Blutendes Zahnfleisch

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein blutendes Zahnfleisch kann mitunter das erste Indiz dafür sein, dass die Zahnpflege vernachlässigt wurde. Jedoch ist nicht nur eine mangelnde Mundhygiene ausschlaggebend; es gibt mitunter auch andere Gründe, weshalb der Betroffene von einem blutenden Zahnfleisch betroffen ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Zahnfleischbluten?

Oft ist eine mangelnde Mundhygiene für blutendes Zahnfleisch verantwortlich.

Der Zahnhalteapparat besteht aus diversen Einrichtungen. Eine solche "Einrichtung" ist das Zahnfleisch. Jenes ist notwendig, damit der Kauvorgang funktioniert. Das Zahnfleisch selbst besteht aus Zellschichten, wobei sich die unregelmäßig geformten Zellen nachbilden können. Beginnt das Zahnfleisch auf Grund von Berührungen (etwa bei einer zahnärztlichen Kontrolle oder beim Reinigen der Zähne) zu bluten, kann dies der erste Hinweis auf eine Gingivitis - die Zahnfleischentzündung - sein. Auch eine Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates - die Parodontitis - ist möglich.

Ursachen

Ein blutiger Gebissabdruck nach einem kräftigen Biss in den Apfel oder Blutspuren auf der Zahnbürste sind klassische Zeichen für Zahnfleischbluten. Das Zahnfleisch ist gleichzeitig dunkelrot verfärbt und leicht geschwollen. Ebenfalls reagiert es empfindlich auf Druck. Im Regelfall handelt es sich um entzündliche Ursachen. Einer der häufigsten Gründe ist die Zahnfleischentzündung. Aber auch eine mangelhaft angepasste Zahnprothese oder auch nächtliches Zähneknirschen können eine Entzündung verursachen.

In einigen Fällen kann auch eine zu harte Zahnbürste für Verletzungen des Zahnfleisches sorgen. Unter anderem können auch hormonelle Veränderungen der Grund für das blutende Zahnfleisch sein. So klagen oftmals auch Schwangere oder in den Wechseljahren sowie in der Pubertät befindliche Personen über diverse Symptome und Probleme. Auf Grund der steigenden Menge an Östrogen ist es möglich, dass das Zahnfleischbluten auch ohne Entzündung auftritt. Ebenfalls sind krankheitsbedingte Ursachen möglich. Blutendes Zahnfleisch kann mitunter ein Symptom für Hämophilie (Bluterkrankheit), aplastische Anämie, Leukämie oder auch eine Störung der Leberfunktion sein. Ebenfalls ist Zahnfleischbluten ein Symptom bei Diabetes mellitus, einem Vitamin C-Mangel, einer Überfunktion der Schilddrüsen sowie auch einer Störung im Kalziumstoffwechsel. Als weitere Ursache können blutverdünnende Medikamente in Frage kommen. Vor allem dann, wenn jene zu hoch dosiert wurden.

Zahnfleischbluten ist häufig das Ergebnis einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis).

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Zahnfleischbluten ist im Normalfall kein Anlass für einen Arztbesuch. Blutendes Zahnfleisch kann aus den unterschiedlichsten Gründen auftreten und ist in der Regel harmlos. Im Normalfall verschwindet das Bluten des Zahnfleisches nach einigen Stunden wieder.

Sollte das Zahnfleisch jedoch über mehr als einen Tag bluten oder das Bluten immer wieder auftreten, kann es nötig werden, einen Zahnarzt aufzusuchen. Auch wenn andere Beschwerden wie beispielsweise stärkere Schmerzen auftreten, ist es sinnvoll, das Zahnfleisch von einem Zahnarzt untersuchen zu lassen. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um ein verletztes Zahnfleisch. Dieses benötigt keiner medizinischen bzw. zahnmedizinischen Behandlung.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Aufsuchen eines Zahnarztes notwendig ist, wenn das Bluten über einen langen Zeitraum anhält, immer wieder auftritt oder von weiteren Symptomen begleitet wird. Auch wenn die Intensität des Zahnfleischblutens als ungewöhnlich stark eingestuft wird, sollte zur Sicherheit ein Zahnarzt aufgesucht werden, da dieser den Grund der Blutung ausfindig machen und diese dann stillen kann.

