Trigeminusneuralgie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Schädigungen an den Nerven des Gesichts können starke Schmerzen auslösen. Zu den häufigsten Formen zählt die Trigeminusneuralgie, die heftigste, meist einseitige Schmerzen in Nase, Wangen, Kinn sowie Ober- und Unterkiefer auslöst.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Trigeminusneuralgie?

Der Trigeminusnerv teilt sich in drei Äste und ist für Empfindungen im Gesicht wichtig. Eine Schädigung des Nervs ist sehr schmerzhaft.

Als Trigeminusneuralgie werden plötzlich auftretende, typischerweise nur wenige Sekunden andauernde, extrem starke Gesichtsschmerzen bezeichnet, die in der Regel nur eine Gesichtshälfte betreffen. Verantwortlich für Gefühlsempfindungen im Gesicht ist der Trigeminusnerv, ein Nervenknoten, der sich in drei Hauptäste aufteilt.

Liegt eine Reizung oder Schädigung des ersten Astes vor, treten Schmerzen im Bereich von Stirn, Stirnhöhle und Auge auf. Wange und Oberkiefer (einschließlich der Zähne) sind bei Irritationen des zweiten Astes betroffen. Eine Beeinträchtigung des dritten Astes führt zu schmerzhaften Empfindungen in der Unterkieferregion. In der Regel erkranken Betroffene nach dem 50. Lebensjahr an der klassischen Trigeminusneuralgie.

Ursachen

Ursächlich für die Trigeminusneuralgie ist eine Schädigung oder Irritation des fünften Hirnnervs, dem Trigeminusnerv. Meistens liegt ein krankhafter Gefäß-Nerv-Kontakt vor, bei dem eng benachbarte Blutgefäße auf den Nerv drücken.

Durch eine zunehmende Arterienverkalkung verdickt sich die Ader und durchdringt die isolierende Schicht zwischen Nerven und Blutgefäßen. Betroffen von der klassischen Trigeminusneuralgie, die überwiegend einseitig auftritt, sind meistens der zweite oder dritte Hauptast. Die häufig mehrmals täglich auftretenden Schmerzattacken werden von beschwerdefreien Phasen unterbrochen.

Seltener wird die Trigeminusneuralgie durch andere Erkrankung ausgelöst: Zum einen können Entmarkungserkrankungen wie multiple Sklerose zu einer Entzündung des Nervs führen. Zum anderen drücken Nerventumore oder Metastasen aufgrund des zunehmenden Raumbedarfs auf den Nerv.

Auch Durchblutungsstörungen oder eine Fehlbildung der Gefäße können die schweren Schmerzattacken auslösen, die hierbei auch beidseitig auftreten können. Bei dieser symptomatischen Trigeminusneuralgie leiden Betroffene zwischen den Scherzattacken nicht selten unter Beschwerden wie einem dumpfen Dauerschmerzgefühl.

Plötzlich auftretende Gesichtsschmerzen können Anzeichen einer Trigeminusneuralgie sein. Die Schmerzen sind auf Schädigungen des Trigeminusnerv zurückzuführen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer Trigeminusneuralgie:

Eine Trigeminusneuralgie ist gekennzeichnet durch plötzlich einsetzende, stechende, extrem starke Schmerzen, die in Phasen mehrmals täglich auftreten und oft nur wenige Sekunden bis maximal zwei Minuten anhalten. Mitunter zieht sich die Gesichtsmuskulatur während des Anfalls krampfhaft zusammen (Tic). Rötungen der betroffenen Stellen, Naselaufen sowie Speichel- und Tränenfluss sind nach einer Schmerzattacke keine Seltenheit.

Ausgelöst werden die schmerzhaften Attacken durch verschiedene Reize (Trigger) im Versorgungsgebiet des Trigeminusnervs: Neben leichten Berührungen von Wangen oder Stirn kommen auch Kauen, Schlucken, Lachen oder Zähneputzen in Betracht. In einigen Fällen genügt sogar ein Luftzug. Zu Beginn der Trigeminusneuralgie, in den ersten Wochen und Monaten, können die Anfälle bis zu hundert Mal täglich auftreten. Im Anschluss folgt nicht selten eine Phase kompletter Beschwerdefreiheit. Bei einer symptomatischen Trigeminusneuralgie wechseln sich von Beginn an die Schmerzattacken mit dumpfen Dauerschmerzen ab.

