Unterschenkelzerrung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. Dezember 2018Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Unterschenkelzerrung gehört zu den Verletzungen des Bewegungsapparats. Es handelt sich dabei um eine unphysiologische Dehnung der Unterschenkelmuskulatur.
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Was ist eine Unterschenkelzerrung?
Die Muskelzerrung ist eine der häufigsten Sportverletzungen. Besonders bei Sportarten, in denen sich Beschleunigung und plötzliches Abbremsen abwechseln, entstehen schnell Zerrungen. Eine Zerrung ist eine Überdehnung der Muskulatur.
Sie entsteht meist durch eine unkoordinierte, abrupte Bewegung, bei der der Muskel über das natürliche Maß hinaus gedehnt wird. Von dieser Überdehnung ist bei der Unterschenkelzerrung die Muskulatur des Unterschenkels betroffen.
Die Muskeln des Unterschenkels werden in vier Gruppen eingeteilt. Die vordere Unterschenkelmuskulatur besteht aus den Extensoren an der vorderen Seite und der Wadenbeinmuskulatur an der äußeren Seite. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel der Musculus extensor hallucis longus und der Musculus fibularis brevis. Die hintere Unterschenkelmuskulatur wird aus den oberflächlichen Beugern auf der Rückseite und den tiefen Beugern auf der Rückseite geformt. Die oberflächlichen Flexoren werden auch als Musculus triceps surae bezeichnet. Zu den tiefen Beugern der Rückseite gehören der Musculus flexor digitorum longus, der Musculus flexor hallucis longus und der Musculus tibialis posterior. Bei der Zerrung des Unterschenkels kann jede dieser Muskelgruppen von der Überdehnung betroffen sein.
Ursachen
Die Ursachen für die Unterschenkelzerrung ähneln also den Ursachen des Muskelfaserrisses. Allerdings kommt es bei der Zerrung nur zu einer Überdehnung. Die einzelnen Muskelfasern weisen keine Risse auf. Die Ursache der Schmerzen ist eine gestörte Regulation der Muskelfunktion. Im Muskel sitzen die sogenannten Muskelspindeln. Sie regulieren und messen die Länge des jeweiligen Muskels. Bei einem schnellen Belastungswechsel kann es zu einer Beeinträchtigung der Muskelspindeln kommen.
Daraufhin schicken die Spindeln Informationen an das Zentralnervensystem, um vor weiteren solcher plötzlichen Überdehnungen zu schützen. In der Folge zieht sich der Muskel reflexartig zusammen. Es kommt zu einer Muskelverhärtung und zu den typischen Schmerzen. Neben mangelndem Aufwärmtraining und Überlastung begünstigt auch ein unpassendes Schuhwerk die Entstehung einer Unterschenkelzerrung.
Auch orthopädische Auffälligkeiten und Erkrankungen, die das Immunsystem negativ beeinträchtigen, erhöhen das Risiko beim Sport eine Unterschenkelzerrung zu erleiden. Ein Mangel an Flüssigkeit und Elektrolyten begünstigt ebenfalls Muskelverletzungen. Dasselbe gilt für Substanzen, die den Muskel schneller aufbauen. Dazu gehören beispielsweise Anabolika. Der Wirkstoff Kreatinin, der von einigen Sportlern zur Steigerung der Leistung eingenommen wird, kann das Risiko einer Unterschenkelzerrung erhöhen.
Krankheiten
Wann zum Arzt?
Eine Unterschenkelzerrung tritt häufig nach sportlichen Aktivitäten oder intensiven Dehnübungen auf. Ein Arzt ist aufzusuchen, sobald sie sich spontan nach einer Bewegung einstellen und zu einer Beeinträchtigung der Fortbewegung führen. Breiten sich die Beschwerden in den Oberschenkel oder Fuß aus, muss ebenfalls ein Arzt konsultiert werden. Es liegen weitere Erkrankungen vor, die behandelt werden müssen.
Nehmen die Beschwerden an Intensität zu, sollte ein Arzt die Symptome abklären und eine Behandlung einleiten. Wird durch die Unterschenkelzerrung eine Fehlstellung der Beine oder des Beckens ausgelöst, muss ein Arzt aufgesucht werden. Die Beschwerden führen zu einer Minderung des allgemeinen Wohlbefindens. Erlebt der Betroffene einen Leidensdruck durch die Unterschenkelzerrung, kann es zu emotionalen Störungen kommen. Ein Arzt ist aufzusuchen, wenn diese von ihm oder seiner Umwelt als belastend erlebt werden.
