ACE-Hemmer

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als ACE-Hemmer werden Medikamente bezeichnet, die die Aktivität des Angiotensin Converting Enzyme (ACE) blockieren. Sie stellen eine Gruppe von Antihypertensiva dar.

Inhaltsverzeichnis

Was sind ACE-Hemmer?

ACE-Hemmer kommen zur Behandlung von Bluthochdruck sowie bei chronischer Herzinsuffizienz zur Anwendung. Dabei hemmen sie das Angiotensin-konvertierende Enzym (Angiotensin Converting Enzyme). Dieses ist Bestandteil einer Kaskade, die den Blutdruck reguliert. Die Grundlage für die Herstellung von ACE-Hemmern bildete die Aufklärung der Funktion des Angiotensin-konvertierenden Enzyms durch den Mediziner Leonard T. Skeggs jr. im Jahr 1956.

Es dauerte jedoch noch bis 1970, bis der brasilianische Arzt Sergio Henrique Ferreira feststellte, dass ACE durch das Gift von Jararaca-Lanzenottern gehemmt wurde. In dem Schlangengift befand sich das Pentapeptid BPP5a. Diese wirkungsvolle Komponente ließ sich isolieren, wies jedoch eine hohe Instabilität auf. Aus diesem Grund wurde nach besseren Enzym-Inhibitoren geforscht. Bereits 1971 gelang es, mit dem Nonapeptid Teprotid ein weiteres ACE-hemmendes Mittel zu entdecken.

In den folgenden Jahren ließ sich die wirksame Teilstruktur von Teprotid und BPP5a aufklären, was zur Entwicklung von nichtpeptidischen ACE-Hemmern führte. So wurde Mitte der 70er Jahre der ACE-Hemmer Captopril entwickelt, der 1981 als erstes Medikament dieser Art therapeutische Verwendung fand. 1983 gelangte mit Enalapril ein weiterer ACE-Hemmer auf den Markt. Die ACE-Hemmer erwiesen sich als derart erfolgreich, dass es zur Herstellung einer zweiten Generation kam. Diese neuen Mittel werden seit Anfang der 90er Jahre angeboten.

Wirkung und medizinische Anwendung

Mit einem Anteil von rund 50 Prozent sind ACE-Hemmer die am häufigsten verschriebenen Antihypertensiva. Durch den Einsatz dieser Arzneistoffe lässt sich das Angiotensin-konvertierende Enzym wirksam blockieren. Dadurch bildet sich aus Angiotensin I weniger Angiotensin II, was eine Aushebelung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems in dessen Endabschnitt zur Folge hat. Durch das Angiotensin II verengen sich die Blutgefäße.

Außerdem führen die Nieren dem Kreislauf verstärkt Wasser und Natrium zu, was wiederum erhöhten Blutdruck, eine umfangreichere Konzentration an Natrium sowie ein höheres Blutvolumen nach sich zieht. Durch die Einnahme von ACE-Hemmern kann dieser Problematik jedoch entgegengewirkt werden, weil sie die Bildung von aktivem Angiotensin II bremsen, was das Absinken des Blutdrucks zur Folge hat. Die Blutgefäße verengen sich nicht mehr so stark und Kochsalz und Wasser gelangen vermehrt über die Harnwege aus dem Körper.

ACE-Hemmer wirken sich bei Herzschwäche positiv auf die Beschwerden des Patienten aus. Sogar die Sterblichkeitsrate ließ sich durch die Medikamente zurückdrängen. Daher gehören die ACE-Hemmer zu den wichtigen Herzmedikamenten bei Herzinsuffizienz und eignen sich für jedes Krankheitsstadium. Eingesetzt werden ACE-Hemmer außerdem gegen eine essentielle Hypertonie sowie zum Vorbeugen von Herzinfarkten und Schlaganfällen.

