Makrohämaturie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Färbt sich der Urin plötzlich rot bis rostbraun so spricht man von einer Makrohämaturie, also einer Blutbeimengung im Urin. Sie stellt immer einen ernst zu nehmenden Warnhinweis dar und sollte in jedem Falle durch einen Facharzt abgeklärt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Makrohämaturie?

Bei einer Makrohämaturie ist das Blut im Urin mit bloßem Auge sichtbar, anders als bei einer Mikrohämaturie. Geringe, nicht sichtbare Blutmengen können bei einem gesunden Menschen zwar durchaus im Urin vorkommen, jedoch stellen größere und vor allem sichtbare Mengen immer ein ernstzunehmendes Symptom einer möglichen Erkrankung dar.

Da eine Makrohämaturie oft schmerzlos verläuft, gerade bei Tumorerkrankungen, sollte sie nicht auf die leichte Schulter genommen werden und stets medizinisch abgeklärt werden.

Ursachen

Es gibt eine ganze Bandbreite an möglichen Ursachen für eine Makrohämaturie. Gerade bei jungen Menschen ist eine nicht ausreichend nachweisbare Ursache relativ häufig. Meist hören die Blutungen nach kurzer Zeit wieder von allein auf.

Bei Menschen ab 50 kann sich dahinter jedoch eine schwerwiegendere Erkrankung verbergen. Eine der gravierendsten ist eine Tumorerkrankung im Bereich der Nieren, der Blase oder auch der Prostata. Die geläufigsten Ursachen sind Verletzungen oder Entzündungen der ableitenden Harnwege oder der Nieren. Sie gehen meist mit starken Schmerzen einher. Weitere Ursachen können Nieren- oder Blasensteine, Polypen oder Fremdkörper sein.

In einigen Fällen können auch Medikamente sowie eine Störung der Blutgerinnung eine Makrohämaturie verursachen. Die zugrunde liegende Erkrankung beziehungsweise die Blutungsquelle kann nur ein Facharzt hinreichend klären. Da eine Makrohämaturie nicht unbedingt mit Schmerzen einhergehen muss, gilt die schmerzlose Form meist in erster Linie als krebsverdächtig, bis diese Erkrankung ausgeschlossen werden kann und eine andere Ursache gefunden wurde.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Blut im Urin kann nach schweren körperlichen Aktivitäten auftreten. Sportliche Trainingseinheiten können ebenfalls zu einer Überbelastung des Körpers führen und damit ein Platzen von kleineren Blutgefäßen im Unterleib verursachen. In diesen Fällen bildet sich das Blut im Urin in den meisten Fällen innerhalb kurzer Zeit zurück. Der Körper ist zu schonen. Ein Arztbesuch ist in diesen Situationen nur notwendig, wenn das Blut im Urin noch am Folgetag auftritt.

Bei einer Makrohämaturie kommt es häufig spontan und ohne einen ersichtlichen Grund zu Blut im Urin. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, da Verletzungen der inneren Organe vorliegen können. Treten weitere Beschwerden wie Schmerzen im Unterleib, ein Druckgefühl oder Schwellungen auf, ist ein Arzt zu konsultieren. Nimmt das Blut im Urin kontinuierlich zu, wird ein Arzt benötigt, der weitere Untersuchungen durchführt. Kommt es zu Beschwerden beim Wasserlassen oder einer auffälligen Veränderung der Urinmenge, muss ein Arzt aufgesucht werden.

Treten weitere Symptome wie Schwindel, Bewusstseinsstörungen oder ein erhöhter Blutdruck auf, ist ebenfalls ein Arztbesuch notwendig. Der Verlust der Blutmenge ist so groß, dass es zu einer Belastung des gesamten Organismus kommt. Menschen, die an einer Blutgerinnungsstörung leiden, sollten schnellst möglich einen Arzt aufsuchen, sobald sich eine Makrohämaturie einstellt.

Diagnose und Verlauf

Im Fall einer Makrohämaturie ist zuerst der Hausarzt aufzusuchen, welcher gegebenenfalls zum Facharzt der Urologie oder Gynäkologie weiter überweist. Tritt die Makrohämaturie plötzlich und stark auf, einhergehend mit starken Schmerzen, Fieber und schlechtem Allgemeinzustand, ist umgehend der Rettungsdienst zu rufen, da es sich hier um einen Notfall handeln kann.

Im Rahmen der Diagnostik findet in den meisten Fällen zuerst eine Urin- sowie eine Blutuntersuchung statt. So können bestimmte Ursachen wie Entzündungen oder Blutgerinnungsstörungen bereits untermauert beziehungsweise ausgeschlossen werden. Eine Anamnese kann hilfreich sein um mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten sowie Vorerkrankungen der Nieren und der Harnwege abzuklären.

Neben diesen Untersuchungen kann vor allem die Sonografie Aufschluss über die Ursache der Makrohämaturie geben. So können gegebenenfalls Blasen- oder Nierensteine sowie Fremdkörper oder Tumore erkannt werden. Ein weiteres diagnostisches Verfahren ist die Blasenspiegelung. So können Tumore der Blase und der Harnwege erkannt werden, ebenso wie Polypen oder andere krankhafte Veränderungen wie beispielsweise Verletzungen. Auch eine computertomografische Untersuchung der Nieren kann hilfreich bei der Diagnostik der Makrohämaturie sein.

