Verschleppte Sinusitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. Oktober 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wird eine akute Entzündung der Nasennebenhöhlen nicht angemessen behandelt, kann diese „verschleppt“ werden und es kommt zu einer verschleppten Sinuitis. Der Begriff der Verschleppung ist unscharf und deckt sich teilweise mit dem der Chronifizierung. Besteht die Erkrankung über einen längeren Zeitraum hinweg, ist eine ärztliche Therapie unumgänglich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine verschleppte Sinuitis?

Dauert die Infektion der Nasennebenhöhlen (Sekretabgang mit gelb-grünlichem Schleim und Eiter) über einen längeren Zeitraum an, dann spricht man von einer chronischen bzw. "verschleppten" Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis).

Der Begriff der „verschleppten“ Sinusitis ist medizinisch ungenau. Eine „Verschleppung“ von Krankheiten existiert lediglich in der Umgangssprache. Medizinisch wird von der Chronifizierung einer Erkrankung gesprochen. Die Allgemeinheit spricht vom Verschleppen einer Erkrankung, wenn diese nicht vollständig ausheilt und in der Folge über einen längeren Zeitraum hinweg auftritt. Demnach ist die „verschleppte Sinusitis“ als eine nicht vollständig ausgeheilte Entzündung der Nasennebenhöhlen zu sehen.

Die einzelnen Formen können sich hinsichtlich der Symptomatik und des Auftretens unterscheiden. Sowohl ein dauerhaftes Auftreten in Form einer chronischen Sinusitis, als auch eine chronisch rezidivierende Erkrankung sind möglich. Nicht in jedem Falle sind alle Nasennebenhöhlen von der Erkrankung betroffen. Sie kann sich auch auf eine oder mehrere der insgesamt vier verschiedenen Höhlen beschränken.

Ursachen

Die Ursachen liegen in der Regel in einer nicht ausreichenden Behandlung einer anfangs unkomplizierten Entzündung der Nasennebenhöhlen. Die Sinusitis ist eine häufig auftretende Erkrankung, die beinahe jeder Mensch mindestens einmal in seinem Leben erleidet. Prinzipiell ist die Erkrankung zwar unangenehm, jedoch ungefährlich. Wird die Sinusitis jedoch nicht angemessen behandelt, kann es zur Chronifizierung kommen.

Eine akute Entzündung der Nebenhöhlen wird in der Regel durch Viren oder Bakterien ausgelöst. Diese siedeln sich in den Nebenhöhlen an, was zur Entzündung der dortigen Schleimhäute führt. In der Regel muss eine Entzündung der Nasennebenhöhlen nicht ärztlich behandelt werden. Körperliche Schonung, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und sonstige Maßnahmen, die der Verflüssigung des Schleims dienen, reichen zumeist aus, um die Entzündung innerhalb einiger Tage zum Abheilen zu bringen. Sollte der Patient jedoch zu einer Risikogruppe gehören oder sollte die Nebenhöhlenentzündung nicht nach einigen Tagen ausgeheilt sein, muss eine ärztliche Behandlung erfolgen. Zumeist wird ein Antibiotikum verschrieben.

Die „Verschleppung“ der Erkrankung tritt vor allem auf, wenn der Patient sich nicht schont, nicht ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt und eine ärztliche Behandlung ablehnt oder dieser nicht konsequent folgt. Werden die ärztlich verordneten Maßnahmen nicht umgesetzt, ist die Gefahr des Verschleppens der Erkrankung wesentlich höher als bei einer konsequenten Umsetzung der empfohlenen Therapie. In einigen Fällen kann das vermehrte Auftreten bzw. schlechte Ausheilen der Nasennebenhöhlenentzündung auch auf Allergien zurückgeführt werden.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer verschleppten Sinuitis:

  • Schmerzen hinter den Augen
  • pochende Kopfschmerzen

Die Symptome einer „verschleppten“ Sinusitis gleichen zumeist denen der akuten Erkrankung. Sie bestehen jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg. Wird die „verschleppte“ Sinusitis mit der chronischen Form gleichgesetzt, ist zu sagen, dass der Übergang von der akuten zur chronischen Form der Erkrankung fließend ist. Besteht die Symptomatik der Erkrankung über mehrere Wochen hinweg, kann von einer chronischen Erkrankung gesprochen werden.

Die Symptome der Sinusitis sind vor allem Kopfschmerzen im Bereich der betroffenen Nebenhöhlen sowie eine „verstopfte Nase“ mit Behinderung der Nasenatmung. Die Symptomatik ist von der betroffenen Nebenhöhle abhängig. Sind die Siebbeinzellen und die Kieferhöhle betroffen, treten Kopfschmerzen nicht nur in der Umgebung der infizierten Nebenhöhlen, sondern auch hinter dem Auge und im Bereich der Stirn auf. Beim Befall der Stirnhöhle tritt zusätzlich eine Druckschmerzhaftigkeit der Stirnhöhlenwandung auf. Ist die Keilbeinhöhle befallen, treten zumeist dumpf pochende Kopfschmerzen auf. Bei jeder Form der Sinusitis steigern die Kopfschmerzen sich durch Bücken und Pressen. Es ist ebenfalls möglich, dass alle Nebenhöhlen befallen sind.

Heilt die akute Sinusitis nicht aus, geht sie in die chronische Form über. Die Symptome der Erkrankung bestehen in diesem Fall über mehrere Wochen oder Monate hinweg. Es ist möglich, dass die Intensität der Symptome abnimmt. Weiterhin besteht die Möglichkeit eines chronisch rezidivierenden Auftretens der Erkrankung. Symptomfreie Phasen wechseln sich in diesem Fall mit einem akuten Auftreten der Symptomatik ab.

