Thyreostatika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Thyreostatika sind Medikamente, die zur Therapie von Schilddrüsenüberfunktion und Morbus Basedow eingesetzt werden. Zudem wurden sie früher als Masthilfsmittel verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Thyreostatika?

Thyreostatika hemmen die Schilddrüse] durch verschiedene Wirkmechanismen in ihrer Produktion von Hormonen. Durch eine vermehrte Hormonbildung bei einer Überfunktion des Organs können Symptome wie Gewichtsverlust, starkes Schwitzen und Herzrhythmusstörungen auftreten. In vielen Fällen ist eine medikamentöse Therapie dann nicht mehr zu umgehen. Weitere Behandlungsmöglichkeiten der Schilddrüsenüberfunktion sind die Radiojodtherapie oder eine Operation. Die Dosierung der Medikamente wird eingeschlichen und nach regelmäßigen Blutwertkontrollen individuell angepasst. Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich und sollten mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Thyreostatika sind Arzneimittel die zur Therapie von Hyperthyreose eingesetzt werden. Hyperthyreose ist eine Überfunktion der Schilddrüse. Die Produktion von Hormonen des Organs ist krankhaft erhöht. Dem Körper steht daher ein Überangebot an Schilddrüsenhormonen zur Verfügung. Die darauffolgenden Symptome reichen von übermäßiger Schweißproduktion, über einen beschleunigten Herzschlag, Nervosität, Gewichtsabnahme bis hin zu Zittern. Thyreostatika wurden in der Tierproduktion als Masthilfsmittel verwendet. Heutzutage ist dies in der Europäischen Union verboten.

Wirkung und medizinische Anwendung

Thyreostatika hemmen die Produktion von Schilddrüsenhormonen und kommen in der Medizin zur Behandlung von Schilddrüsenüberfunktionen zur Anwendung. Ein weiteres Indikationsgebiet ist Morbus Basedow. Die Autoimmunerkrankung ist häufig durch eine Schilddrüsenüberfunktion, die Bildung eines Kropfes, auch Struma genannt, sowie einer Erkrankung der Augenhöhle gekennzeichnet. Da eine Schilddrüsenüberfunktion auch durch eine kontinuierlich zu hohe Jodzufuhr ausgelöst werden kann, ist die jodinduzierte Hyperthyreose ein weiteres Behandlungsfeld.

Thyreostatika bremsen die Schilddrüse indem sie die Produktion von Schilddrüsenhormonen hemmen. Eine weitere Wirkweise ist die Hemmung des Jodtransports in die Zellen des Organs. Ziel einer Therapie mit Thyreostatika ist es, die Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut wieder auf ein normales Level einzupendeln. Bei richtiger Behandlung sollten sich die Symptome wie Haarausfall, starkes Schwitzen und ein ungewollter Gewichtsverlust wieder einstellten. Zudem sollten mögliche Rhythmusstörungen des Herzens verschwinden. Das medizinische Fachgebiet welches sich mit Erkrankungen der Schilddrüse beschäftigt wird Endokrinologie bezeichnet. Bei einer bestehenden Überfunktion der Schilddrüse sollte bei jodhaltigen Arzneimitteln Vorsicht geboten sein. Zudem sollte auf jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel und algenhaltige Gerichte möglichst verzichtet werden.

Formen und Gruppen

Je nach Wirkprinzip werden verschiedene Arten von Thyreostatika unterschieden. Thiamazol (Thiamauol®, Thyrozol®, Favistan®) und Carbimazol (Carbimazol®, Neo-Thyreostat®)sind Wirkstoffe, welche die Synthese der Schilddrüsenhormone hemmen. Sie sind Mittel der 1. Wahl in der medikamentösen Therapie von Hyperthyreose. Wenn jedoch unter den Wirkstoffen Thiamazol und Carbimazol zu starke Nebenwirkungen auftreten, wird häufig der Wirkstoff Propylthiouracil, kurz PTU (Propycil®) gegeben. Natrium-Perchlorat ist ein weiterer Wirkstoff zur Behandlung von Schilddrüsenüberfunktionen. Er verhindert die Aufnahme von Jodid in die Schilddrüse. Die Folge ist die Hemmung der Produktion von Schilddrüsenhormonen. Wirkstoffe, welche die Freisetzung von Schilddrüsenhormonen hemmen werden zudem eingesetzt.

Dosierung

Die Dosierung ist abhängig von der Schwere und der Ursache der Schilddrüsenüberfunktion. Die Dosierung sollte mit dem Arzt und Apotheker abgesprochen und eingehalten werden. Gerade zu Anfang der Therapie sind regelmäßige Blutbildkontrollen alle zwei bis vier Wochen sinnvoll. Nach einiger Zeit können die Blutabnahmen alle sechs bis zehn Wochen stattfinden. Die Dosierung wird je nach Blutwerten weiter erhöht oder erniedrigt.

Arzneimittel sollten nicht selbst sondern immer in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt abgesetzt werden. Andernfalls kann die Stoffwechsel-Situation stark ins Wanken gebracht werden. In der Schwangerschaft sollte auf die Gabe von Thyreostatika verzichtet werden. Wenn dies nicht möglich ist, sollte die geringste Dosis verabreicht werden. Dazu sollten nicht mehr als 20 Milligramm Carbimazol und nicht mehr als 15 Milligramm Thiamazol pro Tag gegeben werden.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

In der Therapie von Schilddrüsenüberfunktionen können auch pflanzliche Thyreostatika eingesetzt werden. Dazu gehören zum Beispiel die Arzneimittel Lycoaktin M®, Thyreogutt mono®, Prothyrysat Bürger® und Thyreo-loges N®. Diese pflanzlichen Medikamente kommen in der Regel aber nur bei einer schwach ausgeprägten Hyperthyreose in Frage. Schwere Schilddrüsenüberfunktionen und Morbus Basedow sollten eher nicht damit therapiert werden.

Neben oder anstatt einer medikamentösen Behandlung ist bei einigen Patienten eine Radiojodtherapie sinnvoll. Dazu zerstört das radioaktive Jodatom das Gewebe der Schilddrüse. Die Strahlung der Therapie geht nicht mehr als einen Millimeter tief und beschränkt sich auf das Schilddrüsengewebe. Daher sind die Nebenwirkungen dieser Behandlung sehr schwach ausgeprägt. Zudem kann durch einen operativen Eingriff die Masse des zu aktiven Schilddrüsengewebes verkleinert werden.


Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Ein Thyreostatikum kann unterschiedliche Nebenwirkungen haben. Neben Veränderungen des Blutbildes sind allergische Reaktionen des Körpers mit einhergehendem Juckreiz möglich. Weiterhin besteht die Gefahr, eine Schilddrüsenunterfunktion zu entwickeln. Thyreostatika können zudem Magen-Darm-Beschwerden auslösen. Eine weitere Nebenwirkung ist die Entwicklung eines Strumas, einer Vergrößerung der Schilddrüse.

Gelegentlich auftretende Nebenwirkungen sind Gelenk- und Muskelschmerzen. Selten bis sehr selten sind Leberschädigungen als Nebenwirkung beschrieben worden. Wechselwirkungen sind unter anderem mit sogenannten polyvalenten Kationen wie Aluminium, Eisen und Kalzium möglich. Vor der medikamentösen Therapie sollte dem Arzt mittgeteilt werden, ob diese Mittel eingenommen werden. Dazu gehören zum Beispiel Eisensupplemente. Zudem sollte bei der Einnahme von Thyreostatika auf die Zufuhr von stark kalziumhaltigen Mineralwasser verzichtet werden.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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