Komplikationen

Eine Makrohämaturie kann zu verschiedenen Komplikationen führen. Zunächst kann das Blut eine Verstopfung der Harnwege verursachen und dadurch diverse Beschwerden auslösen. Akut kommt es zur Harnverhaltung mit starken Schmerzen, später kann es zum Harnstau und Nierenversagen kommen. Durch den Restharn in der Blase und den Harnwegen kann außerdem eine Harnwegsinfektion hervorgerufen werden, oft einhergehend mit der Entstehung von Blasensteinen. Bei einem schweren Verlauf kann daraus eine Blutvergiftung mit lebensbedrohlichen Komplikationen resultieren.

Weitere Komplikationen hängen von der ursächlichen Erkrankung ab. So ist Makrohämaturie in Folge einer inneren Verletzung ein deutliches Warnzeichen für Entzündungen und Anämie, während Makrohämaturie in Folge eines Tumors im Verlauf zu schweren körperlichen Problemen führen kann. Ist lediglich die Blutgerinnung gestört, deutet dies auf eine Fehlmedikation hin, die neben dem Blut im Urin zu weiteren Problemen führen kann.

Bei der Behandlung einer Makrohämaturie können die verabreichten Medikamente zunächst zu einer Verstärkung der Symptome führen. Dadurch wird das Risiko für obige Komplikationen erhöht, insofern keine anderweitigen Maßnahmen zur Stärkung der Harnwege (Blasentamponade u.a.) ergriffen werden. Ein chirurgischer Eingriff bringt weitere Komplikationen mit sich, die von der ursächlichen Erkrankung, dem Stadium der Makrohämaturie und der Konstitution des Patienten abhängen.

Behandlung und Therapie

Eine Makrohämaturie selbst ist nur ein Krankheitszeichen. Somit richtet sich die Behandlung nach der Krankheitsursache. Im Falle einer Entzündung werden in der Regel entzündungshemmende Medikamente sowie Antibiotika verschrieben. Je nach Zustand kann eine Überwachung im Krankenhaus erforderlich sein.

Sollten Medikamente die Blutungen verursachen, wird die medikamentöse Einstellung überprüft und geändert. Ebenso werden bei einer möglichen Blutgerinnungsstörung entsprechende Medikamente verschrieben. Harnsteine werden, je nach Entstehungsort mit sogenannten Spasmolytika, also krampflösenden Mitteln behandelt. Dazu wird eine reichliche Flüssigkeitszufuhr empfohlen, um die Steine leichter auszuscheiden.

Sollten die Steine bereits zu groß für eine natürliche Ausscheidung sein, werden sie mittels einer Schlinge oder aber einer Stoßwellenlithotripsie entfernt. Bei Letzterem werden die Steine mit Stoßwellen zertrümmert. Hierbei können allerdings Spätfolgen für die Nieren nicht ausgeschlossen werden.

Sollten Polypen die Ursache für die Makrohämaturie sein, werden diese meist minimalinvasiv entfernt. Schwieriger ist die Behandlung eines Tumors. Gutartige Tumore werden, je nach Lage operativ entfernt. Bei bösartigen Tumoren richtet sich die Behandlung zum einen nach Lage des Tumors, zum anderen nach dem Stadium der Krebserkrankung. Ein einzelner Tumor wird in der Regel chirurgisch entfernt.

Zusätzlich kann eine Strahlentherapie den Behandlungserfolg unterstützen, oder aber als Alternative zu einer Operation eingesetzt werden. Sollte der Tumor bereits Metastasen gebildet haben, gestaltet sich die Behandlung wesentlich schwieriger. Hier wird standardmäßig eine Chemotherapie eingesetzt, zusätzlich zu chirurgischen Eingriffen zur Entfernung des Tumorgewebes.


Aussicht und Prognose

Die Makrohämaturie kann durch verschiedene Krankheiten und Ursachen auftreten. Aus diesem Grund hängt der weitere Verlauf sehr starke von der genauen Ursache und der Grunderkrankung ab. Nicht in jedem Fall ist dabei eine direkte Behandlung möglich, die sofort zu einem positiven Krankheitsverlauf führt.

In den meisten Fällen tritt die Makrohämaturie durch einen Nierenstein oder durch Entzündungen in den Nieren auf. Die Beschwerden verschwinden dabei nicht von alleine und müssen auf jeden Fall von einem Arzt behandelt werden. In den meisten Fällen sind diese Beschwerden auch mit starken Schmerzen verbunden. Allerdings können auch andere Erkrankungen die Makrohämaturie verursachen.

Vor allem bei Krebserkrankungen ist möglicherweise die Lebenserwartung des Patienten durch die Makrohämaturie eingeschränkt. In den meisten Fällen können Nierensteine oder Entzündungen der Nieren durch Antibiotika und die erhöhte Einnahme an Flüssigkeit relativ gut behandelt werden. Dabei verschwinden die Beschwerden der Makrohämaturie in der Regel. Sollte ein Tumor für das Blut im Urin verantwortlich sein, so muss dieser entfernt werden. Der weitere Verlauf hängt allerdings vom Zustand des Patienten und von der Ausprägung des Tumors ab.

Vorbeugung

Eine Makrohämaturie selbst kann man selten vorbeugen, da sie lediglich ein Symptom darstellt. Einige Erkrankungen wie beispielsweise Nierenentzündungen oder Harnsteine lassen sich jedoch durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine ausgewogene Ernährung weitestgehend vermeiden.

Auch eine regelmäßige Entleerung der Blase beugt Entzündungen vor, da gefährliche Keime regelmäßig ausgeschwemmt werden. Des Weiteren sorgt eine gute Selbstbeobachtung dafür, frühzeitig mögliche Warnzeichen wahrzunehmen und so schlimmere Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen. Gerade bei Krebserkrankungen ist dies ein wichtiger Indikator.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
  • Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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