Angina pectoris
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Angina pectoris (Herzenge, Brustenge, Herzschmerzen) bezeichnet typische Beschwerden bei Erkrankungen der Herzkranzgefäße (KHK). Die Angina pectoris wird durch eine Minderdurchblutung des Herzens hervorgerufen. Die brennenden oder dumpfen Schmerzen bzw. das beengende Druckgefühl auf der Brust treten in der Regel plötzlich auf und können mehrere Minuten andauern.
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Was ist Angina pectoris?
Eine eigenständige Krankheit ist die Angina pectoris (Herz- und/oder Brustenge, Synonym Stenokardie) nicht, sondern stattdessen ein Symptom für diverse kardiovaskuläre Grunderkrankungen. Bei der Angina pectoris, in der Fachsprache auch als Stenokardie bezeichnet, unterscheidet man zwischen einer stabilen und einer instabilen Form. Bei der stabilen Variante tauchen die Beschwerden nur bei Bewegung und Beanspruchung des Herzmuskels auf.
Die instabile Form dagegen ist ein ständiger Begleiter, die Beschwerden sind auch in Ruhelage noch vorhanden und verschwinden auch nicht, indem die Liegeposition verändert wird, was eine Besserung der stabilen Angina pectoris bewirken kann.
Ursachen
Angina pectoris ist eines der Kardinalssymptome für den Herzinfarkt. Die stabile Form stellt noch kein erhebliches Risiko dar, die instabile dagegen ist ein Grund zum sofortigen Arztbesuch.
Brustenge deutet aber nicht nur auf einen möglichen baldigen Infarkt hin, sondern auch auf nahezu jede andere Erkrankung des Herzmuskels.
In Frage kommen etwa koronare Herzkrankheiten, Herzinsuffizienz oder eine Perikarditis oder Myokarditis. Gelegentlich tritt die Angina pectoris als Anzeichen einer Schilddrüsenstörung auf: In Frage kommen Über- und Unterfunktionen sowie die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis.
Darüber hinaus gibt es auch Erkrankungen des Magens, des Darms und der umliegenden Organe, die Beschwerden ähnlich der Brustenge hervorrufen können und deswegen mit ihr verwechselt werden.
Anginen kommen aber auch bei psychischem Stress vor, wenn der Auslöser stark genug war. Sie fallen dann in den psychosomatischen Bereich. Bekannt sind sie auch als Symptome einer Depression. Bevor dies als Ursache festgelegt werden kann, müssen jedoch alle körperlichen Probleme ausgeschlossen worden sein.
Wann zum Arzt?
Eine Angina Pectoris ist in jedem Fall ein Grund zur baldigen Konsultation eines Arztes. Plötzlich einsetzende Beschwerden wie Druckgefühl in der Brust, Schmerzen mit Ausstrahlung in den linken Arm, den Halsbereich oder die Magengegend, Luftnot, Engegefühl und Brennen im Brustbereich können ein Hinweis auf einen akuten Myokardinfarkt sein und bedürfen einer schnellstmöglichen medizinischen Abklärung. Selbiges gilt, wenn die Beschwerden in letzter Zeit gehäuft, verstärkt oder verlängert auftreten.
