Pilzallergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Pilze gelten als beliebte Lebensmittel, die allerdings nicht von allen Menschen vertragen werden. Neben Pilzunverträglichkeiten spielen hier auch echte Pilzallergien eine große Rolle. Oftmals unterscheiden sich die Symptome von Pilzunverträglichkeit und Pilzallergie kaum voneinander. Das schnelle Auftreten von unterschiedlichen Symptomen nach einer Pilzmahlzeit spricht jedoch für eine Pilzallergie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Pilzallergie?

Landläufig wird von einer Pilzallergie gesprochen, wenn nach einer Pilzmahlzeit essbarer Pilze Beschwerden auftreten, die nur einzelne Personen betreffen. Im Gegensatz zu Pilzvergiftungen treten die Reaktionen sofort, das heißt meist innerhalb von 15 Minuten nach der Pilzmahlzeit, auf. Obwohl von Pilzallergie die Rede ist, liegt allerdings nicht immer eine echte Pilzallergie vor. In manchen Fällen kann es sich auch um eine sogenannte Pilzunverträglichkeit handeln. Bei einer echten Allergie reagiert das körpereigene Immunsystem gegen die als fremd erkannten Antigene. Eine Unverträglichkeit aber ist durch einen erschwerten Abbau bestimmter Inhaltsstoffe der Pilze gekennzeichnet.

Ursachen

  Bei einer echten Pilzallergie reagiert das körpereigene Immunsystem empfindlich gegen bestimmte Pilzbestandteile. Diese werden als Antigene bezeichnet und stellen in den meisten Fällen Proteine dar. Die echte Pilzallergie entwickelt sich nach einem mehrfachen Verzehr des entsprechenden Pilzes. Dabei bildet das Immunsystem Antikörper gegen spezielle Substanzen des Pilzes. Meistens handelt es sich um eine Allergie vom Typ I. Dabei findet eine Sofortreaktion unter Bildung von IgE-Antikörpern statt. Diese vermitteln die Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Prostaglandine, Histamin und andere.

Dabei entwickeln sich die Entzündungsreaktionen, die zu den unterschiedlichen Sofortreaktionen führen. Die entsprechenden Symptome treten dann innerhalb kurzer Zeit nach dem Verzehr der Pilzmahlzeit ein. Das Spektrum an Symptomen ist so groß, dass jedoch nicht immer an eine Allergie gedacht wird. Statt einer Allergie gegen Pilze kann aber auch eine sogenannte Pilzunverträglichkeit (Idiosynkrasie) vorliegen. Dabei handelt es sich um Schwierigkeiten beim Abbau bestimmter Pilzinhaltsstoffe.

So enthalten Pilze das Kohlenhydrat Trehalose. Dieses kann durch das Enzym Trehalase im Körper zu Glukose abgebaut werden. Wenn jedoch Trehalase fehlt oder nur unzureichend vorhanden ist, wird die Pilztrehalose im Darm nicht abgebaut. Allerdings wird sie dann durch Darmbakterien unter Bildung großer Gasmengen zersetzt. Diese spezielle Pilzunverträglichkeit führt also zu Blähungen und Durchfall.

Manchmal liegen aber auch Mischformen vor. So können bestimmte Abbauprodukte, die sich nach einem unvollständigen Abbau von Pilzproteinen bilden, das Immunsystem zu Abwehrreaktionen in Form von Antikörperbildung anregen. Pilzallergien können aber auch in Form von Kontaktallergien mit Pilzsporen vorkommen. Neben Schimmelpilzsporen können auch Sporen von normalen Ständerpilzen beim Kontakt oder gar beim Einatmen zu den entsprechenden Beschwerden führen. Die Symptome unterscheiden sich dann nicht von den Symptomen eines Heuschnupfens, der durch Pollen ausgelöst wird.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer Pilzallergie:

  • Juckreiz im Mund

Pilzallergien im weitesten Sinne liegen dann vor, wenn sofort nach dem Verzehr von Speisepilzen Beschwerden bei einzelnen Personen auftreten. Dabei werden häufig Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und Durchfälle nach einer Pilzmahlzeit beobachtet. Des Weiteren kommt es häufig auch zu Juckreiz in Mund und Rachen. Manchmal ist die Haut mit der Bildung von Hautquaddeln, Pickeln und Ekzemen betroffen.

