Nierenerkrankungen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. Oktober 2018Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter Nierenerkrankungen werden entzündliche oder nicht-entzündliche Krankheiten verstanden, die an den Nieren auftreten. Sie können einen akuten oder chronischen Verlauf nehmen. Nierenerkrankungen werden mitunter auch als Nephropathien bezeichnet. Allerdings ist der Begriff Nierenkrankheit gebräuchlicher, weil sich Nephropathien im klinischen Sprachgebrauch mehr auf nicht-entzündliche Leiden beziehen. Die medizinischen Fachgebiete für Erkrankungen der Nieren sind die Urologie sowie die Nephrologie.
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Was sind Nierenerkrankungen?
Die Nieren übernehmen überlebenswichtige Aufgaben im menschlichen Organismus. So sind sie verantwortlich für die Regulierung des Blutdrucks, des Säure-Basen-Gleichgewichts, des Wasserhaushalts sowie des Hormonhaushalts. Eine Nierenerkrankung kann daher umfangreiche Folgen für den Körper haben.
Die Nieren dienen als Klärwerk des Körpers. So wird u. a. das Blut von ihnen von schädlichen Stoffen gereinigt. Darüber hinaus stellen sie Hormone her, die für die Blutdruckregulierung sorgen. Allein in Deutschland benötigen ca. 80.000 Bundesbürger aufgrund einer Nierenerkrankung eine Dialyse, bei der es sich um eine regelmäßig stattfindende Blutwäsche handelt. Bei etwa 23.000 Deutschen wurde schon eine Nierentransplantation vorgenommen. Schätzungen zufolge liegt bei ungefähr zwei Millionen Deutschen eine chronische Nierenerkrankung vor. Allerdings ist nur rund ein Drittel der betroffenen Personen darüber informiert.
Ursachen
Die diabetische Nephropathie entsteht durch die ständige Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Dabei werden die Gefäße durch Ablagerungen geschädigt. Weil sie Verengungen hervorrufen, leiden die kleinen Gefäße der Glomeruli, den Nierenkörperchen, besonders unter Störungen des Blutflusses. Die Niere wird stark durchblutet. Aus diesem Grund kommt es leicht zu Schädigungen bei ihr. Da die Gefäße sich verändern, hat dies einen Anstieg des Blutdrucks in den Nierenkörperchen zur Folge. Im weiteren Verlauf erfolgen Beeinträchtigungen der Nierenfunktion, die insbesondere die Filterfunktion betreffen. So werden vom Organismus verstärkt Eiweiße über den Urin ausgeschieden, in dem ansonsten keine Proteine vorkommen.
Eine Nephropathie entsteht oftmals durch Giftstoffe. Dabei handelt es sich in der Regel um Umweltgifte wie Quecksilber, Blei, Cadmium oder Arsen, die sich in den Nieren anreichern und sie dadurch in Mitleidenschaft ziehen. Aber auch ein langjähriger Missbrauch von Medikamenten wie Acetylsalicylsäure oder Paracetamol kann eine Analgetika-Nephropathie hervorrufen. Schädigt zu hoher Blutdruck die Nieren, droht eine hypertensive Nephropathie. Erhöht sich der Kalziumspiegel im Blut, besteht die Möglichkeit einer hyperkalzämischen Nierenerkrankung.
Symptome und Verlauf
Im frühen Stadium einer Nierenerkrankung machen sich oft überhaupt keine Symptome bemerkbar. Mitunter fallen sie auch derart schwach aus, dass sie nicht registriert werden. So bringen die meisten Patienten ganz alltägliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit nicht mit einer Nierenkrankheit in Verbindung. Weil die Nieren still leiden, kann es einige Jahre dauern, bis sich Schäden an ihnen entwickeln. Weil der Alltag der Patienten durch die Nierenkrankheit kaum beeinträchtigt wird, gehen die betroffenen Personen nicht zum Arzt, wodurch sie wichtige Zeit einbüßen. So spielt die Früherkennung bei der Behandlung von Nierenerkrankungen eine entscheidende Rolle, da das geschädigte Nierengewebe verloren geht.
Erkennen lässt sich eine Nierenerkrankung meist an Urinveränderungen. So kann sich die Menge des Urins sowohl erhöhen als auch verringern. Des Weiteren kommt es zu Veränderungen bei Transparenz und Färbung des Urins. Trüber Harn gilt beispielsweise als Indiz für Proteinbeimischungen. Diese werden wiederum durch eine Nierenentzündung verursacht. Ebenso wird Blut im Urin als Hinweis auf entzündliche Prozesse der Nieren eingestuft.
