Tularämie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Tularämie, auch Hasenpest genannt, ist eine Infektionskrankheit, die in Skandinavien, Russland, Japan, China, USA und Kanada vorkommt. In Deutschland treten etwa zwei bis drei Fälle pro Jahr auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Tularämie?

Die Tularämie (Hasenpest) ist eine Infektionskrankheit, die vor allem durch Nagetiere übertragen wird und je nach Eintrittspforte des Erregers verschiedene Symptome an der Haut, den Augen, im Rachen, in der Lunge und im Darm hervorruft. Betroffen von der Erkrankung ist vor allem die Landbevölkerung. Der letzte Tularämieausbruch in Europa war Anfang 2000 im Kosovo. Beim Erreger Francisella tularensis gibt es vier Untertypen. Epidemiologisch können diese in zwei Gruppen unterteilt werden. Francisella tularensis biovar tularensis ist sehr ansteckend und endet unbehandelt meist tödlich. Francesca tularensis biobar holarctica ist zwar weniger ansteckend, ruft aber ähnlich schwere Krankheitsbilder hervor.

Ursachen

Die Tularämie wird durch den gram-negativen Erreger Francisella tularensis verursacht. Der Erreger findet sich in verschiedenen kleinen Säugetieren wie beispielsweise Hasen, Kaninchen, Mäusen, Eichhörnchen oder Ratten. Auch in der Umwelt, also in Wasser und Erde, ist Fransicella tularensis vorhanden. Tiere infizieren sich meist durch Kontakt mit kontaminiertem Wasser, kontaminierter Erde oder durch Parasiten wie Zecken, fFiegen oder Mücken.

Bei Zeckengefahr muss man sich gut durch Sprays o. Ä. schützen. Denn ein Biss allein reicht, damit die Parasiten in den Blutkreislauf des Menschen eindringen können.

Menschen infizieren sich mit der Erkrankung in der Regel durch Haut- oder Schleimhautkontakt mit kontagiösem Tiermaterial. Denkbare Infektionsquellen sind der Verzehr von nicht ausreichend erhitztem (Hasen-)Fleisch, das Trinken von kontaminiertem Wasser oder Inhalation von infektiösem Staub (zum Beispiel aus Stroh oder Heu). Der Erreger kann auch durch blutsaugende Parasiten wie Zecken, Fliegen oder Mücken übertragen werden. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel drei bis fünf Tage, ist aber abhängig von der Virulenz des Erregers. Die Spannbreite liegt bei einem Tag bis zu drei Wochen. Die Infektionskrankheit kann nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Tularämie (Hasenpest):

Die Erkrankung beginnt mit unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Fieber, Schüttelfrost Muskelschmerzen und Schwäche. Je nach Erregertyp und nach Eintrittspforte können die Symptome der Tularämie sehr unterschiedlich sein. Fast immer kommt es aber zu einer regionalen Lymphknotenschwellung. Generell können zwei Verlaufsformen unterschieden werden, die sich ihrerseits wieder in unterschiedliche Formen unterteilen.

Bei der äußeren Form zeigen sich die Symptome nur an den äußeren Körperstrukturen. An der Eintrittsstelle entstehen kleine Geschwüre und es kommt zu einer Entzündung und später zu einer eitrigen Einschmelzung des Geschwürs. Man spricht hier auch von einer kutaneoglandulären Form. Die okuloglanduläre Form führt zu einer eitrigen Bindehautentzündung mit Lidschwellung. Die oropharyngeale Form ist gekennzeichnet durch Geschwüre im Mund- und Rachenraum.

Bei der inneren Verlaufsform sind die inneren Organe wie Leber, Milz oder Darm beteiligt. Diese Verlaufsform entsteht entweder durch eine Erregerstreuung über den Blutweg oder durch die Inhalation des Erregers. Die pulmonale Form zeigt sich als Lungenentzündung (Pneumonie) mit begleitender Lungenfellentzündung. Bei der abdominalen Form kommt es zu einer Darmentzündung mit Durchfall und Bauchschmerzen.

Die typhöse Form verläuft mit Fieberschüben und die Patienten leiden unter Bewusstseinsstörungen. Organe sind nicht betroffen. Bei rechtzeitiger Therapie ist die Prognose der Tularämie gut. Die Erkrankung hinterlässt eine lang dauernde Immunität.

Diagnose

Die Symptome der Tularämie sind eher unklar, sodass die Diagnose selten allein aufgrund des klinischen Bildes gestellt werden kann. Zur sicheren Diagnosestellung ist ein direkter Erregernachweis nötig. Aufgrund der hohen Kontagiosität wird die Diagnostik nur in Speziallaboratorien durchgeführt. Der Erregernachweis erfolgt entweder aus Blut, Abstrichen oder Biopsien. Möglich ist auch ein Nukleinsäure-Nachweis oder ein Antigen-Nachweis. Möglicherweise kann die Diagnose durch einen hohen Antikörpertiger bestätigt werden.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der Tularämie erfolgt mit Antibiotika. Bevorzugt werden Streptomycin, Gentamicin, Doxycyclin und Ciproflocaxin gegeben. Gegenüber Penicillin und Sulfonamiden bestehen Resistenzen. Einige Stämme von Francisella tularensis sind auch gegen andere Antibiotika resistent, sodass eine Resistenztestung der Erreger vor der Therapie empfohlen wird.



Vorbeugung

Gegen die Tularämie ist ein attenuierter Lebensimpfstoff erhältlich. Attenuierte Lebensimpfstoffe enthalten lebende aber abgeschwächte (attenuierte) Erreger. Der Impfstoff ist derzeit in Deutschland nicht erhältlich. Ist eine Exposition wahrscheinlich, zum Beispiel nach Kontakt im Labor, so sollte möglichst innerhalb von 24 Stunden eine medikamentöse Prophylaxe eingeleitet werden.

In der Regel werden die Antibiotika Doxycyclin und Ciprofloxacin über 14 Tage gegeben. Beim Auftreten von Erkrankungsfällen Umfeld und eigener möglicher Exposition sollte ein Fieber-Monitoring über drei Wochen durchgeführt werden. Entwickelt sich in diesem Zeitraum Fieber oder eine grippeähnliche Erkrankung, so sollte ebenfalls wie oben beschrieben verfahren werden.

Der Tularämieerreger gehört auch zu den biologischen Kampfstoffen. Deswegen bestehen Pläne, anhand derer einem Ausbruch bei einem bioterroristischen Angriff vorgebeugt werden soll. Eventuell kontaminierte Personen müssen dekontaminiert werden. Zudem werden in einem solchen Falle Feinstaubmasken ausgegeben.

Um eine Infektion mit Francisella tularensis zu vermeiden, sollte Fleisch, insbesondere Hasen- und Kaninchenfleisch, nur gut durchgegart verzehrt werden. Jäger sollten vor allem beim Häuten und Ausnehmen darauf achten, dass kein Blut auf poröse oder angegriffene Haut- oder Schleimhautstellen gelangt.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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