Atembeschwerden und allergisches Asthma treten ebenfalls oft auf. Unter Umständen entwickelt sich sogar ein anaphylaktischer Schock, der unbehandelt tödlich enden kann. Es müssen nicht immer alle Symptome auftreten. Findet jedoch eine wie auch immer geartete Sofortreaktion nach einer Pilzmahlzeit statt, sollte stets ein Allergologe zurate gezogen werden, um abzuklären, ob es sich um eine Allergie handelt. Bei Pilzunverträglichkeiten werden wahrscheinlich die Beschwerden des Verdauungssystems überwiegen. Allerdings sind auch hier Reaktionen von Haut und Atemwegen nicht ausgeschlossen.

Diagnose

Wenn eine heftige Reaktion nach einer Pilzmahlzeit auftritt, wird immer eine Pilzallergie vermutet. Da Pilzallergie jedoch ein allgemeiner Begriff ist und im weitesten Sinne auch auf Pilzunverträglichkeiten angewendet wird, besteht die Herausforderung darin, die genaue Ursache der Allergie oder der Unverträglichkeit zu bestimmen. Dazu muss zunächst geklärt werden, welche Pilze verzehrt wurden. Des Weiteren werden dann Allergietests auf bestimmte allergieverdächtige Inhaltsstoffe der entsprechenden Pilze durchgeführt.

Im Blut können IgE-Antikörper bestimmt werden. Da es sich auch um Substanzen handeln kann, die in anderen Lebensmitteln ebenfalls vorhanden sind, kann auch eine Anamnese dabei helfen, die auslösende Substanz zu identifizieren. Bei dieser Anamnese wird der Patient darüber befragt, bei welchen Nahrungsmitteln oder unter welchen Umständen ähnliche Symptome auftreten. Es sollte auch abgeklärt werden, ob es sich lediglich um eine Unverträglichkeit handelt. Bei Verdacht auf einen Trehalase-Mangel sollte dieses Enzym bestimmt werden.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der Pilzallergie richtet sich nach der Schwere der Symptome. Bei milder Symptomatik ist keine symptomatische Therapie notwendig. Die Beschwerden verschwinden von alleine. Allerdings sollten danach pilzhaltige Speisen strikt gemieden werden.

Ursachen eines allergisches Schocks und Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Bei heftigen Beschwerden werden Antiallergika zur Unterdrückung der Symptome verabreicht. Als Antiallergika kommen Antihistaminika, Adrenalin, Prednison, Cromoglicinsäure oder auch bestimmte pflanzliche Wirkstoffe infrage.

Bei asthmatischen Anfällen hat sich der Einsatz von Entzündungshemmern (Montelukast), Theophyllin, Salbutamol oder auch monoklonalen Antikörpern bewährt.

Im Falle eines anaphylaktischen Schocks müssen Antihistaminika, Glukokortikoide und Adrenalin durch Infusion verabreicht werden. Außerdem sind auch Infusionen zum Volumenersatz notwendig. Inwieweit auch Hyposensibilisierungen bei Pilzallergien möglich sind, muss der Allergologe entscheiden. Wenn die Beschwerden jedoch nur im Zusammenhang mit Pilzmahlzeiten auftreten, stellt der Verzicht auf Pilze und Pilzbestandteile die beste Therapie dar.


Vorbeugung

Eine direkte Vorbeugung vor der Entstehung einer Pilzallergie ist wahrscheinlich nicht möglich. Wenn die Allergie jedoch bekannt ist, sollte auf pilzhaltige Speisen strikt verzichtet werden. Deshalb muss dann bereits beim Einkauf darauf geachtet werden, ob in Fertiggerichten, Pizzen, Soßen, Suppen oder anderen Nahrungsmitteln Pilze oder Spuren von Pilzen verarbeitet wurden. Auch beim Essengehen im Restaurant sollte sich immer über eventuell enthaltende Pilzbestandteile informiert werden. Denn in schweren Fällen können auch bereits Spuren von Pilzbestandteilen zu heftigen Reaktionen führen. Unter diesen Umständen ist es auch sinnvoll, sich von einem Ernährungsberater oder einem Allergologen einen speziellen Ernährungsplan erstellen zu lassen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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