Formen und Gruppen

ACE-Hemmer lassen sich in mehrere Wirkstoffgruppen unterteilen und werden in Form von unterschiedlichen Arzneimitteln angeboten. Dazu gehört in erster Linie Captopril mit den Präparaten Lopirin®, Coronorm®, Adocor®, ACE-Hemmer ratio®, Jucapt®, Core tensobon® und Captohexal®. Weitere in Deutschland zugelassene Mittel sind Cilazapril mit Dynorm®, Benazepril mit Benzepril Hexal®, Cibacen® sowie Benazepril Beta®, Enalapril mit Xanef®, Enalapril-ratio®, Benalapril®, Enahexal®, Jutaxan® und Corvo®, Lisinopril mit Lisidigal®, Lisihexal®, Acerbon®, Lisigamma® und Coric®. Ebenfalls zu den ACE-Hemmern zählen Trandolapril mit Urik®, Spirapril mit Quadropril®, Moexipril mit Fempress®, Imidapril mit Tanatril®, Fosinopril mit Fosinorm®, Quinapril mit Accupro® sowie Ramipril mit Ramicard® und Delix®.

Dosierung

Bei der Dosierung der ACE-Hemmer ist darauf zu achten, dass die Therapie langsam begonnen wird. So sollte die Dosis zunächst niedrig angesetzt werden und sich im weiteren Verlauf kontinuierlich steigern. Mit diesem Vorgehen lässt sich auch möglichen unerwünschten Nebeneffekten entgegenwirken. Nachdem die erste Dosis gegeben wurde, empfiehlt sich das Überwachen des Patienten für zwei Stunden. Das Gleiche gilt bei einer Erhöhung der Dosis.

Im Falle von Bluthochdruck werden 12,5 Milligramm am Morgen und Abend in jeweils einer Tablette verabreicht. Falls erforderlich, lässt sich die Tagesdosis auch auf 25 oder 50 Milligramm erhöhen, was jedoch erst nach drei Wochen ratsam ist. Leidet der Patient unter einer Herzmuskelschwäche, erhält er zunächst 6,25 Milligramm ACE-Hemmer morgens und abends, was einer halben Tablette entspricht.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Ursprünglich gewonnen wurden die ersten ACE-Hemmer aus Schlangengift. Im weiteren Verlauf erfolgte die Herstellung von synthetischen Mitteln. In der heutigen Zeit gibt es etwa zehn verschiedene synthetische Substanzen. Diese finden sich in den zahlreichen gebräuchlichen Medikamenten, die auf dem Markt sind. Bei den meisten Arzneistoffen handelt es sich um Vorstufen des Präparats, da sich die Mittel in dieser Art besser vom Körper resorbieren lassen.

Innerhalb des menschlichen Stoffwechsels wird die Substanz wirksam abgespalten. Dabei bildet die Arznei lediglich den Rest des ursprünglichen Schlangengiftes. Durch eine Verbindung verschiedener Trägersubstanzen lassen sich die ACE-Hemmer therapeutisch nutzbar machen. Bei diesen Substanzen kann es sich zum Beispiel um Glutarsäure oder Bernsteinsäure handeln. ACE-Hemmer werden oftmals auch gemeinsam mit blutdrucksenkenden Medikamenten verabreicht. Daher sind zahlreiche Kombinationspräparate auf dem Markt.


Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von ACE-Hemmern gehören im Anfangsstadium der Einnahme Blutdruckabfall und Schwindelgefühle. Etwa 10 bis 15 Prozent aller Patienten leiden außerdem unter trockenem Reizhusten.

Weitere unerwünschte Nebeneffekte durch die Einnahme von ACE-Hemmern können angioneurotische Ödeme, eine Verringerung von roten oder weißen Blutkörperchen sowie allergische Hautreaktionen sein.

Auch Wechselwirkungen durch die Einnahme von ACE-Hemmern mit anderen Medikamenten sind möglich. So können andere Blutdruckmedikamente die Wirkung der ACE-Hemmer noch verstärken.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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