Nervenblockade
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Funktioniert die Steuerung einiger Nerven nicht mehr reibungslos, können Schmerzen und Bewegungseinschränkungen die Folge sein, wodurch Nervenblockaden entstehen. In der Medizin werden vorübergehende und dauerhafte Nervenbeeinträchtigungen unterschieden.
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Was ist eine Nervenblockade?
Das Rückenmark der Wirbelsäule gehört zu den zentralen Steuerungsorganen im Körper. In seinem Wirbelkanal vom Hals bis zum Steißbein treffen alle ankommenden und wegführenden Nervenbahnen zusammen. Sie verbinden über Signale die Informationen zwischen dem Gehirn und der Muskulatur oder den Sinnesorganen. Verschieben sich die Gelenke der Wirbelsäule, können Nervenblockaden entstehen, die Schmerzsignale in unterschiedliche Körperregionen aussenden. Betroffene leiden an Schmerzen im Kopf oder im Rücken, in den Armen oder Beinen. Nervenblockaden können auch die Ursache für Atembeschwerden oder Muskelverspannungen sein.
Ursachen
Aber auch psychische Ursachen wie dauerhafter Stress und private Probleme können auf die Nerven in der Wirbelsäule einwirken und Blockaden auslösen. Als ein weiterer Einflussfaktor gilt die Ernährung: Ist jemand Raucher oder fällt die Ernährung zu sauer aus, werden Nervenblockaden begünstigt.
Wann zum Arzt?
Ob es bei einer Nervenblockade notwendig ist, dass ein Arzt konsultiert wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine große Rolle spielt die Dauer der Nervenblockade und welche Beschwerden sie verursacht. Handelt es sich lediglich um einen kurzfristig geklemmten Nerv oder den typischen „eingeschlafenen Arm“ und klingen die Symptome bei einer Änderung der Haltung oder Entlastung der betroffenen Stelle wieder ab, so ist es nicht zwangsläufig medizinisch notwendig, einen Arzt aufzusuchen.
Wenn die Nervenblockade allerdings große Schmerzen auslöst, oder wenn die Symptome über längere Zeit anhalten, ist Vorsicht geboten. Wenn Taubheitsgefühle, Kribbeln oder ähnliche Symptome einer Nervenblockade ohne einen bestimmten Grund auftreten, können Durchblutungsstörungen oder Nervenschäden die Ursache sein. Dementsprechend ist es wichtig, genau zu überprüfen, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Situation die Symptome auftreten.
Kann ein bestimmter Auslöser identifiziert und beseitigt werden, ist kein ärztliches Eingreifen nötig. Es kann allerdings auch sein, dass derartige Problematiken und Symptome häufiger auftreten und den Alltag massiv beeinträchtigen. Zu solchen Symptomen zählen vor allem Lähmungserscheinungen, die unter Umständen von ärztlicher Seite aus beurteilt werden sollten, um das bestehende Risiko für bleibende Schäden zu minimieren. Faktoren sind hier also: Stärke der Symptome, Regelmäßigkeit, die Dauer und in welchen Situationen die Nervenblockade zuletzt aufgetreten ist.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome einer Nervenblockade:
Symptome wie Steifheit im Nacken, Verspannungen und Kopfschmerzen gelten als typische Symptome von Nervenblockaden durch Haltungsschäden. Auch das Hals-Wirbelsäulen-Syndrom (HBS) bewirkt aufgrund von Verschleiß oder Verletzungen durch Unfälle Blockaden im Nacken- und Schulterbereich. Diese Auswirkungen können auch über längere Dauer Taubheitsgefühle oder sogar Lähmungserscheinungen hervorrufen. Oft zeigen zum Beispiel lange zurückliegende Schleudertraumas Symptome dieser Art.
Einschlaf-, Kribbel-, und Ameisengefühle in den Armen oder an den Händen kann auch das so genannte Scaleneus Syndrome (T.O.S.) auslösen. Es entsteht durch das Einklemmen der Gefäße oder der Nerven. Sie liegen im Dreieck zwischen dem Schulterblatt, dem Schlüsselbein und der Halswirbelsäule. Außerdem verursacht eine falsche Haltung, die die vorderen Teile der Halsmuskulatur verkürzt, eine Nervenblockade im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule.
