Nesselsucht beim Kind

Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Nesselsucht beim Kind
Die Nesselsucht beim Kind, auch unter dem Namen Nesselfieber, ist eine recht häufig auftretende Krankheit, von der sowohl Erwachsene als auch Kinder betroffen sein können. Der Name beruht auf der Ähnlichkeit des auftretenden Hautausschlages mit der Reaktion der Haut nach Berührung einer Brennnessel.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist Nesselsucht beim Kind?
Die Nesselsucht oder Urtikaria ist eine durch Quaddeln oder Hautrötungen gekennzeichnete Erkrankung der Haut. Üblicherweise tritt sie als Überreaktion des Körpers auf bestimmte Umwelteinflüsse auf. So können Allergien auf Medikamente oder Lebensmittel eine Nesselsucht auslösen. Während Erwachsene oft an der chronischen Form leiden, tritt bei Kindern eher die Akutform auf, die nach einigen Tagen bis Wochen von selbst wieder abklingt. Als chronisch wird die Nesselsucht bezeichnet, wenn sie über einen Zeitraum von über sechs Wochen hinweg besteht.
Ursachen
Auch eine überstandene Viruserkrankung kann bei Kindern eine Nesselsucht auslösen. Psychische Einflüsse können die Nesselsucht in der Regel nicht auslösen, oft sind sie aber für eine Verschlimmerung des Zustandes verantwortlich. Eine Vererbbarkeit der Nesselsucht ist bisher nur für eine äußerst seltene Form der Kälte-Nesselsucht belegt. Bei allen anderen Formen gilt die Vererbung als ausgeschlossen. Auch eine Ansteckung ist nicht möglich.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome der Nesselsucht beim Kind:
Gerade bei Kindern tritt in der Regel die akute Form der Nesselsucht als Reaktion auf Umwelteinflüsse auf. Nach Meidung des auslösenden Stoffes verschwindet sie in der Regel innerhalb kurzer Zeit von selbst wieder. Leitsymptom der Nesselsucht ist ein charakteristischer Ausschlag der Haut, der an die Hautreaktion nach Berührung einer Brennnessel erinnert.
Hinzu kommt ein ebenso an Brennnesseln erinnernder Juckreiz. Anders als der Name Nesselfieber vermuten lässt, tritt bei der Krankheit jedoch kein Fieber als Begleiterscheinung auf. Problematisch bei Kindern ist speziell der Juckreiz. Dieser wird zwar eher durch Reiben als durch Kratzen gestillt. Dennoch können Kinder, wie bei anderen mit starkem Juckreiz verbundenen Erkrankungen auch, oft nicht vom Aufkratzen der Stellen abgehalten werden. Dies kann in der Folge zu Infektionen und Entzündungen der betroffenen Hautstellen führen.
Krankheitsverlauf
Der Krankheitsverlauf beginnt oft abrupt, mit der plötzlichen Entstehung von roten, erhabenen Quaddeln, die unterschiedlich groß sein können und die Haut zum Jucken bringen. Diese Quaddeln können sich über den Körper ausbreiten und variieren in ihrer Form und Größe.
In vielen Fällen ist die Nesselsucht bei Kindern akut und kann durch Allergien, Infektionen, bestimmte Lebensmittel oder Medikamente ausgelöst werden. Die Symptome erscheinen oft innerhalb von Stunden und können einige Tage bis Wochen anhalten. Akute Nesselsucht heilt in der Regel ohne spezielle Behandlung ab, wenn der auslösende Faktor identifiziert und vermieden wird.
Bei chronischer Nesselsucht, die länger als sechs Wochen anhält oder wiederholt auftritt, kann eine gezielte medizinische Behandlung erforderlich sein. Hierzu gehören Antihistaminika zur Linderung der Symptome und die Identifizierung von Auslösern durch Allergietests. Bei schweren Fällen, die mit Atembeschwerden oder Schwellungen verbunden sind, sollte umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Komplikationen
Bei Kindern kann Nesselsucht in einigen Fällen zu Komplikationen führen, die besondere Aufmerksamkeit erfordern.
