlafapnoe kommen oder auch zur Herzinsuffizienz infolge eines Sauerstoffmangels.

Lungenkrebs ist zu 90 Prozent auf Zigaretten zurückzuführen und hat seinen Ursprung vor allem in den vielen Zusatzstoffen von Zigaretten. Das Nikotin selbst spielt hier eine untergeordnete Rolle, ist aber der Anlass des Zigarettenkonsums.

Langjähriger Zigarettenkonsum führt zudem fast immer zum sogenannten Raucherhusten. Es wird vermehrt Bronchialschleim produziert, der gerade morgens abgehustet wird. Der Leidensdruck ist hier unterschiedlich hoch, allerdings ist die Schleimbildung ein sicheres Zeichen für den Untergang der Flimmerhärchen.

Auswirkungen auf Fruchtbarkeit und Potenz

Bei Frauen sorgt der Konsum von Tabak für einen geringeren Östrogenspiegel, was eine geringere Empfängsnisbereitschaft mit sich führt. Die Chance, schwanger zu werden, ist also konkret verringert, weil der Hormonhaushalt beeinträchtigt wird.

Die Wechseljahre treten bei rauchenden Frauen zudem durchschnittlich zwei Jahre früher ein, was die Zeit der Fruchtbarkeit verkürzt. Die Chancen für eine erfolgreiche Schwangerschaft sind zudem (auch dann, wenn Eizelle und Spermium zusammengefunden haben) verringert. Es kommt häufiger zu Eileiterschwangerschaften oder vorzeitig abgestoßenen Embryonen. Das Risiko für Frühgeburten ist ebenfalls erhöht.

Bei Männern wirkt sich Nikotin negativ auf die Potenz aus, was vor allem auf das belastete Herz zurückzuführen ist. Das Spermiogramm verschlechtert sich zudem. Dies ist vor allem auf die vielen Gifte im Rauch (Teer, Blausäure, Kohlenmonoxid, Kadmium usw.) zurückzuführen. Das Erbgut der Spermien wird mitunter verändert. Erbschäden werden wahrscheinlicher. Gleichzeitig sind die vergifteten Spermien weniger agil, das heißt, sie sind nicht oder nur eingeschränkt schwimmfähig. Das Sperma eines rauchenden Mannes kann also seltener zu einer Empfängnis führen.

Auch die Chancen einer erfolgreichen künstlichen Befruchtung gelten als verringert. Wenn beide Elternteile rauchen, potenziert sich dieser Effekt.


Methoden zur Raucherentwöhnung

Methoden zur Raucherentwöhnung sind mittlerweile ein eigener Markt. Es stellt sich zudem die Frage, ob die Zigarette verlassen werden soll, oder das Nikotin ganz aufgegeben wird. So kommt es etwa vermehrt für Raucher in Betracht, E-Zigaretten anzuschaffen. Diese ermöglichen einen Nikotinkonsum, verzichten aber auf die vielen gefährlichen Stoffe einer handelsüblichen Zigarette.

Für Menschen, die ganz aufhören wollen, gibt es verschiedene Methoden. Diese sind allerdings unterschiedlich erfolgreich und hängen unter anderem davon ab, wie viel geraucht wurde und wie willensstark eine Person ist. So führt das konsequente Aufhören mit dem Rauchen nicht immer zu einem dauerhaften Erfolg. Zudem müssen bis zu drei Tage lang Entzugssymptome durchlebt werden, die allerdings als schwach zu bezeichnen sind.

Dennoch kann der gänzliche Verzicht auf Zigaretten von einem Moment auf den anderen gelingen. Entscheidend ist, dass wirklich keine einzige Zigarette mehr geraucht wird, da dies den Suchtkreislauf wieder von vorn beginnen lässt. Ansonsten stehen zum Beispiel Nikotinpflaster zur Verfügung. Diese können Menschen gänzlich rauchfrei machen und werden nach einer Zeit abgesetzt. Auch Akkupunkturen und eine Laser-Akkupunktur versprechen Hilfe beim Rauchentzug und können durchaus wirken. Eine Hypnosetherapie ist mit einem hohen Erfolgrsisiko verbunden.

Das Aufhören über Zeit unter Verringerung des Konsums gelingt hingegen kaum, da immer Ausreden gefunden werden, noch einmal eine Zigarette mehr zu rauchen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 27. August 2018

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