Diagnose und Verlauf

Bilden sich bereits Zahnfleischtaschen oder tritt das Zahnfleischbluten immer öfter auf, sollte der Patient den Zahnarzt aufsuchen und die Probleme diagnostizieren lassen. Der Zahnarzt holt zuerst Informationen über die Symptome sowie deren Begleitumstände ein. So ist es entscheidend, ob das Zahnfleischbluten von selbst oder während der Zahnhygiene auftritt bzw. welche Stellen vermehrt bluten.

Des Weiteren ist für den Zahnarzt wichtig, ob der Patient unter Mundgeruch leidet bzw. dieser über einen "unangenehmen Geschmack" im Mund klagt. Ebenfalls muss geklärt werden, ob der Patient locker sitzende Zähne bzw. ob er mit seiner Zahnprothese zufrieden ist. Der Mediziner untersucht nach der Anamnese das Zahnfleisch. Mit einem Messinstrument ist es möglich, dass der Arzt die Tiefe der bereits aufgetretenen Zahnfleischtaschen messen kann. Ebenfalls werden die Blutungsneigung sowie ein möglicher Rückgang des Zahnfleisches kontrolliert.

In weiterer Folge können auch Röntgenuntersuchungen einen Aufschluss über das Kiefer und Zahnfleisch geben. In einigen Fällen können auch Blutuntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse sowie der Leber und auch eine Punktion des Knochenmarks Aufschluss darüber geben, weshalb der Patient unter einem blutenden Zahnfleisch leidet. Lässt sich der Patient nicht oder zu spät behandeln, können Zahnfleischtaschen auftreten. Jene gelten als Vorstufe der Parodontose. Jene sorgt in weiterer Linie für eine Lockerung der Zähne und begünstigt den Zahnverlust.

Komplikationen

Blutendes Zahnfleisch zum Beispiel beim Zähneputzen kann ein Anzeichen für eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) sein. Die im abgelagerten Plaque (Zahnbelag) enthaltenen Mikroben greifen das Zahnfleisch an und der Körper reagiert mit einer Entzündung. Ein fauliger Verfall der Zahnsubstanz, die unter dem Zahnbelag liegt, ist eine der ersten Komplikationen, die auftreten können.

Als weitere Komplikation entwickelt sich bei Nichtbeachtung eine Parodontitis, die zumeist erst nicht bemerkt wird. Dabei löst sich das betroffene Zahnfleisch vom Zahn und es bilden sich innerhalb weniger Wochen Zahnfleischtaschen, die ungefähr 2-3 Millimeter tief sind. In diesen Taschen sammeln sich die Mikroben, dringen tief in den Kiefer ein und schädigen die Wurzelhaut, die Stützfasern und im weiteren Verlauf auch den Kieferknochen. Im Endeffekt fängt der Zahn an zu wackeln und fällt aus.

Als weitere Komplikation kann sich die Entzündung über den Blutkreislauf im gesamten Körper ausbreiten. Darüber hinaus stehen weitaus schlimmere Erkrankungen als Komplikationen von blutendem Zahnfleisch, das nicht behandelt wird, zur Diskussion. Dazu gehören im Einzelnen:

  • Arteriosklerose mit weiteren Komplikationen wie ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt
  • Ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung
  • Eine Erkrankung der inneren Organe
  • Die Entstehung chronischer Krankheiten

Spätestens, wenn die Gingivitis in einen chronischen Zustand übergegangen ist, werden laut einer Studie häufig untergewichtige Kinder zu früh geboren.

