Trachom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Trachom, auch ägyptische Körnerkrankheit genannt, ist eine bakterielle Erkrankung der Binde- und Hornhaut. Mit 500 Millionen Erkrankten ist das Trachom die häufigste Augenerkrankung der Welt.
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Was ist ein Trachom?
Als Trachom bezeichnet man eine Erkrankung der Augen, die durch den Erreger Chlamydia trachomatis vom Serotyp A bis C hervorgerufen wird. Chlamydia trachomatis ist ein gramnegatives Bakterium aus der Familie der Chlamydien. Die Erreger befallen die Zellen der Binde- und Hornhaut und verursachen dort eine Entzündung. Das Gewebe der Bindehaut schwillt an und es kommt zudem zu einer Vernarbung der Hornhaut.
Chlamydia trachomatis verursacht sonst vor allem Geschlechtserkrankungen wie Lymphogranuloma venereum oder die okulogenitale Chlamydieninfektion. Die Erkrankung ist vor allem in Entwicklungsländern mit einem eher niedrigen Hygienestandard verbreitet. Endemiegebiete finden sich in Mittel- und Südamerika, in Australien und auf den pazifischen Inseln. Auch in Afrika und Asien ist die chronisch verlaufende Erkrankung weit verbreitet. In Deutschland gibt es pro Jahr etwa zwei bis vier Krankheitsfälle. Diese werden aus dem Ausland eingeschleppt.
Ursachen
Eine Übertragung ist zudem über gemeinsam genutzte Handtücher oder Waschlappen möglich. Ferner kann die Erkrankung über Fliegen übertragen werden.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome des Trachoms:
Von der Infektion bis hin zu den ersten Symptomen vergehen in der Regel fünf bis zwölf Tage. Die Erkrankung gliedert sich in vier verschiedene Stadien. Im ersten Stadium zeigt sich eine beidseitige Bindehautentzündung (Konjunktivitis) mit typischen Symptomen wie Lichtscheu, Brennen, Tränenfluss und Fremdkörpergefühl im Auge.
Im zweiten Stadium erscheinen auffällige Lymphfollikel auf der Bindehaut des oberen Lides. Die Lymphfollikel sind nicht an den Blutstrom angeschlossen, erscheinen gelblich bis weißlich und sind wenig erhaben.
Die Oberfläche der Bindehaut wirkt durch diese Follikel, die auch Trachomkörner genannt werden, sehr rau. Durch die Entzündung, die durch die Chlamydien im Auge hervorgerufen wird, schwillt das Oberlid an und hängt runter. Dies bezeichnet man als Ptosis trachomatosa. Die Hornhaut ist normalerweise gefäßlos und ernährt sich nur durch Diffusion. Im Verlauf des zweiten Stadiums der Trachomerkrankung können aber Blutgefäße aus der Augenbindehaut in den oberen Hornhautrand vorstoßen. Sie bilden dort den sogenannten Pannus trachomatosus.
In besonders schweren Fällen können Gefäße und eingewanderte Plasmazellen die Hornhaut komplett bedecken. Hier spricht man von einem Plasmom. Im dritten Stadium findet die Einschmelzung der Lymphfollikel statt. Sie platzen und geben Eiter frei. Die so entstehenden kleinen Verletzungen heilen nach längerer Zeit unter Narbenbildung ab. Im vierten Stadium ziehen sich die Narben, die im dritten Stadium entstanden sind, zusammen. Dadurch wird der obere Lidrand nach innen in Richtung Augapfel gezogen. Da auch die Wimpern nach innen gezogen werden, scheuern sie ständig an der Hornhaut. Das Wimpernscheuern wird auch als Trichiasis bezeichnet.
Durch die so entstehende ständige Reizung der Hornhaut kommt es zu Verletzungen und Geschwürbildung auf der Hornhaut. Diese Verletzungen der Hornhaut heilen dann wiederum narbig ab. So entwickeln sich im Krankheitsverlauf immer wieder neue Verletzungen und daraus neue Narben. Die zahlreichen Narben auf der Hornhaut beeinträchtigen das Sehvermögen erheblich.
Die Prognose der ägyptischen Körnerkrankheit ist abhängig davon, in welchem Stadium die Infektion diagnostiziert wird. Startet die Behandlung des Trachoms schon in einem frühen Stadium, so ist die Prognose gut. Wird die Erkrankung lange nicht behandelt und treten im Laufe der Jahre immer wieder Rezidive auf, so verschlechtert sich die Prognose deutlich. Ohne Therapie erblinden die Erkrankten früher oder später komplett.
Diagnose
Erste Hinweise auf die Erkrankung liefern bereits die typischen Symptome des Trachoms. Die Sicherung der Diagnose erfolgt durch eine bakteriologische Untersuchung von Bindehautabstrichen. In Deutschland wird die Diagnostik in Speziallaboren durchgeführt. Insbesondere muss eine Differenzialdiagnose zu Augeninfektionen durch Viren oder Chlamydia trachomatis der Serogruppen D bis K erfolgen. Dafür ist auch ein Antikörpernachweis von Einschlusskörpern im Sekret der Bindehaut erforderlich.
Behandlung und Therapie
Zur Therapie des Trachoms werden Antibiotika eingesetzt. Dazu kommen sowohl lokale als auch systemische Antibiotika zum Einsatz. Gängige Antibiotika zur Trachombehandlung sind Makrolide oder Tetracycline. Auch Azythromycin oder Erythromycin können verwendet werden. Die Antibiotikatherapie muss in der Regel über zwei Monate fortgesetzt werden. In einigen Fällen kann eine chirurgische Therapie erforderlich sein.
Vorbeugung
Um eine Weiterverbreitung in Deutschland bei eingeschleppten Krankheitsfällen zu verhindern, ist die Einhaltung krankenhaushygienischer Vorschriften obligat. Nur so können nosokomiale Infektionen mit Chlamydia trachomatis verhindert werden.
Quellen
- Grehn F.: Augenheilkunde. Springer Verlag. 30. Auflage 2008
- Lang, G.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014
- Wutta, H.P., Brucker, K.: Theorie und Praxis der Augen-Akupunktur. Hippokrates Verlag, Stuttgart 2014
- Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2012
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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