Zuckungen im Bein

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Rund fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter Zuckungen im Bein. In den meisten Fällen sind die Symptome jedoch so schwach ausgeprägt, dass eine Behandlung nicht notwendig ist. Es können jedoch auch schwerere Formen auftreten.

Inhaltsverzeichnis

Zuckungen im Bein: Beschreibung

Insbesondere dann, wenn der Körper sich ausruht, kommt es zu Zuckungen in den Beinen. Häufig ist ein Magnesiummangel die Ursache.

Die Zuckungen im Bein werden unter dem Begriff Restless Legs Syndrom zusammengefasst, obwohl die Ursachen durchaus verschieden sein können. Nach der Übersetzung kann man das Restless-Legs-Syndrom als das Syndrom der unruhigen Beine bezeichnen. Es äußert sich als unangenehmes Gefühl von Kribbeln, Zucken und Ziehen in den Beinen und manchmal auch in den Armen.

Durch Bewegung der Gliedmaßen verschwinden die Symptome, sodass der Betroffene ständig ruhe- und rastlos ist. Dadurch leidet der Patient dann auch an Schlafstörungen, die sich im Extremfall zu schweren psychischen Störungen entwickeln können. Man unterscheidet zwischen erworbenen und idiopathischen (selbstständigen) Ursachen für die Zuckungen im Bein.

Ursachen

Verschiedene Grunderkrankungen und Mangelzustände können zu Zuckungen im Bein führen, wie beispielsweise Eisenmangel, Magnesiummangel, Morbus Parkinson, eine Niereninsuffizienz, Arthritis oder Medikamente auf der Basis von Dopaminantagonisten. Bei der idiopathischen Form der Erkrankung besteht jedoch eine genetische Veranlagung. So hat man beobachtet, dass nach einer sekundären Auslösung der Symptome bei entsprechender genetischer Prädisposition die idiopathische Form resultieren kann.

Es ist noch nicht ganz klar, wie diese Zuckungen zustande kommen. Auf jeden Fall liegt eine gestörte Reizweiterleitung in den Nerven vor. Das gilt für alle Formen der unruhigen Beine. So hat man festgestellt, dass der Neurotransmitter Dopamin eine große Rolle spielt, denn bei Gaben von dopaminhaltigen Medikamenten verschwinden die Zuckungen in den Beinen und anderen Körperteilen.

Dopamin entfaltet seine Wirksamkeit beim Andocken an sogenannte Rezeptoren, die dann die Reizweiterleitung über die Nerven veranlassen. Beim Auftreten von unruhigen Beinen scheint diese Reizweiterleitung jedoch nicht so richtig zu funktionieren. Bisher konnten dafür die Ursachen jedoch noch nicht eindeutig ermittelt werden. Auch bei den sekundären Auslösern für die Zuckungen im Bein werden ähnliche Störungen der Dopaminwirkung vermutet.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Zuckungen im Bein können ein Signal für eine Überlastungsreaktion sein. Hat der Betroffene sich außergewöhnlich viel bewegt und körperlich anstrengende Tätigkeiten verrichtet, können sich die Zuckungen im Bein einstellen. Häufig genügt es, wenn sich der Betroffene schont und seinem Körper ausreichend Ruhe gönnt. In vielen Fällen helfen leichte Massagen oder warme Bäder. Lindern sich innerhalb weniger Stunden die Beschwerden, muss kein Arzt aufgesucht werden.

Nehmen die Zuckungen über einen längeren Zeitraum stetig zu, ist ein Arztbesuch notwendig. Es können chronische Erkrankungen vorliegen, die abgeklärt und behandelt werden müssen. Stellen sich die Zuckungen auch in anderen Extremitäten ein oder nehmen sie an Intensität zu, sollte ein Arzt konsultiert werden. Der Körper hat eine Mangelerscheinung eines Minerals oder es liegt eine ernstzunehmende Krankheit vor, die diagnostiziert werden muss.