Wann zum Arzt?

Liegt eine „verschleppte Sinusitis“ vor, ist unverzüglich ein Arzt aufzusuchen. Während die akute Form der Nebenhöhlenentzündung auch ohne ärztliches Zutun ausheilen kann, bedarf die chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen immer einer ärztlichen Therapie. Darüber hinaus kann nur ein Arzt feststellen, ob tatsächliche eine chronische bzw. „verschleppte“ Sinusitis vorliegt. Es ist im Grunde zunächst unerheblich, ob ein Allgemeinmediziner oder ein Hals-Nasen-Ohrenarzt aufgesucht wird.

Diagnose

Die Diagnose der „verschleppten“ Sinusitis erfolgt an der Regel durch die geschilderte Symptomatik. Berichtet der Patient von einer seit mehreren Wochen bestehenden Symptomatik, die nicht angemessen therapiert wurde, liegt in der Regel eine „verschleppte“ Sinusitis vor. Gleiches gilt bei ausbleibendem Therapieerfolg. Dem Arzt stehen jedoch weitere Möglichkeiten zur Verfügung, das Ausmaß der Entzündung in den Nebenhöhlen einzuschätzen. Das Vorliegen einer Nebenhöhlenentzündung lässt sich durch ein „Abklopfen“ der Nebenhöhlen bereits recht sicher feststellen.

Durch eine Sonografie der Nasennebenhöhlen ist es dem Arzt möglich, festzustellen, welche Höhlen in welchem Ausmaß von der Entzündung betroffen sind. Weitere diagnostische Möglichkeiten bestehen in der Rhinoskopie („Nasenspiegelung“) und in der Postrhinoskopie, der Spiegelung der Nasenhöhlen. Sind die Befunde nicht eindeutig, wird der Arzt eventuell ein CT anordnen. Liegt bereits eine chronische Form der Sinusitis vor, sind häufig Schleimhautwucherungen zu beobachten.

Komplikationen

Das „Verschleppen“ der Entzündung ist bereits als Komplikation der akuten Nasennebenhöhlenentzündung zu sehen. Die Gefahr weiterer Komplikationen steigt mit der Dauer des Bestehens der Entzündung. Zu den möglichen Komplikationen zählen vor allem folgende:

  • Lidödeme

Beim Lidödem schwellen die Augenlider an. Die Schwellung ist auf das Austreten von Flüssigkeit in das Gewebe zurückzuführen.

  • Orbitalphlegmone

Die Orbitalphlegmone ist eine bakterielle Entzündung der Augenhöhle (Orbita). Die in den Nasennebenhöhlen siedelnden Bakterien können in die Augenhöhle „wandern“ und auch dort zu einer Entzündung führen.

Bei der Dakryozystitis handelt es sich um die Entzündung des Tränensacks. Auch diese ist auf das Übergreifen der in den Nebenhöhlen befindlichen Erreger auf Strukturen des Auges zurückzuführen.

Die Hirnhautentzündung wird, sofern sie als Komplikation der Sinusitis auftritt, durch die in den Nebenhöhlen befindlichen Erreger ausgelöst. Verbleiben diese nicht in den Nebenhöhlen, sondern breiten sich aus, können sie die Hirnhäute befallen.

Befallen die Erreger das Gehirn, tritt eine Enzephalitis, eine Entzündung des Hirns, auf.

Da eine Nähe zu vielen Schädelknochen besteht, kann die Entzündung sich leicht auf diese ausbreiten. In diesem Fall kommt es zu einer Entzündung des Knochens, welche auch auf das Knochenmark übergreifen kann.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der chronischen Sinusitis zielt darauf ab, vorhandene Erreger zu eliminieren und Symptomfreiheit zu erreichen. Zu diesem Zwecke wird in der Regel ein Antibiotikum verordnet. Unter Umständen reicht eine einfache Antibiose nicht aus. In diesem Fall behandelt der Arzt den Patienten über einen längeren Zeitraum hinweg mit einem Antibiotikum.

Weitere Möglichkeiten bestehen in der Gabe von abschwellenden Nasensprays, welche jedoch nicht länger als eine Woche angewendet werden sollen. Der Arzt kann zudem Kortikosteroide in Form von Nasensprays- oder tropfen verschreiben. Diese bewirken zumeist eine signifikante Besserung der Symptomatik. Auch regelmäßige Nasenspülungen mit Salzlösungen helfen, die Symptome zu lindern. Das enthaltene Salz wirkt darüber hinaus desinfizierend.

Bessern die Beschwerden sich trotz angemessener Therapie nicht, kann ein chirurgischer Eingriff durchgeführt werden.


Aussicht und Prognose

Wird die „verschleppte“ Sinusitis angemessen behandelt, ist die Prognose in der Regel gut. Unter ärztlicher Behandlung kann zumeist die Freiheit von Beschwerden erreicht werden. Ein operativer Eingriff ist nur selten nötig. Konservative Therapiemethoden reichen in der Regel aus, sofern der Patient die ärztlich empfohlenen Maßnahmen konsequent umsetzt. Setzt keine Besserung ein, besteht die Möglichkeit der operativen Therapie.

Vorbeugung

Vorgebeugt werden kann, indem eine akute Sinusitis angemessen therapiert wird. Hierbei sollte vor allem auf körperliche Schonung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und den Einsatz von abschwellenden Nasensprays geachtet werden.

Verschwinden die Symptome nach wenigen Tagen nicht, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine Verschleppung zu verhindern.

Quellen

  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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