Diagnose und Verlauf

Um die Trigeminusneuralgie erfolgreich behandeln zu können, befragt der Arzt in einem ausführlichen Anamnesegespräch den Patienten zunächst ausführlich nach seinen Symptomen sowie dem Schmerzverlauf. Dann folgt eine neurologische Untersuchung, bei der das Empfindungsvermögen der betroffenen Gesichtsbereiche getestet wird. Eine anschließende Magnetresonanztomographie des Kopfes gibt Aufschluss darüber, ob die Trigeminusneuralgie durch einen Tumor, ein Blutgefäß oder eine Entmarkungskrankheit ausgelöst werden.

Bei bestehendem Verdacht auf multiple Sklerose werden Bluttests sowie eine Lumbalpunktion angeordnet, bei der Rückenmarksflüssigkeit aus dem Wirbelkanal entnommen und analysiert wird. Um bei unklaren Beschwerden herauszufinden, ob eine Trigeminusneuralgie oder doch eine Erkrankung vorliegt, können zusätzlich orthopädisch, kieferorthopädische, zahnärztliche oder HNO-ärztliche Untersuchungen angeordnet werden.

Behandlung und Therapie

Da klassische Schmerzmittel in der Regel erst nach etwa 30 Minuten wirken, die Schmerzattacke dann aber bereits vorüber ist, werden zur Behandlung der Trigeminusneuralgie Antiepilektika eingesetzt. Diese Medikamente wirken sich bei regelmäßiger Einnahme auf die Erregbarkeit und Leistungsfähigkeit der schmerzenden Nerven aus und beugen so den Schmerzanfällen vor. Tritt ein Gewöhnungseffekt ein, kann unter bestimmten Voraussetzungen durch eine Operation eine Entlastung des Nervs (Dekompression) oder eine Ausschaltung der Schmerzleitung am Nervenknoten erreicht werden.

Bei symptomatischer Trigeminusneuralgie und jüngeren Patienten wird ein klassisches Operationsverfahren angewendet, bei dem der Arzt nach Öffnung des Schädelknochens am Hinterkopf ein Kunststoff- oder Teflonschwämmchen zwischen Arterie und Nerv platziert, um den Druck auf den Nerv zukünftig auszuschalten.

Sind ältere oder sehr kranke Menschen von der Trigeminusneuralgie betroffen, wird die perkutane Thermokoagulation angewendet. Dabei gibt eine durch die Haut geschobene Sonde Hitze ab, die auf die Schmerzfasern des Trigeminusnervs einwirkt und diese dadurch zerstört.

Eine schonende Möglichkeit, die Trigeminusneuralgie operativ zu behandeln, bieten radiochirurgische Verfahren. Dabei wird der Trigeminusnerv nah am Hirnstamm mittels Gamma-Knife oder Cyber-Knife mit einer hohen Dosis radioaktiver Strahlung beschossen. Nebenwirkungen gibt es hierbei kaum, allerdings ist auch die Erfolgsrate am niedrigsten.

Da die Trigeminusneuralgie aufgrund der extremen Schmerzen, die durch kleinste Berührungen oder einen Windhauch ausgelöst werden, eine große psychische Belastung darstellt, kann der Besuch einer Selbsthilfegruppe dabei helfen, den Umgang mit der Trigeminusneuralgie zu lernen.


Vorbeugung

Gezielte Maßnahmen zur Vorbeugung einer Trigeminusneuralgie gibt es nicht. Bei bestehenden Nervenschmerzen ist der Gang zum Arzt ein absolutes Muss, um durch eine geeignete Therapie die Schmerzanfälle zu lindern oder vollständig zu verhindern. Des Weiteren beugen eine gesunde, ausgewogene Ernährung und viel Sport Arteriosklerose vor, die als ein Auslöser der Trigeminusneuralgie gilt.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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