Tritt die Unterschenkelzerrung nach einem Sturz oder Unfall auf, muss ein Arzt aufgesucht werden, um weitere Schäden des Knochens oder der Nerven ausschließen zu können. Bei Schwellungen, Hautveränderungen oder Gefühlsstörungen des Unterschenkels, ist ein Arzt zu konsultieren. Die vorliegende Grunderkrankung muss medizinisch versorgt und behandelt werden. In Ausnahmefällen kann der Betroffene durch eine Kühlung des Unterschenkels eine ausreichende Linderung erzielen. Ein Arztbesuch ist hier nicht nötig.
Diagnose und Verlauf
Bei einer Unterschenkelzerrung kommt es plötzlich zu krampfartigen Schmerzen im Unterschenkel. Die Betroffenen können das Bein nicht mehr ohne Schmerzen bewegen. Dabei nehmen die Schmerzen langsam und kontinuierlich zu. Zu Beginn können die Bewegungen in der Regel noch ausgeführt werden. Im Verlauf ist der betroffene Muskel in seiner Funktion jedoch eingeschränkt oder kann gar nicht mehr benutzt werden. Zusätzlich können sich Muskelkrämpfe entwickeln. Der Muskel verhärtet sich spürbar und ist druckempfindlich.
Die Schmerzen entstehen durch eine Entzündungsreaktion. Es kommt nicht zu Rissen oder Blutungen in dem betroffenen Bereich, sodass die Zerrung in der Regel nicht von außen erkennbar ist. Eventuell ist der beeinträchtigte Unterschenkel leicht geschwollen. Die Diagnose Unterschenkelzerrung stellt der behandelnde Arzt anhand der klinischen Beschwerden. Hinweise auf eine Zerrung des Unterschenkels liefern zunehmende Schmerzen am Unterschenkel, eine eingeschränkte Funktion der Unterschenkelmuskulatur, Muskelkrämpfe und Muskelverhärtungen. Bei der körperlichen Untersuchung tastet der Arzt den Unterschenkel ab und achtet auf Druckschmerzen und auf Muskelverhärtungen. Zusätzlich wird eine Funktionsanalyse durchgeführt. Hier prüft der Arzt wie schmerzhaft die aktive und die passive Dehnung des Muskels ist und ob eine Belastung des Muskels Schmerzen verursacht.
Komplikationen
Da eine Unterschenkelzerrung in der Regel durch überdehnte Muskeln, die daraufhin die Bewegung deutlich einschränken. Nicht immer heilt eine Zerrung völlig von selbst. Besonders nicht, wenn die Muskulatur weiteren Belastungen ausgesetzt wird. Wird das Bein also weiterhin belastet, kann es unter Umständen zu einem Muskelbündelriss kommen. Eine Operation und anschließende Behandlung ist in so einem Fall unausweichlich. Eine andere Komplikation die unter Umständen auftreten kann, ist eine Entzündung in den Gelenken. Eine solche Entzündung wird in vielen Fällen durch dauerhafte Belastung verursacht, obwohl bereits eine Zerrung vorliegt.
Im schlimmsten Fall kommt es zur Bildung eines Abszesses, sodass auch hier ein Arztbesuch nicht auf die lange Bank geschoben werden sollte. Fall die Unterschenkelzerrung durch einen Unfall bzw. durch äußere Gewalteinwirkung entstanden ist, dann ist ein Arztbesuch natürlich auch dringend zu empfehlen. Nur dann können schwerwiegende Komplikationen, wie zum Beispiel eine Fraktur oder eine Stauchung ausgeschlossen werden. Eingeklemmte Nervenbahnen treten außerdem auch häufig im Zusammenhang mit einer Unterschenkelzerrung auf. Um diesen Komplikationen und den damit verbundenen Schmerzen effektiv entgegenzuwirken, kann die betroffene Person permanentes Kühlen der jeweiligen Stelle anwenden. Wenn allerdings nach wenigen Tagen keine deutliche Besserung eintritt, ist ein Artbesuch zwingend notwendig. Nur so lassen sich weitere Komplikationen frühzeitig erkennen und entsprechend behandeln.
Behandlung und Therapie
Zum Kühlen sollte das Eis jedoch nicht direkt auf die Haut gelegt werden, da es sonst zu Erfrierungen kommen kann. Falls möglich sollte direkt nach der Verletzung ein Druckverband angelegt werden. Dieser stabilisiert und schont den betroffenen Muskel. Der Druckverband darf nicht zu eng gewickelt werden, da er sonst Nerven und Gefäße schädigen kann.
Vorbeugung
Vor dem Sport sollte immer ein angemessenes Aufwärmtraining durchgeführt werden. Um den Muskel vor Überlastungen zu schützen, sollte beim Training stets der eigene Trainingszustand beachtet werden. Überlastungen sind dringend zu meiden. Bei einer Einschränkung des Allgemeinzustandes sollte zudem auf Sport verzichtet werden.
Quellen
- Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
- Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
- Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
- Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. Dezember 2018
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