Diagnose
Besteht der Verdacht auf eine Nervenblockade untersucht der Facharzt die Motorik, die Haptik – also die Wahrnehmung – und die Schmerzempfindungsfähigkeit. In schwereren Fällen wird ein bildgebendes Verfahren wie etwa die Myelografie oder ein CT hinzugezogen. Wer eine Therapie ohne Apparaturen und Medikamente vorzieht, kann einen Chiropraktiker aufsuchen.
Er untersucht jeden Menschen individuell, immer unter Berücksichtigung der jeweiligen Krankheitsbilder und körperlichen Gebrechen. Gezielte chiropraktische Tests überprüfen Haltung und Bewegung des Patienten. So kommt er Störungen auf die Spur, die er gezielt justieren kann. Typische Ursachen für Blockaden liegen im Kreuzbein, dem unteren Fundament für die Wirbelsäule. Besteht hier eine Gelenkverschiebung, können die Schmerzen auf die unteren Körperteile ausstrahlen.
Eine weitere Blockade findet sich häufig im Atlasbereich, dem Fundament für den Kopf. Blockaden in diesem Bereich bewirken Kopfschmerzen, Migräne oder Konzentrationsstörungen. Der Chiropraktiker erfühlt die Muskelverspannungen und kann blockierte Gelenke in der Wirbelsäule lösen. So wird der optimale Informationsfluss wiederhergestellt und Schmerzen dauerhaft gelindert.
Behandlung und Therapie
Um die Nervenblockade zu lösen und damit die Schmerzursache zu beseitigen, kann eine Physiotherapie, eine Chirotherapie oder auch die Osteopathie helfen. Die Physiotherapie sorgt dafür, dass mit krankengymnastischen Übungen Fehlhaltungen korrigiert und dadurch verspannte Muskelgruppen entlastet werden. Mithilfe der Chiropraktik können Nervenstörungen ausfindig gemacht und beseitigt werden Der Chirotherapeut kann Verspannungen reflexartig lockern und auf diese Weise die blockierten Gelenke lösen.
So stellt er durch zielgerichtete Impulse die Balance in der Wirbelsäule wieder. Auch chronische Schmerzen kann er mit dieser Methode in vielen Fällen erfolgreich therapieren. In Kombination mit einer Krankengymnastik ist diese Therapie zumeist erfolgreich und führt bei vielen Patienten zur Linderung der Schmerzen. Zu Beginn einer chiropraktischen Therapie werden ein bis zwei Behandlungen pro Woche durchgeführt. Im Anschluss können die Abstände vergrößert werden. Dann reicht eine so genannte Justierung alle vier, sechs oder auch acht Wochen aus.
Auch die manuelle Behandlung eines Osteopathen, der mit gezielten Handgriffen Blockaden auflöst, wird bei Betroffenen zunehmend beliebter. Bei der Diagnose einer vollständigen Nervendurchtrennung kann nur ein neurochirurgischer Eingriff in einer Spezialklinik helfen. Hierbei werden die beiden Nervenenden durch eine moderne Technik miteinander verbunden. In einer Regenerationsphase wachsen diese nachträglich wieder zusammen.
Damit beide Nervenenden nicht unter Spannung stehen, wird in vielen Fällen auch ein Nervenstück des Patienten als Überbrückungsglied eingesetzt. Des Weiteren ist es möglich, in einer Operation den blockierten Nerv zu verlegen. Diese Alternative vermeidet eine Zugspannung des Nervs, benötigt aber eine mindestens 14-tägige Ruhigstellung zur Regeneration.
Vorbeugung
Ähnlich wie bei Katzen und Hunden sorgt eine Streckung beispielsweise morgens nach dem Ausstehen für körperlichen Ausgleich. Sie wirkt einer Nervenblockade durch einseitige Haltung etwa beim langen Sitzen oder Liegen, optimal entgegen. Entspannungsübungen aus dem Yoga, dem Autogenen Training oder Pilates sorgen nicht nur für schonende und ausgleichende Bewegung, sondern helfen beim Abschalten. Sie sorgen präventiv dafür, dass Verspannungen durch Nervenblockaden gar nicht erst entstehen können.
Quellen
- Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
- Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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