Antihistaminika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Antihistaminika sind Medikamente, die die Wirkung von Histamin im Körper abschwächen. In der Medizin werden vor allem die sogenannten H1-Antihistaminika verwendet, die u.a. allergische Reaktionen hemmen können.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Antihistaminika?

Histamin ist ein körpereigener Botenstoff, dessen wichtigste Funktion die Übermittlungstätigkeit bei Abwehrreaktionen im Körper ist. Daneben ist er auch an der Regulierung des Schlaf-wach-Rhythmus und des Appetits beteiligt.

Bei Allergien gilt Histamin als der wichtigste Vermittlerstoff – wenn bei einer allergischen Reaktion IgE-Antikörper gegen Allergene wie Pollen, bestimmte Nahrungsmittel oder Tierhaare gebildet werden, führt dies zu einer Ausschüttung von Histamin. Histamin wirkt, indem es sich an die Histaminrezeptoren in den Zellwänden bindet und dadurch die allergische Reaktion – z.B. Niesen, Hautausschlag, Augenjucken etc. – auslöst.

Die Histaminrezeptoren, die für eine allergische Reaktion verantwortlich sind, nennt man H1-Rezeptoren. Daneben gibt es H2-Rezeptoren, die für die Regulierung des Herzschlags und die Produktion von Magensaft zuständig sind, H3-Rezeptoren, die u.a. bei der Steuerung von Hunger und Durst und der Körpertemperatur mitwirken und H4-Rezeptoren, die sich auf den Zellen des blutbildenden Systems und des Immunsystems befinden.

Medizinische Anwendung

Antihistaminika wirken, indem sie sich anstelle des Histamins an die Histaminrezeptoren binden und sie dadurch blockieren. Je nachdem, an welche Rezeptoren (H1, H2, H3 oder H4) sie sich binden, unterscheidet man unterschiedliche Arten von Antihistaminika.

H1-Antihistaminika werden hauptsächlich bei der Behandlung von Allergien verwendet und H2-Antihistaminika bei Magenschleimhautentzündungen.

H3-Antihistaminika werden zurzeit noch nicht klinisch eingesetzt, sind aber in der Erprobung und sollen eventuell zur Behandlung von ADHS, Narkolepsie und der Alzheimerkrankheit eingesetzt werden.

H4-Antihistaminika sind ebenfalls noch in der Entwicklung und werden als potenzielle antiinflammatorische Mittel ins Auge gefasst.

Formen, Gruppen und Wirkstoffe

H1-Antihistaminika werden in H1-Antihistaminika der ersten und der zweiten Generation unterschieden. Die erste Generation der H1-Antihistaminika wurde bereits in den 1930er Jahren entwickelt. Sie hat eine gute ZNS-Gängigkeit – das heißt, sie kann über die Blut-Hirn-Schranke ins Zentralnervensystem gelangen. Dort bindet sie sich an die Histamin-Rezeptoren und kann dadurch z.B. Erwachen und Erbrechen hemmen. Die H1-Antihistaminika der ersten Generation haben eine stark sedierende Wirkung, d.h. sie machen sehr schläfrig. Aus diesem Grund werden sie bei der Behandlung von allergischen Reaktionen kaum mehr genutzt. Stattdessen werden sie als Schlafmittel und zur Behandlung der Reisekrankheit eingesetzt, denn sie können den Brechreiz erfolgreich unterdrücken.

H1-Antihistaminika der zweiten Generation können die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren und haben deshalb eine viel geringere sedierende Wirkung. Diese Antihistaminika verringern allergische Symptome wie Niesen, Schnupfen und Jucken von Nase, Mund und Augen. Die Wirksamkeit bei allergischem Asthma ist allerdings begrenzt, hier kommen stattdessen häufig kortisonhaltige Asthmasprays zum Einsatz. Auch bei einer zugeschwollenen Nase reicht die Behandlung mit Antihistaminika manchmal nicht aus und es muss eventuell auf Nasensprays mit Kortison zurückgegriffen werden.

Ca. 30 Wirkstoffe werden der Gruppe der H1-Antihistaminika zugeordnet. H1-Antihistaminika der ersten Generation, die als Schlafmittel eingesetzt werden, sind z.B. Doxylamin (Handelsname z.B. Schlafsterne®) und Diphenhydramin. Gegen Reisekrankheit werden Promethazin, Dimenhydrinat und Meclozin eingesetzt. Deswegen machen Reisetabletten fast immer auch müde.

H1-Antihistaminika der zweiten Generation sind z.B.: Antazolin, Azelastin, Bamipin, Bilastin, Cetirizin (Handelsnamen z.B. Cetirizin Ratiopharm®, Zyrtec®), Chlorphenoxamin, Clemastin, Desloratadin, Dimetinden, Ebastin, Epinastin, Fexofenadin, Levocabastin, Loratadin (Handelsnamen z.B. Loratadin STADA®, Lorano®), Ketotifen, Terfenadin, Levocetirizin, Mizolastin und Rupatadin. Diese Antihistaminika werden vorwiegend zur Behandlung von allergischen Beschwerden verwendet.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Als Alternativen zu Antihistaminika gibt es verschiedene pflanzliche Heilmittel, die allergische Reaktionen, insbesondere Heuschnupfen, abschwächen können, z.B.:

  • Acidum formicicum (Ameisensäure)
  • Arsenicum jodatum (Arsenjodid)
  • Galphimia Glauca (Galphimia)
  • Lobelia inflata (Lobelie)
  • Luffa operculata (Luffaschwamm)
  • Sabadilla (Läusesamen)
  • Sanguinaria canadensis (Blutwurzel)


Risiken und Nebenwirkungen

Ein pharmazeutisches Mittel, das bei allergischen Reaktion wie Asthma und Ekzemen, bei denen Antihistaminika keine Wirkung zeigen, eingesetzt wird, ist Kortison. Kortison ist ein Steroidhormon, das entzündunshemmend wirkt und die Symptome eine Allergie effektiv bekämpfen kann. Es hat jedoch nicht unbeträchtliche Nebenwirkungen.

H1-Antihistaminika der ersten Generation sind mit einer Reihe von Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Durch ihre stark sedierende Wirkung schränken sie die Reaktionsfähigkeit z.B. beim Führen von Maschinen und im Straßenverkehr ein. Außerdem machen sie einen trockenen Mund, beschleunigen den Herzschlag und verstärken den Harndrang.

H1-Antihistaminika der zweiten Generation können ebenfalls zu Sedierung und trockenem Mund führen, aber in sehr viel geringerem Ausmaß als die der ersten Generation. H1-Antihistaminika der zweiten Generation mit den Wirkstoffen Terfenadin und Astimezol wurden mit Todesfällen in Verbindung gebracht, die durch Herzrhythmusstörungen verursacht wurden. Sie wurden deswegen in einigen Ländern vom Markt genommen.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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