Schmerzen im Gesicht
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Schmerzen im Gesicht sind schmerzhafte Empfindungen und kommen relativ häufig vor. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Nervenschmerzen über Erkrankungen des Kiefers oder der Zähne bis hin zu Gürtelrose, Multiple Sklerose oder einem Hirntumor.
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Was sind Schmerzen im Gesicht?
Schmerzen an Wangen, Kiefer, Schläfen, im Bereich der Ohren, Augen, Nase und des Mundes sowie an Gesichtsmuskeln und –haut werden als Gesichtsschmerzen bezeichnet. Je nach zugrundeliegender Erkrankung können die Gesichtsschmerzen nur eine oder beide Gesichtshälften betreffen, an bestimmten Nerven entlang verlaufen oder nur in einzelnen Bereichen um die Augen, den Mund oder die Nase auftreten.
Teilweise bilden sich in diesem Zusammenhang auch Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen heraus. Zu den häufigsten Formen der Gesichtsschmerzen zählen die Trigeminusneuralgie und der anhaltende idiopathische Gesichtsschmerz. Als Trigeminusneuralgie werden plötzlich einsetzende, extrem starke und stechende Nervenschmerzen bezeichnet, die meist nur wenige Sekunden anhalten.
Idiopathische Gesichtsschmerzen treten erst unregelmäßig, im weiteren Verlauf täglich auf, besitzen nicht die Merkmale einer Neuralgie und sind nicht auf andere Erkrankungen zurückzuführen. Die brennenden, bohrenden Schmerzen deuten auf eine akute Entzündung hin, ohne dass sich krankhafte Veränderungen an Gesicht, Kiefer und Zähnen nachweisen lassen. Mitunter lässt sich trotz zahlreicher Untersuchungen keine körperlichen Quelle für die Gesichtsschmerzen ausmachen: Mediziner bezeichnen diese Form als idiopathische Gesichtsschmerzen.
Ursachen
Aber auch andere Erkrankungen wie Multiple Sklerose, die zu einer Entzündung des Nervs führen, oder Nerventumore können die extremen Gesichtsschmerzen verursachen (symptomatische Trigeminusneuralgie). Betroffen sind die Bereiche des Gesichts, die der Trigeminusnerv versorgt: Der Nervenknoten zweigt sich nach seinem Austritt aus der Schädelbasis in drei Hauptäste auf, von denen der erste Ast Empfindungen von Stirn, Stirnhöhle und Augen, der zweite Ast solche von Oberkiefer (einschließlich der Zähne) und Wange und der dritte Ast die der Unterkieferregion an das Gehirn übermittelt.
Als weitere Ursache für akute oder chronische Gesichtsschmerzen kommt eine Gürtel- oder Gesichtsrose in Betracht. Das Virus verbleibt auch nach überstandener Herpesinfektion in den Nervenknoten und kann eine postherpetische Zosterneuralgie auslösen. Auch Fehlstellungen der Zähne oder Kiefer, tiefe Zahnkaries sowie Entzündungen des Zahnfleisches oder der Zahnwurzel können ursächlich für Gesichtsschmerzen sein.
Lassen sich für andauernde Gesichtsschmerzen keine Grunderkrankungen oder sonstigen Ursachen ausmachen, kommen psychologische oder psychosomatische Störungen in Betracht. Der anhaltende idiopathische Gesichtsschmerz kann auch eine Spätfolge einer bereits verheilten Verletzung oder Operation im Bereich des Gesichts sein.
Krankheiten
- psychosomatische Störung
Wann zum Arzt?
Schmerzen im Gesicht können aus sehr unterschiedlichen Gründen auftreten. Nicht bei allen Ursachen muss ein Arzt aufgesucht werden. Oft treten die Schmerzen im Gesicht bei Kratzern oder Pickeln auf und verheilen relativ schnell. Sollten die Schmerzen aufgrund von Schürfwunden oder Prellungen nach einem Unfall auftreten, so sollte ein Arzt konsultiert werden. Damit können Folgeschäden und Wunden vermieden werden. Außerdem besteht bei blutenden Wunden auch die Gefahr einer Infektion, die unbedingt vermieden werden muss.
Ebenso können die Schmerzen im Gesicht durch Zahnschmerzen oder durch Schmerzen im Kiefer auftreten. Hier sollte auf jeden Fall die Behandlung durch einen Arzt stattfinden. In den meisten Fällen verschwinden diese Schmerzen nicht von alleine und müssen entweder mit Medikamenten oder operativ behandelt werden.
Auch Herpes kann zu Schmerzen im Gesicht führen. Hierbei muss ein Arzt nur dann aufgesucht werden, wenn der Herpes nicht von alleine verschwindet und über mehrere Tage anhält. In den meisten Fällen verheilt er allerdings relativ schnell und hinterlässt keine Wunden. Ein Arzt muss auch dann aufgesucht werden, falls aufgrund der Schmerzen im Gesicht kein gewöhnlicher Alltag mehr möglich ist. Hier kann es sich um eine schwerwiegende Erkrankung handeln.
Diagnose und Verlauf
Um die Ursache der Schmerzen im Gesicht zu ergründen und eine erfolgreiche Therapie einzuleiten, bedarf es zunächst eines ausführlichen Anamnesegesprächs, bei dem Art, Ort und Dauer der Beschwerden genau beschrieben werden. Weitere Untersuchungen werden anschließend in der Regel von Fachärzten übernommen.
