Ekzem im Gehörgang
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Heftiges Jucken im Ohr, teils brennende Schmerzen, Bläschenbildung und Schorf: Das sind typische Hinweise auf ein Ekzem im Gehörgang. Gehörgangsekzeme sind nicht nur lästig und schmerzhaft, sondern bis zur vollständigen Ausheilung oft auch eine langwierige Angelegenheit.
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Was ist ein Ekzem im Gehörgang?
Mediziner sprechen bei einem Ekzem im Gehörgang von Otitis externa diffusa. Die Gehörgangsentzündung tritt in HNO-Praxen häufig auf. Bei einem Gehörgangsekzem sind Haut und Subkutis des äußeren Gehörgangs entzündet. Der äußere Gehörgang ist etwa 3-4 cm lang, hat einen leicht S-förmigen Verlauf, beginnt mit der Ohrmuschel und endet mit dem Trommelfell. Je nach Verlauf ist die Haut feucht bis nässend oder aber trocken bis schuppig. Ein Gehörgangsekzem ist nicht ansteckend. Teils ist das Trommelfell mit betroffen.
Ursachen
Wer bereits unter einem Gehörgangsekzem leidet und mit Hilfe von Utensilien wie Bleistiften, Büroklammern oder Stäbchen dem leidigen Juckreiz entgegentritt, verschlimmert die Lage meist nur noch: Fremdkörper bringen Bakterien oder Pilze in den Gehörgang ein und verletzen durch mechanische Einwirkung weiter die empfindliche Haut im Gehörgang. Neben Infektionen können entzündliche Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis sowie systemische Erkrankungen (z. B. Diabetes) ursächlich für ein Gehörgangsekzem sein.
Menschen mit engen Gehörgängen sind besonders anfällig für Ekzeme. Selten sind Gehörgangsexostosen (übermäßiges Knochenwachstum) die Verursacher von Ekzemen. Juckt die Haut nur manchmal und in bestimmten Situationen, kann eine Unverträglichkeit oder Allergie Auslöser des Ekzems sein, z. B. auf Substanzen in Shampoos, Haarsprays, Waschmittel oder Ohrschmuck.
Wann zum Arzt?
Ein Ohrenekzem bringt eine Reihe von Risikofaktoren mit sich und kann zu verschiedenen Komplikationen führen. Zum einen besteht die Gefahr einer flächigen Ausbreitung und zum anderen ein erhöhtes Risiko für bakterielle oder pilzbedingte Infektionen. Diese lassen sich jedoch konsequent vermeiden, wenn man darauf achtet das Ohr möglichst trocken zu halten und dem Juckreiz möglichst nicht nachzugeben. Verschwindet der Juckreiz nach wenigen Tagen, dann muss kein Arzt aufgesucht werden.
Bestehen Juckreiz und Hautrötungen jedoch über einen längerfristigen Zeitraum oder verschlimmern sich die Symptome sogar, sollte auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden. Häufig treten auch zusätzliche Symptome wie etwa ein Brennen oder vermehrte Bläschenbildung auf. Auch in diesem Fall empfiehlt sich der Gang zum Arzt.
Erstes Anzeichen einer Verschlimmerung ist meist das Empfinden eines Schmerzes, den man beim Drücken gegen den Ohrknorpel oder beim Ziehen am Ohrläppchen verspürt. Des Weiteren kommt es auch häufig zu einer vermehrten Bildung und Ausfluss von Sekreten aus dem Ohr. Dies darf auf keinen Fall ignoriert werden, da es sich um ein sicheres Zeichen dafür handelt, dass das Ekzem tiefer ins Innenohr vorgedrungen ist und sich weiter ausbreitet. Unternimmt man nichts dagegen, können Schädigungen des Trommelfells die Folge sein, weshalb hierbei ein Arztbesuch unerlässlich ist.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome eines Ekzems im Gehörgang:
- Ohrenschmalz
Bei einem Ekzem im Gehörgang wird zwischen akuten und chronischen Formen unterschieden. Akute Ekzeme sind häufig nässend, jucken stark und werden in der Regel von einer schmerzhaften Schwellung begleitet. Die Infektion äußert sich mit diffusen Ohrenschmerzen. Oft tritt dann zusätzlich schmieriges Sekret aus. Diese Form von Ekzem verkrustet leicht. Chronische Ekzeme sind trocken, die Haut schuppt und verhornt. Im Verlauf wird die Haut dick, rau und rissig.
Mit starkem Juckreiz sind sowohl akute als auch chronische Ekzeme verbunden. Beim Kauen oder bei Berührung der Ohrmuschel verstärken sich die Schmerzen üblicherweise. Durch die Schwellung im Gehörgang kommt es meist zu Schwerhörigkeit. Wenn Sekret aus dem Ohr austritt, ein Ausschlag am Ohr zu erkennen ist, brennende Schmerzen auftreten, die Halslymphknoten anschwellen oder sogar Fieber die Entzündung begleitet, muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Komplikationen und sehr schweren Verläufe sind bei älteren Patienten mit der Grunderkrankung Diabetes möglich. Die Entzündung erfasst dann den umgebenden Knochen. Dies kann zur Zerstörung des Knochens und zu Nervenlähmungen führen. Eine verschleppte Otitis externa diffusa kann sich auch auf die Ohrmuschel oder die Ohrspeicheldrüse ausbreiten. Eventuell kommt es zu einer Abszessbildung.