Behandlung und Therapie

Im Endeffekt richtet sich die Therapie nach der tatsächlichen Ursache. Bei einer leichten Entzündung des Zahnfleisches reicht eine sanfte Behandlung mit Mundspülung aus. Ebenfalls kann das Zahnfleisch mit der Myrrhe-Tinktur eingestrichen werden. Vor allem in der Schwangerschaft ist es wichtig, dass die werdende Mutter viel Wert auf ihre Zahngesundheit legt und somit verstärkt der Zahnpflege sowie Mundhygiene nachkommt.

Vorwiegend sollten schwangere Frauen eine weiche Zahnbürste mit einem flachen Bürstenfeld verwenden. Die Zahnzwischenräume sollten täglich mit einer Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürste gereinigt werden. Klagt der Patient über sehr starkes Zahnfleischbluten, muss in erster Linie der Zahnstein entfernt werden. Ebenfalls hilft eine professionelle Mundhygiene, bei welcher auch die Zahnzwischenräume gereinigt werden. Bei Bedarf wird in weiterer Folge eine gezielte Therapie und Behandlung des Zahnhalteapparates durchgeführt. Das beinhaltet etwa eine Reinigung der Zahnfleischtaschen sowie eine Entfernung des entzündeten Gewebes.

Liegt die Ursache des Zahnfleischblutens in anderen Krankheiten, wird vorwiegend eine gezielte Behandlung und Therapie der Grunderkrankung erfolgen. Hier erhält der Patient Maßnahmen, damit die Symptome und Beschwerden gelindert werden, sodass er etwa mit Mundspülungen seine Zähne bzw. den Mund reinigen muss bzw. eine weiche Zahnbürste verwenden soll.


Aussicht und Prognose

Zahnfleischbluten ist in der Regel gut heilbar. Zahnfleischbluten tritt aus den unterschiedlichsten Gründen auf und ist weitgehend harmlos. Erfahrungsgemäß klingt das Bluten des Zahnfleisches innerhalb einiger Stunden wieder ab. Haben Betroffene jedoch über mehrere Tage hinweg blutendes Zahnfleisch, sollte dringend ein Zahnarzt aufgesucht werden, um eine positive Prognose gestellt zu bekommen.

Das Gleiche gilt, wenn ebenso weitere Symptome wie unerträgliche Schmerzen hinzukommen. Üblicherweise handelt es sich allerdings um verwundetes Zahnfleisch, das keine medizinische Behandlung erfordert. Der Zahnarztbesuch ist unumgänglich, wenn das Zahnfleisch gerötet sowie geschwollen ist oder sich sichtbar verändert. Wenn Betroffene einen gelben Belag an ihrem Zahnfleisch bemerken, sollten sie dies ebenfalls von einem Mediziner abklären lassen. Nach einer Behandlung kann eine positive Aussicht gestellt werden.

Wenn blutendes Zahnfleisch länger anhält oder stets wiederkehrt sowie von ausgeprägten Beschwerden begleitet wird, können andere Erkrankungen ursächlich sein und eine Prognose kann nur nach der jeweiligen Ursache gestellt werden. Ein Gang zum Zahnarzt für eine Prognose ist daher unerlässlich, wenn hohes Fieber oder unangenehmer Mundgeruch auftritt. Der Zahnarzt kann die Ursache des blutenden Zahnfleisches diagnostizieren und dementsprechend behandeln.

Vorbeugung

Es ist möglich, dass jeder Mensch Zahnfleischbluten vorbeugt. Wichtig ist eine ordentliche Mundhygiene. Darunter fallen etwa das tägliche Zähneputzen sowie die Behandlung der Zahnzwischenräume mit einer Zahnseide. Natürlich sollten keine zu harten Zahnbürsten verwendet werden. Wer unter anderem seine Zähne schonen will, sollte auch auf einen übermäßigen Zuckerkonsum verzichten. Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt (alle sechs Monate).

Quellen

  • Reitemeier B.: Einführung in die Zahnmedizin. Thieme Verlag. 1. Auflage 2006
  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2009
  • Hellwege, K.D.: Die Praxis der zahnmedizinischen Prophylaxe, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2003
  • Kramer E. Prophylaxefibel, Grundlagen der Zahngesundheit; Deutscher Zahnärzte Verlag (2009)

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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