Treten zu den Zuckungen weitere Beschwerden wie Schmerzen oder Taubheitsgefühle am Bein auf, muss ein Arzt weitere Untersuchungen vornehmen und eine Behandlung einleiten. Leidet der Betroffene durch die Beschwerden an Störungen der Bewegungsabläufe oder ist ihm eine Fortbewegung nicht möglich, ist ein Arztbesuch nötig. Bei Gangunsicherheiten besteht eine erhöhte Unfallgefahr, der nachgegangen werden muss. Führen die Beschwerden zu einer Fehlstellung des Beckens, ist ein Arzt aufzusuchen, damit keine dauerhafte Schäden entstehen.

Diagnose und Verlauf

Das Syndrom von Zuckungen im Bein muss differenzialdiagnostisch von anderen Erkrankungen abgegrenzt werden. Während neben der idiopathischen Form des Restless-Legs-Syndroms (RLS) auch noch die sekundären Auslöser Niereninsuffizienz, Eisenmangel oder rheumatische Erkrankungen infrage kommen, gehören die Polyneuropathien, Nerven schädigende Wirbelsäulen- und Gefäßerkrankungen und einfache kurzzeitige Muskelzuckungen nicht dazu.

Diese Erkrankungen erzeugen nicht die typischen Zuckungen im Bein, sondern oftmals nur Kribbeln und Taubheitsgefühle. Trotzdem ist eine klare Abgrenzung manchmal nicht so einfach, weil auch die RLS häufig ähnliche Begleitsymptome zeigt. Oft werden dadurch falsche Diagnosen erstellt, die die psychischen Probleme der Patienten teilweise noch verstärken können.

Den Beweis für ein echtes Restless-Legs-Syndrom liefert die schnelle Besserung der Symptome bei Gabe von L-Dopamin oder Apomorphin. Beides sind Dopaminagonisten, die sich an die gleichen Rezeptoren wie Dopamin andocken und damit die Zuckungen im Bein schnell beenden.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung von Patienten mit Zuckungen im Bein richtet sich nach deren subjektiven Empfinden. Häufig sind die Symptome so schwach ausgeprägt, dass sie keiner besonderen Therapie bedürfen. Im Vordergrund steht jedoch immer die Verbesserung der Schlafqualität. Der Betroffene sollte sich jedoch im Klaren darüber sein, dass es bei der idiopathischen Form der Erkrankung eine Heilung nicht gibt. Hier beschränkt sich die Behandlung auf eine symptomatische Therapie.

Sollten ausgeprägte Beschwerden auftreten, ist eine dauerhafte medikamentöse Behandlung notwendig. Nur bei der sekundären Form der RLS kann durch eine erfolgreiche Therapie der Grunderkrankung eine Heilung erreicht werden. Zur medikamentösen Behandlung haben sich Arzneimittel mit Dopaminagonisten bewährt. Wie bereits erwähnt, entfalten diese durch Andocken am Dopaminrezeptor die gleichen Wirkungen wie der Neurotransmitter Dopamin. Weiterhin zeigen auch intravenöse Eisen-Gaben unabhängig von einem eventuellen Eisenmangel gute Resultate.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen, wie leichter Sport und Verbesserung der Schlafhygiene bringen in einigen Fällen signifikante Verbesserungen der Symptome. Allerdings haben sich psychotherapeutische Maßnahmen als wirkungslos erwiesen. Solche Methoden, wie Autogenes Training oder Meditation sind sogar kontraindiziert, weil sie die Symptome noch verstärken können. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die medikamentöse Behandlung von Zuckungen im Bein mit Dopaminagonisten und Opioiden am wirksamsten erwiesen hat.


Vorbeugung

Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung von Zuckungen im Bein sind nur im eingeschränkten Maße möglich, da hier verschiedene Ursachen vorliegen. Die idiopathische Form der Erkrankung kann gar nicht verhindert werden, da sie genetisch veranlagt ist und der auslösende Faktor nicht bekannt ist.

Lediglich Eisenmangelzustände können in einigen Fällen durch eine Kost mit ausreichendem Eisengehalt vermieden werden. Leichte sportliche Betätigung wirkt sich günstig aus und kann dabei helfen, eventuell bestehende Zuckungen im Bein positiv zu beeinflussen.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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