Diagnose
Der Arzt nimmt die Diagnose Otitis externa diffusa auf Grundlage der klinischen Befunde vor: Ver-stärken sich beim Zug an der Ohrmuschel bzw. bei Druck auf den Knorpel vor dem Gehörgangsein-gang die Schmerzen? Ist der Gehörgang gerötet und geschwollen – wenn ja, wie stark? Weist ein bräunlicher oder weißlicher Belag auf eine Pilzinfektion hin? Ist die Hörleistung gemindert oder der Gleichgewichtssinn gestört?
Im Rahmen der Anamnese werden die Gewohnheiten zur Gehörgangsreinigung und mögliche andere Gründe für eine Verletzung erfragt. Bei den Untersuchungen wird auch stets das Trommelfell untersucht – es könnte Teil des entzündlichen Geschehens sein. Um eine gezielte Antibiose zu gewährleisten, wird ggf. ein Abstrich im Gehörgang entnommen. Liegt der Verdacht auf eine Kontaktallergie vor, kann die Untersuchung durch Allergiediagnostik ergänzt werden.
Komplikationen
Ein nässendes oder verschorftes Ekzem im Gehörgang oder an den Ohrmuscheln kann auf ein gestörtes Immunsystem hinweisen. Komplikationen sind möglich, wenn die Betroffenen ein Hörgerät tragen müssen. In diesem Fall können durch Reibung und vermehrtes Schwitzen im Ohr Entzündungen im Gehörgang entstehen. Das Ekzem kann nässen und jucken. Es bildet anschließend einen dünnen Schorf. Dieser juckt oder löst sich durch neuerliches Einführen des Hörgerätes ab. Neuerliches Nässen ist die Folge. Das Ohr kann sich erneut entzünden. Dadurch kann das einst akute Ekzem ohne eine Behandlung chronisch werden.
Falls es zu entzündungsbedingten Komplikationen im Gehörgang kommt, ist schnelles Handeln angesagt. Der Besuch eines HNO-Arztes ist unvermeidlich. Es muss verhindert werden, dass sich die Entzündung nach innen oder in die Blutbahn ausbreitet. Bei immungeschwächten Menschen kann es durch die Entzündung zu gravierenden Schwellungen im Gehörgang kommen. Dadurch kann das Hörvermögen beeinträchtigt werden. Außerdem können durch wiederholten Juckreiz und die anschließende Abheilung des Ekzems Narben im Gehörgang entstehen. Gefährlich ist ein entzündetes Ekzem im Gehörgang vor allem durch seine große Nähe zum Gehirn. Treten Ekzeme im Gehörgang öfter als einmal auf, steht die Ursachenfindung im Vordergrund. Gegebenenfalls sind Allergie oder Immunschwächen diagnostisch auszuschließen. Ein anderer Ohrenstöpsel am Hörgerät kann das Problem verbessern helfen.
Behandlung und Therapie
Patienten mit Gehörgangsekzem sollten keinesfalls im Ohr bohren – weder mit dem kleinen Finger noch mit Wattestäbchen oder anderen Hilfsmitteln. Das entzündliche Geschehen braucht in erster Linie Ruhe, damit die Haut abheilen kann. Bei Hals-Nasen-Ohren-Ärzten können die Gehörgänge schonend und kontrolliert gereinigt werden. Beim Duschen oder Schwimmen sollten die Gehörgänge mit ölgetränkter Watte oder speziellen Schwimmstöpsel vom Akustiker geschützt werden.
Nach dem Duschen oder Baden kann es hilfreich sein, die Gehörgänge trocken zu fönen. Gegen die trockene Form der Otitis externa diffusa helfen cortisonhaltigen Salben wie z. B. Triamcinolon. In der akuten Phase werden auch Spülungen mit Wasserstoffperoxid angewendet. Liegen Rhagaden vor, werden sie üblicherweise mit Silbernitratlösung (5 %) behandelt. Bei der nässenden Form des Gehörgangsekzems wird der Gehörgang nach einer schonenden Reinigung oft mit antibiotischen Salben oder Tropfen therapiert. Sind nicht Bakterien, sondern Pilze die für die Entzündung verantwortlichen Erreger, kommen antimykotische Salben oder Cremes zur Anwendung.
Vorbeugung
Quellen
- Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
- Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
- Herold, S.: 300 Fragen zur Pubertät. Graefe und Unzer, München 2008
- Ellsässer, S.: Körperpflege und Kosmetik. Springer, Berlin 2008
- Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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