Adrenalin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. September 2018Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Adrenalin ist ein in der Nebenniere gebildetes Hormon, das in Stress- und Gefahrensituationen auf den Körper einwirkt um ihn auf diese extremen Zustände vorzubereiten. Seine Wirkung entfaltet es über bestimmte Rezeptoren, die auf etliche Blutgefäße im menschlichen Körper eine sowohl gefäßverengende als auch eine gefäßerweiternde Wirkung ausüben. Adrenalin ist in der Notfallmedizin ein äußerst wichtiges Medikament. Adrenalin kann über Leben und Tod entscheiden. Die Gabe des Hormons kann jedoch auch zu teils schweren lebensbedrohlichen Nebenwirkungen führen.
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Was ist Adrenalin?
Adrenalin ist ein Hormon, das im Mark der Nebenniere gebildet wird. Dort ist es auch zuerst isoliert worden, weshalb Adrenalin seinen Namen erhalten hat. Im Lateinischen bedeutet „adrenes“ Nebenniere. Das Hormon ist weiterhin unter dem Namen Epinephrin bekannt.
Adrenalin wird aus der Aminosäure Tyrosin gebildet. Der Schrittmacher dieser Synthese ist das Enzym Tyrosin-Hydroxylase. Dieses Enzym wird in akuten Stresssituationen durch nervliche Impulse des Sympathikus aktiviert. In weiteren Teilschritten wird Adrenalin produziert und ausgeschüttet. Durch unterschiedliche Effekte versetzt es den Körper in Alarmbereitschaft.
Adrenalin wird zu geringen Teilen auch im Gehirn gebildet. Hier ist es in Form eines Neurotransmitters aktiv und Bestandteil von Nervenzellen. Der Gegenspieler des Adrenalins ist Noradrenalin.
Was ist Noradrenalin?
Ebenso wie Adrenalin wird auch Noradrenalin als Stresshormon bezeichnet und in der Nebenniere hergestellt. Im Gegensatz zu Adrenalin hat Noradrenalin keine Methylgruppe. Daher weisen die beiden Hormone im Organismus verschiedene Wirkungen auf. Im Gegensatz zu Adrenalin agiert Noradrenalin hauptsächlich als Neurotransmitter. Aus Noradrenalin kann der Körper durch das Enzym N-Methyl-Transferase Adrenalin bilden, indem es dem Noradrenalin eine Methylgruppe anhängt.
Sowohl Adrenalin als auch Noradrenalin besitzen in ihrer Struktur einen Katechol-Ring. Zudem verfügen sie über eine Amino-Gruppe. Daher werden sie als sogenannte Katechol-Amine bezeichnet. Katecholamine sind eine Untergruppe der biogenen Amine.
Funktion und Wirkung
Grundsätzlich werden α- von ß- Rezeptoren unterschieden, welche jeweils verschiedene Untergruppen aufweisen. Diese Subtypen werden unter anderem α-1, α-2 und ß-1 sowie ß-2 genannt.
α-Rezeptoren
Der α-1-Rezeptor entfaltet seine Wirkung über das G-Protein. Über den sogenannten DAG-Mechanismus wird in der Zelle die Konzentration von Calcium erhöht. Dadurch wird unter anderem die Kontraktion der glatten Muskulatur gesteuert. Der α-2-Rezeptor ist in erster Linie für die Hemmung des Gegenspielers Noradrenalin zuständig. Dafür ist ein inhibitorisches G-Protein und Noradrenalin selbst notwendig.
ß-Rezeptoren
Die ß-Rezeptoren entfalten ihre Wirkung über das stimulatorische G-Protein. Neben ß-1- und ß-2-Rezeptoren scheint es noch ß-3- und ß-4-Rezeptoren zu geben, deren Funktionen jedoch weites gehend unbekannt sind. Diese verschiedenen Rezeptoren sind in unterschiedlichen Zielgeweben verteilt, weshalb Adrenalin auf eine Reihe von Organen im menschlichen Körper verschiedene Wirkungen ausübt. Allen Effekten gemein ist die Regelung der körperlichen Funktionen unter Alarmbereitschaft. Diese Alarmsituationen (Kampf-oder-Flucht-Reaktion) können sowohl psychischer Natur (zum Beispiel Angst), als auch körperlicher Art sein.
Wirkung in der Medizin
Adrenalin wirkt auf Stoffwechselvorgänge im Körper. Werden ß-2-Rezeptoren aktiviert, wird vermehrt Energie, hauptsächlich in Form von Glukose, ins Blut überführt. In der Muskulatur und in der Leber wird durch Adrenalin Glykogen abgebaut. Glykogen ist ein Speicherstoff von Energie in Form von Glukose. Zudem wird die Glukoneogenese aktiviert. In der Folge steigt der Blutglukosespiegel deutlich an. Zusätzlich wird Energie in Form von Fett zur Verfügung gestellt indem Adrenalin die Lipase im Fettgewebe stimuliert. Darüberhinaus hemmt Adrenalin die Freisetzung von Insulin.