Bestehen ähnliche Symptome ohne wahrnehmbare Veränderung schon über einen längeren Zeitraum hinweg, ist auch hier eine baldige Diagnostik dringend anzuraten. Dadurch kann eine koronare Herzerkrankung frühzeitig erkannt und adäquat behandelt werden. Außerdem erhöhen Übergewicht, Nikotinkonsum, Diabetes, Bluthochdruck und bereits stattgehabte Fälle von akutem Myokardinfarkt in der Familie sowie ein hohes Lebensalter das Risiko für eine Herzerkrankung. Deshalb sollte in diesen Fällen beim Auftreten von Angina Pectoris sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Kommt es bei jungen Menschen ohne diese Risikofaktoren nach starker Belastung zu Brustschmerzen, geht dies meist vom Muskel- oder Knochensystem aus. Können die Schmerzen durch Druck ausgelöst werden und zeigen sie sich im weiteren Verlauf stabil, ist eine Vorstellung beim Arzt nicht zwingend erforderlich. Bestehen die Beschwerden jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg oder nehmen an Intensität zu, ist auch hier eine baldige Abklärung anzuraten.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome von Angina pectoris:
Eine Angina pectoris (Herzenge) ist durch unterschiedliche Beschwerden gekennzeichnet. Zu den typischen Symptomen zählen u.a. Brustschmerzen, Atemnot, ein Druck- und Beklemmungsgefühl des Brustkorbes, Schweißausbrüche, Taubheitsgefühle der oberen Extremitäten. Nicht selten leiden die Betroffenen unter dem Gefühl zu ersticken.
Der Verlauf der stabilen Angina pectoris ist in einzelne Stadien gegliedert. Im frühen Stadium werden die Beschwerden gar nicht oder nur kaum z.B. bei starker bzw. dauerhafter Belastung wahgenommen. Im fortgeschrittenen Stadium sind die Betroffenen so gut wie gar nicht mehr körperlich belastbar und Beschwerden treten sogar ohne Belastung (Ruhe) auf.
Diagnose
Bei einer akuten Form von Angina pectoris erfolgt muss ein Arzt zunächst einen Herzinfarkt ausschließen. Zur genaueren Diagnose wird der Patient einem EKG und einer Blutuntersuchung unterzogen. Kann der Herzinfarkt als mögliche Ursache für die Herzenge ausgeschlossen werden, erfolgt eine systematische Befragung (Anamnese) durch den Arzt, über Art und Dauer der Beschwerden. Neben der Untersuchung von Blutdruck, Cholesterin- und Blutzuckerwerten, können auch weitere Diagnoseverfahren wie Herzultraschall oder Kardio-MRT zum Einsatz kommen.
Komplikationen
Zu den Komplikationen der Angina pectoris gehören Atembeschwerden und Störungen der Herztätigkeit. Im Bereich des Brustkorbs entsteht ein starkes Gefühl der Enge. Die Atmung ist erschwert. Gleichzeitig sind Schmerzen hinter dem Brustbein vorhanden. In schweren Fällen und wenn keine ausreichenden Behandlungsmaßnahmen erfolgen, kann es zu Durchblutungsstörungen des Herzmuskels kommen.
Die Herzkranzgefäße werden aufgrund der Verengung der Blutbahn mit zu wenig Sauerstoff versorgt. Der Sauerstoffmangel verursacht das Gefühl der Enge, das sich auf der linken Seite des Brustkorbs ausbreitet. Es steigt an, sobald die körperliche Belastung zunimmt. Dies kann in einem fortgeschrittenem Stadion bereits bei alltäglichen Bewegungen oder Vorgängen wie das Treppensteigen oder Laufen erfolgen. Hält der Sauerstoffmangel weiter an und kommen regelmäßige stärkere körperliche Belastungen hinzu, kann es zu Störungen des Herzrhythmus kommen.
Spontanes Unwohlsein oder Schwindelgefühle sind die Folge. Darüber hinaus ist eine dauerhafte Herzmuskelschwäche zu erwarten. Sobald die Herzmuskelkraft über einen längeren Zeitraum nachlässt, hat dies eine Verminderung der Lebenserwartung zur Konsequenz. Als weitere Komplikation der Angina pectoris besteht die Gefahr eines Herzinfarktes. Sofern die Störung der Durchblutung anhält oder als chronisch eingestuft werden muss, steigt die Wahrscheinlichkeit eines akuten Herzinfarktes. Dieser kann tödliche Folgen haben. Überlebende leiden meist unter vorübergehenden Depressionen. Es kommt häufig zu einem Lebenswandel.