Zur Bestimmung einer Trigeminusneuralgie wird eine Kernspin- oder Computertomographie veranlasst, um möglicherweise bestehende Tumore und Verletzungen zu erkennen. Bluttests und gegebenenfalls eine Untersuchung der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit geben Aufschluss über mögliche Nervenschäden.
Deutet die Beschreibung der Gesichtsschmerzen auf eine Fehlfunktion im Zahn- oder Kieferbereich hin, bedarf es weiterer zahnärztlicher oder kieferorthopädischer Untersuchungen. In der Regel wird der Kieferbereich geröntgt, um die Diagnose zu sichern. Besteht der Verdacht auf idiopathische Gesichtsschmerzen müssen alle anderen möglichen Ursachen für die schmerzhaften Empfindungen im Gesicht ausgeschlossen werden.
Da operative Eingriffe den idiopathischen Gesichtsschmerz verstärken würden, sind gründliche nicht-invasive Untersuchungen notwendig: Neben einem zahnärztlichen- und kiefernorthopädischen Check up wird auch der Hals-Nasen-Ohren-Bereich gründlich überprüft. Röntgenbilder von Gesicht und Kiefer sowie eine Computer- oder Kernspintomografie des Schädels zeigen, ob Auffälligkeiten auf eine Grunderkrankung hinweisen oder nicht.
Komplikationen
Schmerzen im Gesicht können natürlich aus vielen verschiedenen Gründen auftreten. Aus diesem Grund sind die unterschiedlichen Komplikationen ebenso vielseitig. Wurden die Schmerzen im Gesicht durch eine äußere Gewalteinwirkung hervorgerufen, so kann es du diversen Komplikationen kommen. Häufig treten in diesem Zusammenhang Kopfschmerzen auf, die im schlimmsten Fall sogar auf eine Gehirnerschütterung hindeuten können. Natürlich können auch Knochenbrüche im Gesicht entstehen, die zwingend ärztlich versorgt werden müssen.
Liegt eine Nasennebenhöhlenentzündung vor, so äußern sich diese ebenfalls durch Schmerzen im Gesicht. Vorwiegend treten die Schmerzen im Nasenbereich auf, die gleichzeitig ein unangenehmes Druckgefühl verursachen.
Zahnschmerzen sind ebenfalls eine häufige Ursache für Schmerzen im Gesichtsbereich. Dabei kann es zu unterschiedlichen Komplikationen kommen, wie zum Beispiel Zahnfleischbluten, starken Kopfschmerzen oder sogar Gleichgewichtsstörungen.
Liegt die Ursache in einer Fehlstellung der Zähne, so kann es unter Umständen zu Komplikationen bei der Nahrungsaufnahme kommen. Dies kann wiederum zu einem Gewichtsverlust führen, sodass ein Besuch bei einem Zahnarzt bzw. Kieferchirurgen unerlässlich ist. Prinzipiell können noch weitere Komplikationen in Verbindung mit Schmerzen im Gesicht auftreten. Die Bandbreite ist in diesem Zusammenhang allerdings so breit, dass auf einzelne Krankheitsbilder nur bedingt eingegangen werden kann.
Behandlung und Therapie
Bei einer Trigeminusneuralgie wird zunächst mit Medikamenten therapiert. Da eine klassische Schmerztherapie mit Analgetika, die ihre Wirkung erst nach etwa 30 Minuten entfalten, nicht zielführend ist, kommen vor allem Antiepileptika zum Einsatz, die Schmerzattacken wirksam vorbeugen. Seltener werden chirurgische Eingriffe durchgeführt, bei denen entweder der gereizte Nerv entlastet oder die Schmerzleitung am Nervenknoten ausgeschaltet wird. Mit einem Gamma-Knife oder einem Cyber-Knife wird bei diesem Verfahren Strahlenenergie präzise auf das Gewebe geschossen.
Mögliche Folgen können Gefühls- und Hörstörungen oder Sehprobleme sein. Steht die Diagnose anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerz fest, können trizyklische Antidepressiva bei der Schmerzlinderung und Stimmungsaufhellung helfen. Akupunktur oder eine elektrische Stimulation der Nerven wirkt sich mitunter positiv auf die Gesichtsschmerzen aus.
Da eine dauerhafte Heilung in der Regel nicht gelingt, empfehlen Neurologen den Betroffenen eine Verhaltenstherapie, in der sie mit den Schmerzen umzugehen und Ängste abzubauen lernen. Dort werden ihnen auch Strategien zur Stressbewältigung und Entspannung aufgezeigt.
Vorbeugung
Es gibt keine sicheren Methoden zur Vorbeugung von Gesichtsschmerzen. Empfehlenswert ist es, Stress zu vermeiden und regelmäßig die Muskeln zu entspannen. Ein gesunder Lebensstil mit viel körperlicher Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung und wenig Alkohol wirken sich positiv auf Körper und Seele aus.
Um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen, sollten Vorsorgeuntersuchungen mindestens einmal jährlich wahrgenommen werden. Bestehen bereits Gesichtsschmerzen, können Medikamente die Beschwerden lindern. Zusätzlich können Betroffene in einer Verhaltenstherapie lernen mit den Gesichtsschmerzen umzugehen.
Quellen
- Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
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