Die Nieren üben Einfluss auf zahlreiche Vorgänge des Körpers aus. Daher können unterschiedliche Allgemeinsymptome auftreten wie Blutarmut, Appetitlosigkeit, Bluthochdruck, Verlust an Gewicht, Muskelkrämpfe, Schmerzen in der Brust, Wasseransammlungen, Potenzstörungen, Schwindelgefühle, Knochenschmerzen, Bewusstseinsstörungen und Schwächegefühle.
Wird eine Nierenerkrankung nicht rechtzeitig behandelt, verschlechtern sich die Funktionen des Organs immer weiter. Schließlich kann die Niere ihren wichtigen Aufgaben nicht mehr nachkommen, was lebensgefährliche Komplikationen hervorruft. Im letzten Stadium sind in der Regel eine Dialyse (Blutwäsche) sowie eine Nierentransplantation erforderlich.
Typen und Formen
Nierenerkrankungen werden in der Medizin in unterschiedliche Formen unterteilt. So kann es zu einem akuten oder chronischen Nierenversagen kommen. Ärzte sprechen in solchen Fällen von einer Niereninsuffizienz. Die Akutform bildet sich innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen, lässt sich aber wieder rückgängig machen. Bei einer chronischen Niereninsuffizienz dauert der Entstehungsvorgang dagegen länger. Auch die dauerhafte Form lässt sich mit einer entsprechenden Therapie aufhalten.
Zu den häufigsten Erkrankungen der Nieren zählen Entzündungen wie eine Pyelonephritis im Nierenbecken oder die Glomerulonephritis in den Nierenkörperchen. Ebenso sind Entzündungen des Nierengewebes möglich. Des Weiteren kann die Niere von Nierensteinen betroffen sein. Dabei lösen sich Stoffe aus dem Urin nicht komplett auf, sodass es zur Bildung von Kristallen kommt. Selten treten an den Nieren auch Zysten oder Tumore auf. Ebenfalls zu den Arten von Nierenleiden gehören systemische Erkrankungen, die die Nieren in Mitleidenschaft ziehen, wie die diabetische Nephropathie, die Gichtnephropathie oder die hypertensive Nephropathie.
Akute und chronische Nierenerkrankungen:
- Akute Niereninsuffizienz
- Gichtnephropathie
- Hypertensive Nephropathie
Einige Nierenerkrankungen sind auch erblich bedingt. Dabei handelt es sich um:
- die Zystinurie
- das Fanconi-Syndrom
- die renal-tubuläre Azidose
- das Bartter-Syndrom
- Phosphatdiabetes
Diagnose
Liegt eine Niereninsuffizienz vor, fällt der Wert meist zu niedrig aus. Eine bedeutende Rolle spielen außerdem der Kreatinin-Wert sowie die Anzahl der Leukozyten im Blut. Weitere Diagnosemethoden sind das Messen des Blutdrucks sowie das Analysieren einer Urinprobe in einem Labor. Erhärtet sich der Verdacht auf eine Nierenerkrankung, sollte die weitere Behandlung durch einen Nephrologen erfolgen, der über eine spezielle Ausbildung für Nierenleiden verfügt.
Behandlung und Therapie
Auf welche Weise die Nierenerkrankung behandelt wird, richtet sich nach deren Art und Ausmaß. Oftmals können die passenden Medikamente Abhilfe schaffen. Leidet der Patient unter einer ausgeprägten Nierenentzündung, werden Immunsuppressiva oder Glukokortikoide verabreicht. Sie sorgen für das Unterdrücken der Entzündungsreaktion.
Bewirken die Medikamente keine Besserung der Nierenkrankheit, kann eine Dialyse notwendig sein. Bei diesem Verfahren findet eine künstliche Reinigung des Blutes von toxischen Stoffen statt. Liegt zudem Bluthochdruck vor, kann die Gabe eines blutdrucksenkenden Medikaments wie ACE-Hemmer sinnvoll sein.
Aussicht und Prognose
Die Prognose einer Nierenerkrankung ist nicht immer günstig. So droht mitunter eine regelmäßige Dialyse. Im schlimmsten Fall muss die erkrankte Niere durch ein gesundes Transplantat ersetzt werden.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
- Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. Oktober 2018
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