Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion) bezeichnet eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse, wodurch zu wenig Parathormon ins Blut gelangt, was in der Folge einen Mangel an Kalzium und einem Überschuss an Phosphat nach sich zieht. Dieses Ungleichgewicht kann sich in verschiedensten Symptomen äußert, von denen Muskelkribbeln und -krämpfe zu den häufigsten zählen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hypoparathyreoidismus?

Der Hypoparathyreoidismus bezeichnet eine Unterfunktion der Nebenschilddrüsen. Dabei ist die Parathormon-Ausschüttung gestört, die Calciummangel hervorruft.

Der Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion) ist eine krankhafte Veränderung der Nebenschilddrüse, wodurch die Produktion von Parathormon nur noch in geringem Maße oder gar nicht mehr stattfindet. Dieses Hormon ist für die Regulierung des Kalziumgehalts im Blutplasma zuständig.

Ein Mangel an Parathormon führt im gesamten Körper zu einem Kalziummangel. Die Bezeichnung Hypoparathyreoidismus setzt sich aus dem griechischen Wort „hypo“ für „unter“ und dem medizinischen Fachausdruck für die Nebenschilddrüse, „Parathyroidea“, zusammen.

Ursachen

Personen, die an Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion) leiden, haben häufig eine Operation an der Schilddrüse hinter sich, im Zuge dessen die Nebenschilddrüse oder Teile davon entfernt wurden. Ein weiterer Grund für die Unterfunktion der Nebenschilddrüse nach einer Schilddrüsenoperation kann die Verletzung von Blutgefäßen im Halsbereich sein, wodurch das Gewebe der Nebenschilddrüse nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden kann und langsam abstirbt.

Auch nach einer Bestrahlung im Halsbereich, zum Beispiel im Zuge einer Krebstherapie, kann die Nebenschilddrüse so schwer geschädigt werden, dass es zum Hypoparathyreoidismus kommt. Abgesehen von äußeren Einflüssen kann eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse auch durch eine übermäßige Zufuhr an Vitamin D verursacht werden, welches die Produktion von Parathormon hemmt. In seltenen Fällen wird der Hypoparathyreoidismus schon bei Neugeborenen festgestellt. Bei Frühgeburten liegt die Ursache in der noch unzureichenden Entwicklung der Nebenschilddrüse, die erst nach einiger Zeit ausgereift ist.

Ein weiterer möglicher Grund für einen Hypoparathyreoidismus bei Neugeborenen ist die Überfunktion der Nebenschilddrüse der Mutter. Über das Blut der Mutter erhält das ungeborene Kind ausreichend Parathormon und die Nebenschilddrüse des Kindes stellt die Produktion ein. Auch dies legt sich im Normalfall in den ersten Lebensmonaten.

Wann zum Arzt?

Wenn nach einer Operation am Hals Muskelkrämpfe und andere Anzeichen eines Hypoparathyreoidismus bemerkt werden, sollte mit dem verantwortlichen Arzt gesprochen werden. Idealerweise wird die Nebenschilddrüsenunterfunktion bereits anhand der typischen Empfindungsstörungen erkannt und direkt der Arzt informiert. Bei Krämpfen der Atemmuskulatur sollte der Rettungsdienst alarmiert werden, insofern kein Notfall-Medikament zur Hand ist und die Beschwerden nicht von selbst zurückgehen.

Wiederkehrende epileptische Anfälle und Veränderungen von Haut, Haaren, Fingernägeln und Augenlinsen deuten auf eine chronische Unterfunktion der Nebenschilddrüsen hin. Es empfiehlt sich, zeitnah einen Arzt aufzusuchen und die Beschwerden untersuchen zu lassen. Patienten, die eine Operation am Hals oder an der Nebenschilddrüse hinter sich haben, sind besonders anfällig für einen Hypoparathyreoidismus.

Auch nach einer Bestrahlung des Halses oder einer Radiojodtherapie sowie nach Autoimmunerkrankungen oder im Rahmen der Eisenspeicherkrankheit besteht die Gefahr einer Nebenschilddrüsenunterfunktion. Wer zu diesen Risikogruppen zählt oder erblich bedingt eine verkleinerte Nebenschilddrüse hat, sollte bei genannten Symptomen mit dem Hausarzt sprechen. Ein Internist oder Endokrinologe kann weitere Untersuchungen vornehmen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome des Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion):

Die Folge des Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion) ist eine Überempfindlichkeit der Muskeln und Nerven. Durch das überschüssige Phosphat beginnen die Muskeln unangenehm zu jucken und die Bindehaut kann gerötet sein. Der Kalziummangel äußert sich in Fühlstörungen, Kribbeln und Krämpfe, was im medizinischen Fachjargon als „tetanisches Syndrom“ bezeichnet wird. Die Reizungen der Muskeln sind vor allem in den Händen und Armen, an Kinn und Mund und in selteneren Fällen auch in den Beinen spürbar.

