Unterzuckerung (Hypoglykämie)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) ist der Glucoseanteil im Blut zu niedrig, was eine Vielzahl von Symptomen mit sich bringen kann. Typischerweise tritt eine Unterzuckerung auf, wenn Diabetiker ihr Insulin überdosieren, es gibt aber auch andere Ursachen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Unterzuckerung (Hypoglykämie)?

Der Normwert des Blutzuckers liegt zwischen 80 und 120 Milligramm pro Deziliter Blut. Von einer Hypoglykämie spricht man, wenn der Blutzuckerspiegel auf 3,3 mmol/l fällt.

Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) liegt vor, wenn der Blutzuckerspiegel unter einen physiologischen Wert von etwa 3,3 mmol/l fällt. Liegt die Glukosekonzentration im Blut nicht mehr im Normbereich, werden die Zellen in ihrer Funktion beeinträchtigt was eine Kaskade von Symptomen hervorrufen kann.

Grundsätzlich wird zwischen einer reaktiven Hypoglykämie und einer Nüchternhypoglykämie unterschieden. Letztere tritt unabhängig von etwaiger Nahrungsaufnahme, etwa bei körperlicher Betätigung auf. Zur reaktiven Hypoglykämie kommt es nach der Nahrungsaufnahme.

Ursachen

Die häufigste Ursache für eine reaktive Unterzuckerung ist die Überdosierung von Insulin bei Diabetikern oder die nicht ausreichende Nahrungsaufnahme nach der Zuführung von Insulin.

Bei gesunden Menschen kann übermäßige körperliche Arbeit zu einer Unterzuckerung führen; besonders gefährdet sind hierbei Ausdauer- bzw. Spitzensportler, die vor und nach dem Sport ihrem Körper keine ausreichende Menge an Kohlenhydraten zuführen.

Durch Tumore in der Bauchspeicheldrüse, so genannte Insuliomen, kann es zu einer Überproduktion von Insulin kommen, wodurch die aufgenommene Glukose zu stark verwertet wird, was wiederum den Blutzuckerspiegel in den Keller treibt. Auch übermäßiger Alkoholkonsum kann zu einer Unterzuckerung führen, weil Alkohol die Bildung von Zucker in der Leber hemmt, wodurch die Gegenregulation zur Insulinausschüttung nur mehr eingeschränkt funktioniert.

Auch bei Mangelernährung, etwa im Rahmen einer Magersucht, kann es zur Unterzuckerung kommen, weil nicht genügend Glukose in die Leber eingebaut werden kann. Darüber hinaus kann es auch im Rahmen von Stoffwechselerkrankungen, wie etwa der angeborenen Fruktoseintoleranz, zu einem zu niedrigen Blutzuckerspiegel kommen.

Symptome und Verlauf

Ein gefährliches Absinken des Blutzuckergehaltes (Hypoglykämie) im Blut führt zu einer vermehrten Adrenalinausschüttung, weil dies zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels führt. Typische Symptome, die mit einem solchen Adrenalinausstoß einhergehen, sind u.a.:

Neben diesen autonomen Symptomen, kommt es, aufgrund des Glukosemangels im Gehirn, zu neurologischen Problemen. Dazu gehören Sprachstörungen bzw. Sehstörungen, Benommenheit, Wesensänderungen bis hin zu Krampfanfällen und Koma. Unterzuckerungen, die etwa bei körperlicher Überanstrengung auftreten, sind eher nicht gefährlich, können auf Dauer jedoch durchaus ernsthafte Komplikationen, wie etwa Herzerkrankungen, hervorrufen.

Besonders gefährlich ist es, wenn Unterzuckerungen nicht erkannt und die Symptome falsch interpretiert werden, dann kann nämlich ohne Vorwahrung ein so genannter hypoglykämischer Schock auftreten, also eine lebensbedrohliche Unterzuckerung.

Diagnose

Zur Diagnose einer Unterzuckerung wird meist untersucht, ob die so bezeichnete Whipple Trias, erfüllt ist. Dabei muss der Blutzuckerwert unter etwa 2,5mmol/l liegen und es müssen für eine Unterzuckerung typische Symptome vorliegen, die bei der Gabe von Glukose innerhalb kurzer Zeit verschwinden.

Bei Verdacht auf eine Unterzuckerung wird zuallererst der Blutzuckerspiegel mithilfe eines Messgerätes bestimmt. Liegt der Wert unterhalb des Richtwertes von 2,5mmol/l, liegt eine Unterzuckerung vor. Darüber hinaus muss eine ausführliche Anamnese erstellt werden, um mögliche Ursachen feststellen zu können. Wird vermutet, dass ein Bauchspeicheldrüsentumor vorliegt, erfolgt nach der Blutzuckermessung eine Überweisung ins Krankenhaus zu weiteren Untersuchungen.

Behandlung und Therapie

Bei der Behandlung der Hypoglykämie muss zwischen der Akuttherapie und der langfristigen Therapie unterschieden werden. Bei der Akuttherapie ist schnelles Handeln gefragt, am besten durch die Gabe von Kohlenhydraten wie Traubenzucker oder zuckerhaltige Säfte, um den Glukosemangel auszugleichen.

Die Gabe von Glukose ist auch ein wichtiges diagnostisches Mittel; führt diese nicht innerhalb von zehn Minuten zu einer deutlichen Verbesserung, ist die Ursache der Symptome meist woanders zu finden. Im Akutfall sollte sofort Glukose zugeführt werden, noch bevor der Blutzucker gemessen wird. Dies ist wichtig, weil durch weiteres Absinken des Blutzuckers eine Bewusstlosigkeit und somit Handlungsunfähigkeit eintreten kann, was letztlich zu einem schweren hypoglykämischen Schocksyndrom und somit zu lebensbedrohlichen Zuständen führen kann, was durch die einfache Gabe von Traubenzucker hätte verhindert werden können.

Ist eine Person nicht mehr bei vollem Bewusstsein, sollte die Rettung gerufen werden und davon abgesehen werden oral Glukose zuzuführen. Im Krankenhaus bzw. bereits im Rettungswagen kann in solchen Fällen eine Glukoselösung intravenös verabreicht werden. Langfristig müssen insulinpflichtige Diabetiker hinreichend geschult werden und richtig medikamentös eingestellt werden, damit es erst gar nicht zu einer Unterzuckerung kommt. Darüber hinaus ist es wichtig Diabetikern genaue Handlungsanweisungen im Falle einer Unterzuckerung zu geben. Ist der Grund für die Unterzuckerung nicht bekannt, wird zuerst Glukose verabreicht und dann nach der Ursache gesucht.


Vorbeugung

Die beste Vorbeugung von Unterzuckerung (Hypoglykämie) ist natürlich die Informationsweitergabe und Schulung von gefährdeten Personen, wie etwa insulinpflichtigen Diabetikern. So sollten Diabetiker etwa mehrmals täglich selbst ihren Blutzuckerspiegel mit einem Blutzuckermessegerät bestimmen.

Grundvoraussetzung dafür ist natürlich eine optimale Einstellung der Medikamente. Leichte Unterzuckerungen, die durch Fasten oder schwere körperliche Arbeit hervorgerufen werden können, werden am besten durch ausreichende und kontinuierliche Zufuhr von Kohlehydraten, verhindert. Bei Ausdauer- bzw. Leistungssportlern lohnt es sich immer etwas Traubenzucker dabei zu haben um gleich bei den ersten Symptomen einer leichten Unterzuckerung handeln zu können.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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