Komplikationen können insbesondere bei einer schweren allergischen Reaktion auftreten. In solchen Fällen kann die Nesselsucht zu einer angioödem, einer Schwellung der tieferen Hautschichten, führen, die Gesicht, Lippen oder Augenlider betrifft und Atembeschwerden verursachen kann. Dies ist ein Notfall, der sofortige ärztliche Behandlung erfordert.
Sekundäre Infektionen
Sekundäre Infektionen sind eine weitere mögliche Komplikation. Häufiges Kratzen der betroffenen Hautstellen kann zu offenen Wunden führen, die anfällig für bakterielle Infektionen sind. In solchen Fällen ist eine antibiotische Behandlung erforderlich, um die Infektion zu kontrollieren und Komplikationen zu vermeiden.
Chronische Urtikaria
Chronische Urtikaria, die länger als sechs Wochen andauert, kann zu anhaltenden Beschwerden und emotionalen Belastungen führen, einschließlich Angst und Stress für das Kind. Eine gezielte Behandlung und regelmäßige ärztliche Überwachung sind wichtig, um die Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität des Kindes zu verbessern.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch Betrachtung der betroffenen Hautstellen. Der Ausschlag ist sehr charakteristisch, die Diagnose Nesselsucht einfach zu stellen. Schwieriger dagegen gestaltet sich dagegen die Suche nach dem eigentlichen Auslöser. In der Regel erfolgt zunächst eine Befragung des Patienten, beziehungsweise bei Kindern die Befragung der Eltern. Hierbei werden bestimmte Risikofaktoren, wie Medikamente, erstmals verzehrte Lebensmittel oder überstandene Krankheiten abgefragt.
Auch eine familiäre Vorbelastung kann eine Rolle spielen. Ebenso sollten psychische Belastungen und Erkrankungen als mögliche Verstärker Beachtung finden. Mitunter kann hier der Auslöser schon gefunden werden. Bringt diese Befragung keine Ergebnisse, stehen weitere diagnostische Tests zur Verfügung. Mittels eines Bluttests können zum Beispiel bestimmte Bakterien oder Viren nachgewiesen oder als Ursache ausgeschlossen werden.
Physikalische Auslöser wie Kälte oder Wärme können mittels eines Provokationstests nachgewiesen werden. Hierzu wird ein Teil der Haut dem vermuteten Auslöser ausgesetzt. Erfolgt eine Reaktion, gilt die Diagnose als gesichert. Zum Nachweis einer Reaktion auf bestimmte Nahrungsmittel dient eine Ausschlussdiät. Das unter Verdacht stehende Lebensmittel wird für drei Wochen gemieden. Oft bessern sich dadurch die Symptome. Durch einen Provokationstest, bei dem das Lebensmittel nach dieser Zeit in einer relativ großen Menge verzehrt wird, was zu einer erneuten Reaktion führt, wird die Diagnose abgesichert.
Wann zum Arzt?
Nesselsucht, auch Urtikaria genannt, ist eine allergische Reaktion, die bei Kindern in Form von juckenden Quaddeln oder Hautausschlägen auftreten kann. Bei Nesselsucht sollte man einen Arzt aufsuchen, wenn das Kind folgende Symptome zeigt:
- Ausgedehnte Hautausschläge: Wenn der Ausschlag großflächig ist, sich schnell ausbreitet oder mehrere Tage anhält, sollte ein Arzt konsultiert werden.
- Schwierigkeiten beim Atmen oder Schwellungen im Gesicht: Diese Symptome können auf eine schwerwiegende allergische Reaktion hinweisen, die sofortige medizinische Aufmerksamkeit erfordert.
- Begleitende Symptome: Wenn die Nesselsucht von weiteren Symptomen wie Fieber, Erbrechen oder anhaltendem Unwohlsein begleitet wird, ist ärztliche Hilfe erforderlich, um die zugrunde liegende Ursache zu klären.
- Reaktion auf Medikamente oder Lebensmittel: Falls die Nesselsucht nach der Einnahme neuer Medikamente oder bestimmter Nahrungsmittel auftritt, sollte ein Arzt zur Klärung möglicher Allergien oder Unverträglichkeiten aufgesucht werden.
