Brechwurzel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Inhaltsstoff der Brechwurzel (Emetin) wirkt schleimlösend und führt in höherer Dosis zu einem starken Brechreiz. Daher wird das tropische Gewächs zu diversen Arzneimitteln (z. B. Hustensäften und Brechmitteln) verarbeitet. Die Alternativmedizin schreibt der Brechwurzel in niedrigerer Dosis übrigens die gegenteilige Wirkung, nämlich eine Linderung des Brechreizes, zu.

Inhaltsverzeichnis

Definition und Vorkommen

Bei der Brechwurzel handelt es sich um einen kniehohen Strauch, der in den tropischen Tiefebenen Mittel- und Südamerikas beheimatet ist. Weil es das größte Vorkommen in Brasilien gibt, trägt sie in Europa auch den Namen „brasilianische Wurzel“. Vor Ort nennt man sie „Ipecacuanhawurzel“. Sie wächst jedoch auch in anderen Ländern der Region, nämlich in Panama, Kolumbien, Costa Rica, dem Südosten Nicaraguas und der ecuadorianischen Provinz Napo.

Weil die Brechwurzel nicht besonders schnell wächst, ist der Anbau auf Plantagen wirtschaftlich nicht besonders sinnvoll. Dennoch wurde es immer wieder versucht (z. B. in Indien, wo es gar kein natürliches Vorkommen gibt). Der Plantagenanbau hat allerdings nie zu großen Erfolgen geführt. Die Brechwurzel ist eine hochgiftige Pflanze. Botaniker bezeichnen sie als „Carapichea ipecacuanha“ und reihen sie in die Familie der Rötegewächse ein. Aus ihrem robusten Wurzelstock kann ein Sirup gewonnen werden, der den pharmazeutisch relevanten Wirkstoff Emetin enthält. Dieser findet in Hustensäften und Brechmitteln Einsatz.

Der Strauch bildet auch Früchte, nämlich rötliche und bläuliche Beeren, die allerdings aus pharmazeutischer Sicht völlig bedeutungslos sind. In Europa kennt man die Brechwurzel und ihre Wirkung bereits seit dem 17. Jahrhundert. Im Jahr 1672 hat ein Reisender einige Exemplare der Pflanze von Südamerika nach Frankreich mitgebracht. Einige Jahre später entdeckte der berühmte Gelehrte Johann Friedrich Schweitzer ihre heilende Wirkung bei der damals sehr verbreiteten Ruhr.

Inhaltsstoffe, Wirkung und Dosierung

Für die Medizin ist die Brechwurzel sehr interessant, weil sie einen Wirkstoff namens Emetin enthält, der die Magenschleimhaut reizt. In niedriger Dosierung wirkt dieser Stoff schleimlösend. Bei Atemwegserkrankungen fördert er den Auswurf. In höherer Dosierung löst er einen Brechreiz aus. Diese Wirkung hat der Brechwurzel schließlich auch ihren Namen gegeben.

Man darf nicht vergessen: Es handelt sich um ein starkes Gift. Bei falscher Dosierung oder Patienten mit Unverträglichkeiten kann es zu heftigen Nebenwirkungen kommen. Diese reichen von blutigen Durchfällen über Schwindel und Fieber bis hin zu einem Allergieschock. In der Wissenschaft sind sogar Fälle beschrieben, bei denen Patienten ins Koma gefallen sind. Bei empfindlichen Patienten wurden auch allgemeine allergische Reaktionen wie juckende Ausschläge und Schwellungen beobachtet.

Aus diesem Grund ist bei der Brechwurzel höchste Vorsicht geboten. In Deutschland sind Präparate, die den Wirkstoff Emetin enthalten, daher nicht frei erhältlich, sondern verschreibungspflichtig. In der Schweiz sind überhaupt keine Medikamente mit Emetin mehr im Handel erhältlich. Die Wirkung auf schwangere Frauen, Mütter in der Stillzeit, Kinder und Jugendliche wurde nie ausreichend erforscht. Daher werden aus der Brechwurzel gewonnene Medikamente diesen Patienten generell nicht verabreicht.

In viel niedrigeren Dosierungen findet der Inhaltsstoff der Brechwurzel auch in der Alternativmedizin Anwendung. Homöopathen schreiben ihm die gegenteilige Wirkung zu. Alternativmedizinische Heilmittel, die aus der Brechwurzel gewonnen werden, sollen Übelkeit und Brechreiz lindern. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die diese Wirkung belegen.

Wogegen hilft die Brechwurzel?

  • Chronische Darmentzündung

Bedeutung für die Gesundheit

Die schleimlösende und auswurffördernde Wirkung der Brechwurzel kommt Patienten zugute, die an Atemwegsinfekten, Asthma oder Bronchitis leiden. Hustensäfte, die das aus der Brechwurzel gewonnene Emetin enthalten, lösen einen Hustenreiz aus, was in weiterer Folge zu einer Befreiung der Atemwege führt. Der Wirkstoff hat allerdings in der Vergangenheit eine gewichtigere Rolle gespielt als heute. Mittlerweile sind nämlich neue Wirkstoffe bekannt, die für diesen Zweck wesentlich besser geeignet sind, da sie nicht zu der oben beschriebenen Vielzahl von Nebenwirkungen führen können.

Manchmal ist es jedoch notwendig, bei einem Patienten sofortiges Erbrechen auszulösen. In solchen Fällen erweisen sich die Präparate der Brechwurzel auch heutzutage noch als sehr nützlich. Dies ist in erster Linie bei Vergiftungen der Fall. Der Patient scheidet durch das Erbrechen das Gift schnell wieder aus. Dies kann in manchen Fällen sogar lebensrettend sein.

Auch die homöopathischen Zubereitungen der Brechwurzel werden Patienten verabreicht, die an Hustenerkrankungen leiden. Sie sollen ebenfalls das Abhusten erleichtern und ein befreites Durchatmen ermöglichen. Wegen der sehr niedrigen Dosierung sind die homöopathischen Präparate auch für Kinder und Babys verträglich.

Homöopathen verabreichen die aus der Brechwurzel hergestellten Globuli (in der Alternativmedizin übliche Streukügelchen) jedoch auch Patienten, die an Übelkeit, Migräne oder chronischen Darmentzündungen leiden, sowie an Frauen, die über Menstruationsbeschwerden klagen. Die Globuli sollen diese Symptome lindern.

 

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der naturwissenschaftlichen Fachliteratur und fundierter empirischer Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dipl.-Biol. Elke Löbel
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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