Blaue Fingernägel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Blaue Fingernägel werden in der Medizin als Zyanose bezeichnet. Das griechische Wort Zyanose bedeutet Blauverfärbung. Blaue Fingernägel sind ein beeindruckendes Symptom, eine ärztliche Abklärung ist stets erforderlich, um eine zentrale Zyanose sicher auszuschließen.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Sind die Fingernägel in einem Blauton verfärbt, so handelt es sich dabei um eine sogenannte Akrozyanose, denn die Fingernägel gehören anatomisch zu den Akren, also den Körperspitzen. Ebenfalls zu den Akren gehören auch die Lippen oder die Nasenspitze, welche gleichzeitig mit den Fingernägeln bläulich verfärbt sein können.

Je nach Krankheitsbild ist auch eine Blauverfärbung der gesamten Hautoberfläche zu beobachten. Das Ausmaß einer Blauverfärbung von Akren oder Haut ist immer abhängig von der Ursache. Für Ärzte sind blaue Fingernägel in erster Linie Zeichen eines Sauerstoffmangels des Blutes, welches dann durch die feinen Aderngeflechte und das Keratin der Hornhaut nach außen hin bläulich hindurchschimmert.

Ursachen

Liegt der Zyanose der Fingernägel ein nachweisbarer Mangel an Sauerstoff zugrunde, muss therapiert werden. Blaue Fingernägel, Lippen oder Nasenspitzen können aber auch bei Kälte auftreten, bei entsprechender Disposition. Sobald die Umgebungstemperatur wieder ansteigt, verschwinden auch die blauen Fingernägel. Sauerstoff ist im strömenden Blut an Hämoglobin gebunden, der Gasaustausch findet in der Lunge statt.

Sind in 100 Millilitern Blut nicht wenigstens 5 Gramm Hämoglobin mit Sauerstoff beladen, dann entwickelt sich eine Zyanose, sichtbar beispielsweise an den blauen Fingernägeln. Die oberflächlich liegenden Blutgefäße scheinen durch die Haut hindurch, deshalb wird an diesen Stellen der Effekt als Erstes sichtbar. Blaue Fingernägel zählen zur sogenannten peripheren Zyanose. Ein weiteres typisches Beispiel sind blau verfärbte Lippen bei Kälte. In den feinen Blutgefäßen fließt das Blut unter der Kälteeinwirkung entsprechend zäh und langsam. Diese verlangsamte Form der Blutzirkulation ist für die Entstehung der bläulich-schimmernden Verfärbung ganz entscheidend.

Bei der zentralen Form der Zyanose findet aus Krankheitsgründen bereits in der Lunge keine ausreichende Sauerstoffbeladung des Blutes statt. Für blaue Fingernägel kommen neben Kälte auch Blutveränderungen, Durchblutungsstörungen oder Vergiftungen infrage. Bei der sogenannten Kälteagglutininerkrankung kommt es unter Kälteeinwirkung an den Akren zur spontanen Gerinnselbildung, diese Mikroagglutinate lösen sich unter Wärmeeinwirkung wieder auf. Der Nachweis von Kälteagglutininen erfolgt labordiagnostisch.

Krankheiten

Diagnose und Verlauf

Die Diagnose blau verfärbter Fingernägel kann vom Arzt bereits anhand des Sichtbefundes und der Anamnese gestellt werden. Dann aber schließt sich stets eine weiterführende Diagnostik an, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Anders als bei der zentralen Zyanose sind die Ursachen einer Akrozyanose meist harmlos. Die Kälteagglutininerkrankung oder das Raynaud-Syndrom sind genetisch bedingt und haben eine gute Prognose mit langsamer Tendenz zur Ausheilung im Laufe der Lebensjahre.

Beim Raynaud-Syndrom handelt es sich um einen anlagebedingten Gefäßspasmus, der ebenfalls blau verfärbte Fingernägel hervorrufen kann. Von dieser Erkrankung sind meist Frauen betroffen. Blaue Fingernägel sind also nicht immer ein Zeichen dafür, dass bereits der gesamte Körper unter einem Sauerstoffdefizit leidet, wie das bei einer zentralen Zyanose durch Herzfehler oder Lungenerkrankungen der Fall ist. Die neurale Form der Akrozyanose tritt ebenfalls unter Kälteeinwirkung vor allem bei Frauen auf. Neben den Fingernägeln kommt es dabei auch zu einer Blauverfärbung beider Ohrläppchen.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung von blauen Fingernägeln sollte ursachenbezogen sein. Sind bläulich schimmernde Fingernägel Ausdruck einer zentralen Zyanose, dann muss erst die Grunderkrankung, also beispielsweise ein Lungenemphysem oder Asthma behandelt werden, damit das Symptom wieder verschwinden kann. Bei den anlagebedingten Formen der Akrozyanose ist keine spezielle Therapie erforderlich. Diesen Patienten wird aber empfohlen, keinen Wintersport auszuüben und längere Spaziergänge bei kalten Außentemperaturen zu meiden.

Blaue Fingernägel sind insbesondere dann therapiebedürftig, wenn neben diesem Symptom auch weitere Krankheitserscheinungen wie Atemnot oder Husten auftreten. Nicht vergessen werden darf auch, dass eine ganze Reihe von Medikamenten als Nebenwirkung für blaue Fingernägel verantwortlich sein können. Tritt das Symptom auf und werden regelmäßig Medikamente, beispielsweise gegen zu hohen Blutdruck eingenommen, lohnt sich in jedem Fall die genaue Lektüre des Beipackzettels.

Wichtigstes diagnostisches Unterscheidungskriterium zwischen Zentral- oder Akrozyanose ist die Blutgasanalyse. Sind die Fingernägel blau verfärbt, aber die Sauerstoffsättigung des Blutes im Normalbereich, dann kann es sich nur um eine harmlose Blauverfärbung der Nägel handeln. Auch emotionale Ausnahmezustände können durch Hyperventilation zur Zyanose und damit zu blau verfärbten Fingernägeln führen. Zusätzlich ist dieses Krankheitsbild auch durch die sogenannte Pfötchenstellung der Finger erkennbar. Abhilfe schafft die vorübergehende Ein- und Ausatmung in einen Plastikbeutel, am besten unter ärztlicher Überwachung.


Vorbeugung

Gegen die anlagebedingten Formen blau verfärbter Fingernägel ist keine Vorbeugung möglich, denn es handelt sich um eine genetische Disposition. Allen anderen Erscheinungsformen blauer Fingernägel kann durch das Ausschalten oder Behandeln der verschiedenen Ursachen für zentrale oder periphere Zyanose vorgebeugt werden. Sind Medikamente der Auslöser, dann müssen diese abgesetzt und durch ein anderes Präparat ersetzt werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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