Bei etwa 75% der Patienten, die am tetanischen Syndrom leiden, treten auch tetanische Anfälle auf, die in Armen, Beinen, im Unterbauch und im Gesichtsbereich zu spontanen Krämpfen führen. Sind von den Krämpfen auch die Kehlkopfmuskeln betroffen, kann der tetanische Anfall eine lebensbedrohliche Atemnot verursachen. In jedem Fall bleibt der Betroffene während des Anfalls bei vollem Bewusstsein. Wird der Hypoparathyreoidismus länger nicht behandelt, sind zunehmende Verkalkungen der Augenlinsen oder an verschiedenen Regionen im Gehirn die langfristige Folge.

Diagnose

Die Diagnose des Hypoparathyreoidismus erfolgt in erster Linie durch ein Gespräch mit dem Arzt. Deuten die vorhandenen Symptome auf einen Hypoparathyreoidismus hin, erfolgt die Bestätigung der Diagnose durch eine Untersuchung der Muskelempfindlichkeit. Diese wird zuerst durch Klopftests des Arztes festgestellt, die in bestimmten Regionen zum Zucken von Muskeln führen, und kann anschließend mit Hilfe eines Elektromyogramms genau gemessen werden. Auch die Konzentration an Parathormon und die damit verbundene Menge an Kalzium und Phosphat im Blut kann mit Hilfe von Bluttests nachgewiesen werden.

Komplikationen

Ein Hypoparathyreoidismus kann zu einer Reihe verschiedener Beschwerden und Komplikationen führen. Diese treten in der Regel vor allem dann auf, wenn die Krankheit nicht behandelt wird. Die Patienten leiden dabei in erster Linie an starken Krämpfen in den Muskeln. Diese sind sehr schmerzhaft und können dabei auch zu einem Bewusstseinsverlust beim Patienten führen.

Auch ein Mangel an Kalzium stellt sich durch den Hypoparathyreoidismus ein und führt damit zu einer allgemeinen Schwäche und Müdigkeit des Patienten. Zudem können Gefühlsstörungen und Störungen der Sensibilität durch die Erkrankung am gesamten Körper auftreten und die Lebensqualität des Patienten erheblich verringern. Dabei ist vor allem die Gesichtsmuskulatur von den Krämpfen betroffen. Die Patienten leiden häufig auch an Durchfall und an Schmerzen im Oberbauch.

In der Regel kann der Hypoparathyreoidismus relativ einfach durch eine Bestrahlung oder durch die Einnahme von Medikamenten behandelt werden. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf und es kommt zu einem positiven Krankheitsverlauf. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Krankheit in der Regel nicht beeinflusst, falls diese frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird.

Behandlung und Therapie

Die Therapie einer Unterfunktion der Nebenschilddrüse hängt stark von der Ursache der Nebenschilddrüsenunterfunktion ab. In den meisten Fällen tritt die Unterfunktion durch gänzliche oder teilweise Entfernung beziehungsweise Schädigung der Nebenschilddrüse auf. In diesem Fall kann gesundes und funktionsfähiges Gewebe der Nebenschilddrüse wieder in den Hals oder auch in den Arm operativ eingesetzt werden.

Das künstlich eingesetzte Gewebe verwächst im Idealfall mit dem Gewebe seiner Umgebung und produziert genug Parathormon, um den Körper ausreichend zu versorgen. Es kann allerdings vorkommen, dass der Behandlungserfolg dieser Verpflanzung nur vorübergehend ist. War die Operation nicht erfolgreich, oder kommt sie von Anfang an nicht in Frage, kann der Kalziummangel im Blut auch durch die Einnahme von Kalziumtabletten und Vitamin D ausgeglichen werden. Letzteres fördert die Aufnahme von Kalzium durch den Darm und sorgt dafür, dass das Blut mit Kalzium angereichert wird.

Um einen Kalziumüberschuss zu verhindern, muss sowohl die künstlich zugeführte Menge an Kalzium als auch an Vitamin D regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Auch bei tetanischen Anfällen werden die Muskelkrämpfe durch Zugabe von Kalzium gelöst. Da ein derartiger Anfall allerdings lebensbedrohlich sein kann und die Aufnahme über den Darm zu lange dauern würde, erfolgt hier die Zugabe von Kalzium nicht über Tabletten, sondern wird über Infusionen direkt ins Blut geleitet.


Vorbeugung

Der Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion) wird weder durch falsche Ernährung, noch durch falsche Lebensweise oder andere durch den Menschen zu beeinflussende Faktoren hervorgerufen. Als sekundäre Prophylaxe fungiert die Vorbeugung von Schilddrüsenkrebs und damit die generelle Krebsvorbeugung, um in erster Linie zu vermeiden, dass die Schilddrüse entfernt werden muss.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Faller, A., Schünke, M.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Verlag, Berlin 2010
  • Kleine, B. et al.: Hormone und Hormonsystem. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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