Angioödem
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Angioödem, auch Quincke-Ödem genannt, bezeichnet eine plötzliche, nicht juckende, schmerzlose Schwellung von Haut, Schleimhaut und angrenzendem Gewebe. Die Schwellung ist das Ergebnis einer kurzfristigen erhöhten Durchlässigkeit der Gefäßwände.
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Was ist ein Angioödem?
Das Angioödem entsteht durch Flüssigkeitsaustritt aus den Blutgefäßen, da dessen Permeabilität (Durchlässigkeit) erhöht ist. Oft ist es vergesellschaftet mit einer sogenannten Urtikaria, die sich durch das Auftreten juckender Quaddeln äußert.
Jedoch kommt das Angioödem auch ohne Urtikaria vor. In diesem Fall entwickelt es sich oft viel langsamer. Ein Angioödem kann lebensbedrohliche Formen annehmen, wobei es zu Erstickungsanfällen und gar zum Erstickungstod kommen kann. Es gibt sowohl erworbene als auch erblich bedingte Formen des Angioödems.
Ursachen
Es entstehen brennende, juckende Quaddeln, die äußerlich sichtbar sind und gleichzeitig Schwellungen von Schleimhäuten, die in mehreren Organen auftreten können. Tritt ein Quincke-Ödem ohne Beteiligung einer Urtikaria auf, liegt immer ein nicht allergisches Angioödem vor, welches durch das Eiweiß Bradykinin vermittelt wird. Auch Bradykinin erhöht die Durchlässigkeit der Blutgefäße und führt bei ungebremster Aktivität zu Ödemen. Die Bildung von Bradykinin wird durch unterschiedliche Reize angeregt und dient zur Erweiterung der Blutgefäße. Außerdem ist es ein Schmerzmediator.
Liegt zum Beispiel ein Mangel des Bradykinin inhibierenden Enzyms C1-INH vor oder funktioniert es nicht richtig, kann Bradykinin seine Wirkung ungebremst entfalten und Ödeme erzeugen. Diese Form des Angioödems ist erblich bedingt und wird als Hereditäres Angioödem (HAE) bezeichnet. Das Enzym C1-INH kann auch durch Autoimmunreaktionen zerstört werden. Auch Medikamente, wie ACE-Hemmer können die Aktivität von Bradykinin erhöhen und ein Angioödem hervorrufen.
Wann zum Arzt?
Bei Veränderungen der Schleimhäute im Mund oder Rachen, sollte ein Arztbesuch erfolgen, sobald diese über mehrere Tage anhalten und keinen regenerativen Verlauf anzeigen. Kommt es zu Schwellungen im Rachen oder Hals, ist ein Arztbesuch notwendig. Treten Schluckbeschwerden und daraus resultierend Änderungen des Essverhaltens auf, ist ein Arzt zu konsultieren. Bei einsetzender Atemnot, Atemaussetzern oder Kurzatmigkeit ist ein Arzt schnellstmöglich aufzusuchen.
Herzrasen und Störungen des Herz-Rhythmus müssen untersucht und behandelt werden. Symptome wie Magen-Darm-Beschwerden, Schmerzen und Durchfall sind einem Arzt vorzustellen, wenn sie über mehrere Tage anhalten. Bei einer Zunahme der Beschwerden ist unverzüglich ein Arzt aufzusuchen. Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sind von einem Arzt abzuklären, sobald sie nicht auf eine vorliegende Viruserkrankung hindeuten.
Schwellungen der Haut, Verfärbungen und Knotenbildungen müssen untersucht und behandelt werden. Leidet der Betroffene unter der Angst vor Atemnot oder der Angst vor dem Tod durch Ersticken, ist ein Arzt zu kontaktieren. Treten Schlafstörungen auf, wird der Organismus stark belastet. Es kann zu einem lebensbedrohlichen Zustand kommen, wenn die Unterbrechungen der Ruhephase über mehrere Wochen oder Monate anhalten. Ein Arztbesuch sollte daher rechtzeitig erfolgen. Bei Erbrechen oder einem Juckreiz auf der Haut, der nicht auf eine bekannte allergische Reaktion zurückzuführen ist, muss ein Arzt konsultiert werden.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome des Angioödems:
Das Angioödem äußert sich durch plötzlich auftretende Schwellungen der Schleimhäute, der Atemorgane, der Haut und des Magen-/Darmkanals. Oft sind diese Schwellungen vergesellschaftet mit juckenden Quaddeln auf der Haut. Zuweilen schwellen die Schleimhäute der Atemorgane so stark an, dass es zu lebensgefährlichen Erstickungsanfällen kommen kann.
