Fructoseintoleranz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Nach der Banane am Morgen rumort der Magen, nach dem Pfirsich am Mittag bekommt man Durchfall - der Verdacht auf eine Fructoseintoleranz liegt nahe. Diese Diagnose bringt ein radikales Einschränken des Konsums von Fruchtzucker mit sich. Doch kann man sich trotz dieses Verzichts überhaupt noch gesund ernähren?

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Fructoseintoleranz?

Obst ist sehr gesund. Doch bei manchen Menschen löst die dort enthaltene Fructose starke Magen-Darm-Probleme aus.

Fructoseintoleranz lässt sich ganz einfach beschreiben: Betroffene vertragen keinen Fruchtzucker. Auf unterschiedliche Weise reagieren sie zumeist im Magen-Darm-Bereich auf den Zucker aus Früchten, der kaum oder gar nicht im Körper verarbeitet werden kann. Der Grund: Den Patienten fehlt ein gewisses Enzym. Dies betrifft beinahe jeden dritten Menschen in Europa.

Doch nicht jeder Betroffene weist die typischen Symptome auf. Wichtig: Es darf keine Verwechslung mit dem Fructoseintoleranz-Syndrom erfolgen, einem äußerst seltenen Stoffwechseldefekt. Bei der an dieser Stelle näher beschriebenen Fructosenintoleranz handelt es sich nämlich um eine Aufnahmestörung des Darms.

Ursachen

Die Ursachen einer Frucoseintoleranz sind bisher nicht genau erforscht. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Fructoseintoleranz sowohl genetisch bedingt ist, als auch im Laufe des Lebens erworben wird.

Bei der vererbten Fructoseintoleranz ist die Aufnahmefähigkeit der Darmschleimhaut gestört. Verantwortlich für diesen Umstand sind defekte Darm-Transport-Enzyme.

Außerdem hat der Konsum fruchtzuckerhaltiger Nahrungsmittel (z.B. Wellnessdrinks, Smoothies etc.) in den letzten Jahren enorm zugenommen. Es wird vermutet, dass der Körper mit der übermäßigen Zufuhr von Fruchtzucker überfordert ist und diesen nicht mehr in gleichem Maße abbauen kann. Darmbeschwerden sind die Folge.

Wann zum Arzt?

Eine nicht behandelte Fructoseintoleranz kann zu schweren Leber- und Nierenschäden führen. Daher ist es wichtig, den Arztbesuch nicht zu lange vor sich herzuschieben, da ansonsten Gewebeschädigungen der Leber bestehen bleiben können. Kämpft der Patient beispielsweise mit chronischen Blähungen, die auch dann auftreten, wenn keine blähenden Lebensmittel aufgenommen wurden oder kommt es häufiger zu Darm- und Bauchkrämpfen, sollte auf jeden Fall ein Arzt zurate gezogen werden.

Ein verhärteter Bauch oder Windabgänge von mehr als 20 bis 30 pro Tag können ebenfalls auf eine Fructoseintoleranz hindeuten und stellen für den Betroffenen zudem im Alltag eine hohe Belastung dar. Zusätzliche Warnmeldungen des Körpers wie anhaltendes Völlegefühl selbst bei leerem Magen, ein ungewollter Gewichtsverlust oder gar Fieber und Erbrechen über einen längeren Zeitraum sollten daher ebenso zeitnah ärztlich abgeklärt werden.

Selbst Durchfall, der ohne scheinbaren Grund über mehrere Tage anhält, kann ein Indiz für eine Fructoseintoleranz sein und daher empfiehlt es sich auch in diesem Fall, einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann mithilfe eines Fructosebelastungstests und einer Leberbiopsie mit Sicherheit feststellen, ob eine Fructoseintoleranz vorliegt und falls notwendig, eine Behandlung einleiten.

Symptome und Verlauf

Mögliche Symptome:

Die Symptome einer Fructoseintoleranz beschränken sich zu Beginn auf den Bereich des Magens und Darms. Dazu gehören Blähungen, Völlegefühl, Durchfall und häufiger Harndrang. Allerdings kann eine Fructoseintoleranz auch zu Konzentrationsstörungen, Nervosität, Depressionen, Schwindel und Erschöpfung führen. Betroffene weisen einen Mangel an Folsäure und Zink auf.

Eine Fructoseintoleranz sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wird der Verzicht auf fructosehaltige Lebensmittel nicht konsequent betrieben, drohen schwere Folgeschäden. Dies können Unterzuckerung und Funktionsstörungen der Leber ebenso sein wie Schädigungen an Nieren und Gehirn.

Eine Fructoseintoleranz kann zu jedem Zeitpunkt auftreten. Es ist möglich, dass sie nur von kurzer Dauer ist. In der Regel verschwinden die Symptome jedoch nicht ohne Weiteres. Besonders dann, wenn es sich um die angeborene Form der Fructoseintoleranz handelt. Dann bleibt nur der lebenslange Verzicht auf bestimmte Lebensmittel.