Behandlung und Therapie
Die Behandlung einer Angina pectoris richtet sich stets nach der Ursache. Zunächst wird eine Blutprobe genommen, um sie auf Indikatoren für ein Herzproblem zu untersuchen. Der Herzinfarkt wird mit der sofortigen Gabe von Nitroglycerin behandelt, um ihn abzuwenden.
Schilddrüsendefekte werden mit der Gabe von Hormonen oder Jod behandelt, was sich nach der Art der Störung richtet. Die Brustenge wird nach einiger Zeit verschwinden. Auch alle anderen potenziellen Auslöser der Angina pectoris sind durch Medikamente oder kleinere Eingriffe rasch heilbar.
Liegen hingegen psychische Gründe vor, richtet sich die Behandlung an der Psyche aus und das Problem wird medikamentös oder im Gespräch gelöst. Zur kurzfristigen Besserung kann man die Angina pectoris behandeln, indem man den Oberkörper im 45°-Winkel oder noch höhergelagert ausruht.
Aussicht und Prognose
Eine Angina Pectoris verbunden mit akuten Herzschmerzen, wird bezüglich der medizinischen Prognose in zwei Stadien eingestuft. Gar nicht oder nur mäßig werden die Beschwerden im frühen Stadium wahrgenommen. Meistens sogar erst, wenn es zu einer starken oder dauerhaften Belastungssituation kommt.
Eine körperliche Belastung, die so gut wie gar nicht mehr vorhanden ist, findet sich im fortgeschrittenen Stadium. Im weiteren Verlauf treten die Beschwerden sogar in Ruhe, also ohne Belastung auf.
Ist die Ursache eine Arteriosklerose, muss diese behandelt werden, da es sonst zu einem Fortschreiten der Ablagerungen in Form von Blutfetten und anderen Stoffen an den Gefäßwenden kommt. Die Folge ist eine chronische Veränderung an den Gefäßwänden mit zunehmender Verengung und einer fortschreitenden Elastizitätsminderung. Dadurch kommt es zu einer Minderversorgung mit Sauerstoff.
Die Prognose muss auch berücksichtigen, wie viele Gefäße von Engstellen in welchem Ausmaß betroffen sind. Auch wo diese sich befinden, ist von großer Bedeutung. Bei einer Ein-Gefäßerkrankung liegt die Prognose bei 4 Todesfällen auf 100 Erkrankungen, bei einer Zwei-Gefäßerkrankung sind es bereits 6-8 und bei einer Drei-Gefäßerkrankung sogar 10-13.
Es ist somit von höchster Wichtigkeit, bei den ersten Anzeichen einer Angina Pectoris sofort den Arzt zu konsultieren, weil bei diesem Krankheitsbild jede Minute wertvoll ist, um eine Notfallmaßnahme oder ambulante Behandlung rechtzeitig einzuleiten.
Vorbeugung
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Angina pectoris beugt man am effektivsten durch körperliche Bewegung und eine ausgewogene und gesunde Ernährung vor.
Fettiges Essen und zu wenig Sport werden heute als Auslöser der meisten Herzerkrankungen gesehen. Darüber hinaus sollte man auch auf den Stress achten, denn dieser kann eine körperlich und psychisch bedingte Angina pectoris auslösen.
Entspannung und Ausgleich zum stressigen Alltag sind daher besonders wichtig. Den Stoffwechselerkrankungen wie den Schilddrüsenproblemen kann man hingegen nicht vorbeugen, da sie meist erblich bedingt sind.
Wer bereits eine solche Störung diagnostiziert bekommen hat, sollte sich gegen die Angina pectoris regelmäßig dem Arzt vorstellen und keinesfalls eigenmächtig die Therapie abbrechen, die ihm verordnet wurde, da sie das erneute Auftreten der Brustenge und weit gefährlicherer Symptome verhindert.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
- Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
- Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
- Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
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