Beim Hereditären Angioödem kann teilweise auch die Zunge so stark anschwellen, dass sie nicht mehr in den Mund passt. Ödeme im Magen-/Darmkanal führen zu starken Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal der unterschiedlichen Formen des Angioödems ist das gemeinsame Auftreten mit einer Urtikaria beziehungsweise dessen Fehlen.
Diagnose
Angioödeme werden hauptsächlich durch Augenschein diagnostiziert. Differenzialdiagnostisch muss dann die Ursache ermittelt werden. Dazu erhebt der Arzt zunächst eine Anamnese der Krankengeschichte. Dann folgen körperliche Untersuchungen, wobei die sichtbaren Haut- und Schleimhautveränderungen auf bestimmte Merkmale untersucht werden und bei Verdauungsstörungen der Bauchbereich abgetastet und abgehört wird.
Durch bildgebende Verfahren, wie Ultraschall, MRT und CT kann man Schwellungen im Brustbereich, Nacken und Bauch feststellen. Blutuntersuchungen klären die Funktionalität bestimmter Enzyme ab, wie beispielsweise das Bradykinin inhibierenden C1-INH. Diese Verfahren sind deshalb sehr wichtig, weil sie das Histamin vermittelte von dem Bradykinin vermittelten Angioödem unterscheiden und damit die Grundlage der Therapie festlegen.
Komplikationen
In den meisten Fällen bildet sich ein Angioödem bei jungen Menschen mit einem Alter von unter 20 Jahren aus. Es kommt dabei zu starken Schwellungen an unterschiedlichen Bereichen des Körpers. Weiterhin kann es zu Wassereinlagerungen kommen, die sich vor allem im Magen oder in den Atemwegen ansammeln. Diese können zu Atembeschwerden oder zu Verdauungsbeschwerden führen, wobei es im schlimmsten Falle zur Atemnot und dabei zum Tode kommen kann. Es tritt ebenso ein verstärkter Juckreiz auf und die Lebensqualität des Patienten wird durch die Krankheit erheblich eingeschränkt.
Nicht selten kommt es auch zur Ausbildung von psychischen Beschwerden und von Depressionen. In einigen Fällen können Betroffene sogar Selbstmordgedanken entwickeln. Die Behandlung des Angioödems kann relativ gut mit Hilfe von Antihistaminika oder Kortison erfolgen und führt relativ schnell zu einem Erfolg. Dabei treten keine weiteren besonderen Komplikationen auf. Für den Patienten kann es gefährlich werden, wenn Beschwerden an den Atemwegen nicht richtig oder nicht schnell genug behandelt werden. Dabei kann es im schlimmsten Falle auch zum Tode kommen.
Behandlung und Therapie
Antihistaminika hemmen konkret das entzündungsfördernde und Blutgefäß erweiternde Histamin. Bei Bradykinin vermittelten Angioödemen helfen Kortison und Antihistaminika nichts. Hier muss genau ermittelt werden, welcher enzymatische Prozess die Bradykininaktivität erhöht. Besteht ein Mangel an C1-INH oder funktioniert es nicht richtig, hilft im Notfall diesen Wirkstoff zu spritzen.
Auch Medikamente, welche die Rezeptoren für Bradykinin deaktivieren, werden eingesetzt. Diese Behandlungen sind dringend indiziert, wenn durch ein Angioödem lebensbedrohende akute Erstickungsanfälle, schwerste Magen-/Darmstörungen oder andere schwere Funktionseinschränkungen hervorgerufen werden.
Vorbeugung
Einem Angioödem vorzubeugen ist sehr schwierig, weil keine einheitlichen Ursachen vorliegen. Bei der allergisch bedingten von Histamin abhängigen Form sollten, wenn bekannt, die auslösenden Allergene gemieden werden. Des Weiteren sollten die auslösenden Faktoren ermittelt werden. Festgestellt hat man als Auslöser emotionalen Stress, Wärme- und Kälteexposition, Östrogen haltige Medikamente und verschiedene Medikamente.
Allgemeine Empfehlungen können nicht gegeben werden. Sind jedoch die Auslöser bekannt, können durch dessen Meiden die Zahl der Anfälle reduziert werden. Das Risiko des Auftretens eines Angioödems bleibt jedoch immer bestehen.
Quellen
- Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
- Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
- Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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