Naturheilmittel (Phytophamaka)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Naturheilmittel (Phytophamaka) ist die Bezeichnung für Wirkstoffe natürlicher Herkunft. Teilweise werden bis heute natürliche Bestandteile in Medikamenten der Schulmedizin eingesetzt, ein Naturheilmittel setzt dagegen auf ausschließlich natürliche Herkunft von Wirkstoffen und gilt daher nicht automatisch als Medikament.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Naturheilmittel?

Die Naturheilkunde befasst sich mit der Heilwirkung natürlicher Substanzen, den Naturheilmitteln. Ziel von Naturheilmitteln ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und dabei wenn, dann auf Heilmittel aus der Natur zu setzen. Im engeren Verständnis der Naturheilkunde genügen dafür bereits Sonne, Bewegung, Licht und ähnliche Faktoren, jedoch werden Naturheilmittel bereits seit Jahrhunderten eingesetzt und stammen teilweise noch aus der Zeit, bevor es Antibiotika oder derart wirksame Medikamente gab oder diese erschwinglich waren.

Viele Naturheilmittel gehören damit in den Bereich der Phytotherapie, da sie aus pflanzlichen Bestandteilen hergestellt werden. Ebenfalls zu den Naturheilmitteln gehören bestimmte Nahrungsmittel, die in der Diätetik eingesetzt werden, oder aber das gesamte Feld der Homöopathie, Aroma- oder Bachblütentherapie. Dabei verfolgen viele Naturheilmittel den ganzheitlichen Ansatz; sie gehen davon aus, dass eine Erkrankung nicht eigenständig ist, sondern den gesamten Organismus betrifft und dementsprechend nicht nur symptomatisch behandelt werden sollte. Teils enthalten Naturheilmittel tatsächlich Wirkstoffe, teils ist ihre vermeintliche Wirksamkeit auch widerlegt.

Wirkung und medizinische Anwendung

Naturheilmittel finden vor allem in der Alternativmedizin ihren Einsatz, etwa in der Homöopathie oder in der Bachblütentherapie. Diese gelten dank des heutigen Kenntnisstandes allerdings als Pseudowissenschaften, die Wirksamkeit konnte nicht nachgewiesen werden oder wurde gar widerlegt. Weitere Naturheilmittel sind dagegen überlieferte Hausmittel, die aus der Natur stammen und in früheren Jahrhunderten hauptsächlich von den armen Bevölkerungsschichten mangels wirksamer moderner Medikamente verwendet wurden.

Bis heute haben sich die wirksamen Hausmittel gehalten, teils werden sie heute noch als solche empfohlen. Dazu gehören diverse Kräutertees oder Naturprodukte, die als Kapseln eingenommen werden können wie das Johanniskraut bei depressiver Verstimmung. Viele Naturheilmittel sind in ihrer Wirkung zwar nicht zu vergleichen mit einem schulmedizinischen Medikament, wirkungslos sind sie aber nicht und weisen durchaus pharmakologisch relevante Bestandteile auf.

Formen und Gruppen

Zu den Naturheilmitteln können bereits Lebensmittel gehören, die das allgemeine Wohlbefinden steigern oder sich auf ein bestimmtes gesundheitliches Problem auswirken sollen. Daher werden sie auch als Langzeitbehandlung verstanden, anders als etwa extrahierte Wirkstoffe aus natürlichen Quellen. Diese werden wiederum als Tabletten, Kapseln, Salben, Cremes oder Tinkturen vertrieben und nur im Bedarf angewendet.

Häufig sind sie auch höher konzentriert. Beliebt sind auch natürliche Tees, insbesondere Kräuter- und Früchtetees. In der Alternativmedizin und Pseudowissenschaft gibt es unter anderem die Schüssler-Salze, homöopathische Globuli und Bachblüten-Tropfen, die zu den Naturheilmitteln gehören. Zu den Naturheilmitteln gehören auch heutzutage seltene Anwendungen wie die Behandlung mit Blutegeln, die in Einzelfällen oder auf Patientenwunsch selbst in modernen Krankenhäusern noch durchgeführt werden.

Dosierung

Je nach Art des Naturheilmittels spielt eine Dosierung keine oder aber eine sehr große Rolle. Die Naturheilmittel der Pseudowissenschaft beruhen häufig auf extrem geringer Stoffkonzentration, sodass faktisch keine Spuren des ursprünglichen Wirkstoffs mehr enthalten sind. Eine Überdosierung kann somit nicht stattfinden, auch wenn der beworbene Wirkstoff grundsätzlich nicht wirkungslos ist - in pharmakologisch relevanter Dosierung. Bei Präparaten wie Johanniskraut, sofern es nicht alternativmedizinisch verabreicht wird, spielt die Dosierung durchaus eine Rolle.

Zu viel Johanniskraut kann etwa die Wirkung der Anti-Baby-Pille herabsetzen oder zu größerer Sonnenempfindlichkeit ab einer gewissen Konzentration im Blut führen. Auch einige Kräutertees sind je nach Gesundheitszustand des Patienten zu genießen und dürfen etwa nicht in der Schwangerschaft getrunken werden, da sie sonst in großer Menge zu Komplikationen führen können. Falls erforderlich, finden sich Dosierungs- und Warnhinweise auf Beipackzetteln oder Verpackungen von Naturheilmitteln und können bei jedem Arzt erfragt werden.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Viele Naturheilmittel sind gleichzeitig Hausmittel und wurden in früheren Jahrhunderten von der ärmeren Bevölkerung zur Behandlung von Erkrankungen entdeckt, die es bis heute gibt. Die moderne Medizin bietet für viele dieser Erkrankungen weit wirksamere Medikamente an, bis hin zum Schutz durch Impfungen und andere Formen der Prävention. Als Hausmittel sind Naturheilmittel allerdings bis heute beliebt und werden teilweise noch auf Wunsch des Patienten als sanfte Behandlung für den Einstieg präferiert, etwa Johanniskraut bei nur leichten Depressionen oder Verstimmungen. Das Naturheilmittel stellt allerdings meist schon die Alternative zur Schulmedizin dar und wird daher kaum durch eine weitere Alternative ersetzt.


Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Obwohl manche Naturheilmittel, besonders aus der Sparte der Alternativmedizin, wirkungslos sind, sind andere durchaus mit pharmakologisch wirksamen Bestandteilen ausgestattet. Das bedeutet, dass sie auch Neben- und Wechselwirkungen entfalten können. Diese hängen ab vom Naturheilmittel und werden bei Präparaten aus der natürlichen Medizin auf dem Beipackzettel angegeben. Wechselwirkungen mit möglichen Naturheilmitteln finden sich dagegen auch auf den Beipackzetteln von Medikamenten der Schulmedizin.

Grapefruit und andere Zitrusfrüchte vertragen sich beispielsweise nicht mit manchen Chemotherapien, Johanniskraut mindert die Wirksamkeit hormoneller Verhütungsmittel. Nebenwirkungen von Naturheilmitteln treten vor allem in Form von Allergien auf den natürlichen Stoff auf, insbesondere bei Lebensmitteln. Auch Unverträglichkeit kommt dabei in Frage, wenn es sich nicht um eine Allergie handelt. Die meisten Naturheilmittel sind allerdings gut verträglich.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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