Bedeutsam ist die Wirkung des Adrenalins auch insbesondere für das menschliche Herz. Das Hormon wirkt erregungs- und frequenzsteigernd und stimuliert die Kontraktionsfähigkeit des Herzmuskels.
Damit Adrenalin seine Effekte ausüben kann, ist es auf viel Sauerstoff angewiesen. Um auf mehr Sauerstoff zurückgreifen zu können, bewirkt Adrenalin eine Erweiterung der bronchialen Muskulatur.
Adrenalin wirkt außerdem auf Blutgefäße. Diese Wirkungen sind jedoch recht komplex und unterschiedlich, da nicht alle Organe zur Alarmbereitschaft benötigt werden. In den meisten Organen liegen α-1-Rezeptoren vor. Diese bewirken über eine Erhöhung der Calciumkonzentration ein Zusammenziehen der Gefäße. Dies ist unter anderem im Magen-Darm-Trakt der Fall.
Andere Organe, wie die Skelettmuskulatur, verfügen über ß-1-Rezeptoren. Diese erweitern die Gefäße unter Adrenalin-Einfluss. Die Gefäße werden entsprechend besser mit Sauerstoff versorgt. Durch die Wirkung von Adrenalin muss ein Mensch auf der Flucht nicht auf die Toilette (Zusammenziehen der Blutgefäße im Magen-Darm-Trakt), ist jedoch auf einen schnellen Sprint (Erweiterung der Blutgefäße in der Skelettmuskulatur) vorbereitet.
Weiterhin wirkt Adrenalin über ß-1-Rezeptoren auf die Nieren. In der Folge wird vermehrt Renin ausgeschüttet, was letztlich zur Steigerung des Blutdrucks führt.
Adrenalin als Arzneistoff
Aufgrund seiner beschriebenen Wirkweisen kommt Adrenalin vor allem in der Notfallmedizin zum Einsatz. Adrenalin findet daher bei allen Zuständen Anwendung, bei welchen der Körper sich möglichst schnell auf die neue Situation einstellen muss. Daher wird Adrenalin zur Behandlung eines Kreislaufkollaps eingesetzt. Weiterhin ist Adrenalin wichtiger Gehilfe bei der Behandlung einer Herz-Lungen-Belebung.
Die Gabe von Adrenalin ist in diesem Fall das Mittel der Wahl, da es die Herzfrequenz erhöht, die Kontraktionskraft steigert und der Symptomatik während des Schockzustands entgegenwirkt. Außerdem ermöglicht die bronchienerweiternde Wirkung des Adrenalins, dass der Patient mit mehr Sauerstoff versorgt wird.
Adrenalin wird auch in Form von ß-2-Sympathomimetika verabreicht. In dieser Form kommt Adrenalin zur Behandlung von Patienten die einen gesteigerten Tonus der bronchialen Muskulatur aufweisen, wie zum Beispiel Asthmatiker, zum Einsatz. Da Adrenalin der potenteste Kreislaufanreger ist, entscheidet es bei einem Herzstillstand häufig über Leben und Tod.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Die Anwendung von Adrenalin kann zu unerwünschten Wirkungen führen. Zu relativ häufig auftretenden Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Diese Nebenwirkungen sind meist unbedenklich. In Abhängigkeit der Dosierung und dem Zustand des jeweiligen Patienten kann die systemische Verabreichung von Adrenalin auch zu sehr schwerwiegenden Nebenwirkungen führen. Dazu zählen Durchblutungsstörungen des Herzes, eine Herzinsuffizienz oder ein Herzinfarkt.
Im schlimmsten Fall kann eine Gabe von Adrenalin zum vollkommen Herzstillstand führen und tödlich enden. Weiterhin wird ein starker Anstieg des Blutzuckerspiegels unter Adrenalin-Gabe beobachtet. Außerdem kann das Hormon zur Reduktion des Magnesium- und Kaliumspiegels beitragen. Adrenalin kann nicht nur körperliche Nebenwirkungen, sondern auch psychische Nebenwirkungen hervorrufen. Diese äußern sich durch Symptome wie Nervosität, Angst und innere Unruhe. In extremen Fällen sind Psychosen nicht auszuschließen.
Bei der Gabe von Adrenalin sind zudem Wechselwirkungen mit anderen Substanzen möglich. Besondere Vorsicht ist bei blutdrucksenkenden Mitteln geboten. Auch Antidiabetika gehen Wechselwirkungen mit Adrenalin ein. Die Wirkungen und Nebenwirkungen von Adrenalin werden durch die gleichzeitige Einnahme von MAO-Hemmern, Antidepressiva, Resperin und L-Thyroxin verstärkt. Um schwerwiegende Folgeschäden zu vermeiden, muss die Einnahme von Adrenalin daher in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Kleine, B. et al.: Hormone und Hormonsystem. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010
- Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 11. September 2018
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