Antibiotika (Antiinfektiva)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Antibiotika hemmen die Vermehrung bzw. verhindern das Weiterleben von Mikroorganismen. Sie werden zur systemischen oder lokalen Therapie von infektiösen Krankheiten genutzt.
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Was sind Antibiotika?
Im engeren Sinne sind Antibiotika natürliche Stoffwechselprodukte, die von Pilzen oder Bakterien gebildet werden. Schon in geringer Konzentration hemmen sie das Wachstum von Mikroorganismen. Heute werden nicht mehr alle Antibiotika natürlich gewonnen, sondern auch teilsynthetisch, vollsynthetisch oder mithilfe von Gentechnik hergestellt. Im allgemeineren Sprachgebrauch wird der Begriff Antibiotika vor allem für Arzneistoffe genutzt, die der Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten dienen.
Zusammen mit Antiprotozoika, Antimykotika, Antihelmintika und Virostatika bilden sie die Gruppe der Antiinfektiva. Bis heute gehört die Entdeckung der Antibiotika zu den wichtigsten Ereignissen in der Geschichte der Medizin. 1893 veröffentlichte der italienische Arzt Bartolomeo Gosio Arbeiten über Mycophenolsäure. Diese Mycophenolsäure isolierte er aus dem Schimmelpilz Penicilium und beobachtete, dass die Säure das Wachstum des Milzbranderregers hemmte. Trotz dieser Entdeckung gilt heute Alexander Fleming als Entdecker des Penicillins. Er schrieb 1897 die erste wissenschaftliche Arbeit, die sich mit dem therapeutischen Einsatz des Schimmelpilzes Penicilium beschäftigte.
Wirkung und medizinische Anwendung
Die Bakterienzellen können sich somit nicht teilen und vermehren. Das Bakterienwachstum ist gehemmt. Bakterizide Antibiotika hemmen nicht nur das Bakterienwachstum, sondern töten die Bakterien ab. Bei den bakteriziden Antibiotika kann zwischen primären bakteriziden und sekundären bakteriziden Antibiotika differenziert werden. Während die primär bakteriziden Arzneistoffe nicht gegen proliferierende Bakterien wirksam sind, zeigen sekundär bakterizide Antibiotika auch gegen proliferierende Bakterien eine Wirkung.
Der Wirkmechanismus der bakteriziden Antibiotika basiert häufig auf Bakteriolyse. Dabei wird die Zellwand der Bakterien aufgelöst, sodass diese zugrunde gehen. Alle Antibiotika werden jedoch zur Behandlung von bakteriellen Infektionen genutzt. Dabei gibt es unterschiedliche Applikationsformen. So können Antibiotika in Form von Zäpfchen, Cremes, Salben, Infusionen, Tabletten oder Kapseln verabreicht werden.
Formen und Gruppen
Nach der chemischen Struktur lassen sich weitere Gruppen antibiotischer Arzneistoffe unterscheiden. Zu den ß-Lactamen gehören Penicilline, Cephalsporine, Monobactame und Carbapeneme. Die bekannteste Gruppe sind sicherlich die Penicilline. Sie umfassen Wirkstoffe wie Ampicillin, Amoxicillin und Piperacillin. Bekannte Handelspräparate sind Standacillin®, Unacid®, Amoxypen®, Ospamox®, Jutamox® oder Baktocillin®. Glykopeptide gehören zu den Bakteriolytika.
Vancomycin und Teicoplanin sind Arzneistoffe dieser Gruppe. Vancomycinhaltige Arzneimittel sind unter dem Markennamen Vancocin® oder als Generika auf dem Markt erhältlich. Die Gruppe der Polyketide besteht aus den Tetrazyklinen und den Makrolid-Antibiotika. Ein bekanntes Beispiel für Makrolid-Antibiotika ist das Erythromycin, das zum Beispiel als Sanasepton®, Meromycin®, Erios® oder Eryfluid® als Monopräparat erhältlich ist. Aminoglykosid-Antibiotika hemmen die bakterielle Proteinsynthese und wirken somit bakterizid. Dasselbe gilt für Polypeptid-Antibiotika zu denen Tyrothricin und Bacitracin gehören. Bekannte Handelspräparate dieser Wirkstoffklasse sind Bacivet® und Baneopol®. Auch Chinolone und Sulfonamide gehören zu den Antibiotika.
Dosierung
Die Dosierung, die Einnahmezeit und die Wirkstoffmenge werden vom Arzt im Hinblick auf die vorliegende Infektion individuell festgelegt. Wichtig ist jedoch, dass das Arzneimittel immer bis zum Schluss der vom Arzt verordneten Einnahmezeit eingenommen wird. Dies gilt auch, wenn sich die Symptome schon stark verbessert haben. Ein vorzeitiger Abbruch der Therapie kann zu Resistenzen führen.
Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen
Auch in der Natur gibt es verschiedene Pflanzen, die antibiotische Wirkstoffe enthalten. So steckt in Cranberrys der Wirkstoff Proanthocyanid, der Bakterien daran hindern kann, sich in der Schleimhaut der Blase einzunisten. Das ätherische Öl des Eukalyptus hemmt das Bakterienwachstum von Bakterien und Viren im Bereich der Atemwege. Der Wirkstoff EPs 7630, der aus der Kapland-Pelargonie stammt, ist wirksam gegen Bakterien und Viren. Dabei greift er jedoch nicht in den Stoffwechsel der Bakterien ein. Resistenzen sind somit nicht möglich.
Auch die Kapuzinerkresse enthält antibiotische Inhaltsstoffe. Das Benzylsenföl wirkt sowohl gegen Bakterien als auch gegen Pilze. Besonders wirksam ist die Kombination mit den Senfölen des Meerrettichs. Die Schafgarbe enthält ebenfalls ein antibakterielles und entzündungshemmendes ätherisches Öl. Dasselbe gilt für den Thymian, der aufgrund seiner Wirkeigenschaften gerne zur Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt wird.
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Je nach Antibiotikum können unterschiedliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen auftreten. Da die Wirkstoffe nicht nur die Erreger, sondern auch die nützlichen Bakterien des Darms schädigen, gerät durch die Einnahme von Antibiotika häufig die Darmflora aus dem Gleichgewicht. Dadurch kommt es zu Durchfall, weichen Stühlen, Bauchschmerzen oder Erbrechen. Auch Scheidenpilzinfektionen treten durch die Beeinträchtigung der Vaginalflora nach der Antibiotikaeinnahme recht häufig auf.
Häufig sind diese Verfärbungen reversibel. Bei Kindern können sie jedoch dauerhaft bleiben, sodass der Einsatz dieser Antibiotika bei Kindern in der Regel kontraindiziert ist. Gyrasehemmende Antibiotika können zu Sehnenrissen führen. Bei der Einnahme dieser Wirkstoffe ist das Risiko von Knorpel- und Gelenkschäden erhöht. Gyrasehemmer dürfen deshalb nicht in der Schwangerschaft eingenommen werden. Auch bei Kindern und Jugendlichen im Wachstum sind sie kontraindiziert.
Quellen
- Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
- E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
- Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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