Rachenmandel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Im Hals- und Rachenbereich befinden sich verschiedene Mandeln, die zusammen für Immunabwehr im Hals und Rachen zuständig sind. Eine dieser Mandeln ist die Rachenmandel.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Zusammen mit den Gaumenmandeln, der Zungenmandel und Tubenmandel gehört die Rachenmandel zur körpereigenen Immunabwehr und ist für den Hals-/Rachenbereich zuständig.

Alle Mandeln (Tonsillen) haben bestehen aus weichem, lymphatischem Gewebe, in dem weiße Blutkörperchen angesiedelt sind und bei Bedarf gebildet werden, um Krankheitserreger in diesem Bereich abzuwehren. Die Oberfläche der Mandeln ist durch kleine Spalten zerklüftet ist, in denen sich sammeln Essensreste und Bakterien sammeln, die im Falle eines Infekts von den weißen Blutkörperchen aufgespürt und bekämpft werden.

Die Rachenmandel dient wie die anderen Mandeln zur Immunabwehr. In allen Mandeln sind weiße Blutkörperchen angesiedelt.

Anatomie

Die Rachenmandel befindet sich in der Mitte der hinteren Rachenwand im Bereich des Zäpfchens und ist, anders als die Gaumenmandeln weiter vorn, bei offenem Mund nicht zu sehen. Sie gehört zusammen mit den Gaumenmandeln, der Zungenmandel und Tubenmandel zum Waldeyerschen oder auch lymphatischen Rachenring.

Es handelt sich dabei nicht konkret um einen Ring, sondern um eine ringförmige Ansammlung der Mandeln, die den Bereich überwachen, über den der Atem und die Nahrung in den Körper gelangen. Alle Mandeln enthalten weiches, lymphatisches Gewebe, das an der Oberfläche etwas zerklüftet aussieht, weil es von kleinen Spalten (Krypten) durchsetzt ist, in denen sich Essensreste und Bakterien sammeln, die von den weißen Blutkörperchen aufgespürt und bekämpft werden.

Bei Bedarf kann sich dieses Gewebe vergrößern, um die Abwehr zu verbessern. Die Rachenmandel spielt im Gegensatz zu den Gaumenmandeln aber eine untergeordnete Rolle bei der Abwehr von Bakterien. Auch die Zerklüftung bei der Rachenmandel ist weniger stark.

Bei kleinen Kindern sind Gaumenmandeln und Rachenmandel meistens etwas vergrößert, in der Pubertät bildet sich diese Vergrößerung langsam zurück. Bei Erwachsenen sind die Gaumenmandeln relativ klein und die Rachenmandel hat sich fast zurückgebildet.

Funktion

Die Hauptaufgabe der Rachenmandel besteht in der Unterstützung der Immunabwehr im Bereich des lymphatischen Rachenrings. Besonders im Kindesalter spielen die Mandeln bei der Immunabwehr eine große Rolle, weil die Immunabwehr trainiert werden muss. In dieser Zeit sind die Mandeln häufig vergrößert und es kommt leichter zu Mandelentzündungen.

Etwa ab 8 Jahren, spätestens in der Pubertät, geht die übermäßige Aktivität der Mandeln wieder zurück, bleibt aber in kleinerem Umfang bis zum Lebensende bestehen. Die Rachenmandel ist hauptsächlich für Krankheitserreger zuständig, die über die Nase in den Körper eindringen.

Dadurch, dass sie weniger zerklüftet ist als die Gaumenmandeln, hat sie den Vorteil, dass sich bei ihr nicht so leicht Bakterien ansammeln können. Dadurch ist sie in den meisten Fällen auch weniger durch Entzündungen belastet. Im Kindesalter kommen Kinder häufig ständig mit neuen Krankheitserregern in Kontakt, dadurch wird das lymphatische Gewebe angeregt, sich zu vergrößern, um besser Krankheitserreger abwehren zu können.

Durch die Schwellungen der Mandeln kann es zu Beeinträchtigungen im Hals-/Nasen-/Rachenbereich wie einer behinderten Nasenbelüftung und einem behinderten Schleimabfluss kommen, was zu einer Häufung von Infekten führen kann. In den meisten Fällen hören diese Probleme spätestens in der Pubertät auf, weil sich die Mandeln verkleinern.


Erkrankungen

Zu den häufigsten Erkrankungen und Beschwerden gehört eine stark vergrößerte Rachenmandel, landläufig auch als Polypen bezeichnet. Diese Vergrößerung verläuft meistens ohne Schmerzen und es reicht, sie zunächst nur zu beobachten. Leichte Vergrößerungen sind im Kindesalter normal und bilden sich in den meisten Fällen von allein wieder zurück. Das Immunsystem trainiert auf diese Weise die Funktion der Mandeln.

Wenn die Rachenmandel allerdings stark vergrößert ist, kommt es zu einer Behinderung dere Nasenatmung und durch die überwiegende Mundatmung können Krankheitserreger leichter in den Rachenraum eindringen. Dadurch werden häufige grippale Infekte begünstigt, die wiederum die Mandeln anschwellen lassen. Ein Hinweis auf vergrößerte Rachenmandel kann nächtliches Schnarchen bei Kindern sein.

Ein weiteres Problem ist, dass die vergrößerte Rachenmandel die Öffnung zum Mittelohr verlegt und zu einer Schwerhörigkeit führt, die im Kleinkindalter auch die Sprachentwicklung beeinträchtigen kann. Aber auch ältere Kinder können unter der Höreinschränkung leiden. Neben der behinderten Nasenatmung und den Höreinschränkungen kann eine vergrößert Rachenmandel auch häufige Mittelohrentzündungen begünstigen, weil sie die Öffnung zum Mittelohr blockiert, und in manchen Fällen einen Paukenerguss verursachen.

Bei derartigen Beschwerden sollte unbedingt ein HNO-Arzt aufgesucht werden, u. U. ist eine Entfernung der Rachenmandel notwendig, in schlimmeren Fällen auch das Einsetzen von Paukenröhrchen zur besseren Belüftung für ein paar Monate. Da die Rachenmandel für das Immunsystem eine untergeordnete Rolle spielt, ist eine Entfernung ohne Probleme möglich und kann in vielen HNO-Praxen auch ambulant durchgeführt werden.

Die Ursachen für die Wucherung der Rachenmandel konnten bisher nicht geklärt werden. Es scheinen eine genetische Veranlagung und eine Häufung von grippalen Infekten eine Rolle zu spielen. Darüber hinaus wird auch eine Fehlernährung, z. B. durch zu viel kohlenhydratreiche Kost, diskutiert, besonders vor dem Hinblick, dass es bei Beibehaltung dieser Kost erneut zu Wucherungen kommen kann, die dann wieder entfernt werden müssen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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