In diesen Fällen ist eine frühzeitige Diagnose und gegebenenfalls eine Anpassung der Behandlung wichtig, um mögliche Komplikationen zu vermeiden und das Wohlbefinden des Kindes zu gewährleisten.
Behandlung und Therapie
Auch Cortisonpräparate können bei schweren Verläufen eingesetzt werden. allerdings eignen sich diese aufgrund der Möglichkeit schwerer Nebenwirkungen nur für den kurzzeitigen Einsatz. Ebenso wie Antihistaminika sollten sie nicht ohne ärztlichen Rat angewendet werden.
Prognose
Die Prognose bei Nesselsucht (Urtikaria) bei Kindern ist in der Regel positiv, da die Erkrankung oft vorübergehend und behandelbar ist. Nesselsucht äußert sich durch juckende, rote Quaddeln auf der Haut, die durch allergische Reaktionen oder andere Auslöser wie bestimmte Nahrungsmittel, Medikamente oder Infektionen hervorgerufen werden können.
In vielen Fällen verschwinden die Symptome innerhalb von wenigen Stunden bis zu einigen Tagen, insbesondere wenn die auslösenden Faktoren identifiziert und gemieden werden. Akute Nesselsucht, die weniger als sechs Wochen anhält, heilt meist vollständig ab, ohne langfristige Gesundheitsprobleme zu hinterlassen. Chronische Nesselsucht, die länger als sechs Wochen besteht, kann schwieriger zu behandeln sein und erfordert oft eine genauere Diagnose und regelmäßige medizinische Betreuung.
Die Prognose verbessert sich erheblich, wenn eine präzise Diagnose erfolgt und die richtige Behandlung eingesetzt wird. Antihistaminika sind häufig wirksam bei der Linderung der Symptome. In seltenen Fällen, bei schweren oder langanhaltenden Fällen, können zusätzliche Therapien erforderlich sein. Insgesamt ist die Aussicht für Kinder mit Nesselsucht in der Regel gut, insbesondere bei rechtzeitiger und angemessener Behandlung.
Nachsorge
Nachsorge bei Nesselsucht (Urtikaria) bei Kindern ist entscheidend, um die Symptome zu überwachen und mögliche Ursachen zu identifizieren, um weitere Ausbrüche zu verhindern. Hier sind einige wichtige Aspekte der Nachsorge:
- Medikamentöse Behandlung: Befolgen Sie die Anweisungen des Arztes zur Einnahme von Antihistaminika oder anderen verschriebenen Medikamenten. Überwachen Sie die Wirkung der Medikamente und berichten Sie dem Arzt von Nebenwirkungen oder anhaltenden Symptomen.
- Ernährungs- und Allergenkontrolle: Führen Sie ein Ernährungstagebuch, um mögliche Auslöser der Nesselsucht zu identifizieren. Notieren Sie, welche Lebensmittel oder Umweltfaktoren die Symptome verschlimmern, und vermeiden Sie diese, soweit möglich. Falls der Arzt empfiehlt, Allergietests durchzuführen, um spezifische Allergene zu identifizieren, sollten diese zeitnah durchgeführt werden.
- Hautpflege: Achten Sie darauf, dass die Haut des Kindes gut gepflegt wird, um weiteren Juckreiz und Hautirritationen zu vermeiden. Verwenden Sie milde, hypoallergene Hautpflegeprodukte und vermeiden Sie heiße Bäder oder Duschen, die die Symptome verschlimmern könnten.
- Beobachtung und Dokumentation: Halten Sie fest, wie oft und in welchem Umfang die Symptome auftreten. Dokumentieren Sie auch mögliche Auslöser oder begleitende Symptome, um dem Arzt ein umfassendes Bild der Situation zu geben.
- Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen: Vereinbaren Sie regelmäßige Termine beim Arzt, um den Fortschritt zu überwachen und Anpassungen in der Behandlung vorzunehmen. Dies ist besonders wichtig, wenn die Nesselsucht chronisch oder wiederkehrend ist.
Eine sorgfältige Nachsorge kann dazu beitragen, die Lebensqualität des Kindes zu verbessern und mögliche Komplikationen zu verhindern.
Quellen
- Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
- Stauber, M., Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 23. August 2024
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Nesselsucht beim Kind