Diagnose

Menschen, die die geschilderten Symptome bei sich beobachtetn sollten den Hausarzt aufsuchen. Am häufigsten lässt sich eine Fructoseintoleranz über den H2-Atemtest nachweisen. Der Arzt weiß, dass beim gesunden Menschen die Fructose im Dünndarm aufgenommen wird. Liegt eine Fructoseintoleranz vor, kann die Fructose aufgrund eines fehlenden Enzyms in tiefere Abschnitte des Darms gelangen. Hier wird sie von den Darmbakterien zersetzt. Durch diese Gärung entsteht Wasserstoff. Und genau dieser Wasserstoff lässt sich mit dem Atemtest nachweisen. Eine zweite Möglichkeit besteht darin, dass der Patient eine Fructoselösung trinken muss. Anschließend wird stündlich der Blutzucker kontrolliert. Während es beim gesunden Menschen zu einem Anstieg kommt, steigt der Blutzucker bei den an Fructoseintoleranz erkrankten Personen kaum bis überhaupt nicht an. Manchmal fällt der Blutzuckerspiegel sogar noch ab.

Komplikationen

In der Regel kommt es bei der Fructoseintoleranz nur dann zu Beschwerden oder Komplikationen, wenn der Betroffene Fructose einnimmt. Sollte der Patient auf diesen Inhaltsstoff vollständig verzichten, so können die Beschwerden vermieden werden. In den meisten Fällen kommt es bei der Einnahme allerdings zu Durchfall oder Verstopfung und die Betroffenen leiden an einem starken Völlegefühl. Ebenso treten nicht selten Bauchschmerzen auf und die Patienten leiden an einem häufigen Wasserlassen. Es kann dabei auch zu Störungen der Konzentration und der Koordination kommen und die Betroffenen wirken müde und abgeschlagen. Der Darm selbst ist durch die Fructoseintoleranz deutlich gereizt und es kann auch zu einem Sodbrennen kommen.

Nicht selten sind bei der Fructoseintoleranz auch depressive Verstimmungen und andere psychische Probleme. Die Lebensqualität des Patienten wird durch diese Krankheit deutlich eingeschränkt und verringert. Sollte es durch die Fructoseintoleranz zu einer Unterzuckerung kommen, so kann der Betroffene auch das Bewusstsein verlieren und sich dabei bei einem Sturz verletzen. Die Behandlung der Fructoseintoleranz erfolgt in der Regel im Ausschluss der Fructose aus der Diät. Damit können die meisten Beschwerden vermieden werden. Die Lebenserwartung wird dadurch in der Regel nicht verringert.

Behandlung und Therapie

Aktuell gibt es keine Medikamente, die bei einer Fructoseintoleranz wirkungsvoll eingesetzt werden können. Ist eine Fructoseintoleranz eindeutig diagnostiziert, hilft nur noch eine Auslassdiät. In dieser Diät sollten mindestens vier Wochen lang bestimmte fructosehaltige Lebensmittel gemieden werden. Einige Mediziner raten sogar von einer bis zu einjährigen Auslassdiät. Nach dieser Karenzzeit sollten sich in den meisten Fällen die Symptome der Fructoseintoleranz zurückgebildet haben.

Doch welche Nahrungsmittel sind es eigentlich, die bei einer Fructoseintoleranz zeitweise vom Speiseplan gestrichen werden sollen? An erster Stelle stehen Obst, Säfte, Honig, Trockenfrüchte, Zwiebel, Haushaltszucker sowie Brot und Wurst, sofern sie Zucker enthalten.

Das Problem: Viele Fertigprodukte enthalten Fructose. Erlaubt sind Nudeln, Reis, Fleisch, Fisch und Käse. Auch Naturjoghurt, Milch und Traubenzucker dürfen verzehrt werden. Stilles Mineralwasser, Kräuter- und Rotbuschtee sowie Kaffee sind die idealen Getränke bei einer Fructoseintoleranz. Generell sollten Gemüse und Obst vor dem Verzehr gedünstet werden.

Weiterhin sollte bei einer Fructoseintoleranz der Zuckeraustauschstoff Sorbitol gemieden werden. Sorbitol ist unter anderem in Süßigkeiten enthalten und wird vom Körper in Fructose umgewandelt. Damit kommt es ebenfalls zu den Symptomen einer Fructoseintoleranz. Erst, wenn sich alle Symptome verbessert haben, kann wieder eine schrittweise Heranführung an fructosehaltige Produkte gewagt werden.


Vorbeugung

Leider ist es nicht möglich, einer Fructoseintoleranz vorzubeugen. Tritt eine Fructoseintoleranz bereits häufiger in der Familie auf, kann es sinnvoll sein, ein Baby im ersten Lebensjahr keinerlei Obst noch Gemüse zu verabreichen. Mit dem Kinderarzt sollte besprochen werden, welche Medikamente gegen den Vitaminmangel gegeben werden. Liegt bereits eine Fructoseintoleranz vor, bleibt den Betroffenen nur das Meiden jeglichen Fruchtzuckers.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2021

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